Wir sind grad auf Elba und in der Toscana unterwegs mim 126er. Der hat bisher auch tadellos abgeliefert. Nur heute ging dann auf einmal das hintere Fenster nicht mehr hoch. Motor lief bei Tastendruck, aber keine Funktion. Geil, dauergeöffnetes Fenster in Italien lässt mal jeden Klischeealbtraum vor dem geistigen Auge ablaufen.

Wir dann ins malerische Livorno zum Mercedes Konzi. Ich hab keine guten Erfahrungen mit alten Benzen bei Konzessionären und ich hab garkeine guten Erfahrungen mit Benz-Konzessionären im Ausland. Ich seh uns schon mit so nem räudig folienbewehrten Seitenfenster durch die Schweiz fahren.

Das Duolingo-Italienisch wird mächtig auf die Probe gestellt. Ne mittlere Pizza mit Champignons ordern ist das eine, aber dem jungen Mechanikerazubi mitteilen, dass sich das hintere Fenster auf der Beifahrerseite nicht heben lässt und der Motor bei Tastendruck zwar läuft, aber die Scheibe nicht hochgeht, kam bislang in keiner Übungseinheit vor. Während ich am negoziieren war, bekamen Frau und Hund Espresso und Wasser und nach 20 Minuten - wir hatten keinen Termin - war unser Problem zwar nicht gelöst, aber wir hatten die Visitenkarte der werksinternen Akademiewerkstatt, 8 Fahrminuten entfernt, nebst einem direkten Termin in der Hand. Der dargebotene Fuffi wurde empört abgelehnt.

Die Akademie dann eine ziemlich grosse Musterwerkstatt in einem eher schäbigen Industriegebiet. Buntes Programm: 123er Benze, paar alte Porsche, Ferrari 328, paar G-Klassen. Insgesamt 20 Autos, emsiges Treiben, Boden so sauber, dass Du davon essen könntest, zuckersüße Cougar-Assistentin und ein übertrieben attraktiver Werkstattleiter. Der Besitzer - Celentano meets Hesselbach - kommt knorrig, aber nicht gänzlich abweisend auf uns zu, streichelt den Micki, läuft auf den Benz im Hof zu, hält inne, streichelt versonnen über den Heckkotflügel, öffnet und schliesst sanft die Fahrertür und holt 2 Azubis bei, damit die sich des Problems annehmen. Um 18 Uhr können wir wiederkommen. Gesagt, getan. Er schildert uns das Problem, Fenster ist wieder fixiert und ausser Funktion gesetzt, weil das Teil nicht auf Lager war, drückt uns das defekte Teil nebst Bestellnummer für das Ersatzteil in die Hand, Öl ist aufgefüllt, Wasser auch.

Italiener lieben Hunde und Kinder. Typen wie ich - dicke, weisse Dorfis aus Deutschland mit alten, ebenso dicken Autos und komischen Uhren - hingegen sind im Urlaub das perfekte Opfer. Ich hab ein Problem, dass nur du lösen kannst, ich hab ein extrem enges Zeitfenster und meine Frau hat keinen Bock, hier zu sein - im Prinzip kannst du alles von mir abknöpfen und ich hätts dankend bezahlt. Und was ruft der auf? Nix, keinen Cent. Keinen Tip, keine Schwarzgeldkasse, nix. Keine Chance.

Bin immer noch ziemlich sprachlos.