Dieser Thread könnte das Potential zur Selbstanalyse und Katharsis haben.

Als ich hier reinlas bekam ich erst mal einen Schreck. Das ehrliche Eingeständnis des Threadstarters, dass die AP ihm ein Gefühl des
Abgehobenseins vermittelt und dass das Tragen der Uhr ihn über alle anderen Gäste der münchner Lokalität stellt – danke dafür.

Und ich bekam den Schreck aus zwei Gründen, denn zuerst empfand ich diese Aussage als extrem arrogant, oberflächlich
und wenig reflektiert. Aber dann erkannte ich mich doch auch ein Stück selbst wieder. War es bei mir nicht auch mal so, dass ich
das "Statussymbol Uhr" zur Abgrenzung, als Statement und auch als Mittel der Selbstüberhöhung genutzt habe? Ehrliche Antwort: Ja.

Doch mit zunehmender Reife, Lebens- und Sammler-Erfahrung hat sich das bei mir wieder etwas gewandelt. Da geht es mir mehr wie Ramones Florian,
ich habe den Ausflug in die Haute Horlogerie gemacht und genossen, bin aber nach schönen 10 Jahren wieder dort ausgestiegen.

Eine Etage niedriger sorgt bei mir für mehr Trage- und ja sogar Zeigefreude. Vielleicht ist es der Hanseat in mir, aber ich möchte eben auch nicht
meine fi****elle Potenz am Handgelenk öffentlich zur Schau stellen – Geschmack, Kultur, Lebensfreude und auch eine Prise Wohlstand schon.

Ein Statussymbol soll Spaß machen, soll den Besitzer mit Stolz erfüllen, aber zu Überheblichkeit sollte es einen nicht verleiten.

Eine Krone ist eine Krone und bleibt auch eine Krone. Ist für mich – ganz im Gegenteil zum hier gezeigten Cartoon – durchaus eine sehr
differenzierte und fast schon Weise Einsicht. By the way... trägt der Dalai Lama nicht auch eine Krone ;-)

Damit das hier jetzt nicht bei manchem Gruppenteilnehmer in den falschen Hals kommt, möchte ich noch mal betonen, dass die Uhren der
Haute Horlogerie fantastisch sind und dass deren Besitz, das Tragen und Sammeln eine ganz ganz tolle Sache ist. Mir geht es nur darum, wie man
damit auftritt – vor sich und vor anderen Menschen.

"So, jetzt muss ich aber auch zackig meine Keepall in die G-Klasse werfen, die Zenith Daytona (first batch) umlegen und ab nach Sylt düsen.
Wird höchste Zeit, dass ich an Pfingsten mal wieder dem Pöbel im Rauchfang zeige, wie wunderbar lässig es aussieht, wenn sich
die Cashmerefussel, des um die Hüfte geknoteten Pullis, am beschlagenen Champagnerglas verfangen..."

Frohe Pfingsten – schon heute und viele Grüße
Gerrit

(Christian Kracht hat es schon vor Jahren vortrefflich beschrieben und Harry-G hat es jüngst erst mit seinem "Kitzbühel wieder offen–Sketch"
plakativ in Szene gesetzt.)