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  1. #1
    PREMIUM MEMBER Avatar von Bullit
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    Abschnittsreparatur

    Wie ja vielleicht einige in einem anderen Thread mitbekommen haben ist mir neulich beim Öffnen meiner 16600 aufgefallen, dass das Sperrrad nicht mehr verschraubt war und die zugehörige Schraube lose im Werk rumflog. Nach einem etwas genaueren Blick stellte sich heraus, dass die Schraube abgebrochen war. Erstaunlich, da diese Verschraubung ja eigentlich nur eine Verliersicherung darstellt. Der abgebrochene Teil liess sich beim besten Willen nicht herausdrehen. Was also tun?

    Die Uhr ist 12 Jahre alt, somit wäre eine Zerlegung und Reinigung mal angesagt. Hab ich aber gerade keine Zeit dafür, da stehen noch 3 andere Projekte weiter oben auf der Warteliste und dann kommt die Sommerpause. Das ganze Jahr auf die Dweller verzichten mag ich aber auch nicht. Daher der Entschluss: Abschnittsreparatur.

    Deckel auf, 2 Schrauben raus und die Automatikgruppe runternehmen.

    01.JPG


    Das Sperrrad kann ohne Entfernen einer Schraube entnommen werden.

    02.JPG


    2 weitere Schrauben raus und die Federhausbrücke entnehmen.

    03.JPG


    Und schon liegt das Federhaus frei. Das nenn ich mal eine servicefreundliche Konstruktion.

    04.JPG

    05.JPG


    Der Plan war eigentlich, nur den Federkern zu ersetzen. Aber dann zeigte sich beim Öffnen des Federhauses das hier.

    06.JPG


    Bäähh. Also raus mit der Feder.

    07.JPG


    Der alte Kern. Vielleicht findet sich mal ein ruhiger Winterabend, an dem ich versuchen werde den auszubohren.

    08.JPG


    Feder sauberwischen, neu fetten und eindrehen.

    10.JPG


    Ausgiebiges Alkoholbad für Federhaus und Deckel, neu fetten und rein mit der Feder.

    09.JPG

    11.JPG


    Dann kommt der neue Kern rein und das Ganze wird wieder verschlossen.

    12.JPG


    Rein ins Werk, Brücke und Sperrrad drauf.

    13.jpeg


    Kontrolle: 60 Kronenumdrehungen aufziehen, damit die Feder ein paar mal durchrutscht. Dann ab auf die Zeitwaage.

    14.JPG


    Sieht gut aus, hohe Amplitude, genug Sicherheitsabstand bzgl. Prellen. So sollte sie die 30 Tage Wristtime, die sie dieses Jahr noch bekommt, durchhalten.

    Gruß

    Erik
    "Ich bin Mr. Wolf. Ich löse Probleme."


  2. #2
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    *verneig*

    Hallo Erik,

    sehr schöner Bericht! Ich repariere auch gerne mechanische Dinge. An eine Uhr habe ich mich bis aufs regulieren aber noch nicht rangetraut, habe auch null Ahnung davon. Daher ist es super schön, so was mal zu sehen, Danke dafür!

    ...und alles wegen einer Frage, wie sich das Verältnis beim aufziehen Rotor/Krone verhält, sonst wäre Deine Uhr mit abgebrochener Schraube noch Jahre weitergelaufen oder hätte irgendwann mal blockiert...

    Grüßle Dietmar

  3. #3
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    Frage wegen der 60 Umdrehungen beim Aufzug: Kann eigentlich da nichts passieren? Ich weiß, dass die Feder irgendwie nicht überzogen werden kann, aber bei meinen anderen Uhren hört man beim aufziehen irgenwann ein anderes Geräusch und es fühlt sich auch „voll aufgezogen“ an. Bei meiner ExII und der YM höre ich da nichts, oder ich habe sie noch nie bis zum durchrutschen aufgezogen...?

    Wenn ich mir das Federhaus oben anschaue... wie funktioniert das „durchrutschen“?

    Grüßle Dietmar
    Geändert von Feuerzunge (25.02.2019 um 18:52 Uhr)

  4. #4
    PREMIUM MEMBER Avatar von Edmundo
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    Sehr geil mal wieder.

    Wieso Sommerpause? Durcharbeiten bitte.

  5. #5
    PREMIUM MEMBER Avatar von ein michael
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    Ich gestehe den Neid auf das Können und das Machen ein.
    Danke fürs zeigen und viel Spaß beim tragen und dem nächsten Service.
    Ohne Signatur

  6. #6
    Super-Moderator Avatar von NicoH
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    Vielen Dank für den Bericht, Erik! Das habe ich gerne anschaut
    Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel.

  7. #7
    PREMIUM MEMBER Avatar von lexkon
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    würd mich das gar nicht trauen, von daher meinen vollsten Respekt sehr interessant und danke für's teilhaben
    Gruß, Konrad
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    "ich esse keine Frösche.......ich trage sie nur"

  8. #8
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    Sehr schöner Bericht!

  9. #9
    PREMIUM MEMBER Avatar von Frau Conny
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    Gut gemacht
    Gruss Conny

  10. #10
    Yacht-Master Avatar von Robson
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    Respekt ich glaube ich muss mich auch mal trauen, habe es bisher nur bei billigeren Uhren gewagt
    Gruß
    Robert
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    Erich Kästner

  11. #11
    Deepsea Avatar von Analyst
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    wow, Du hast es drauf.

    Gruß Hans

  12. #12
    PREMIUM MEMBER Avatar von Bullit
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    Zitat Zitat von Robson Beitrag anzeigen
    Respekt ich glaube ich muss mich auch mal trauen, habe es bisher nur bei billigeren Uhren gewagt
    Tu das. An einer Rolex zu arbeiten ist einfacher als an einem Billigwecker, da die Teile alle sehr solide konstruiert und super-präzise gefertigt sind.

    Gruß

    Erik
    "Ich bin Mr. Wolf. Ich löse Probleme."


  13. #13
    PREMIUM MEMBER Avatar von Bullit
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    Zitat Zitat von Feuerzunge Beitrag anzeigen
    Wenn ich mir das Federhaus oben anschaue... wie funktioniert das „durchrutschen“?

    Auf dieser Seite ein bisschen nach unten scrollen, dann kommt eine hilfreiche Abbildung zum Thema Zugfederenden.

    https://www.info-uhren.de/federn-kleinuhren


    Bei einer Handaufzuguhr hat die Feder einen Endhaken und einen entsprechenden Absatz in der Federhauswand, in den der Haken greift. Ist die Uhr voll aufgezogen, kann man die Krone nicht weiterdrehen.

    Würde man diese Konstruktion bei einer Automatikuhr einsetzen, dann würde der Rotor auch bei Vollaufzug weiterversuchen, die Uhr aufzuziehen, geht aber nicht, also geht der Impuls voll auf die Verzahnung mit entsprechend frühem Verschleiss oder sogar Zahnbruch. Man braucht also irgendeine Art Rutschkupplung, damit der Rotor weiter aufziehen kann und die überschüssige Energie irgendwo verloren geht. Das wird realisiert, indem das Federende nicht fest mit dem Federhaus verbunden ist, sondern einen Zaum hat, der "nur" an der Wand anliegt und bei einer gewissen Kraft durchrutscht. Die Kunst besteht darin, dieses Durchrutschen sehr präzise einzustellen (da spielen viele Faktoren rein, Federkraft, Oberflächenrauhigkeiten, Schmiermittel, Geometrie, etc.). Rutscht die Feder zu früh durch, verschenkt man Amplitude und Gangreserve. Rutscht sie zu spät durch, besteht die Gefahr des Prellens.

    Hoffe, das ist halbwegs verständlich.

    Gruß

    Erik
    "Ich bin Mr. Wolf. Ich löse Probleme."


  14. #14
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    Hallo Erik,

    sehr verständlich erklärt, Danke! Den Link schaue ich mir nachher noch an.

    Gruß Dietmar

  15. #15
    PREMIUM MEMBER Avatar von Darki
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    Wieder toll gemacht bzw. super erklärt, Erik! Vielen Dank für das neuerliche Anschauungsmaterial
    Viele Grüße, Jens



    Ein Leben ohne mechanische Armbanduhr ist möglich, aber sinnlos

  16. #16
    Toll! DANKE! Schön, dass die Uhr es doch gleich wieder an Deinen Arm schafft.

    Aber: wer so geschickt ist wie Du und gleich selbst Hand anlegt, warum bist Du mit +7sek am Tag zufrieden. Ich hätte bei Deinen Fertigkeiten tatsächlich erwartet, dass Du der Uhr ein wenig auf die Spur hilfst. Dir macht das doch merklich Spaß, er kommt doch sogar zu uns rüber. Von Rolex hätte "man" doch gerne Chronowerte. Du nicht?

    Geiler Beitrag! Mehr davon bräuchten wir hier,
    LG,
    Holger

  17. #17
    PREMIUM MEMBER Avatar von Bullit
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    Zitat Zitat von Nautilus5990 Beitrag anzeigen
    Warum bist Du mit +7sek am Tag zufrieden.
    Das führt uns direkt zu der Frage, was ich heute in der Mittagspause gemacht habe.

    B5242BD6-4543-40FC-AFAA-DFA95A62EEFB.jpg

    Gruß

    Erik
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  18. #18
    Steve McQueen Avatar von AndreasL
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    Sehr cool und besten Dank für die Anleitung mit Bildern. Aber ich lasse die Finger davon.

  19. #19
    Zitat Zitat von Bullit Beitrag anzeigen

  20. #20
    GMT-Master Avatar von Karpfenteich
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    Erik,

    Ich geh' ja schon mit stolzgeschwellter Brust ins Bett, wenn ich - so wie jetzt am Wochenende - meiner Uhr eine optische Frühjahrskur mit Schleifvliess und CapeCod verpasst hab... aber das hier ist schon ganz grosses Kino.
    Was mir gefällt, ist Deine Kurzentschlossenheit zu solch einem Eingriff/einer Reparatur - deshalb nochmals:
    LG Tino

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