Ich finde man kann es sich nicht ganz so einfach machen. Dinge sind nicht nur deshalb gut weil sie lokal gefertigt werden, dazu sind die weltweite Spezialisierung und Arbeitsteilung zu weit fortgeschritten. Ich finde keinen direkten Link, aber es gab mal ein Experiment einer amerikanischen Designlehrerin die versucht hat, einen Anzug komplett in einem Aktionsradius von 160km zu fertigen. Das Ergebnis soll, gelinde gesagt, ernüchternd gewesen sein. Man muß sicherlich akzeptieren, daß nicht alles überall zu marktgerechten Preisen gefertigt werden kann.
Wenn viele Dinge werthaltiger wären würde es auch noch weniger auf Kosten und Umweltverschmutzung für den einmaligen Transport ankommen als bei irgendwelchen Wegwerfartikeln oder Lebensmitteln. Wenn ich eine Jacke ein paar Jahre trage finde ich es vertretbarer daß sie im Container um die halbe Welt fährt als z.B. Bio Bananen, chilenischer Spargel oder australischer Wein. Gerade gemessen am gesamten Transportvolumen hätte es einen viel größeren Einfluß wenn sich mehr Menschen wieder auf die naturgemäße saisonale Verfügbarkeit von Lebensmitteln besinnen würden.
Das gewichtigste Argument gegen eine Fertigung in Fernost sind aber natürlich die Arbeitsbedingungen. Und auch da hilft reine schwarz/weiß Malerei m.E. nicht weiter. Oft ist eben der 12 Stunden Tag in der Fabrik noch das kleinere Übel. Frankreich hat z.B. 1998 den Import von Fußbällen aus Pakistan einfach verboten, weil diese von Kindern gefertigt wurden. Im Ergebnis stieg die Kinderprostitution an. Erst später hat man dann mittels des "Fair Trade" Siegels zumindest halbwegs kontrollierbare Standards geschaffen. Die aus meiner Sicht richtige Schlußfolgerung wäre also, ruhig im Ausland und auch Übersee gefertigte Waren kaufen, aber eben seine Macht als Konsument dahingehend nutzen daß man auf die Arbeitsbedingungen im Einzelfall achtet und versucht, die entsprechenden Hersteller zu bevorzugen.
Wichtig ist halt zu wissen daß das "made in germany" Label quasi nichts zu sagen hat, weil dazu reicht daß das Produkt eine "maßgebliche Veredelung" im entsprechenden Land erhalten hat.
Wenn man natürlich z.B. Apple Produkte als "alternativlos" bezeichnet kann man sich das Nachdenken sparen und muß halt damit leben daß sie bei Foxconn hergestellt werden ;-) Aber da wird jeder seine eigenen Prioritäten setzen, und gerade bei Smartphones hat man vermutlich eh nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich glaube nicht daß die Arbeitsbedingungen bei BYD wesentlich besser sind, nur weil die noch nicht durch die Weltpresse gezogen wurden.
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Baum-Darstellung
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27.10.2013, 07:40 #29
Geändert von Peter_O (27.10.2013 um 07:45 Uhr)
Gruß, Peter
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