TEIL 1:

Begonnen hat alles vor wenigen Jahren, als mir meine Mutter kurz und schmerzlos die Uhr meines längst verstorbenen Großvaters in die Hand drückte. Nicht etwa im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, wie man es sich in solch einem für den Uhrenfreund bedeutenden Moment wünscht, sondern mit den Worten: "Du hast doch dieses Uhrenhobby, vielleicht kannst Du etwas mit der Uhr anfangen - funktioniert aber seit Kurzem nicht mehr".

Ok, da war sie dann, die Uhr meines Großvaters. Klein, dreckig und defekt. Alles andere als ein Traum. Aber erste Emotionen konnte sie schon wecken.







Der Hersteller war mittels Lupe schnell identifiziert: LACO in Pforzheim.
Ok, die gibt es noch, waren gleich die nächsten Gedanken... die Uhr kommt also aus einer traditionsreichen deutschen Uhrenfabrik...

Die nächsten Gedankengänge brauche ich Euch nicht schildern. Vor meinem geistigen Auge zeichneten sich bereits prall gefüllte Ersatzteilager in LACOs Kellerräumen ab. Der Entschluss stand fest: Auch wenn es den monetären Werk der Uhr wahrscheinlich bei weitem übersteigt, die Uhr kommt nach Pforzheim zu LACO. Wollen wir doch mal sehen, wie der Vintage-Service in der Schmuck- und Uhrenstadt ist. Muss ja nicht immer Schaffhausen oder Biel sein...

Gedacht getan: Zusammen mit einem netten Begleitschreiben, in dem ich mein Anliegen schilderte und auf die für mich besondere Bedeutung der Uhr hinwies, ging die Uhr zu LACO. Natürlich hatte ich genaustens aufgelistet, was alles an der Uhr original bleiben soll und was ersetzt werden könne. Schließlich ist man ja kein reiner Anfänger mehr...

In Pforzheim bin ich auf ein freundliches und kompetentes Team gestossen: Nach einigen Woche erhielt ich einen KVA sowie Antworten auf die vielen Fragen, die ich zur Historie der Uhr gestellt hatte.

Es handelt sich um eine LACO Sport, ca. aus 1950. Ein Uhrenmodell mit Tradition, wie ich erfahren habe.
- Referenz 4338
- Durchmesser ca. 28mm (ohne Krone)
- Wasserdicht, drucksicher und antimagnetisch
- Werk: LACO 526 (= Durowe 410), Handaufzug, 16 Steine, Gangreserve ca. 40h, Dm = 23,3mm, H = 4,9mm

Leider führt man bei LACO keine Stammbücher zu ausgelieferten Uhren. Wo mein Opa diese Uhr gekauft hat, bzw. an welche Verkaufsstelle die Uhr geliefert wurde, konnte demnach nicht ermittelt werden.

Einige Wochen und einen wirklich sehr günstigen Kostenbetrag später, erhielt ich meine Uhr zurück.
Das Ergebnis hat mich beeindruckt. Das hässliche Entlein hat sich in einen kleinen, aber durchaus sehenswerten Vintage-Schwan verwandelt.
Aber seht selbst:






























An dieser Stelle könnte könnte die kleine Geschichte um die Großvater-Enkel-Uhr eigentlich enden. Tut sie aber nicht. Sie fängt fast erst richtig an!




TEIL 2:

Wie vom Blitz getroffen las ich vor knapp 1 1/2 Jahren in der CHRONOS, dass LACO die Modellreihe Sport wieder aufleben lassen möchte. Schöner Zufall dachte ich mir, ein noch schönerer Zufall wurde es, als ich das Zifferblattdesign der neuen LACO Sport gesehen habe: Pate stand eindeutig das Zifferblatt, das auch in der Uhr meines Großvaters verbaut war! Dabei gab es die LACO Sport in den 50er-Jahren bestimmt mit einer ganzen Reihe von Zifferblättern.

Eine Mail an LACO zwecks Abklärung der Lieferfähigkeit wurde zum damaligen Zeitpunkt leider negativ beantwortet. Es sollten noch Monate vergehen, bis das neue Sportmodell auch wirklich ausgeliefert werden konnte. So geriet die Uhr bei mir leider etwas in Vergessenheit. Was im Übrigen auch damit zu tun hatte, dass LACO die Uhr nicht weiter beworben hat. Ein kümmerlicher Auftritt im LACO Online Shop, gepaart mit ebenso kümmerlichen Bildern (sorry LACO...) ist alles, was der Uhr seitens des Herstellers zugedacht wurde und wird (!!!).

Den Besuch auf der diesjährigen BASELWORLD nutzte ich dann zu einer ersten direkten Kontaktaufnahme mit der Uhr. Dort hatte ich dank eines netten Sammlerfreundes eine Eintrittskarte. Da Großvaters alte LACO Sport zu diesem Zeitpunkt schon in Pforzheim angekommen war, hatte ich gleich einen Anknüpfungspunkt, mich persönlich vorzustellen. Das folgende Gespräch verlief in einer sehr angenehmen und freundlichen Atmosphäre.

Und was kam dann? Natüüüüürlich - die Uhr wurde bestellt!



Hier ist sie nun, meine Neue-alte-Großvateruhr, die Enkeluhr:
LACO Sport, Ref. 861498
- Edelstahlgehäuse poliert / gebürstet
- Saphirglas oben / unten
- Verschraubte Krone mit Logo, 100m wasserdicht
- Werk: Selitta SW200, Automatik



























Wie Ihr auf den Bildern sehen könnt, ist die Uhr wirklich klasse verarbeitet! Gehäuse sauber berarbeitet, Zifferblatt einfach, aber dennoch präzise bedruckt. Das Werk dürfte Selitta Standard sein. Ein schöner Edelstahlboden, der diesen Anblick verdeckt, hätte mir persönlich auch besser gefallen. War aber leider nicht lieferbar. Leuchtmasse ist dick aufgetragen, lässt sich im Dunkeln prima ablesen.

Und dann hat die neue Uhr eines, was man bei Neuuhren nicht so ohne weiteres findet: Einen unglaublichen Vintage-Charme - was natürlich auch mit am Band liegt.

Noch ein paar Worte zum Milanaiseband:
Das habe ich auf Extrawunsch montieren lassen. Schon beim ersten Anblick der Uhr wusste ich, die Uhr schreit förmlich nach einem solchen Band. Bei LACO hat dies anscheinend noch niemand entdeckt... Die Uhr wird serienmässig mit einem sehr sehr einfachen Lederband (sorry nochmals LACO, das geht gar nicht) oder mir einem nicht minder einfachen Edelstahlband geliefert.
Zufällig hatte man am LACO Stand in Basel ein 22mm Milanaiseband zum Vorzeigen da (am Handgelenk des GF, getragen an einem Fliegerchrono) - der Hammer, das Band. Wirklich erstklassig verarbeitet und wie für meine Uhr gemacht.




TEIL 3:

So, nun waren also Großvater- und Enkeluhr vereint. Eine unglaubliche Geschichte für mich. Aber einfach so die neue Uhr tragen? Die Story hatte doch so emotional begonnen, da sollte die neue LACO Sport nicht einfach auf dem Friedhof der Zwischenreferenz enden.

Ich habe dann einen ganz besonderen Zeitpunkt ausgewählt, um diese Uhr das erste mal zu tragen: Den Tag meiner Hochzeit, Samstag vergangene Woche. IWC, JLC, Zenith oder Omega mussten an dem Tag passen, die LACO wurde meine Hochzeitsuhr!

Jeder Blick auf die Uhr ließ mich an diesem Tage an meinen Großvater denken, der schon vor vielen vielen Jahren gestorben ist und mit dem ich gerne mehr Zeit verbracht hätte. Seine kleine LACO hatte an diesem Tage übrigens auch begleitet: In der Innentasche meines Hochzeitsakkos.




Friedlich und glücklich vereint: Großvater und Enkel



























Zu LACO

Lasst mich abschließend noch ein paar Gedanken zur Firma LACO by LACHER verlieren, der Erich Lacher GmbH.

Jüngsten Meldungen zufolge hat die Firma wohl Insolvenz angemeldet. Dies finde ich insbesondere für die vielen Mitarbeiter schade und bedauerlich. Mit einigen hatte ich persönlichen Kontakt.

Mir steht es nicht zu, darüber zu spekulieren, was bei LACO in der Vergangenheit alles falsch gelaufen ist. Das Haus hat ja ohnehin eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Die Wirtschaftskrise hat die Situation bestimmt auch noch einmal verschärft.

Aber warum lässt man bei LACO die wirklich tollen Uhren so dermassen lieblos im billig gemachten Online Shop vergammelt? Schlechte Bilder, wenige Informationen zu den Uhren. Auch die Printmedien, die auf der Baselworld verteilit wurden, waren nicht besonders aussagekräftig. Für die LACO Sport gibt es glaube ich noch nicht mal ein Prospekt.

Leute, Eure Uhren haben besseres verdient! Sie brauchen sich nicht hinter den Mitbewerbern verstecken. Und was Historie der Uhren betrifft ist man manchem Hersteller sogar meilenweit überlegen!

Ich kann nur hoffen, dass es mit LACO weitergeht. Mit etwas professionelleren Zügen, was die Vermarktung der Produkte anbelangt. Es macht sich nicht jeder Kunde vor dem Kauf die Mühe, den Hersteller auf der Baselworld zu besuchen...


THE END!