Ich war ja in der Vergangenheit ein Verfechter von "alles nach Gefühl" und schmeckt trotzdem.

Aber nun bin ich seit ein paar Monaten auf dem Trip nur noch hell und immer heller zu trinken und dabei jeden Shot zu wiegen.
Der Espresso ist, wie ich finde, enorm viel besser und konsistenter geworden und ich bin auch exakter bei der Mühleneinstellung geworden.
Durch das ständige Wiegen habe ich jetzt besser im Gefühl wie weit ich drehen muss, wenn der Espresso 10sek zu schnell in der Tasse ist.

Wenn ich sehe wie lange der Espresso braucht in den ersten Sekunden weiß ich meisten auch gleich wo es hin geht bzw. ob ich noch in der Toleranz bin.
Die Zeit nehme ich nur einmal am Tag morgens oder wenn ich das Gefühl habe, dass was nicht stimmt. Bei der Zeit bin ich auch nicht so sklavisch. 3 sek rauf oder runter toleriere ich mehr. Ohne Waage würde ich das vielleicht auch sehen, aber eben nicht so gut, glaube ich.

Der Workflow ist aktuell ok für mich.
Dosing Cup tarieren, ins Cup mahlen, wiegen und nachmahlen bis ich beim gewünschten Gewicht bin (meistens ein paar Mal ), vom Cup in den Siebträger kippenund tampern, Flush, Siebträger einspannen, einmal über den Rost wischen, Waage und Tasse platzieren, Bezug starten und nebenbei auf die Zeit in der LM App schauen oder eben nur bis Ziel auf der Waage laufen lassen. Also eigentlich schon fast Single Dosing, nur dass eben die Bohnen im Hopper sind.

Aber nachdem ich ja zur Zeit alle drei Tage ne neue Sorte in der Mühle habe macht das bei mir sicherlich auch mehr Sinn als bei Leuten mit immer den gleichen Bohnen im Hopper.

Ausserdem hat sich ja mein Anspruch und Geschmack verändert.
Ich versuche nun wirklich was aus den Bohnen raus zu kitzeln und spiele mich da mehr in verschiedene Richtungen, um z.B. die blöde Erdbeere herzubekommen.
Wenn ich da nicht jedes Mal wiege und die Zeit nehme dann sehe ich ja nicht die Veränderung, bilde ich mir ein.

Heute bin ich also bei meinen Shots immer ein wenig feiner gegangen und siehe da, auf einmal hatte ich Cappucino doch einmal kurz den Moment von der Milchschokoldade und der Erdbeere beim La Montana. Nur ein Hauch, aber mir scheint es in die richtige Richtung zu gehen.

Also ich kann es nur empfehlen und es zeigt mir wieviel Potenzial ich über die Jahre verschenkt habe, weil ich mich dem verweigert habe.
Wahrscheinlich wird sich das wieder ändern, wenn ich mal konseuent bei einer Röstung bleibe und das Gefühl dafür entwickelt habe.
Aber aktuell empfinde ich es als sehr hilfreich.

Aber ich bin ja auch noch nicht so lange so tief dabei. Quasi spät doch noch zum geläuterten Anfänger geworden.