Original von rubrduck
Klasse Erklärung, Jochen.

Als Kind hatte ich mal eine Uhr, die bei mir wirklich in alle Richtungen ging (vor, zurück, schneller, langsamer...). Aber nur bei mir - bei meinen Eltern am Arm war alles gleichmäßig.

Schon komisch - man sollte doch denken, dass wenn das Werk durch Bewegung aufgezogen ist, die an die Uhr abgegebene Energie immer gleich groß ist....Wunder über Wunder.

Gruß
Klaus
Hallo Klaus,
beim ersten Denkansatz hast Du Recht.

Jedoch nimmt die Federrate bei entspannter Aufzugsfeder meßbar ab ab. Das führt dazu, das die Unruh nicht mehr ihre maximale Amplitude hat, sprich nicht mehr so weit schwingt.

Bei entspannter Aufzugsfeder läuft die Uhr deutlich schneller. Speziell unsere Rolex-Modelle, die Automatikbetrieben sind, werden unverhältnismäßig schneller, wenn die Feder im letzten viertel ihrer Laufzeit angelangt ist. Im Gegensatz zu dem z.B. Handaufzugskaliber von Omega 861 der Speedmaster. Diese Kaliber läuft gegenüber dem 3135/85 stoisch gleichmäßig, ist auf andere Einflußparameter meines Erachtens nicht ganz so empfindlich.
Man kann den Einfluß der abnehmenden Federspnnung schön beobachten, wenn man die Uhr in voll aufgezogenem Zustand in eine Lage legt und alle 12 Stunden die Abweichung notiert.

In Lage Krone oben läuft die Uhr i.d.R. auch langsamer als in Lage Glas oben. In Position Krone oben kann man es sich leicht erklären: die Unruh muß permanent "bergauf" laufen.

Je nach Trageeingenschaften, z.B. Schreibtischtäter (Krone vorwiegend links) oder Handwerker (alle Lagen und immer aufgezogene Feder) kann man die Justageschrauben an der Unruh asymmetrisch einstellen. Mit dieser Methode kann man die Uhr atypich laufen lassen.

Luftdruck und Temperatur haben ebenso Einfluß auf die Gangeigenschaften.

Eine Wissenschaft für sich... Und interessant!

Gruß
Jochen