Hallo Forum,

nachdem ich schon 2 Rolexuhren besitze (SUB 14060M und Datejust) und hinsichtlich der Verarbeitungsqualität individuelle Verbesserungspotenziale identifiziert habe, ist es doch sehr interessant, wie sehr erfahrene Uhrensammler diesbezüglich ihre Meinung kundtun:


Thomas H. Ernst
market-researchNach jahrelangen Aufenthalten auf irgendwelchen "virtuellen" Wartelisten habe ich im Jahr 2002 wider Erwarten ohne Erwerb einer Weissgold Day Date eine Daytona aus Stahl erhalten. Die Freude war gross und alsbald die Enttäuschung. Leider war die Lünette nicht mittig gesetzt, die Zeiger nicht sauber positioniert, die Stoppsekunde hüpfte ungleichmässig und die Bandanstösse hatten Spalt und wackelten. Nach eingehenden Gesprächen mit dem Konzessionär wurde die Uhr dann mit dem Kommentar "andere wären froh..." wider willig zur Korrektur nach Genf geschickt. Die Lünette sass danach wieder nicht mittig, einfach zur anderen Seite, war zerkratzt, wie auch das ganze Gehäuse, die Zeiger passten zwar jetzt perfekt, jedoch war das Zifferblatt um einen grossen Kratzer reicher, die Stoppsekunde hüpfte noch immer frei und wild und das Band wurde einfach umgedreht, so dass der Spalt nun nicht mehr bei 6 sondern bei 12 Uhr lag.
Ich musste zwar nur ein paar Wochen auf meine 116520 warten, hatte aber exakt das selbe Erlebnis: Schlampig gesetzte Chronographenzeiger und eine mächtige Schramme im Zifferblatt. Auch bei meiner war die Lünette nicht sauber positioniert.

Nach dem ersten schäbigen Versuch bei den Genfer Landmaschinenschlossern waren zwar das Zifferblatt ok, dafür die Zeiger immer noch daneben und vom Bandentfernen ein übler Grat in einem Horn. Die polierten Gehäuseteile wurden auch ziemlich dilettantisch nachpoliert, insgesamt für mich ein erster Schock.

Nicht allzuviel später drifteten die Gangwerte ziemlich übel ab, die Gangreserve schrumpfte auf weniger als 40 Stunden. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Uhr nach der Reparatur schlimmer aussah als vorher, das Werk liefe allerdings wirder gut.

Allerdings nicht lange. Ein paar Monate später hatte der Chrono Mühe mit dem Rückstellen, es ging immer langsamer und manchmal musste man ihn einfach nochmal anlaufen und stoppen lassen bevor die Nullstellung klappte. Anlässlich dieser Reparatur wurde dann das Zifferblatt beschädigt, der Gehäuseboden versaut, der Chrono-Sekundenzeiger zurechtgebogen und Stunden- und Minutenzeiger mit Fingerabdrücken veredelt.

Seit ich in Genf zu Besuch war wundert mich zwar nichts mehr, trotzdem halte ich es für beschämend wir bei Rolex mit den preiswerteren Uhren im SAV umgegangen wird. Ein Einzelfall ist das übrigens nicht, mein Händler bekam etwa 30 Reparaturen zurück, davon 4 perfekt reparierte und mit Folien und Luftpolstern geschützte Day-Dates. Die restlichen Uhren (allesamt aus Stahl) waren lediglich in Plastikbeuteln abgepackt und in den Karton gestapelt. Keine einzige war wirklich in Ordnung.

An dem Tag war ich stinksauer und mir ist aufgefallen dass es meinem Händler zwar auch so ging, es war allerdings keinerlei Bereitschaft zu weiteren Reklamationen zu erkennen. "Man müsse halt froh sein, überhaupt eine Konzession zu bekommen und Rolex ginge halt im Verkauf immer gut." so die Antwort.

Wie dem auch sei: Meine SD hab ich selbst montiert und die bekommt keiner von denen jemals in die Finger.

Thomas H. Ernst don tomaso
minos

Tja, leider ist das schon seit einiger Zeit so. Ich hatte bis dato exakt 10 Neuuhren von Rolex, alle selbst gekauft und immer taufrisch bezogen. Keine, ich wieder hole, keine war frei von gröberen Mängeln. Schiefe Lünetten, miserable Zifferblätter, unsaubere Zeiger, ungleichmässig satinierte Bänder, usw ...

Das geht sogar soweit dass in eBay mal einer eine Daytona explizit als makellos angeboten hat weil sie zufällig ein sauberes Blatt hatte. Die Werke sind wirklich gut, aber beim Drumrum muss man bei Rolex schon tiefer in die Tasche greifen wenn man was Ordentliches will. Ganz schlimm sind die Tudor Modelle, ich hab mir mal mehrere Exemplare in einem Geschäft angeguckt, keine war in Ordnung.

Ob das an der unterschiedlichen Mentalität zwischen Biel und Genf liegt? :wink:
Thomas H. Ernst
schredder66Und ich dachte immer, dass Rolex-Uhren von hochpräzisen Maschinen zusammengedengelt werden :roll: 8)?
Die Uhrwerke ja. Und gegen die kann man nun auch wirklich nichts sagen. Allerdings kann man eine solche Uhr nicht komplett automatisiert montieren. Da nutzt das beste Werk nix, wenn der Junior-Eindoser das Zifferblatt mit den Fingern betatscht und hinterher mit dreckigem Rodico drüberschränzt. Auch die besten Zeiger sind halt nix mehr wert wenn man sie mit ner Stahlpinzette aus dem Briefchen zerrt. Ärgerlich ist besonders, dass es bei den teuren Uhren (> 10k) plötzlich geht. Da hocken aber auch andere Leute mit mehr Zeit und Erfahrung am Werktisch.

Rolex ist halt nix für Unterschichten-Käufer... :lol: :lol: :lol:

Hauke HeffelsAlso ich kann Thomas nur beipflichten, manchmal ist auch mein Eindruck wenn man sieht was bei einigen Firmen in der Produktion auf dem Tisch liegt ist eine 5 000 Euro Uhr ist nur das lästige Anhängsel das Kapazitäten blockiert.

Das man Reklamationen oder Lieferengpässe anmahnt wird schon als strafbare Handlung angesehen. Wird es dann noch fachlich und man, in meinem Fall als deutscher Uhrmacher, kritisiert Eidgenossen weil die Uhr schon x- mal im SAV ist, oder mäkelt gar an der Qualität rum dann wird es richtig lustig. Die Steigerung sind dann nur noch Verbesserungsvorschläge.

Dann werden die Päpste aber fuchsig. Ahnung haben nur die selbst, auch wenn die Reklamationsraten einen anderen Rückschluß zulassen.

Ich habe einen Kunden der hat eine Blancpain bereits 16 x (sechzehnmal) im SAV. Deutschland repariert diese Uhr schon überhaupt nicht mehr und der Kunde hat nun eine lebenslange Garantie !! Jede Reparatur ist kostenfrei es dauert halt nur. Ein Unrechtsbewusstsein ist da jedoch nicht vorhanden "Der Kunde sei halt kritisch..." Unruhklobenschraube lose im Werk d.h Kloben mit Unruh natülich im freien Fall dahinterher :-) Ankerpalette lose, Zifferblattindexe lose nur solche Bagatellen die auf schlampige Arbeit zurück zuführen sind und immer kommt der Hinweis: Bedienungsfehler, Uhr ist gefallen etc. Den Ärger habe ich, die Jungs im SAV die grossen Sprüche auf Lager.

Was ich schon x-mal als Hauptursache angemerkt habe ist das Personalkarussell in der CH. Da hat man ständig mit neuen Leuten zu tun . Wo wollen die denn die Erfahrung und Tradition inhaliert haben wenn sie erst 3 Monate dabei sind ?



Hauke Heffels
Quelle: http://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?t=7523


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