Das ist nicht bloss ein Beitrag, das ist ein "Classic".Original von Prof. Rolex
Liebe Rolex-Fans,
vor zwei Jahren hatte ich bereits einen Beitrag zur Historie der 1655 eingestellt, den ich nun mit einigen Ergänzungen versehen habe und erneut zur Diskussion stellen möchte...
Sehr ausführlich und super interessant!![]()
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26.08.2008, 10:20 #1
Zur Historie der Explorer II 1655 (Update)
Liebe Rolex-Fans,
vor zwei Jahren hatte ich bereits einen Beitrag zur Historie der 1655 eingestellt, den ich nun mit einigen Ergänzungen versehen habe und erneut zur Diskussion stellen möchte. Die Historie der Explorer II 1655 soll von ihrer Vorstellung 1971 bis zu ihrer Einstellung 1984 etwas näher beleuchtet werden und dabei neu gewonnene Erkenntnisse in einem gemeinsamen Thread zusammengefasst werden.
Die 1655 ist zwar im Gegensatz zu anderen Rolex-Modellen während ihrer Bauzeit keinen tiefgreifenden Änderungen unterworfen gewesen, aber einige kleine Modellpflegemaßnahmen und Anomalien hat es doch gegeben.
Fangen wir einfach einmal mit der Urversion von 1971 an:
(Auszug aus dem Explorer-Booklet zur 1016 und 1655)
Es ist zu erkennen, daß die Urversion über ein gefaltetes Oysterband verfügte, der Sekundenzeiger als einfache „Nadel“ ausgebildet war und die Zahlen der 24h-Lünette nahe am Glasrand positioniert waren.
Halten wir also fest, 1655 Urversion oder Version 1:
Lünette mit nahe am Glasrand positionierten Zahlen
Sekundenzeiger in Nadelausführung
gefaltetes Oysterband Ref. 7836
Die Booklets zur Explorer wurden während der gesamten Bauzeit der 1655 von 1971 bis 1984 ausgegeben und nicht verändert. Dies ist bemerkenswert, da somit selbst 1984 die 1655 noch immer in ihrer Urversion von 1971 gezeigt wurde.
Die erste größere Änderung der 1655 wurde 1973/74 durchgeführt und betraf die Lünette, die nun über mittige Zahlen verfügte:
(Auszug aus einem Rolex-Katalog von 1976)
Dies ist dann die Version 2 :
Lünette mit mittig positionierten Zahlen
Sekundenzeiger in Nadelausführung
gefaltetes Oysterband Ref. 7836
Die zweite größere Änderung wurde 1978 durchgeführt und betraf den Ersatz des Nadelzeigers und des gefalteten Oyster-Bandes:
(Auszug aus einem Rolex-Katalog von 1978)
Somit ergibt sich die Version 3:
Lünette mit mittig positionierten Zahlen
Sekundenzeiger mit Leuchtpunkt und „Gegengewicht“
Massiveres Oysterband Ref. 78360
Als ich mich 1978/79 näher mit der 1655 beschäftigte, habe ich viele 1655 in den Konzessionärs-Schaufenster gesehen und mir auch manchmal eine 1655 vorlegen lassen. Dabei war mir aufgefallen, daß alle 1655 noch über ein Faltband und den Nadelzeiger verfügten, obwohl in dem damals neuen Rolex-Katalog von 1978 bereits die Version mit Leuchtpunkt im Sekundenzeiger abgebildet war. Die Theorie, daß der Nadelzeiger bereits 1973/74 ersetzt wurde, kann ich daher aus meiner eigenen Erfahrung nicht bestätigen, denn es ist kaum wahrscheinlich, daß die von mir 1978/79 gesichteten 1655 allesamt noch vor 1973/74 hergestellt wurden.
Die neuere Version mit Leuchtpunkt im Sekundenzeiger war damals kaum zu finden, lediglich bei Bucherer mit entsprechend großen Verkaufszahlen war die neue Version bereits verfügbar und diese habe ich mir dort dann 1979 gekauft. Daß ich dann auch noch eine 1655 mit einer seltenen Anomalie erhielt, war reiner Zufall, aber dazu später mehr.
Anfang der 80er Jahre wurde die Schriftdicke auf der Lünette etwas dünner ausgeführt und die Zwischenstriche gingen über die gesamte Breite der Lünette, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist.
(Quelle: Bachmann & Scher)
Ob diese dünnere Schrift parallel zu der dickeren verbaut wurde oder diese ersetzte ist mir momentan leider nicht bekannt.
Im Laufe der Zeit gab es die 1655 in chronologischer Abfolge mit den folgenden Zifferblattvarianten:
1. Variante: spitze Rolex-Krone, „T SWISS T“, ab Werk für Version 1-3:
Siehe oben, Version 1-3
2. Variante: wie 1., aber symmetrischer Chronometerschriftzug (Rail Dial) , sehr seltene Anomalie, ab Werk vermutlich nur für Version 3:
(Meine eigene 1655, Erstbesitz seit 1979)
3. Variante: moderne gerundete Rolex-Krone, „T SWISS < 25 T“, ab Werk nur für Version 3:
(Quelle: RLX-Mitglied Volvoman)
4. und letzte Variante: wie 3., aber moderner Rolex-Schriftzug, ab Werk nur für Version 3:
(Quelle: RLX-Galerie)
Eine neben der Rail-Dial weitere Anomalie betrifft den Sekundenzeiger mit weiter unten liegendem Leuchtpunkt, der wohl nur sehr kurze Zeit Anfang der 80er Jahre mit der Zifferblattvariante 3 verbaut wurde. Bei diesem Zeiger liegt der Leuchtpunkt bei etwa 68 % (anstatt normalerweise ca. 56 %) der Länge des Sekundenzeigers ab Drehpunkt:
(Quelle: RLX-Mitglied savoy-truffle)
Ich möchte betonen, daß die oben aufgeführten drei Hauptversionen der 1655 die chronologische Abfolge des Auslieferungszustandes der 1655 durch Rolex darstellt. Wurde aber beispielsweise eine Version 1 Anfang der 80er Jahre bei Rolex zur Generalrevision gegegen, so wurde meist der Nadelzeiger durch einen Sekundenzeiger mit Leuchtpunkt und eventuell die asymmetrische Lünette durch eine symmetrische Lünette ersetzt. Wurde dann noch das klapperige Faltband durch ein massiveres 78360 ersetzt, ist aus einer Version 1 plötzlich eine Version 3 geworden, bei der es sich dann natürlich immer noch um eine echte 1655 handelt. Werden daher heutzutage Exemplare der 1655 betrachtet, so ist eine Einteilung in die drei Hauptversionen oft nur schwer möglich, da nur wenige 1655 in ihrem Auslieferungszustand geblieben sind. Gleiches gilt natürlich auch für die diversen Zifferblattvarianten. Die zeitliche Einstufung ist daher meist nur über die Seriennummer möglich.
Ein Mysterium bleiben für mich die roten 24-h Zeiger von denen wohl nur drei Exemplare bekannt sind, die offenbar alle aus Japan stammen. Ob diese Uhren tatsächlich ab Werk mit einem roten Zeiger ausgeliefert wurden oder ob es sich um frühe Austauschzeiger handelt, die vielleicht nur von Rolex Japan verwendet wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Nach meinen eigenen Erfahrungen aus der Zeit, als die 1655 noch in den Schaufenstern lag, kann ich mich nur an orange, jedoch an keinen einzigen roten Zeiger erinnern (was natürlich nichts heißen muß).
Manchmal wird auch von gelben (teilweise sogar von fast weißen) 24h-Zeigern berichtet, dabei handelt es sich aber nur um ausgeblichene Zeiger, da die verwendete Farbe sehr empfindlich auf UV-Strahlung reagiert. Ein gelber oder gar weißer 24-h Zeiger wurde ab Werk nie eingesetzt.
Während ihrer gesamten Bauzeit wurde in der 1655 das Kaliber 1575GMT verwendet. Sie war damit Anfang der 80er Jahre eines der wenigen Rolex-Modelle, welches noch nicht über eine Datumsschnellverstellung verfügte. Erst 1984 wurde die 1655, die Zeit ihres Lebens zusammen mit der Daytona und der Milgauss ein Ladenhüter war, durch die 16550 mit Saphirglas und Kaliber 3085 ersetzt.
Kommen wir aber noch einmal zurück zu den Lünetten und Zifferblättern, denn es gibt noch jeweils eine weitere Variante, die erst nach der Produktionseinstellung der 1655 entstanden ist. Es handelt sich um die von Rolex mittlerweile verwendeten Austauschlünetten und -zifferblätter:
Austauschlünette:
(Meine 1655 mit Austauschlünette nach der Generalrevision 2000)
Im direkten Vergleich wird der Unterschied zu den zeitgenössischen Lünetten erkennbar. Die Austauschlünetten verfügen über eine dünnere Schrift, die Trennstriche sind kürzer und insbesondere der Aufstrich der „1“ ist unterschiedlich.
Austauschzifferblatt mit Luminova („SWISS“):
(Quelle: Bachmann & Scher)
Soviel im Moment von meiner Seite und wie immer sind Korrekturen und Ergänzungen natürlich ausdrücklich erwünscht.
Viele Grüße
MatthiasThe difference between men and boys is the price of their toys.
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26.08.2008, 11:04 #2
RE: Zur Historie der Explorer II 1655 (Update)
Superlative Grüße, Frank
"Cool sh*t ain't cheap, and cheap sh*t ain't cool."
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26.08.2008, 15:11 #3
Hallo Matthias,
schön, wieder von Dir zu lesen. KLASSE!!!
Wie bereits in einem anderen Thread erwähnt, halte ich persönlich die Version mir dem roten Zeiger für nicht selten, da ich alleine auf einer Hamburger Börse 2 Stück gesehen haben (vor ca. 2 Jahren).
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26.08.2008, 15:45 #4
So macht das Hobby richtig Spaß - vielen Dank, Matthias
"Entspanne Dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön." Kurt Tucholsky
Gruss, Joachim
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26.08.2008, 15:52 #5
Bei solchen Informationen kann man
sich jedes Buch und Zeitschrift
sparen.
Vielen Dank Matthias!
Gruß
Robby"Wenn deine Abwesenheit sie nicht interessiert, dann hat deine Anwesenheit niemals etwas bedeutet!"
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26.08.2008, 17:24 #6
Wie immer ganz großes Kino!
Vielen, vielen dank für den Beitrag!Gruß Konstantin
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26.08.2008, 19:04 #7
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26.08.2008, 20:37 #8
Diese komprimierte Präsentation von Wissen macht gerade auch dieses Forum aus - danke für Deinen Beitrag, Matthias!
Harald
"All the world's a stage,
And all the men and women merely players."
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26.08.2008, 21:03 #9
Toller Bericht
Sehr spannend zu lesen und informativ
Besonders bemerkenswert finde ich, wie Du Dich an die feinen Unterschiede der Uhren bei einem Schaufensterbummel oder Konzibesuch erinnern kannst
Hochachtungsvoll
Alex
Alex
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26.08.2008, 21:22 #10
WELTKLASSE, Matthias !!! DANKE !!!
Möchte dich ungern verbessern - das geht schon bald gar nicht mehr - aber noch einige Anmerkungen:
1) Straight hand für mich DEFINITIV nur bis Serial 399xxxx oder vielleicht noch Anfang 4xxxxxx, aber
über 4,1 wird es keine originale geben. Ist meine Beobachtung vieler Jahre. Der Umbruch ist identisch
mit dem Wechsel bei der 1680 Red Submariner, auch hier, gleiche Seriennummer-Range zu 'White'!
2) Alle drei Red Hand 1655, die ich gesehen habe waren sehr späte Modelle, Seriennummer war bei
allen drei über 7 Millionen. Das reicht noch nicht für eine empirische Studie, aber könnte der Anfang
davon sein.
3) Du hast eine Lünettenvariante vergessen. Die letzten ausgelieferten 1655 aus ca. 1982-84 haben
eine nahezu identische Lünette wie die späteren Tauschlünetten, auch die '1'en sind ähnlich, der
grosse Unterschied ist auf den ersten Blick nur noch der kürzere Trennstrich auf der Tauschlünette.
Und jetzt noch was ganz Wichtiges: Die frühen 1655 hatten ein anderes Gehäuse als die späteren
Frecciones, sehr gut an dem 'spitz' anmutenden Kronenschutz zu erkennen. Und nach meiner
Beobachtung, war auch hier der Wechsel zum späteren Gehäuse identisch mit dem Wechsel von
'straight hand' zum späteren Sekundenzeiger mit Tritium-dot.
Eine letzte ästhetische Anmerkung:
Die 1655 Freccione ist mit grossem Abstand das gelungenste Rolex Kunstwerk, was das Zusammenspiel
zwischen mattierten und polierten Flächen betrifft. Bei unpolierten Uhren entdeckt man sensationelle
Details, deswegen: eine weisse und silbern glänzende Datumsscheibe ist eine SÜNDE, matt geschliffen
muss sie sein - sieht umwerfend bei dieser Uhr aus !!
Insta: easyfun77
We've been on the run
Driving in the sun
Looking out for number one
California here we come
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27.08.2008, 07:23 #11
Hi Werner,
vielen Dank für Deine ergänzenden Anmerkungen. Ich empfinde diese keinesfalls als „Verbesserung“ meines Beitrages, sondern als hoch willkommene Erweiterung des Wissens.
Die 1655 läßt trotz des mittlerweile recht hohen Kenntnisstandes einschlägiger Rolex-Sammler noch viel Spielraum für weitere „Forschungen“. Es bleibt spannend…….
In diesem Sinne viele Grüße
MatthiasThe difference between men and boys is the price of their toys.
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27.08.2008, 08:41 #12
- Registriert seit
- 18.03.2006
- Beiträge
- 1.591
Tolle Info.
Danke Didi
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27.08.2008, 17:57 #13
Matthias, Werner, Ihr seid sensationell !!!!
Was ich zu dem seltenen Sekundenzeiger mit dem versetzten Leuchtpunkt noch anmerken wollte (da es mich direkt betrifft, da ich ja genau so eine Uhr besitze):
In dem Buch "Rolex 3.621 Uhren" von Kesaharu Imai findet sich unter 49 abgebildeten 1655 nur genau eine, die diese Sekundenzeigervariante aufweist.
(Quelle: Rolex 3.621 Uhren von Kesaharu Imai, Callwey Verlag 2007)
LG, fredi
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27.08.2008, 20:42 #14
- Registriert seit
- 06.06.2006
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- Irgendwo im Nirgendwo
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- 6.440
Danke für die reichen Infos!
Gruß,
Marco.Gruß
Marco.
„Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht,
und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind.“
(Qohelet 1,14)
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27.08.2008, 21:20 #15
Großartig, welches Wissen in diesem Beitrag wieder verbreitet wird - vielen Dank
Das "Zeigerrätsel" (orange/rot) ist also noch nicht endgültig gelöst - die Spannung bleibt...Gruß
Hannes
Chachadu
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28.08.2008, 12:04 #16
Hi Matthias,
Die Theorie, daß der Nadelzeiger bereits 1973/74 ersetzt wurde, kann ich daher aus meiner eigenen Erfahrung nicht bestätigen, denn es ist kaum wahrscheinlich, daß die von mir 1978/79 gesichteten 1655 allesamt noch vor 1973/74 hergestellt wurden.
3-5 Jahre beim Händler sind für einen Ladenhüter nichts seltenes. Die 1655 wurde damals mit satten Rabatten verkauft.
Anfang der 80er Jahre wurde die Schriftdicke auf der Lünette etwas dünner ausgeführt und die Zwischenstriche gingen über die gesamte Breite der Lünette, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist.
Der extrem empfindliche Sternschliff ist nach meiner Beobachtung bei den alten Lünetten nicht so stark ausgeführt. (siehe auch alte Werbefotos).
Ebenso scheint mit die alte Lünette am Rand leicht abgerundet.
Grund für das recht häufige Wechseln der Lünetten waren damals 1) die Ziffern, die sehr leicht ausgewaschen sind (siehe unten) und 2) die leicht zerkratzbare Lünettenoberfläche.
.Servus
Georg
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28.08.2008, 13:17 #17
Danke für diesen erstklassigen Beitrag !!
Viel zu selten liesst man solche Dinge, da die Dünpfiffthreats immer mehr werden.....
Gruss
Terminatorhttp://tinypic.com/i6mjab.gif
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28.08.2008, 13:39 #18
Danke, Matthias und dank auch an die anderen Experten. Wissen erster Klasse!
_________________________________
Herzliche Grüße,
Sven
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28.08.2008, 14:30 #19
Ein grandioser Beitrag über die m.E. coolste Uhr überhaupt. Danke!Captain Hindsight - the Hero of the Modern Age!
Christian
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28.08.2008, 15:20 #20
Danke für diesen Beitrag. Er ist für mich genau so faszinierent wie die 1655! Ein Traum von einer Rolex
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