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  1. #41
    Gesperrter User
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    Etwas drastischer ausgedrückt lautet das Credo von Michaels Konzi-Uhrmachers doch," Rock das Werk runter bis zum bitteren Ende, bis die Gangwerte völlig aus dem Ruder laufen,die Uhr gar stehenbleibt, und im Werk massive Schäden entstanden sind. Erst jetzt greifen wir ein und "reparieren" das Ganze. Könnte schlußendlich ein paar Kreuzer billiger sein als die Uhr regelmäßig und gewissenhaft zu pflegen". Ich kann einfach nicht glauben, daß dies die "Philosophie" eines gelernten Uhrmachers, bzw. eines sogenannten "Uhrenliebhabers"ist. Bevor die oben genannten Effekte, wie z.B. massive Gangabweichungen oder gar das Stehenbleiben der Uhr eintreten, läuft die Uhr schon lange Zeit im "Notlaufmodus". Damit meine ich mit annähernd nicht mehr vorhandener Schmierung, weder am Räderwerk, noch an den Unruhzapfen (Stoßsicherung), noch am Gang (zwischen Gangrad und Ankerpaletten)oder am Rotorlager etc.
    Die Tatsache, das speziell ein Rolexwerk überhaupt so lange durchhält hat folgende Gründe: Die Aufzugfeder ist äusserst kräftig dimensioniert, liefert ein hohes Drehmoment, das wiederum führt, unter anderem, zu den sehr guten Gangergebnissen dieser Werke.Wenn die Schmierung des sogenannten Gleitzaums ("Rutschkupplung") der Aufzugfeder nachläßt, also zwischen diesem Gleitzaum und der Innenwandung des Federhauses erhöhte Reibung vorliegt, rutscht die Feder erst bei höherer Spannung nach, als es im korrekt geschmiertem Zustand der Fall wäre. Somit wird das Drehmoment was an das Räderwerk weitergereicht noch höher, was die immer noch recht hohe Amplitude auch bei schlechtem Schmierungsstatus erklärt. Die starke Feder ist also Fluch und Segen zugleich.Segen, weil sie gute, stabile Gangwert ermöglicht, Fluch weil sie auch die völlig unzureichend geschmierte Mechanik noch "ungesund" lange antreibt. Ausserdem schwingt eine Unruh annähernd isochron, so daß auch bei eher mäßigen Amplituden noch ganz gute Gangresultate zu beobachten sind.Was auch schon beobachtet wurde ist, daß so mancher "schlauer" Uhrmacher eine stärkere Zugfeder einbaute, um sich eine korrekte, zeitaufwendige Revisionsarbeit zu ersparen.
    Nun zur Aussage " Moderne Uhrenöle verharzen nicht mehr ", daß ist generell richtig. Nur bedeutet das nicht, daß sie nicht ebenso verschleißen, was meint daß die Öle mit der Teit ihre Viskosität und ihre rheologischen Eigenschaften (Fließeigenschaften) verändern, und somit ihre Schmierfähigkeit einbüßen, und das nicht erst nach 10 Jahren oder mehr.Die flüchtigen Bestanteile verdunsten das Öl wird dickflüssiger, es vermischt sich mit Abrieb, gerät irgendwann zur regelrechten Schmirgelpaste.Der Schmierungseffekt verkehrt sich ins Gegenteil.
    Hier nun ein konkretes Beispiel: Die Schmierung des Unruhzapfens, eines hoch beanspruchten Teiles, speziell bei "Schnellschwingern" wie es z.B. das Kal. 3135 darstellt, 28800 Hs/h. Ein kleines Rechenexempel: 28800 Hs/h bedeuten 28800 Hs/h *24*365*10= 2.522.880.000 Halbschwingungen in 10 Jahren !! Die Schmierung dieses sehr feinen Zapfens, der einen Durchmesser kleiner als 0,1 mm hat wird über die sogenannte Ölblase, einem winzigen Öltropfen im Stoßsicherungslager, zwischen Loch- und Deckstein gewährleistet. Dieses Öl ist nach ca. 5 - 6 Jahren nicht mehr in flüssiger Form vorhanden, ab diesem Zeitpunkt läuft dieser Zapfen f**ztrocken in seinem Steinlager. Das dieser Umstand der hochglänzend, druckpolierten Oberfläche dieses Zapfens nicht gerade zuträglich ist, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.Und die Unruh samt Spirale wird eben bei einer Revision nicht getauscht. Übrigens ein sehr hochpreisiges Teil.
    Ähnlich verhält es sich z.B. bei der unteren Lagerbohrung für den Federkern bei 15er-Kalibern. Dieser besteht lediglich aus einer Bohrung in der Grundplatine, also ohne eingepresste Bronzebuchse oder Steinlager. Dieses Lager wird ebenfalls mit Öl geschmiert. Dieser Federkern ist bei einem Werk mit automatischem Aufzug so gut wie ständig in Bewegung, da ja der Rotor beständig Aufzugarbeit leistet. Büßt nun das Öl seine Schmierungseigenschaften ein läuft diese Lagerbohrung aus, verliert das Federhaus seine Führung, es bekommt seitliches Spiel schleift an der Grundplatine und an der Unterseite der Brücke. Ebenso ist der korrekte Eingriff zwischen der Federhausverzahnung und dem nächsten Rad nicht mehr gewährleistet.
    Dies sind Beispiele dafür, daß durch unsinnig lange Revisionsintervalle Beschädigungen am Werk entstehen, die nicht durch den Austausch von "ein paar Rädchen", wie es immer so schön heißt, zu beheben sind.Eine Revision stellt eine notwendige und sehr sinnvolle Pflegemaßnahme dar, die langfristig dem Erhalt des funktionstüchtigen Zu-
    standes des gesamten Werkes dienen. Um zu ermitteln, ob den ein Uhrwerk der Revision bedarf ist es sicher nicht sinnvoll nur auf den Gang oder die Amplitude zu schielen. Man muß schon noch viele andere Parameter in seine Entscheidung mit einbeziehen. Nur die Uhr "gschwind" auf die Zeitwagge zu schnallen, mit der Aussage "läuft doch, alles in Ordnung" ist schlicht unprofessionell und ist von einer umfassenden, aussagekräftigen Diagnose Lichtjahre entfernt.
    Da kaufen sich die Leute eine Uhr für viele Tausend Euro und sind nicht willens diesen bewundernswerten kleinen Maschinen, die Tag für Tag Höchstleistungen vollbringen, alle paar Jahre ein bißchen Pflege im Sinne von Reinigung und Schmierung zukommen zu lassen, was bei einem guten freien Uhrmacher ja auch durchaus bezahlbar ist.
    Auch das "Forumsgesetz", daß bei Rolex irgenwelche Zauberer oder begnadete Künstler sitzen, die wahre Wunder vollbringen, die ein freier Uhrmacher "draussen" unmöglich hinbekommt, kann man getrost in den Bereich der Märchen verbannen. Es werden x-fach Threads gepostet über Mikrokratzer, Orangenhaut, Fussel etc. aber im Inneren, im Herzen der Uhr, am Werk, schabt und reibt und scheppert es das es einen graust. Das ganze noch abgesegnet von irgendwelchen unproffesionellen Kommentaren, leider allzu oft ausgesprochen von Uhrmachern.
    Was ich leider auch sehr oft lese ist die Aussage, daß ein Uhrmacher, der einem zu einer Revision rät, grundsätzlich ein Abzocker und Täuscher ist,der dem arglosen Uhrenfreund auf diesem Wege, bar jeglicher tatsächlicher technischer Notwendigkeit, das sauer verdiente Geld aus der Tasche zieht. Also die Kollegen, die ich so um mich habe würden niemandem irgendetwas aufschwatzen,wenn die Uhr noch "ok" ist, wird dem Kunden das so mitgeteilt.Ich hoffe, daß dieser Beitrag ausführlich und erhellend genug ist, und meine zugegeben, bösen Kommentare auch fachlich untermauern.
    Schönen Abend euch allen !! Adriano22

  2. #42
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    Andriano22, hast Dir Mühe gegeben. Dafür meinen Dank.

    Klar verstehe ich das Problem des Ölmangels und daß sich Abrieb und Ölreste zu einer prima Schleifpaste verwandeln.

    Der Uhrmacher hat eine Zertifizierung von Patek und Rolex. Frag´mich nicht nach dem Level der Zertifizierung. Ganz unprofessionell wird er also nicht sein. Genau nach diesem Problem befragt, hat er mir seine Antwort gegeben, die ich gepostet hatte.

    Die Wahrheit wird sicher in der goldenen Mitte zu suchen sein. 5 Jahre zur ersten Revision sind sicher kurz bemessen und 15 Jahre ohne Service sind auch bei wenig getragenen Uhren ein zu langer Zeitraum.

    Liebe Grüße

    Michael

  3. #43
    Deepsea Avatar von Le Rolexier
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    adriano22
    Bei meiner SubD aus 98 mußte nur deswegen repariert werden (Rotor etc.), weil ich keine Wartung habe machen lassen und die Uhr quasi trocken gelaufen ist...
    ...was mein Arm aushält, hält auch meine Rolex aus.
    Gruß, Gunnar


  4. #44
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    Danke, Adriano.

  5. #45
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    Was wäre denn ein marktüblicher Preis für eine Revision (exklusive Teile) bei einem Konzessionär oder alternativ "freien" UM? Ist der Konzessionär "preisgebunden" - oder darf er eine Revision ohne grüne Garantiekarte (nicht) anbieten?
    Grüße, Manuel

  6. #46
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    Ich kann nur die Preise wiedergeben, die so um mich herum gefordert werden. Für neuere Werke so ab 250 € plus, minus, natürlich abhängig vom Teilebedarf. Und für ältere Kaliber 10er, 15er usw. so 280 €-350 € wenn viele Teile benötigt werden auch etwas mehr. Falls eine Aufarbeitung von Gehäuse und Band unerwünscht sind wird es etwas günstiger.
    Diese Preise sind ca.-Preise mit durchschnittlichem Teilebedarf. Die Teile für die älteren Kaliber sind selten und somit teurer. Tritium- Blätter und Zeiger bleiben freilich unangetastet.
    Adriano22

    P.S.: Die Modalitäten beim Konsti sind mir nicht bekannt.
    Geändert von adriano22 (17.02.2012 um 17:02 Uhr)

  7. #47
    Deepsea Avatar von Kristian
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    Danke Adriano
    Bist Du Uhrmacher ?


    Zitat Zitat von adriano22 Beitrag anzeigen
    Falls eine Aufarbeitung von Gehäuse und Band unerwünscht sind wird es etwas günstiger.
    Ist es nicht so, dass das bei Rolex sogar teurer ist ?



    Zitat Zitat von adriano22 Beitrag anzeigen
    Tritium- Blätter und Zeiger bleiben freilich unangetastet.
    Was ist, wenn die Zeiger bröckelig werden ?
    Am Liebsten würde ich mein Tritium-Gelumpe gegen SL tauschen.
    Den Hype um das nicht mehr leuchtende Tritium kann ich nicht verstehen
    Grüße, Jörg


  8. #48
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    Ja bin Uhrmacher. Wenn das Aufarbeiten von Gehäuse und Band unerwüscht ist, wird es natürlich BILLIGER ! Wir sind hier ja nicht bei Rolex ! Wenn bei Zeigern mal was bröckeln sollte, gibt es alte Tritium-Zeigersätze auf Lager ! Ich würde das Tritium belassen. Die Zeiten, in denen die fünfstelligen Referenzen preislich ordentlich anziehen werden kommen !
    Da ist man besser beraten die Uhr im Originalzustand zu belassen.Aber wenn Dir das wurschd ist und Du lediglich auf Funktionalität achtest, kann man auf SL umrüsten, klar.
    Adriano22

  9. #49
    Steve McQueen
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    Viel Spass beim beantworten der ganzen PN's die da demnächst kommen werden ....
    VG
    Udo

  10. #50
    Deepsea Avatar von Kristian
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    Nochmal Danke, Adriano

    Zitat Zitat von adriano22 Beitrag anzeigen
    kann man auf SL umrüsten, klar.
    Ein Umrüstung geht doch nur im Umtausch wegen Rolex, oder ?
    Grüße, Jörg


  11. #51
    Day-Date Avatar von MaggyPee
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    Zitat Zitat von hugo Beitrag anzeigen
    Viel Spass beim beantworten der ganzen PN's die da demnächst kommen werden ....
    was verkaufst Du denn da Ratejust
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    Manon

  12. #52
    Steve McQueen
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    Udo

  13. #53
    Day-Date Avatar von MaggyPee
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    Zitat Zitat von adriano22 Beitrag anzeigen
    Ich kann nur die Preise wiedergeben, die so um mich herum gefordert werden. Für neuere Werke so ab 250 € plus, minus, ........
    was kostet denn nun eine Revision eine cal3135 incl Aufarbeitung einer 16610 ???
    21.03.2006 - 21.03.2016
    Manon

  14. #54
    Day-Date Avatar von MaggyPee
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    Zitat Zitat von hugo Beitrag anzeigen
    aber trotzdem SCHÖNE Uhr
    21.03.2006 - 21.03.2016
    Manon

  15. #55
    GMT-Master Avatar von timschwefel
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    He ihr zwei Lästermäuler . Aber der Fachbeitrag oben von ihm war doch wohl absolut einwandfrei, oder?
    Übrigens mit meiner Karre warte ich ja auch immer bis was kaputt geht, sondern prüfe rechtzeitig Verschleiß usw.
    Nennt sich übrigens Inspektion.
    Ne schöne Jrooß us Kölle
    alex
    Die Griechen haben aus der Geschichte gelernt: noch ein wenig auf Zeit spielen, dann gehen diesmal die Römer zuerst unter.

  16. #56
    GMT-Master Avatar von timschwefel
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    Da fehlt natürlich das völlig unbedeutende Wort 'nicht'.


    Sorry für den Doppelpost!
    Ne schöne Jrooß us Kölle
    alex
    Die Griechen haben aus der Geschichte gelernt: noch ein wenig auf Zeit spielen, dann gehen diesmal die Römer zuerst unter.

  17. #57
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    Danke !
    Schönes Wochenende!Adriano22

  18. #58
    Day-Date Avatar von John Wayne
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    Hi Adriano,

    vielen Dank für deinen - wie immer - sehr informativen und mit Herzblut geschriebenen Kommentar!
    Grüsse, Steffen


  19. #59
    Wristshotkönig des Jahres Avatar von Koenig Kurt
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    Zitat Zitat von adriano22 Beitrag anzeigen
    Etwas drastischer ausgedrückt lautet das Credo von Michaels Konzi-Uhrmachers doch," Rock das Werk runter bis zum bitteren Ende, bis die Gangwerte völlig aus dem Ruder laufen,die Uhr gar stehenbleibt, und im Werk massive Schäden entstanden sind. Erst jetzt greifen wir ein und "reparieren" das Ganze. Könnte schlußendlich ein paar Kreuzer billiger sein als die Uhr regelmäßig und gewissenhaft zu pflegen". Ich kann einfach nicht glauben, daß dies die "Philosophie" eines gelernten Uhrmachers, bzw. eines sogenannten "Uhrenliebhabers"ist. Bevor die oben genannten Effekte, wie z.B. massive Gangabweichungen oder gar das Stehenbleiben der Uhr eintreten, läuft die Uhr schon lange Zeit im "Notlaufmodus". Damit meine ich mit annähernd nicht mehr vorhandener Schmierung, weder am Räderwerk, noch an den Unruhzapfen (Stoßsicherung), noch am Gang (zwischen Gangrad und Ankerpaletten)oder am Rotorlager etc.
    Die Tatsache, das speziell ein Rolexwerk überhaupt so lange durchhält hat folgende Gründe: Die Aufzugfeder ist äusserst kräftig dimensioniert, liefert ein hohes Drehmoment, das wiederum führt, unter anderem, zu den sehr guten Gangergebnissen dieser Werke.Wenn die Schmierung des sogenannten Gleitzaums ("Rutschkupplung") der Aufzugfeder nachläßt, also zwischen diesem Gleitzaum und der Innenwandung des Federhauses erhöhte Reibung vorliegt, rutscht die Feder erst bei höherer Spannung nach, als es im korrekt geschmiertem Zustand der Fall wäre. Somit wird das Drehmoment was an das Räderwerk weitergereicht noch höher, was die immer noch recht hohe Amplitude auch bei schlechtem Schmierungsstatus erklärt. Die starke Feder ist also Fluch und Segen zugleich.Segen, weil sie gute, stabile Gangwert ermöglicht, Fluch weil sie auch die völlig unzureichend geschmierte Mechanik noch "ungesund" lange antreibt. Ausserdem schwingt eine Unruh annähernd isochron, so daß auch bei eher mäßigen Amplituden noch ganz gute Gangresultate zu beobachten sind.Was auch schon beobachtet wurde ist, daß so mancher "schlauer" Uhrmacher eine stärkere Zugfeder einbaute, um sich eine korrekte, zeitaufwendige Revisionsarbeit zu ersparen.
    Nun zur Aussage " Moderne Uhrenöle verharzen nicht mehr ", daß ist generell richtig. Nur bedeutet das nicht, daß sie nicht ebenso verschleißen, was meint daß die Öle mit der Teit ihre Viskosität und ihre rheologischen Eigenschaften (Fließeigenschaften) verändern, und somit ihre Schmierfähigkeit einbüßen, und das nicht erst nach 10 Jahren oder mehr.Die flüchtigen Bestanteile verdunsten das Öl wird dickflüssiger, es vermischt sich mit Abrieb, gerät irgendwann zur regelrechten Schmirgelpaste.Der Schmierungseffekt verkehrt sich ins Gegenteil.
    Hier nun ein konkretes Beispiel: Die Schmierung des Unruhzapfens, eines hoch beanspruchten Teiles, speziell bei "Schnellschwingern" wie es z.B. das Kal. 3135 darstellt, 28800 Hs/h. Ein kleines Rechenexempel: 28800 Hs/h bedeuten 28800 Hs/h *24*365*10= 2.522.880.000 Halbschwingungen in 10 Jahren !! Die Schmierung dieses sehr feinen Zapfens, der einen Durchmesser kleiner als 0,1 mm hat wird über die sogenannte Ölblase, einem winzigen Öltropfen im Stoßsicherungslager, zwischen Loch- und Deckstein gewährleistet. Dieses Öl ist nach ca. 5 - 6 Jahren nicht mehr in flüssiger Form vorhanden, ab diesem Zeitpunkt läuft dieser Zapfen f**ztrocken in seinem Steinlager. Das dieser Umstand der hochglänzend, druckpolierten Oberfläche dieses Zapfens nicht gerade zuträglich ist, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.Und die Unruh samt Spirale wird eben bei einer Revision nicht getauscht. Übrigens ein sehr hochpreisiges Teil.
    Ähnlich verhält es sich z.B. bei der unteren Lagerbohrung für den Federkern bei 15er-Kalibern. Dieser besteht lediglich aus einer Bohrung in der Grundplatine, also ohne eingepresste Bronzebuchse oder Steinlager. Dieses Lager wird ebenfalls mit Öl geschmiert. Dieser Federkern ist bei einem Werk mit automatischem Aufzug so gut wie ständig in Bewegung, da ja der Rotor beständig Aufzugarbeit leistet. Büßt nun das Öl seine Schmierungseigenschaften ein läuft diese Lagerbohrung aus, verliert das Federhaus seine Führung, es bekommt seitliches Spiel schleift an der Grundplatine und an der Unterseite der Brücke. Ebenso ist der korrekte Eingriff zwischen der Federhausverzahnung und dem nächsten Rad nicht mehr gewährleistet.
    Dies sind Beispiele dafür, daß durch unsinnig lange Revisionsintervalle Beschädigungen am Werk entstehen, die nicht durch den Austausch von "ein paar Rädchen", wie es immer so schön heißt, zu beheben sind.Eine Revision stellt eine notwendige und sehr sinnvolle Pflegemaßnahme dar, die langfristig dem Erhalt des funktionstüchtigen Zu-
    standes des gesamten Werkes dienen. Um zu ermitteln, ob den ein Uhrwerk der Revision bedarf ist es sicher nicht sinnvoll nur auf den Gang oder die Amplitude zu schielen. Man muß schon noch viele andere Parameter in seine Entscheidung mit einbeziehen. Nur die Uhr "gschwind" auf die Zeitwagge zu schnallen, mit der Aussage "läuft doch, alles in Ordnung" ist schlicht unprofessionell und ist von einer umfassenden, aussagekräftigen Diagnose Lichtjahre entfernt.
    Da kaufen sich die Leute eine Uhr für viele Tausend Euro und sind nicht willens diesen bewundernswerten kleinen Maschinen, die Tag für Tag Höchstleistungen vollbringen, alle paar Jahre ein bißchen Pflege im Sinne von Reinigung und Schmierung zukommen zu lassen, was bei einem guten freien Uhrmacher ja auch durchaus bezahlbar ist.
    Auch das "Forumsgesetz", daß bei Rolex irgenwelche Zauberer oder begnadete Künstler sitzen, die wahre Wunder vollbringen, die ein freier Uhrmacher "draussen" unmöglich hinbekommt, kann man getrost in den Bereich der Märchen verbannen. Es werden x-fach Threads gepostet über Mikrokratzer, Orangenhaut, Fussel etc. aber im Inneren, im Herzen der Uhr, am Werk, schabt und reibt und scheppert es das es einen graust. Das ganze noch abgesegnet von irgendwelchen unproffesionellen Kommentaren, leider allzu oft ausgesprochen von Uhrmachern.
    Was ich leider auch sehr oft lese ist die Aussage, daß ein Uhrmacher, der einem zu einer Revision rät, grundsätzlich ein Abzocker und Täuscher ist,der dem arglosen Uhrenfreund auf diesem Wege, bar jeglicher tatsächlicher technischer Notwendigkeit, das sauer verdiente Geld aus der Tasche zieht. Also die Kollegen, die ich so um mich habe würden niemandem irgendetwas aufschwatzen,wenn die Uhr noch "ok" ist, wird dem Kunden das so mitgeteilt.Ich hoffe, daß dieser Beitrag ausführlich und erhellend genug ist, und meine zugegeben, bösen Kommentare auch fachlich untermauern.
    Schönen Abend euch allen !! Adriano22

    Das wäre bestimmt hochinteressant - ist aber so mühevoll zu lesen, dass ich einfach darauf vertraue, dass Adriano wieder etwas gutes geschrieben hat - und meine Augen schone.

    Beste Grüße,
    Kurt

    I started out with nothin' and I still got most of it left

  20. #60
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    Ja ja, ich weiß, mein Problem mit den Absätzen !! Ich gelobe Besserung !!
    Trotzdem schönes Wochenende! Adriano22

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