Zitat Zitat von arthur030 Beitrag anzeigen
...
Ich hatte gehofft auch mal was von den Leute zu hören, die Anfangs auch mit größeren Maschienen angefangen haben um deren Weg und Meinung zu hören. Waren hier ja auch ein paar dabei.
...
Hier, Grüße von meiner Frau. Sie hat auf einer Suzuki Bandit 1200 angefangen und sagt darüber heute, dass das die dämlichste Entscheidung ihrer Motorradkarriere war. Mein Cousin hat mit 26 auf ner GSX-R 750 angefangen und sagt, dass er froh ist, dass er das überlebt hat.

Ich hab aufm Mofa angefangen, bin dann 50er, dann 125er, dann 250er gefahren. Immer Zweitakter, immer gut 15-18tkm im Jahr, davon zwischen meinem 20 und 25 Lebensjahr sehr regelmäßig auf Rennstrecken und zuvor zwei Jahre mit dem Rennroller auf Kartstrecken. Stürze gabs auch, zweimal auf der Straße (einmal selbst schuld, ein mal unverschuldet) und unzählige auf der Rennstrecke.
Dann kam mit meiner damaligen Freundin und jetzt Frau ein Viertakter ins Haus, weil ihr meine Zweitakter zu sehr gestunken haben. Das war ne Aprilia Tuono. Die fand ich absolut geil und vermisse sie, war zu dem Zeitpunkt aber schon deutlich sechsstellige Kilometer Zweirad in meinem Leben gefahren. Meine Frau, damals selbst schon einige Jahre auf dem Motorrad, sagt aber über die Tuono, dass sie zickig, fies und unfahrbar ist, weil zu viel Leistung und zu ruppig im Einsatz der Leistung.
Zwischendurch gabs noch eine Yamaha YZF-R6 und ganz kurz ne Honda Fireblade. Das waren die dämlichsten Misthaufen, die ich je hatte. Für die Straße schlicht unbrauchbar. Bescheidene Leistungscharakteristik, stink langweilig zu fahren, sofern man nicht tempomäßig mit einem Fuß im Knast und mit dem anderen im Grab stand. Die R6, so hatte ich mir eingeredet, würde Spaß machen. Die Fireblade hatte ich zu günstig um wahr zu sein gekauft und nach kosmetischer Auffrischung als Spekulationsobjekt wieder abgestoßen. Beide habe ich kein Jahr behalten
Heute fahre ich wieder Zweitakter (Achtelliter) und wundere mich über die ganzen Schisser, die sich nicht trauen mit ihren Superbikes das Gas auf zu machen und ziehe mit meinem 45-PS-Mofa flott vorbei.

Die S1000RR bin ich schon zur Probe gefahren, auch aktuelle Yamaha R1 eines Freundes und ne jetzt nicht mehr frische Duc 1198 R.
Ich bin jetzt nicht der unerfahrenste Pilot, aber das sind Motorräder, die ich und meiner Meinung nach auch die Welt nicht braucht. So geil die aussehen und technisch reizvoll sein mögen, so unbrauchbar sind diese Motorräder auf der Straße. Vorallem für einen Anfänger, der nicht nur mit der vielen Leistung, sondern auch mit anderen Verkehrsteilnehmern und Straßen ohne Auslaufflächen klar kommen muss. Die Fahrleistungen sind jenseits von gut und böse und erfordern so viel Routine, Reaktionsfähigkeit und Gefühl für das Verhalten von Zweirädern, dass das schlicht nichts für ungeübte Hände ist. Und vergiss Zurückhaltung! Zurückhalten kann sich keiner für mehr als die ersten drei Fahrten. Ist Leistung da, wird sie benutzt.

Meine Tuono war von Kaemner etwas leistungsgesteigert und hatte rund 135 PS an der Kupplung laut Prüfstand. Rückblickend bin ich der Meinung, dass selbst das schon mehr als grenzwertig viel war. Da gab es mehr als eine Situation, in der die Leistung zu viel war. Wohlgemerkt fehlten der Tuono 40-50 PS auf die Klasse Motorrad, die Du Dir aussuchst!
Laut GPS hat die Tuono für knapp unter 10 Sekunden von 0 auf 200 gereicht. Das ist dann ein Kampf mit steigendem Vorderrad, mangelnder Traktion und anderen Widerständen ist, denen man sich als kleiner, weicher und verletzbarer Mensch gar nicht aussetzen sollte, wenn man nicht vollkommen schwachsinnig ist.

Das ist kein Supersportwagen, in den man einfach einsteigt, die Launch Control einschaltet und aufs Gas latscht, ganz egal wie viele Fahrhilfen die Motorräder heute haben. Ne Wheelie-Kontrolle oder Traktionskontrolle am Motorrad ist toll, aber das ist nicht so, als würdest Du im Auto ein Lämpchen blinken sehen. Wenn bei nem 180 PS Superbike die Traktionskontrolle zu meckern beginnt, kämpfst Du statt mit dem rutschenden Hinterrad einfach mit der auch nicht angenehmen Lastwechselreaktion und dem unerwarteten Verhalten des Motorrads.
Fahrhilfen beim Motorrad bewahren Dich nicht vor Unheil, sie schieben es nur für ein paar Zehntelsekunden auf. Bei einem geübten Fahrer reicht das dann, um das Motorrad wieder zu fangen. Ein blutiger Anfänger kriegt in aller Regel schiss und legt sich infolgedessen mal ab.

Fahr mal ein Motorrad mit gut 70-80-90 PS, sportlicherem Fahrwerk und geringem Gewicht ausgiebig probe. Die rennen schon gewaltig und in der Leistungsklasse bekommst Du auch schon unaufgefordert Wheelies durch zu viel Dampf beim Beschleunigen serviert.
Die Leute hier haben schon recht, wenn sie aus eigener Erfahrung sagen, dass Bescheidenheit in der Wahl der Leistungsklasse am Anfang pure Klugheit ist.