Pleuel, Kurbelwelle usw. sind meines Wissens nicht aus austenitischem Stahl.
Der wesentliche Unterschied zwischen den von dir beschriebenen ferritischen Stählen und den austenitischen Stählen ist, das dieses Gefüge hier schon bei Raumtemperatur vorliegt und damit die Eigenschaften ziemlich ändert.
Ich sehe auch, dass ich einen Denkfehler hatte, da der austenitische Stahl auch durch Kaltverformung verfestigt wird. Die von dir beschriebene Kaltstauchung ist bei diesen Stählen aber nur bedingt möglich.

Zitat Zitat von Chefcook Beitrag anzeigen
Rekristallisationsglühen ist auch kein digitaler Prozess, bei dem es Schwups macht und plötzlich hat sich das verformte Gefüge schlagartig durch neu gebildete Körner ersetzt. Kühlt man nach dem Gesenkschmieden langsam ab, lässt man durchaus Zeit zu Kornneubildungen, kühlt man schnell ab, eben nicht. Genauso hat beim nachträglichen Rekristallisationsglühen Temperatur und Dauer gewaltigen Einfluss auf das Ergebnis. Mitnichten werden dadurch die Gefügeveränderungen durch die Umformung egalisiert. Oder anders gesagt: Wenn das der Fall ist, dann hat der Verarbeiter keine Ahnung davon, was er tut.
Richtig, du beschreibst wie wir von Ferrit zu Zemtit und wieder zurück im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm kommen. Da das Loch für den Tubus wahrscheinlich nicht gestanzt wird, ist eine gewisse Spannungsfreiheit wünschenswert, da die Bohrung sich sonst verzieht.

Zitat Zitat von Chefcook Beitrag anzeigen
Wäre es so, wie Du sagst, dass grundsätzlich immer vollständig spannungsarm geglüht werden muss, würde weder Schmieden noch Härten funktionieren.
Nein, aber für größere spanende Bearbeitung (Bohrung) ist es ratsam, da sich das Material verformt. Deswegen wird in der Regel erst bearbeitet und dann gehärtet.