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Ist SEN ein "anständiger Staus"?
Gegenfrage: Was ist ein "anständiger Status"?

Ich versuche mal eine möglichst breite Antwort (ich habe leider nicht mehr den gesamten Thread im Kopf, vermutlich gibt es einige Wiederholungen):

Ein Vielfliegerstatus richtet sich - wie der Name schon sagt - insbesondere an Vielflieger. Also Menschen, die mehrere Male im Monat, oder sogar in der Woche, mit dem Flugzeug reisen.
Ich betone das hier so, weil es einige Mitmenschen gibt, die glauben, mit dem goldenen Kärtchen öffneten sich bei der Lufthansa (oder anderen Airlines) Türen, hinter denen sich paradiesische Zustände des Reisens verbergen. Und die dann für 2-3.000 EUR (das ist durchaus möglich) in ihrer Freizeit den Senator-Status erfliegen, um dann bei ihren sonstigen zwei bis drei Reisen im Jahr mit stolzgeschwellter Brust vier Stunden vor Abflug die Schleuse der Senatorlounge durchschreiten, um "kostenlosen" Leberkäse und mittelklassige Spirituosen zu konsumieren. Dann am Gate an den wartenden Passagieren vorbeistolzieren ("lassen sie mich durch, in bin Senator") und von der/dem Maitre de Cabin huldvoll die persönliche Begrüßung empfangen (falls der die Passagierliste richtig ausgedruckt hat). Auf dem Rückflug aus einer amerikanischen Großstadt wundern sie sich dann, dass dem Bodenpersonal der Status ziemlich egal ist und es im United Club nur Analogkäse, Salzbrezeln und alkoholfreie Sodas aus dem Coca-Cola Konzern gibt.
Es sei natürlich jedem gegönnt - ich verstehe nur den Zugang nicht. Für den Invest könnte ich jedesmal gemütlich am Flughafen Essen gehen oder ggf. sogar eine höhere Buchungsklasse wählen - und so die meisten Privilegien ganz automatisch erhalten.
Das soll aber nur eine Randbemerkung sein.

Ein "anständiger Status" ist für mich der, der mir bei meinem individuellen Flugverhalten die meisten Vorteile bringt. Und das macht sich eigentlich erst dann bemerkbar, wenn es Probleme gibt: Annullierungen, Verspätungen, etc. Denn hier behandeln die Airlines ihre Kunden strikt nach Status: Die mit der höchsten Buchungsklasse und dem höchsten Status zuerst, der statuslose Billigflieger muss erst einmal warten.
Ich muss mir also überlegen, was mir beim Reisen/Fliegen wichtig ist (und ob ich überhaupt auf eine signifikante Anzahl an Aufenthalten an den diversen Flughäfen komme). Viele offensichtliche Vorteile bekommt man innerhalb einer Allianz (wie die Star Alliance, zu der u.a. Lufthansa gehört) programmübergreifend. Bei der Star Alliance z.B. ist das der Status "Gold", der mit einigen garantierten Zusatzleistungen und Privilegien verbunden ist. Dazu gehören insbesondere Loungezugang, zusätzliches Freigepäck, Check-In bei den First Class Schaltern und frühzeitiges Boarding. Wer nur darauf Wert legt, ist in den allermeisten Fällen bei anderen Airlines besser aufgehoben (momentan wäre mein "Geheimtipp" hier Asiana Airlines). Das hängt aber, wie gesagt, von sehr vielen Faktoren ab (Anzahl und Art der Strecken, Buchungsklassen, Einlösungsmöglichkeiten der Prämienmeilen, usw.).

Für jemanden, der nicht an einem Lufthansa Hub (FRA, MUC) wohnt, viel innereuropäisch fliegt und mit teureren Tickets unterwegs ist, ist der Senatorstatus sicher ein anständiger Status. Für mich eher nicht.

Mal als Beispiel:
Ich persönlich bin seit etlichen Jahren bei United Airlines mit dem Goldstatus ausgestattet. Meine Gründe dafür:
- Ich fliege häufig (und gerne) in die USA, meistens von München (hier gibt es vier Flüge am Tag in die USA)
- Man sammelt selbst in der billigsten Buchungsklasse die volle Statusmeilenanzahl (im Gegensatz zu LH, wo es je nach Ticketpreis teilweise nur 25, 50 oder 75% der Entfernungsmeilen gutgeschrieben werden)
- Nach 50.000 Meilen erreicht man bereits den Star Alliance Gold Status (im Gegensatz zu 100.000 bei LH)

Die Vorteile durch den Goldstatus:
- Ich habe einen für mich sehr wertvollen Zeitvorteil, da ich beim Check-In am Schalter keine Wartezeiten einrechnen muss (da ich am First-Class Schalter einchecken kann)
- Ich habe bei Wartezeiten am Flughafen die Möglichkeit der Loungenutzung
- Ich kann als erster einsteigen und damit sicherstellen, dass mein Handgepäck noch in die Gepäckablage passt

Die Vorteile bei United:
- Ich kann schon bei der Buchung (ich fliege fast ausschließlich privat und in Economy) einen Sitz in der sog. Economy Plus auswählen. Das sind ca. 12 cm mehr Beinfreiheit. Bei meiner Größe von 1,85m ein nicht zu vernachlässigender Komfortgewinn (bei Lufthansa habe ich als Senator nur den Vorteil der sofortigen Sitzplatzauswahl inkl. Notausgang und ggf. bleibt der Sitz neben mir frei).
- Ich komme bei Flügen in Amerika häufig in den Genuss von automatischen Upgrades (United macht auf jedem inneramerikanischen Flug die First Class mit ihren Statuspassagieren voll - je höher der Status, desto wahrscheinlicher das Upgrade. Meine Quote mit dem höchsten Status [1K] die letzten Jahre lag hier bei 90%-so etwas gibt es bei Lufthansa gar nicht).

Für mein individuelles Flugverhalten ist ein Status bei United Airlines auf jeden Fall "anständig" - Lufthansa dagegen weniger.