Zitat von
Flopi
Hallo Sascha,
eigentlich wollte ich mich zu dem Thema zurückhalten, aber nachdem du mich zitierst, hier meine Sicht der Dinge zum Thema Wert/Preis:
Das Thema „Wert von Luxusprodukten“ ist sicherlich a) komplex und b) oft sehr subjektiv, da eine Orientierung an den Herstell- und Vermarktungskosten plus angemessene Marge natürlich viel zu kurz greift. Aber auch bei Luxusprodukten lassen sich Preispositionen durchaus ins Verhältnis setzen und vergleichen. Vereinfachte Eingangsgrößen sind dazu aus meiner Sicht Produktfunktionen und –Substanz und mit deutlich höherem Einfluss die Stärke der jeweiligen Marke sowie ihre Bekanntheit.
Gehen wir für die Diskussion einmal davon aus, dass Produktfunktionen und –Substanz der Big Bang Unico in etwa vergleichbar sind mit Uhren gleicher Funktionalität von anderen Marken. Preisunterschiede liegen dann vor allem in der Markenposition begründet.
Schon aufgrund der Preisstellung suggeriert da Hublot „wir sind auf Augenhöhe mit z.B. AP und über JLC“. Und eben über diese Position „stolpere“ich. Die Stärke einer Marke wächst u.a. über die Zeit durch Leistung – der Historie kommt dabei also durchaus eine Bedeutung zu. Hier haben die als Beispiele genannten Marken AP und JLC über die Jahrzehnte beachtliche Beiträge zur mechanischen Uhr geleistet und einige Ikonen geschaffen, die seit langem und noch immer erfolgreich sind. So etwas positioniert eine Luxusmarke (neben Kommunikation, Exklusivität, Vertriebskanäle etc.) und lässt sich nicht mal eben kopieren oder innerhalb kurzer Zeit durch viel Marketing-Kommunikation kompensieren.
Eine passende Analogie findet sich bei Autos: BMW M4 undPorsche 911 werden in vielen Vergleichstests mehr oder minder auf Augenhöhe gesehen, der 911er ist dennoch deutlich teurer. Ein Preis auf Niveau des 911er würde beim M4 nicht akzeptiert, da der BMW eben nicht über die Markenstärke des 911er verfügt.
Bei Hublot hat es JC Biver sehr geschickt geschafft, Kunden zu "blenden", die geblendet werden wollen. Sehr viel Sport-Sponsoring schafft einerseits mit publikumswirksamen Plattformen viel „Share of Voice“ und steigert die Bekanntheit. Hinzu kommt die unterschwellige Botschaft „wir sind erfolgreich, da wir uns all diese Sponsorings auch leisten können“. Wesentliches Erfolgskriterium ist sicher auch das markante Design, dass geschickt andere „prominente Designmerkmale“ nutzt. Verknüpft wird dies mit einer sehr smarten Innovations-Kommunikation, wobei die meisten Innovationen eher optischen statt funktionalen Nutzen bringen. Auch damit liegt Hublot prima im Trend – optische Effekte werden derzeit mehr beklatscht, als technische Substanz. Mit all diesen Aktivitäten schließt Hublot aus meiner Sicht nicht wirklich zu den etablierten Haute-Horologie-Marken auf mit Ausnahme des Preises.
Aber das ist meine Meinung und meine persönliche Erklärung, warum ich Hublot im Vergleich überteuert finde. Bei einem Luxusprodukt entscheidet letztlich jeder selbst, was es ihmwert ist.
Bei einem bin jedoch völlig bei dir: es würde mich sehrfreuen, wenn die Service-Philosophie von Hublot bei anderen Marken zu einem positivem Umdenken führt.