Matthias, ich denke, Du vermischst hier zu viele Dinge miteinander.
In erster Linie handelt es sich hier um einen Wohnungseinbruch. Sowas steht nicht in Verbindung mit einem Trickdiebstahl, einer sexuellen Belästigung oder einem Banküberfall.
Klammern wir doch die anderen schlimmen Dinge einmal aus und halten uns fokussiert den geschilderten Wohnungseinbruch vor Augen.
Was heißt es denn überhaupt konkret, wenn man einem Opfer "selbst schuld" vorwirft?
Wir kennen doch überhaupt keinen Hintergrund und keinerlei Umstände des Geschehens, zumindest mir sind sie nicht weiter bekannt.
Vielleicht fand der Einbruch im Wochenendhaus des Geschädigten statt, wo er nur seine 60 Uhren herumliegen hat, die er ohnehin so gut wie nicht mehr trägt, weil sie ihm eigentlich gar nicht mehr gefallen. Seine "Kernsammlung" mit weiteren 300 Uhren befindet sich dagegen an seinem Hauptwohnsitz und ist sicher in Tresor untergebracht.
Vielleicht hat der Geschädigte auch eine geniale Versicherung und zahlt dafür horrende Beiträge, die ihm einen Rundumschutz auch ohne Tresor bieten. Oder er hat gar keine Versicherung, weil sie ihm zu teuer war. Oder, oder, oder...
Vielleicht diente die installierte Videoüberwachung zu Beobachtung seiner Haustiere, wenn Herrchen und Frauchen unterwegs waren. Oder er hatte sie installiert, weil er den Verdacht hegte, dass sein Sohn heimlich eine seiner heißgeliebten Uhren trägt.
Vielleicht ist er top versichert, aber die Versicherung wird nicht bezahlen, weil er die Kellertür hat offen stehen lassen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht...
In jedem Fall hätte man diese Misere mit relativ wenig Aufwand zumindest in diesem Ausmaß durchaus verhindern können.
Natürlich ist es schlimm, dass man seine Wertsachen in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr offen herumliegen lassen kann, ohne Frage. Aber ein gewisses Maß an Verantwortungsbewusstsein gehört nun mal zum Leben dazu. Und zwar in vielen Bereichen, nicht nur den materiellen Besitzstand betreffend.
Im übrigen bedeutet zumindest für mich der Begriff "selbst schuld" -den ich persönlich übrigens hier nicht verwendet habe- nicht gleich, dass einem die volle Schuld trifft. Aber eine gewisse Teilschuld ist hier nicht von der Hand zu leugnen. Wenn ich mein Auto doof an der Ecke parke, darf ich mich auch nicht ärgern, wenn ein anderer daran hängen bleibt. Isso.
Und "selbst schuld" würde ich auch nicht gleich mit Empathielosigkeit verbinden. Man kann durchaus auch Mitleid für jemanden empfinden, auf den dieses Attribut zutrifft.
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24.08.2018, 20:04 #11Peter

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