Auch nicht heute vollbracht, aber heute hat etwas ein gutes Ende gefunden:

Vor gut drei Jahren hat mich mein Freund und Kollege Andreas gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Notar zu werden. Er hatte den Gedanken schon länger und wollte den Weg nicht alleine gehen. Ich war damals dagegen, weil ich den Job für langweilig hielt: Als Anwalt kann man sich streiten und Recht haben und seinen Mandanten zu ihrem Recht verhelfen, aber der Notar war für mich nur eine privat organisierte Behörde, die jeden Tag kiloweise Papier durch’s Land schickt. Als dann von Vorbereitungskursen, einer Prüfung und einer Bewerbung hörte, hatte ich keine Lust.

Ich war da schon über 40. Die Vorstellung, noch einmal wirklich zu lernen und sich in fünfstündige Examensklausuren zu setzen, klang echt unattraktiv - nach dem zweiten Examen hatte ich mir doch geschworen, nie wieder Klausuren schreiben zu wollen. Andererseits war ich fast 15 Jahre lang Anwalt und habe in der ganzen Zeit irgendwie immer das Gleiche gemacht. Das wäre jetzt die Chance, noch einmal was anderes zu machen, ohne alles alte über den Haufen werfen zu müssen.

An Silvester 2017 habe ich also den Vorsatz gefasst, Notar zu werden. Ein paar Tage später habe ich mich für einen Vorbereitungskurs angemeldet: Wer in Berlin Notar werden will, muss ein paar Jahre lang Anwalt sein und eine Prüfung machen. Vier Klausuren à fünf Stunden plus eine mündliche Prüfung. Durch die Prüfung fällt dann ein Drittel durch - und das sind alles schon Anwälte mit Berufserfahrung. Deswegen schien mir ein Vorbereitungskurs angezeigt. Da sind Leute, die mir erklären, was auf mich zukommt.

Wer dann die Prüfung bestanden hat, wird nicht automatisch Notar. Die Anzahl an Notaren ist fix. In Berlin sind es aktuell knapp 700, und diese Zahl wird gerade auf etwa 640 runtergeschraubt. Scheiden zehn aus, können zehn nachrücken. Und dann geht es nach Kompetenz Das ist ein öffentliches Amt, also zählt nicht, dass ich eine geile Armbanduhr habe, sondern es kommt nur auf die Noten an, und zwar auf die des zweiten Staatsexamens und die der „notariellen Fachprüfung“.

Jetzt will ich Euch nicht langweilen, aber die nächsten drei Jahre waren anstrengend. Ich habe praktisch das ganze Jahr 2018 durch gelernt, im März 2019 dann die Klausuren geschrieben, recht gut bestanden, im September 2019 habe ich dann die mündliche Prüfung gehabt und war dann in der Lage, mich zu bewerben. Im November 2019 wurden dann Stellen in Berlin ausgeschrieben, und darauf habe ich mich beworben.

Das Bewerbungsverfahren war noch nerviger als die Prüfung. Die machen Screenings bei der Anwaltskammer, bei der Staatsanwaltschaft, fragen beim Präsidenten des Landgerichts nach Dir und fordern Dich auf, Dich in jeder Hinsicht nackig zu machen. Notar soll nur werden, wer „nach seiner Persönlichkeit und seinen Leistungen“ geeignet ist. Dazu zählt auch, dass man in vernünftigen Verhältnissen lebt und sich eben nichts zu schaden kommen lässt. Dieses Verfahren hat dann ein gutes Jahr gedauert, und heute war es endlich so weit: Ich habe vor dem Präsidenten des Landgerichts meinen Eid geschworen.

Also ab heute:



Danke für’s Reinschauen