@Bandito
Hallo Martin,
das Buch von Caroline Sermier & Giulio Papi, das du erwähnst, ist tatsächlich ein sehr schönes, dennoch wirkt das Vorwort auf mich wie eine Marketing-Botschaft, die dem Leser die schöne, neue Welt der industriellen Finissierung schmackhaft machen will. Da du den zitierten Textauszug (vgl. #23) vermutlich nur überflogen hast, wiederhole ich mich jetzt:
„Mit diesem Werk möchten wir ganz absichtlich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es ‚industriell’ gefertigte Finissierungen gibt, die unter der Bezeichnung „Handwerk“ verkauft werden.“
Dieser Satz ist eine Mogelpackung und macht sich nicht einmal die Mühe, dies zu verbergen. Auf einen anderen Produktbereich übertragen, könnte er folgendermaßen lauten:
Mit dieser Schokolade möchten wir ganz absichtlich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es „industriell“ gefertigte Chemikalien gibt, die unter der Bezeichnung „naturidentische Aromastoffe“ verkauft werden.
Weiter heißt es:
„So ist es nur recht und billig, dass der Kunde korrekt über die tatsächlich angewendeten Finissierungsverfahren aufgeklärt wird.“
Die Realität ist offenbar eine andere (vgl. #1):
Zitat:
Zitat von
JamesMcCloud
(...) Nach mehreren freundlichen E-Mails (Inhalt in Kurzform : "Welche Form von Handfinissage lassen ihren Standardkalibern angedeihen") welche alle keiner Antwort seitens AP würdig waren (was für ein Service!)
und mehreren Telefonaten mit der AP Servicehotline (niemand war zuständig), konnte ich doch noch Kontakt zu AP Uhrmachern herstellen.
Diese Uhrmacher (die sehr freundlich waren) , einer hatte bei AP in der Produktion (ua. der 3126 Kaliber) gearbeitet , sagten zu mir , dass sämtliche Standardkaliber wohl vollständig (!) maschinell finissiert sind . Wirklich genaue Angaben , zb. ob vielleicht nicht wenigstens eine Handfinissage Technik (zB. Perlage) angewendet wird , konnte aber auch niemand machen (nur das "früher" einmal "manches" händisch ausgeführt wurde). (...)
„Recht“ kann dies dem Kunden wohl kaum sein. Wenigstens „billig“ ist es – für den Hersteller:
„Audemars Piguet und einige andere Uhrenmanufakturen der Haute Horlogerie sind der Überzeugung, dass Uhren mit Komplikationen eine „handgefertigte” Verzierung verdienen. Andere wiederum meinen, eine „industrielle“ Finissierung sei vollkommen ausreichend. Der Unterschied im Zeit- und Kostenaufwand ist dabei beträchtlich. Er kann bis zu einem Drittel des Preises einer Uhr ausmachen!“
Bezeichnend in diesem Zusammenhang finde ich das Wort „verdienen“: Verdienen Uhren ohne Komplikationen folglich keine „‚handgefertigte’ Verzierung“? „Vollkommen ausreichend“ sind bekanntlich auch mechanische Uhren mit ETA-Kaliber. Und was verdient der Käufer? Jedenfalls genug, um sich eine in einer „MANUfaktur“ gefertigten Uhr für einen fünfstelligen Euro-Betrag leisten zu können. Über das schließlich, was AP für ein solches Geschäftsgebahren verdient, kann sich jeder selbst ein Urteil bilden. Er muss dafür nicht einmal in einer „Mission“ „unterwegs“ sein ...