Nach meinem Wissen liegt das daran, dass das "Nachahmen" von Produkten in China grundsätzlich erst einmal nicht negativ besetzt ist.
Es wird aus der Tradition heraus als Kunst und Wertschätzung des Originals betrachtet und hat nicht unbedingt zwingend den Zweck eine Fälschung herzustellen. Der Hersteller ist also stolz auf seine Kunst und möchte erkannt werden und signiert sie daher. Im Gegenzug dazu steht der "Fälscher", welcher nicht erkannt werden will.
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10.07.2025, 16:30 #561
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10.07.2025, 16:47 #562
Geändert von Sailking99 (10.07.2025 um 16:51 Uhr)
There is no Exit, Sir.
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10.07.2025, 17:23 #563
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10.07.2025, 17:26 #564
Mich würde das auch interessieren.
Und jetzt schon danke für die Mühe!!!Grüße und Freude! Wolfgang
"Gott vergibt, Rambo nie!"
„Da war kein Champagner dabei. Das hat keinen Spaß gemacht.“ (M. Verstappen)
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10.07.2025, 17:43 #565
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Mich auch 😚! Danke im Voraus.
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10.07.2025, 18:06 #566
Ja wäre interessant.
Gruß Hansi
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10.07.2025, 18:28 #567
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10.07.2025, 19:48 #568
… sonst wäre die Uhr ja nicht in der Reparatur gelandet, wo die Fälschung festgestellt wurde.
Viele Grüße Kai-Uwe
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10.07.2025, 20:11 #569
Okay, das ist schlüssig vorgetragen. Du hast recht.
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10.07.2025, 20:23 #570
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Ohne Zeit oder Lust zu haben, den ganzen Thread nochmal zu lesen - das Thema mit dem Graubereich hatten doch auch andere Forenteilnehmer, die Originale hatten, oder erinnere ich mich da falsch? Und bis die Fake-Eigenschaft vom OP mitgeteilt war, hatte niemand Zweifel an der Originalität geäußert.
Es geht doch nicht um schlechte oder gute Qualität, sondern um die Eigenschaft als Veblen-Gut, die die Fälschung nunmal nicht hat.
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10.07.2025, 21:37 #571
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Es kam jetzt zumindest kein Verbot. Falls Teile meiner Ausführungen nicht gewünscht sein sollten, bitte ich um entsprechende moderative Editierung.
Grundsätzlich: Die aktuelle BLRO ist bekanntermaßen eine der begehrtesten Referenzen. Es gibt ca. 6–7 chinesische Fabriken, die diese Referenz in „Superklon-Qualität“ produzieren. Die Anführungszeichen sind hier wichtig, weil der Begriff „Superklon“ inflationär benutzt wird und es in der Szene starke Diskussionen darüber gibt, ab wann man eine Fälschung so nennen darf.
Als kurzer Reminder: Ich handele nicht mit Fakes, ich trage keine Fakes, ich unterstütze keine Fakes. Ich kenne sie nur sehr gut und habe mich über die Jahre insbesondere auf die Authentifizierung von Supercase-Modellen spezialisiert. „Supercase“ nenne ich persönlich alles, was an Subs und GMTs nach 2010 produziert wurde. Das liegt allerdings auch daran, dass diese Referenzen quantitativ in höchster Stückzahl repliziert werden.
Bei der BLRO und BLNR ist es seit ca. drei Jahren so, dass es einen klaren „Marktführer“ unter den chinesischen Fabriken gibt. Viele Träger — selbst wenn sie nichts mit Replikas zu tun haben — werden den Begriff Clean, Clean Factory oder CF schon einmal irgendwie gehört haben. Diese Fabrik hat es durch den Einsatz erheblicher finanzieller Mittel geschafft, Superklone vieler Rolex-Referenzen in hoher Stückzahl und in nachgewiesen gleichbleibend hoher Fertigungstiefe zu produzieren.
Die hier gezeigte Uhr kommt allerdings nicht aus der Clean Factory, sondern aus der C+ Factory, kurz C+F. Nach den bekannten Informationen haben sich Beteiligte von Clean vor ca. drei Jahren losgelöst und eine eigene Factory eröffnet.
Woher weiß ich genau, dass es eine C+F ist? Am Prefix der Seriennummer: 897C.
Besonders an C+F ist, dass diese Fabrik nur das Midcase herstellt, die weiteren Teile zuliefern lässt und damit offensichtlich eine Marktlücke gefunden hat. Die Clean Pepsi ist in der allgemeinen Verarbeitung der C+F überlegen: Das Zifferblatt ist besser gearbeitet, die Lünette hat (zumindest in der aktuellsten Iteration) quasi keine „Speedbumps“. (Speedbumps sind übrigens unsaubere Farbübergänge bei gefälschten GMT-Inlays.)
Warum hat der ******** mutmaßlich die C+F-Version gekauft? Weil sie auch unter vielen Uhrmachern unauffälliger ist als die Clean-Variante. Dies liegt wiederum an der Seriennummer. Clean produziert die BLRO und BLNR seit knapp vier Jahren mit demselben Seriennummersuffix (letzte vier Zeichen der SN = Y2L3). Ihr könnt euch ja mal den Spaß machen und nach Y2L3 googeln. Dieser Suffix ist vielen Uhrmachern wohl bekannt. Sieht man ihn (ggf. noch in Verbindung mit dem entsprechenden Schließencode), ist klar, was Sache ist.
Zur Erinnerung: Rolex nutzt seit dem Jahr 2010 eine 8-stellige alphanumerische Seriennummer. Selbst wenn zwischenzeitlich 300.000 echte 126710 BLRO von Rolex hergestellt wurden, liegt der Erwartungswert für das Aufkommen auch nur einer echten Y2L3 bei 16,35 %. Also die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt nur eine echte Uhr mit diesem Suffix produziert wird.
Und sollte wirklich eine echte Uhr mit diesem Suffix produziert worden sein, läge für den Kunden die Wahrscheinlichkeit immer noch bei 1:300.000, dass er genau diese erhält. Wenn ihr also gerade auf eure Pepsi oder Batman schaut und als letzte vier Zeichen Y2L3 seht, habe ich sehr schlechte Nachrichten für euch — oder ihr solltet öfter Lotto spielen.
Y2L3 ist also im Markt quasi verbrannt. Ich hatte ja schon ausgeführt, dass es der Clean Factory nicht darum geht, mit den Uhren zu betrügen. Sie wollen die „Qualität“ der eigenen Produkte im Markt reflektiert sehen. Da geht es wohl nicht um irgendwelche Ehrenvorstellungen, sondern rein ums Business: Clean-Uhren sollen sich gut verkaufen = Clean-Uhren müssen erkennbar bleiben.
Es gibt also nun gewisse Kundenkreise, die keinen Bock auf eine Pepsi oder Batman mit Y2L3 haben. Hier kommt C+ auf den Plan und produziert Uhren mit fast ähnlicher Fertigungstiefe, aber mit dem „Goody“, dass die Seriennummer nicht mit einer einfachen Google-Suche enttarnt werden kann. Die Suche nach „897C“, dem Seriennummerprefix der C+ GMT, ist eben digital unverfänglich.
Das war jetzt eine relativ lange Abhandlung zum Thema „Warum haben Fakes definierte Seriennummernkreise?“.
Ihr wollt ja noch wissen, wie ihr die Uhren vom Schlage C+ oder Clean sicher erkennt. Ehrlich gesagt: als Laie gar nicht. Man muss schon ein paar Uhren in der Hand gehabt haben, um hier schnell Misstrauen aufbauen zu können. Vergesst jedenfalls die YouTube-Videos.
Folgende Prüfungen sind im Jahr 2025 komplett für die Füße:
• Laser-etched crown (LEC): Jeder Fake, selbst die 80 € Türkei-Zwiebeln, hat das inzwischen. Absolut ungeeignet für eine Aussage als Laie. Richtig ist, dass die LEC bei Superklonen anders aussieht als bei Originalen. Leider wirkt die LEC der guten Fälschungen auf Laien oftmals hochwertiger als die echte Laserkrone. Rolex lasert die Krone leicht dreidimensional; deswegen wirkt sie aus manchen Perspektiven unsauberer als die flachere Fake-Laserkrone. Ist etwas für Kenner — als Laie wird man das nicht sicher erkennen können. Zumal sowohl Rolex als auch die Fälscher das Design regelmäßig anpassen. Man müsste also fast auf Jahrgangsebene wissen, wie die echte LEC aussieht.
• Unsaubere Schrift: Ebenfalls ein Trugschluss. Die besseren Fakes sind absolut sauber im Zifferblattdruck. Ihr werdet nichts erkennen, auch nicht mit dem Mikroskop. Und wenn, dann ist es so unspezifisch, dass es auch bei einem echten Blatt vorkommen kann. Rolex bekleckert sich aktuell auch nicht durchgehend mit Ruhm, was die Endkontrolle angeht — zumindest bei den aktuellen schwarzen Glossy-Dials der GMT. Gefälschte Zifferblätter mit Sonnenschliff können von erfahrenen Uhrmachern erkannt werden, zumindest die meisten.
• Vergrößerung der Datumslupe: Auch hier: einfach nein. Die Vergrößerung passt in den meisten Fällen. Was die Fälscher allerdings bis heute nicht hinbekommen, ist die Höhe der echten Lupe zu replizieren. Scheint nach wie vor ein wirtschaftlich nicht rentables Unterfangen zu sein. Für mich übrigens eine der ersten Stellen, wo ich hingucke. Mit Mikroskop ist der Unterschied klar erkennbar, mit Erfahrung auch durchaus mit dem bloßen Auge.
• Inlay mit Platinstaubbeschichtung: Leider auch hier keine Chance. An der Beschichtung erkennt man es nicht mehr zuverlässig. Die schimmernden Partikel finden sich auch bei allen gängigen Superklonen, und das seit bestimmt mindestens vier Jahren. Erkennbar mit dem Mikroskop sind in vielen Fällen unsaubere Gravuren der Inlay-Zahlen — allerdings nicht mehr bei der aktuellen Clean. Die Lünette ist sehr sauber und ohne erkennbare Speedbumps gearbeitet. Der UV-Trick für die Pepsi-Lünette ist übrigens auch seit mindestens zweieinhalb Jahren Geschichte. Macht es nicht mehr, bringt nix. Eine aktuelle gefälschte BLRO-Lünette erkennt man nur als Profi im Ausschlussverfahren. Das Inlay von TE war lange nicht so gut; diese C+ Fälschung ist aber inzwischen auch schon zwei Jahre am Markt.
Was bleibt dem geneigten Kleinanzeigen-Schnäppchenjäger jetzt noch übrig?
Auch wenn es blöd klingt: Kauft keine beliebten, modernen Rolex-Referenzen von privat. Der Konzi kann euch nicht helfen, der Uhrmacher wird ggf. eine Falschaussage treffen, wenn er nicht exzellent geschult ist.
Wenn ihr es doch nicht lassen könnt: Lasst die Uhr öffnen. Wenn der Verkäufer das (auch verständlicherweise) nicht möchte, solltet ihr überlegen, wie viel euch das Risiko wert ist. Kann im Zweifel natürlich ein guter Deal sein, den ihr verpasst — und die meisten Verkäufer bieten immer noch echte Uhren an, das darf man nicht außer Acht lassen.
Und selbst bei der Öffnung sollte euer Uhrmacher fit genug sein, echte Teile auf einer gefälschten Baseplate zu erkennen. Sonst müsst ihr damit leben, dass die Frankenuhr erst einige Jahre später beim Service auffliegt.
Alles bis jetzt Beschriebene bezieht sich auf den Umgang mit Standard-Superklonen und bestenfalls amateurhaften Umbauten.
Wenn ihr richtig Pech habt, kommt ihr an eine Uhr mit umgravierter, zur Referenz passender Seriennummer, einem Haufen Echtteilen und einer umgelabelten, echten Garantiekarte.
Ihr habt die Storys auf Perezcope gelesen: Rolex hat selbst im eigenen Service nicht die Kapazität, Uhren immer hinreichend auf vollumfängliche Echtheit zu prüfen. Selbst im Atelier nicht. Es sind also erwiesenermaßen Teilfälschungen im Umlauf, die seitens Rolex mit einem Service geadelt wurden. Ganz schön scheiße…
Dies unterstreicht nochmals meine Meinung, dass Uhrenträger an dieser Stelle kein zielführender Vorwurf zu machen ist.
Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen. Lasst euch nicht entmutigen — und vergesst nicht: Es ist ein Privileg, Zeit für solche Probleme zu haben.Geändert von Speedborg (10.07.2025 um 21:43 Uhr)
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10.07.2025, 21:57 #572
Super interessant- danke!
I know how the bunny runs
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10.07.2025, 21:59 #573
Ein Beitrag, der in die Forumsgeschichte eingehen könnte. Vielen Dank
Grüsse, Frank
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10.07.2025, 22:03 #574
+1, danke!
Wenn das alles stimmt, was Du schreibst, woran ich aktuell nicht zweifle, dann Respekt vor Deinem Fach- und Hintergrundwissen, fast schon Insiderwissen.
Ich frage mich gerade, wie man sich ein solches Wissen aneignen kann (und auch warum überhaupt), wenn man keine Fakes hat, trägt und auch nicht damit handelt?Peter
Bekennender Längsdenker
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10.07.2025, 22:10 #575
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10.07.2025, 22:17 #576
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- 2.287
danke Speedborg bist der Perezcope der Neuzeit
Ich war jung und habe mein Geld verraucht
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10.07.2025, 22:21 #577
Speedborg, vielen Dank für deine umfangreichen Ausführungen. Die Fakes richten immernoch nicht unerheblichen Schaden an und jeder, der seine Uhren eben nicht direkt vom Konzi bekommt, sollte sich wohl intensiver damit beschäftigen.
Ich habe mir auch schon viele YouTube Videos zum Thema angeschaut mit dem Endresultat, dass man darauf gar nichts erkennen kann. Daher finde ich es super, wenn man auch mal ein paar detailliertere Infos bekommt.
Dir vielen Dank dafür.Gruß Gunnar
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10.07.2025, 22:37 #578
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Dickes Dankeschön
an dich, Speedborg.
Ich finde deine präzise, nachvollziehbare und ernüchternde Analyse sehr aufschlussreich, spannend und kurzweilig formuliert.Grüßle Ronny
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10.07.2025, 22:48 #579
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10.07.2025, 22:52 #580
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Speedborg wie immer 1. Sahne! Danke für diesen Beitrag!
Mir kam gerade der Gedanke, dass diese Super / Clean clones Rolex mit Ihrem CPO & co Programmen irgendwie doch auch in die Karten spielen: Der private Markt wird immer gefährlicher und Bingo gehen die gebrauchten step by step auch über zu Rolex.
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