Was für ein beknackter Wetterbericht: Hatte uns die Wetter-App am ersten Tag unserer Tour durch Istanbul noch vor schweren Regenfällen gewarnt, schauten wir beim Blick nach draußen in einen halb-blauen Himmel mit Sonnenschein.
Schnell schmissen wir unsere Indoor-Sightseeing-Pläne über den Haufen und sprinteten nach dem Frühstück aus dem Hotel.
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Um in der Stadt von Anfang an mobil zu sein, entschieden wir uns für die Istanbulkart. Ähnlich der Oyster Card in London ist dies eine aufladbare Karte, mit der man nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann, sondern sogar öffentliche Toiletten betreten oder an kleinen Kiosken zahlen kann.
Selbst für den einmaligen Besuch der Stadt lohnt sich die Anschaffung: Die Karte kostet 6 Türkische Lira und ist an den meisten Straßenbahn-Haltestellen erhältlich. Eine Fahrt mit den Öffis kostet so Pi mal Daumen 2 Lira. Der Preis schwankt ein wenig, je nach Einstiegsstation und anscheinend auch abhängig davon, wie oft man bereits an diesem Tag gefahren ist. Ein genaues System konnte ich leider nicht herausfinden.
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Völlig perplex vom überraschend guten Wetter ließen wir uns erst einmal in Richtung Sultan Ahmet Parkı treiben. Von einer Verunsicherung in der Stadt konnte übrigens keine Rede sein. Die Stimmung war gut, und selbst Touristengruppen sah man oft genug. Wir entschieden uns trotzdem - getreu der Warnung des Auswärtigen Amtes - uns von größeren Menschenansammlungen fern zu halten und so ein möglichst unattraktives Ziel abzugeben.
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Der erste touristische Stopp unseres Rundkurses war der Mehmet Akif Ersoy Parkı.
Da ich in diesem Blog bewusst auf sogenannten doomsday tourism verzichten möchte, habe ich mir das Hippodrom in kurzer Entfernung bewusst gespart. An diesem Ort explodierte am 12.01.2016 eine Sprengladung, die eine deutsche Touristengruppe in den Tod riss.
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Aber zurück zum Sightseeing in Istanbul und unserem nächsten Ziel: Die Blaue Moschee.
Da wir bei der Buchung fast nur auf den unschlagbaren Preis geschaut hatten, konnten wir beim Nachschlagen auf der Karte unser Glück kaum fassen. Fußläufig waren Hagia Sophia und die Blaue Moschee ohne Probleme zu erreichen.
Als wir dann am Hauptziel des Vormittags angekommen waren, schob sich in diesem Moment eine große Wolkenwand vor die Sonne.
Für den Touristen eher unschön - für den findigen Fotografen ist dies aber ein perfekter Moment. Stand die Blaue Moschee bisher komplett im Gegenlicht, ergab sich so eine gute Möglichkeit.
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Schnell bahnten wir uns den Weg ins Innere der Komplexes und versuchten den Eingang für Touristen zu finden. Eigentlich kein Problem, jedoch war dieser noch wegen eines Gebetes für uns geschlossen.
Da uns allerdings nur eine kurze Wartezeit in Aussicht gestellt wurde, nutzten wir die Chance noch für ausgiebige Fotos.
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Obwohl wir der Aussage "kurze Wartezeit" skeptisch gegenüber standen, öffneten sich tatsächlich nur wenige Minuten später die Tore des Hintereingangs. Hier merkte man wieder einmal die aktuelle Buchungslage in Istanbul. Ohne Wartezeit spazierten wir durch den mäanderförmige Pufferbereich und konnten direkt eintreten.
Innerhalb der Moschee gibt's natürlich eine strenge Kleiderordnung, die vor Ort auch radikal durchgesetzt wird. Meine Freundin hatte sich extra einen Schal mitgenommen - unsere Schuhe mussten wir vor dem Eingangstor ausziehen.
Die Organisation ist aber vorbildlich: Kopftücher gibt's für Damen kostenlos als frisches Leihobjekt von der Stadtverwaltung und dünne Obsttüten stehen jedermann für die Mitnahme seiner Schuhe bereit. Gerade letzteres fabrizierte zwar jede Menge Müll am Ausgang der Blauen Moschee, hilft aber sicher ungemein gegen fiesen Schuh-Diebstahl.
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Wie üblich wurden Kirchen dieser Größe und Wichtigkeit so gebaut, dass der gemeine Tourist stets nach dem Eintreten völlig perplex ist und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Interessanterweise kennt man das Gotteshaus vor Ort aber ausschließlich als Sultan-Ahmed-Moschee.
Der Name Blaue Moschee wird anscheinend hauptsächlich in Westeuropa verwendet und bezieht sich auf die weiß-blauen Fließen an den Kuppeln, die jedoch deutlich jünger als der 1616 fertig gestellte Bau sind.
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Beim Verlassen stellte sich die Entscheidung den Moschee-Besuch vorzuziehen als gold- bzw blau-richtig heraus. Die dunklen Wolken hatten sich verzogen und stattdessen empfing uns draußen herrlichstes Sightseeing-Wetter. Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: Beim Sightseeing braucht man manchmal auch ein Quäntchen Glück.
Kommen wir nun aber zur nächsten Etappe: Direkt gegenüber der Blauen Moschee befindet sich die Hagia Sophia, die in ihrem langen Leben schon so ziemlich alles mitgemacht hat, was man als sakraler Kirchenbau so erleben kann.
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Ursprünglich wurde das Gebäude, das übrigens auch als Sophienkirche bekannt ist, als byzantinische Reichskirche im Jahr 537 eröffnet, bevor sie von 1054 bis 1204 in eine orthodoxe Kirche konvertiert wurde. Danach folgte eine kurze katholische Zeit von 1204 bis 1261, bis sie erneut in den Dienst der orthodoxen Kirchen gestellt wurde und dies bis 1453 auch blieb.
Als vorletzte Etappe schloss sich dann eine Zeit des Islam an, dem die Hagia Sophia bis 1931 als Gotteshaus diente. Als erster Präsident der Türkei regte Mustafa Kemal, der später als Atatürk berühmt wurde, die Konvertierung des Gebäudes in ein Museum an.
Seiner meiner Meinung nach war das Gebäude der perfekte Zeitzeuge für eine bewegte Geschichte. Besonders bei der Inneneinrichtung hatten aus jeder Epoche Kunstwerke überlebt.
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An dieser Stelle standen wir vor einer richtig schweren Wahl: Die Hagia Sophia stand definitiv auf unserer must-see Liste. Allerdings war sie auch deutlich als Backup-Plan gekennzeichnet, den wir bei schlechten Wetter aus dem Ärmel ziehen wollten.
Aus taktischen Gründen entschlossen wir uns dann gegen einen Besuch des Museums. Wegen der großen Differenz zwischen Wettervorhersage und den tatsächlichen Bedingungen vor Ort misstrauten wir auch der Prognose für den nächsten Tag. So wurde der Backup-Plan für den heutigen Tag kurzerhand zum Backup-Plan für den nächsten Tag.
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Im nächsten Bericht geht's dann weiter in Richtung Bosporus. Nach einem kurzen Zwischenhalt im Gülhane Parkı steuern wir dann das Stadtviertel Ortaköy an.
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25.06.2016, 11:22 #1
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Mal ein Reisebericht von mir: Kulturreise nach Istanbul
Auch wenn wir dieses Jahr wirklich schon einiges in Sachen Reisen erlebten, so richtig weit weg hatte es uns im Jahr 2016 noch nicht verschlagen. Höchste Zeit mal wieder den Flieger zu satteln und ordentlich in den Urlaub zu fliegen. Datumsmäßig durchwühlten wir den Kalender nach der ersten passenden Gelegenheit für einen längeren Städtetrip und wurden mit den Osterfeiertagen schnell fündig.
Beim Jagen von guten Angeboten sehnte sich selbst meine Freundin nach ihrer Studentenzeit zurück. So hatten vor uns viele Leute das verlängerte Wochenende von Karfreitag bis Ostermontag für das Shoppen von Reisen genutzt. Sowohl bei Einzelflügen als auch Pauschalreisen schauten wir preistechnisch in die Röhre.
Einzige Ausnahme: Ein Wochenende in Istanbul, dass für einen Spottpreis zu haben war.
Klar zögerten wir hier nicht lange und schlugen sofort zu.
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Istanbul? Echt?
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich in den Wochen vor der Reise gefragt wurde, ob ich nicht doch noch last minute stonieren möchte. Ganz ehrlich: Kurz vor unserem Abflug stellten wir fest, dass ein innereuropäischer Städtetrip ins sicher geglaubte Brüssel wahrscheinlich noch schlimmere Reaktionen hervor gerufen hätte.
Nach wie vor ist es meine feste Überzeugung, dass Reisen eine der besten Arten zur Förderung der Völkerverständigung ist. Kriminelle Personen - und nichts anderes sind Terroristen - wird es immer geben.
Und ob, wann und wo jemand etwas Böses tut, werde ich mit meinen Reisen nicht beeinflussen können. Ob nun direkt nach einem Anschlag in einer Stadt ein größeres Risiko für Touristen besteht, ist ebenfalls eine hypothetische Frage. Aus meiner Sicht kann es sogar gerade danach sicherer als vorher sein.
Und so fuhren wir mit einem un-mulmigen Gefühl zum Flughafen München, wo wir zuerst einmal in der Atlantik Lounge stoppten und unser Mittagessen nachholten.
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Ich sollte an dieser Stelle wirklich überlegen, ob ich meine Lounge-Check Episode Nr. 1 auf meinem Reiseblog noch einmal updaten sollte. Schließlich hatte ich bei meinen bisherigen Besuchen immer den zweiten Raum übersehen, der nicht nur in wesentlich helleren Tönen gehalten ist, sondern auch noch viel ruhiger und abgeschieden liegt.
Klar hat diese Ruhe auch den entscheidenden Nachteil, dass man deutlich weiter vom Buffet entfernt ist. Immerhin gibt's mit dem grandiosen Vorfeldblick erneut mehrere Pluspunkte. Da sich die Lounge direkt unterhalb des Non-Schengen Bereiches des Terminals 1 befindet, hatten wir den perfekten Blick auf unsere Turkish Airlines Maschine. So konnten wir den Moment des Boardings genau abpassen und just-in-time zum Flieger tingeln.
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Apropos Turkish Airlines: Beim Anblick des absoluten Spottpreises unserer Reise war mir die Fluggesellschaft beim Buchen eigentlich recht egal. Aus diesem Grund hatte ich mich auf den untersten Standard von SunExpress oder Pegasus eingestellt, was bei einem Flug über 2,5 Stunden auch absolut in Ordnung gewesen wäre.
Stattdessen hatten wir beim Hinflug einen richtig guten Fang gemacht. Nicht nur, dass aus meiner Sicht die Bequemlichkeit in einem Flieger ungefähr ab der Größe unseres Airbus A321 anfängt. Ebenfalls erwischten wir eine Maschine mit persönlichem Inflight Entertainment und einer recht großen Auswahl an Filmen.
Noch einmal: Dafür dass der Gesamtpreis unserer Reise unterhalb eines regulären Tickets mit der Lufthansa lag, bekamen wir hier einen ziemlich guten Gegenwert.
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Bis auf die Tatsache, dass sich der Touchscreen anfangs etwas gegen die Befehle meiner Finger sträubte, kann ich die Filmauswahl nur loben. Leider verpassten wir knapp die Einführung des neuen Batman vs. Superman-Filmes. Turkish ist hier Hauptsponsor und zeigt anscheinend den Film ab Kinostart in allen Maschinen.
Da ich die aktuellen Star Wars- bzw. James Bond-Filme schon kannte, entschied ich mich für den letzten Teil der Hunger Games Serie. Aus meiner Sicht nur marginal sehenswert, aber immerhin habe ich jetzt die Filmreihe komplett. Zusammen mit dem Anschauen von Silver Linings am Vortag hatte ich mir so auch indirekt ein Jennifer-Lawrence-Wochenende gebastelt.
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Dass wir uns bereits vorher ein Festmahl in der Lounge zusammen gestellt hatten, zeigte sich im Nachhinein als gar nicht mal so schlechte Idee. Es ist mir immer wieder lustig, wie man nach der Präsentation der ach so edlen Menükarte und dem Auswählen des gewünschten Gerichtes doch von der Aluschale mit Flugzeug-Essen enttäuscht werden kann.
Das Ratatouille war eher recht geschmacklos, brennend heiß und komplettierte so das auf arktische Temperaturen tiefgekühlte Besteck perfekt. Wenn man andererseits hier wieder den günstigen Flugpreis berücksichtigt, hatte ich schon weit aus schlimmere Gerichte serviert bekommen.
Ich muss aber auch gestehen, dass ich bei Flugzeug-Essen selten sonderlich begeistert bin.
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Da wir einen abendlichen Flug genommen hatten, ließ ich nach der Landung die Kamera eingepackt und konzentrierte mich eher darauf, schnellstmöglich zum Hotel zu kommen. Aus diesem Grund gibt's an dieser Stelle noch keine Bilder vom Flughafen. Diese Eindrücke hole ich dann beim Bericht über den Rückflug nach.
Stattdessen entschieden wir uns für den faulen Weg zu unserem Hotel in der Innenstadt.
Statt die Metro-Anbindung des Flughafens Atatürk zu nutzen, gönnten sich meine Freundin und ich ein Taxi und ließen uns zu unserem Best Western Plus - The President fahren.
Auch hier hatten wir angesichts des Gesamtpreises unsere Erwartungen erst einmal herunter geschraubt, nur um dann doch ziemlich erstaunt zu sein. Anscheinend hatten die Anschläge wirklich das komplette Preisniveau von Istanbul über Ostern hinweg zerstört. Selbst grundsolide Hotels wie unseres waren für Ramschpreise zu haben.
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Auch beim Interieur des Hotelzimmers würde ich nicht von einer Enttäuschung sprechen, sondern eher vorsichtig loben. Bei der Vergabe von Innovationspreisen würde das Hotel wahrscheinlich leer ausgehen, allerdings lag das Zimmer aus meiner Sicht im gerade noch akzeptablen Mittelfeld.
Die vorherige Unsicherheit über den Zustand des Hotels ist für mich übrigens einer größten Kritikpunkte an den Best Western Hotels. Im Gegensatz zu einem Konzern wie Accor mit seinen Marken Novotel, Mercure oder Ibis ist mir Best Western ein zu lockerer Franchiseverbund, bei dem praktisch jeder Hotelier mit einem halbwegs guten Hotel mitmachen kann. Ein kontinent-weiter Mindeststandard ist einfach nicht gegeben.
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Nach einem überraschend guten Flug und einem doch recht positiven Eindruck unseres Hotels freuten wir uns schon auf den nächsten Tag.
Endlich konnten wir einen weiteren weißen Fleck von unserer Karte streichen. Freut euch auf Istanbul!Geändert von NicoH (01.07.2016 um 11:06 Uhr) Grund: Bilder bitte nur 250kB. Danke!
Viele Grüße, Phil
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25.06.2016, 11:22 #2
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Geändert von NicoH (01.07.2016 um 11:06 Uhr) Grund: Bilder bitte nur bis 250kB - Danke!
Viele Grüße, Phil
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25.06.2016, 15:02 #3
Phil - toller Reisebericht. Besten Dank für Deine Mühe und Einstellen
LG Helmut
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25.06.2016, 15:15 #4
Schöne Bilder, schöne Schreibe. Danke fürs Mitnehmen.
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25.06.2016, 16:52 #5
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Schöner Bericht, tolle Bilder 👍
lg Hans
carpe diem
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25.06.2016, 16:57 #6
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Die Wahl war getroffen: Statt Indoor Sightseeing in der Hagia Sophia sollte es auf Schusters Rappen weiter in Richtung Bosporus gehen, um das schöne Wetter maximal auszunutzen.
Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass uns auch der nächste Tag strahlenden Sonnenschein bescheren würde, hätten wir sicher das Tempo drosseln können.
Aber egal. Erster Stop: Der Gülhane Park, direkt um die Ecke der Blauen Moschee.
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Dieser Park befindet sich im Stadtteil Fatih und innerhalb des Topkapı Palastes, der so ziemlich an der Spitze der europäischen Halbinsel von Istanbul in Richtung Bosporus bzw. Marmarameer liegt. Wie es sich für eine so exquisite Lage gehört, stand dieser Wohnsitz früher den Sultanen des Osmanischen Reiches zu. Der heutige Park ist also nichts weiter als der frühere Garten des Palastes.
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Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, hat sich die Stadtverwaltung zu einem wahren Tulpenmeer in der Stadt entschlossen. Kein Wunder: Anders als man vielleicht vermuten wurde, stammt das Wort "Tulpe" vom persischen Wort "tülbend" ab, was ursprünglich nichts anders als Turban bedeutet.
Zwar hatten die Niederländer lange Zeit ein faktisches Marktmonopol auf Tulpen, welches unter anderem den ersten Börsencrash auslöste. Die eigentlich Tradition stammt aber aus dem Osmanischen Reich.
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Dass die Tulpe die Nationalpflanze der Türkei ist, werdet ihr noch auf späteren Bildern sehen. Wir genossen erst einmal den kleinen Boxenstop im Gülhane Park. Auch die Springbrunnen dort sind nicht von schlechten Eltern und in erstaunlich gutem Zustand. Vor unserer Reise hatte ich aus Erzählungen ein ziemlich hektisches und lautes Bild von Istanbul vor Augen. Wieder ein Beispiel, dass nur das Selber-Hin-Reisen endlich Schluss mit Vorurteilen macht.
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Den nächsten Zwischenstopp könnten wir uns hervorragend schönreden. Die kleine Shoppingtour in einem Laden für Süßigkeiten und türkische Spezialitäten geschah nämlich aus purer Not. Zwar akzeptierte der Auflade-Automat für unsere Istanbulkart einen 50-Lira Schein, allerdings hätten wir diesen Betrag niemals mit ÖPNV-Fahrten abfahren können.
Welche andere Wahl blieb uns armen Städtereisenden also, als uns für kleines Geld ein paar Baklavas zu kaufen, die genüsslich zu verdrücken und anschließend mit dem Rückgeld den Automaten zu füttern? Beim Betrachten der folgenden Bilder hoffen Conny und ich auf euer Mitleid, angesichts des Opfers, das wir für das dringend benötigte Wechselgeld erbringen mussten.
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Als nächstes Ziel stand ganz klar der Bosporus auf dem Plan. Diese Meeresenge zwischen Europa und Asien hatte mich schon immer fasziniert und war so auf die To-Do-Liste für den allerersten Tag gerutscht. Conny hatte von einer guten Blogger-Freundin auf Anfrage mehrere Din-A4 Zettel mit Tipps für Istanbul erhalten. Ein Glück lag eine Café-Empfehlung von Charlotte fast genau am gleichen Ort wie die berühmte Bosporus-Brücke.
Also sprangen wir in die Straßenbahn und fuhren mit der T1 so weit nördlich wie möglich. Über Tophane und Fındıklı fuhren wir bis zur Endstation Kabataş.
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Ohne weiteren Blick auf die Karte spazierten wir erst einmal durch den dichten Verkehr in Richtung Meer, um die ersten Sicherheits-Fotos vom Bosporus zu ergattern. Auf den ersten der folgenden Bilder sieht man die asiatische Seite.
Wer ganz genau hinschaut, sieht bereits ziemlich in der Mitte eine kleine viereckige Insel mit einem großen Turm. Dies ist der Leanderturm, den wir in einem der folgenden Blogposts noch einmal genauer - und vor allem aus der Nähe - unter die Lupe nehmen werden.
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Der Blick in die andere Richtung markierte das Ziel für den heutigen Tag: Die Bosporus Brücke (Boğaz Köprüsü) verbindet seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1973 Asien mit Europa und überspannt insgesamt 1560 Meter.
Connys Wunsch-Café lag genau am Fuße des linken Pylons, und noch gute 4 Kilometer von uns entfernt. Da ein wenig Sport aber auch zu jeder Städtereise dazu gehört, scheuten wir uns nicht vor den 45 Minuten Fußmarsch. Da hatten wir auf vorherigen Reisen schon viel größere Distanzen zurück gelegt und überlebt.
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Auch auf diesem Weg begegnete uns wieder ein wahres Meer aus Tulpen. Der Fußmarsch verlief ansonsten eher etwas ereignislos, bis auf die Tatsache, dass man mit jedem Meter mehr auf den Beinen tiefer in die Stadt eintaucht. Klar kann man sich auch mit einem Bus von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren lassen. Ich kann es jedem nur raten, sich einfach mit einer guten Karte zu Fuß durch die Stadt treiben zu lassen.
Nach dem Aufstellen einer persönlichen Bestzeit erreichten wir die Ortaköy-Moschee im Distrikt Beşiktaş am Hafen von Ortaköy.
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Klar, dass Connys kulinarisches Ziel erst noch ein wenig warten musste. Schließlich war ich wie üblich auf der Jagd nach dem perfekten Fotomotiv. Glücklicherweise hatte jemand das passende Fischerboot mit türkischer Flagge im Wasser positioniert, so dass ich nach nur einem Anlauf eines meiner Lieblingsfotos dieser Reise auf die SD-Karte gebannt hatte.
Aber auch im Gegenlicht machte der Bosporus eine verdammt gute Figur.
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Wagen wir an dieser Stelle aber den Schwenk von romantischen Bildmotiven hin zu architektonischen Fakten der Superlative. Tatsächlich gab es vor 1973 keine einzige Brücke zwischen den Kontinenten, so dass alle Transitpassagiere auf Fähren angewiesen waren. Heute steht eine sechsspurige Autobahn zur Verfügung, deren Fahrtrichtung an den Berufsverkehr angepasst werden. An Werktagen führen morgens vier Spuren von Asien nach Europa, abends ist es umgekehrt.
Die ersten vier Jahre stand die Bosporus Brücke übrigens auch Fußgängern offen. Nachdem man die Anzahl der Selbstmörder nicht in den Griff bekommen hatte, steht die Brücke heute allein Autofahrern offen, die jedoch eine Maut bezahlen müssen. Pro Monat nimmt die Stadt von Autofahrern 10 Millionen Euro ein.
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Istanbul verdankt seinen heutigen Status als Metropole der Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer, welches letztendlich nichts anderes als der Ausläufer des Mittelmeers zwischen Griechenland und der Türkei ist.
Die Meerenge schlängelt sich auf einer Breite von ungefähr 700 Metern noch etwa 30 Kilometer hinter Istanbul entlang, bevor die Kapitäne der Frachtschiffe freie Fahrt zu den Häfen von Odessa, Sewastopol, Jalta, Sochi oder Trabzon haben.
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Mit bis zu 5500 Tankern pro Jahr und 2 Millionen Barrel Öl pro Tag gehört der Bosporus zu den meist befahrenen Seewegen dieser Welt. Leider führt diese Rush-Hour auch immer wieder zu schweren Unfällen, besonders wenn Schiffe in der engen Passage ihre Manövrierfähigkeit verlieren und gegen eines der Ufer prallen. So gab es von 1953 bis 2002 insgesamt 461 Unfälle mit teilweise schweren Konsequenzen.
Ein Vorteil dieses wahnsinnigen Verkehrs auf dem Wasser ist dabei die Anzahl der verschiedenen Fotomotive, die mir während der gut einen Stunde in Ortaköy vor die Linse schwammen. Neben riesigen Tankern und Ausflugsschiffen, war sogar ein U-Boot mit stolz gehisster türkischer Flagge dabei.
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Natürlich gab es aber nicht nur U-Boote für mich, sondern auch eine Kartoffel für Conny. Kumpir ist das Leibgericht der Einwohner des Stadtteils Beşiktaş und besteht aus einer frischen Ofenkartoffel, die ähnlich wie Döner nach Wunsch gefüllt werden kann.
Angesichts unserer Ahnungslosigkeit in Bezug auf Kartoffeln und mangelnden Sprachkenntnissen nahmen wir einen "Kumpir mit alles" und ließen ihn uns im Beltas Café mit Blick auf den Bosporus schmecken.
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Als letztes stand dann die Heimreise im Sonnenuntergang an. Auf dem Weg zurück mit der Straßenbahn entschlossen wir uns an der Galatabrücke auszusteigen und Istanbul mit seinen letzten goldenen Sonnenstrahlen zu fotografieren.
Die Galatabrücke liegt dabei zwischen dem Viertel Eminönü und Karaköy, dessen ursprünglicher Name Galata war und so den Namen begründet. Unter der Brücke befindet sich das sogenannte Goldene Horn, eine ca. 7 Kilometer lange Bucht des Bosporus.
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Bei der großen Anzahl der Moscheen in Istanbul mussten zwangsläufig ein paar Gotteshäuser während unserer Reise auf der Strecke bleiben. An dieser Stelle gibt's deswegen nur einen Blick aus der Ferne auf die Süleymaniye-Moschee.
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Bei solchen Bildern im Gepäck sollte man eigentlich keine Steigerung mehr erwarten können. Dennoch versuchten wir unser Glück auf der Dachterasse unseres Hotels und trauten auch hier unseren Augen kaum. Vor dem Einsetzen der blauen Stunde verabschiedete sich die Sonne noch mit einem wahnsinnigen Farbenspiel am Horizont.
Die folgenden Bilder sind in Richtung Mittelmeer geschossen. Gut sieht man die Menge an Frachtschiffen, die über Nacht vor der Küste ankerten, um auf den richtigen Moment für die Durchfahrt des Bosporus zu warten.
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Da unser Hotel sehr nah am Sultanahmet Platz lag, konnten wir diesen auch gut vom Dach aus ablichten. Das vorletzte Bild dieses Blogposts zeigt die Blaue Moschee mit der Einfahrt des Bosporus im Hintergrund.
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Dank des guten Wetters gibt's auch im nächsten Bericht wieder viele Fotos, unter anderem vom Taksim Platz und dem Gezi Park.Geändert von NicoH (01.07.2016 um 11:07 Uhr) Grund: Bilder bitte nur 250kB. Danke!
Viele Grüße, Phil
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25.06.2016, 17:12 #7
Danke für den tollen Bericht und die schönen Fotos
Gruß Hans
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25.06.2016, 17:16 #8
Wahnsinnsbericht, vielen Dank!!
a
Die Blaue Moschee ist der Hammer, in Las Vegas hätte man sie nicht besser bauen können. In der Hagia Sophia ward Ihr nicht, oder nur keine Fotos? - Ich vermisse fallende Linien bei vielen Fotos. Bearbeitest Du die Bilder nach? Wenn ja, mit welcher Software?77 Grüße!
Gerhard
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25.06.2016, 17:42 #9
Sehr schöner Bericht, danke dafür
Istanbul steht bei uns auch noch auf dem Plan.
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25.06.2016, 19:12 #10
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Schöne Bilder
gruß Jörg
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25.06.2016, 19:21 #11
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Ja, die Bilder sind alle mit Adobe Lightroom entwickelt, mit meiner 60D knipse ich im RAW-Modus. Stürzende Linien sind meine Spezialität: Die mag ich überhaupt nicht, und entstürze deswegen alle Gebäude und Innenräume so gut wie möglich.
Die Hagia Sofia war ja der Backup-Plan für schlechtes Wetter. Ich lass es mal noch spannend, ob es im nächsten Bericht sonnig oder regnerisch war.Viele Grüße, Phil
-
25.06.2016, 21:47 #12
Toller Bericht und klasse Fotos, vielen Dank!
Es grüßt der Stephan
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26.06.2016, 07:21 #13
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Respekt für die tollen Bilder und deinen ausführlichen Bericht dazu, aber reizen würde mich Istanbul jetzt gar nicht...
Gruß
Henrik
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26.06.2016, 07:48 #14
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26.06.2016, 08:11 #15ehemaliges mitgliedGast
Schoene Bilder
- stell einfach ein, Bilder bzw. mentale Kurzurlaube sind immer gerne gesehen
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26.06.2016, 08:14 #16
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26.06.2016, 08:15 #17ehemaliges mitgliedGast
Klar...und was die Festplatte sonst noch so hergibt
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26.06.2016, 08:24 #18
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Hi Phil,
das finde ich ja total nett von dir, aber bitte nicht falsch verstehen, hat nichts mit deinen Bildern zu tun
Ich war ja auch schon an einigen Plätzen, aber London würde mich interessieren...
Was hat das denn mit den stürzenden linien auf sich?Gruß
Henrik
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26.06.2016, 08:33 #19
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Themenstarter
Bei Fotoapparaten ergibt sich oft der Effekt, das große Gebäude so verzerrt werde, das man das Gefühl hat sie würden umkippen. Da neigen sich Türme zur Seite oder werden oben schmaler.
So etwas lässt sich im Nachinein wieder korrigieren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stürzende_LinienViele Grüße, Phil
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26.06.2016, 08:41 #20
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Vielen Dank
Gruß
Henrik
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