Tach zusammen!

Nach schönem Urlaub und anschließender übler Erkältung anderthalb Wochen lang bin ich wieder im Büro, am Ärmchen meine 5512 (seit gestern mit schwarzem Nato, ganz wunderbar), und da denk ich mir: Schreib doch mal was.

Zum Beispiel diese kleine Anekdote vom Besuch eines Gebrauchtuhrenhändlers auf der Kölner Mittelstraße. Jedesmal, wenn ich dort vorbeiging, schaute ich ins Fenster auf die Breitlings, Cartiers, IWCs und Rolexes von älter bis aktuell. So auch neulich - und was liegt da zwischen 16600 und GMTII: Eine tritiumige 5513 mit Metern vorne. Na, denk ich mir, frag doch mal spaßeshalber, was der Besitzer denn so haben möchte.

Ich also rein - und siehe da: Der gute Mann beendet gerade ein konspiratives Gespräch mit einem kölschen Danny-de-Vito-Verschnitt, und sieht mich nach dessen Verabschiedung an, wie es ein Regisseur lieben würde, wenn der Schauspieler einen arroganten Verkäufer mimen soll: Den Kopf mit Radar-Echolot-Taxierblick in meine Richtung, sogleich leicht nach hinten geneigt, Kinn vor, Augenbrauen angehoben, dann nasal fragend: "Was kann ich für Sie tun?" (an der Stelle hätte ich gehen sollen, aber das hätte dann nicht für eine Anekdote gereicht).

Vermutlich war der Grund für diese Begrüßung ja mal wieder mein legeres Auftreten mit Cargohosen und T-Shirt, vermutlich aber noch viel mehr mein kleiner Sohnemann, den ich im Babybjörn-Tragegurt vor meinen Bauch gescnallt hatte, und der dem Uhrenhändler sogleich verriet: Oh, ein schlamperter Familienvater, der kauft eh nix und will nur wieder Breitlings antatschen.

Falsch gedacht. Denn ich fragte: "Sie haben da eine hübsche 5513 im Fenster - könnte ich die mal ansehen?"

"Eine 5513...?" Fragender Blick. Erläuterung: "Die Submariner in der Mitte, ohne Datum."

Ah ja. Er holt sie raus, schaut aufs Schildchen, wo anscheinend 5513 vermerkt ist, murmelt "..ja, 5513..." und reicht sie mir. Ich versuche ein wenig heiteren Small Talk, was aber mit diesem Herrn mißlingt.

Die Uhr ist wirklich schön, zugegbener Maßen. Sehr gepflegtes Gehäuse, schönes T-Blatt und -Zeiger, wundervolles gefaltetes Band - hey ho.

Na, wie viel soll sie denn kosten? Ungerührte Antwort:
"2700."

Diesmal ziehe ich die Augenbrauen nach oben: "Oh - das ist aber schon ordentlich über dem aktuellen Sammlerkurs. Sind denn Papiere oder sonstiges dabei?"

Woraufhin ich folgende Belehrung bekam:
1. Welch absurde Frage nach Papieren etc. - die Uhr ist über 35 Jahre alt! (soll aber trotzdem schon mal vorgekommen sein, oder?)
2. Was Sammler zahlen, interessiere ihn nicht, die wollen eh nur Schneppchen machen und dealen und feilschen (in Klammern: "... dieses lästige Pack.")
3. Er würde eine differenzierte Leistung bieten und dafür eine adäquaten Preis verlangen, der auch nicht verhandelbar sei. (wobei besagte Uhr als "im Kundenauftrag" ausgewiesen war, und die Leistung also darin bestand, sie ins Schaufenster zu legen und ein Hängerchen dranzufriemeln, was zugegbener Maßen bei ungeduldigen oder gar ungeschickten Menschen durchaus schon mal als Leistung bewertet werden kann.)

Nun denn. Ich war bedient. Verabschiedete mich, begleitet von vermutlich abschätzigen Blicken, und seit dem, liebe Freunde, hab ich nicht mal mehr Lust, bei diesem Schrat ins Schaufenster zu blicken, denn kaufen werd ich da garantiert nix. Auch nicht im nächsten Leben.

Tja, mehr war's auch nicht. Nur eine kleine Geschichte am Rande.

Mit den besten wünschen für einen weiterhin goldenen Oktober (auch für eingefleischte Stahlmodellenthusiasten schön) verbleibt

der Axel