Aber ich möchte dieses Thema - welches in vielen Uhrenforen regelmäßig aufflammt - differenzierter betrachten.
Nachdem ich zur Rolex Deutschland Vertretung im letzten Vierteljahr viele telefonische und ein paar persönliche Kontakte hatte, kann ich den ganzen Wust an Teilinformationen aus vielen Foren hier mal bündeln:
- Aufgrund der in Deutschland zu beachtenden Strahlenschutz-Vorschriften, müssen bei einer Reparatur/Revision in Deutschland alle radioaktiv phosphoreszierende Einzelteile ersetzt werden, das bedeutet alle Radium-Zifferblätter[SWISS], alle Zeiger, alle Tritium-Zifferblätter[T<25] und bei der Ur-GMT Master Ref. 6542 das evtl. noch vorhandene originale Bakelit-Lünetten-Inlay.
Diese Verordnung ist nicht zum Schutz der Uhrenträgers (durch das Glas dringt keine Beta-Strahlung mehr nach außen), sondern zum Schutz des Servicepersonals, sobald die Uhr geöffnet wird.
Das jeder Fluggast und das Bordpersonal bei einem Flug von Köln nach München einer wesentlich höheren radioaktiven Belastung ausgesetzt sind, wusste wahrscheinlich keiner der Politiker, die in einem Anflug intermittierender Debilität solche Gesetzentwürfe eingebracht haben...
Sollte jetzt eine deutsche konzessionierte Rolex-Servicewerkstatt bei irgendeinem Service auf Wunsch des Kunden eines der o.a. radioaktiven Einzelkomponenten nicht wechseln, ist das ein sehr, sehr grosszügiges Verhalten gegenüber dem Kunden mit stillschweigender bewusster Verletzung bestehender Gesetze. Der Kunde täte gut daran, solche Aktionen nicht "an die große Glocke" zu hängen, also auch nichts in einschlägigen Foren zu posten, sonst könnte das u. U. ernste negative Konsequenzen für den betreffenden Servicebetrieb haben.
Da in der Schweiz eine derart absurde Strahlenschutzverordnung nicht existiert gibt es hier den einzigen legalen Weg zur Erhaltung der Komponenten einer älteren oder Vintage-Rolex:
Die Uhr nach Köln zu Rolex Deutschland senden oder dort abgeben mit dem Auftrag, diese zum Werks-Service nach Genf zu senden. (Bei vielen Vintage-Uhren wie z.B. GMT-Master 6542 und sehr frühe 1675er geschieht das ohnehin automatisch, da selbst in Köln nicht alle Möglichkeiten zur 100%en Vintage-Instandsetzung vorhanden sind...)
In Genf wird die Uhr zerlegt und ein detaillierter Kostenvoranschlag erstellt, da erst durch die Komplett-Zerlegung festgestellt werden kann, welche Werkteile nur gereinigt und welche aus Verschleißgründen ersetzt werden müssen. Der Kostenvoranschlag enthält einen kompletten Reparatur-Vorschlag und geht über Rolex Deutschland zur Auftragsvergabe vorbereitet dem Kunden zu. Auf einen solchen Kostenvoranschlag warte ich ganz aktuell. Sollte der Kunde Abstand vom Auftrag nehmen, so entstehen ihm Kosten für den Aufwand in Höhe von 250 € + MwSt- = 297,50 €.
Und jetzt wird es spannend: "Reparatur-Vorschlag"...
Vorausgegangen war folgender Fall:
http://www.r-l-x.de/forum/showthread...14#post4467914
http://www.r-l-x.de/forum/showthread...94#post4479594
Die Kölner Uhrmacher konnten schon 100% mitteilen, dass Blatt und Zeiger auch in Genf auf jeden Fall gewechselt werden. Rolex legt da ganz hohe Maßstäbe an. Mag manches Aging noch so schön erscheinen; wenn es bröckelt oder etwas nachweislich Schaden genommen hat, sagen selbst die Genfer "njet". Die regenbogenartige Verfärbung der Krone und des ROLEX-Schriftzuges sind in meinem Fall nicht auf die eingedrungene Feuchtigkeit, sondern lt. Rolex auf sehr starke Erhitzung zurückzuführen (da wollte wohl jemand die GMT schnell trocken bekommen...), vielleicht - so meine Vermutung - sogar ein Resultat des aggressiven Radiums. Und nur ein paar Jährchen weiter kann dann womöglich schon so etwas eintreten:
Deshalb bin ich in diesem Fall mit meinem Ingenieur-Kollegen Lars völlig d'accord ! Bevor schlimmeres passiert und die Uhr im wahrsten Sinne des Wortes zu "Kernschrott" wird, auf jeden Fall alles erneuern lassen !
Es gibt wunderschöne Service-Dials für die alten Schätzchen, die den Look einer Radial-Dial haben und eben auch als Service-Blatt dann sehr selten sind!
Hier eine 1675 von 1962 mit einem solchen Serviceblatt!
Um beim Oldtimer-Gleichnis zu bleiben: Was nützen die schönsten mechanischen Fensterheber-Kurbeln, wenn die Mechanik hinüber ist...dann lieber doch elektrische....
Das einzige, dem ich etwas nachtrauere ist nicht mal so sehr dem GILT Dial, aber der sehr anmutigen Minuterie, denn diese war Erkennungsmerkmal einer bestimmten Produktionsepoche. Aber sei's drum!
Jetzt aber zum Tritium: Das agiert, wie man bei der großen Mehrheit der Blätter feststellen kann, weit weniger agressiv, als das Radium. Wer abends oder nachts jetzt nicht gesteigerten Wert auf "Spot an" legt, dem rate ich, Blatt und Zeiger (soweit keine erheblichen Schäden) zu behalten und sich noch einige Jahre an der schönen vanillefarbenen Patina zu erfreuen. Allerdings ist die Wartezeit bei einer Revision/Reparatur in Genf um einiges länger, als bei Rolex in Köln und dürfte kostenmäßig auch etwas teurer sein.
Ach so: Apropos "freie Uhrmacher"...es soll ja Leute geben, die sich einen Porsche haben und ihn dann beim Inhaber seiner Freien Tankstelle im Dorf reparieren und warten lassen...![]()
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Baum-Darstellung
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05.10.2014, 18:00 #33ehemaliges mitgliedGast
Ihr habt alle Recht!
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