Liebe Foristi,

im Folgenden ein paar Einblicke in eine 5513, vielleicht für den einen oder anderen ganz interessant. Ich wollte sie ursprünglich nur regulieren, aber nachdem die Zeitwaage vogelwilde Werte ausspuckte, entschied ich mich dann doch lieber für die große Nummer. Vorneweg noch eine Anmerkung: Ich bin kein ausgebildeter Uhrmacher, sondern lediglich Hobby-Uhrenschrauber mit gefährlichem Halbwissen. Dieser Thread erhebt also keinesfalls den Anspruch "So muss es gemacht werden", er ist schlicht eine Beschreibung "So habe ich es gemacht". Ok, here we go.

Der Patient: 5513 Maxi Mk IV, 7.5 Mio., Kaliber 1520, bei mir seit 2008, seitdem nix am Werk gemacht, Servicehistorie unbekannt.





Erstmal Öffnen. Im Deckel 5 Uhrmacherzeichen, völlig vernachlässigt wurde sie also über die Jahre schon mal nicht.





Noch im eingebauten Zustand kommt die Automatik-Baugruppe runter (so läßt sich das Werk später besser in den Halter einspannen), dazu müssen die 3 gebläuten Schrauben raus.








Weitere 2 Schrauben raus und das Modul ist zerlegt.








Kleines Video: Was passiert eigentlich beim Handaufzug? Die Drehung der Aufzugswelle im Uhrzeigersinn und somit des Kupplungsrades wird auf das Kronrad übertragen, welches dann das Sperrad weiterdreht. Dieses ist mit der darunter im Federhaus befindlichen Zugfeder verbunden und spannt diese nun. Die Sperrklinke verhindert, dass das ganze System einfach wieder zurückschnalzt.


https://vimeo.com/165060721


Nach dem Lösen der Werkhalteschrauben, dem Lösen der Winkelhebelschraube und dem Ziehen der Aufzugswelle kann nun das Werk entnommen werden.





Welle wieder rein, Winkelhebelschraube anziehen. Rein in den Gehäusehalter und Zeiger abhebeln (vorsichtig, vorsichtig, ultra-vorsichtig, ca. die Hälfte des Wertes dieser Uhr steckt im Blatt ).





Jetzt die 2 seitlichen Schrauben lösen, dann kann man vorsichtig das Blatt runterhebeln.








Noch ein Video zur Veranschaulichung, diesmal von der Zifferblattseite des Werks aus gesehen: Zunächst befindet sich die Krone in Aufzugstellung und ich drehe die Krone gegen den Uhrzeigersinn. Man sieht, dass die angeschrägte Seite der Sägeverzahnung überspringt und das Kupplungsrad unbewegt stehenbleibt (würde dieses Feature fehlen, so würde man gegen das durch die Sperrklinke blockierte System andrehen und bei entsprechend hoher Kraft die Aufzugswelle abbrechen). Dann drehe ich im Uhrzeigersinn, die flache Seite der Sägeverzahnung greift und das Kupplungsrad dreht, der normale Aufzugsvorgang aus Video 1. Danach ziehe ich die Aufzugswelle, das Hebelsystem bringt das Stirnrad ganz links zum Eingriff in das Zeigerstellsystem und man kann die Zeit einstellen - vorwärts und rückwürts.


https://vimeo.com/165316196


Weiter geht's: Das Stundenrad wird einfach abgenommen, das Minutenrohr muss mit einem Werkzeug abgezogen werden.





Das Werk wird gewendet und der Unruhkloben samt Unruh demontiert. Äußerste Vorsicht, die Unruhspirale ist superempfindlich und die Wellenzapfen sind extrem filigran. Vorher natürlich durch Zurückschieben der Sperrklinke die Zugfeder kontrolliert entspannen, damit keine Kraft mehr auf das Räderwerk wirkt.





Dann den Ankerkloben demontieren und den Anker entnehmen.








Sperrad und Sperrklinke nebst Feder raus.








Jetzt kommen der Antrieb für die Zentralsekunde, das Kronrad, die Räderwerkbrücke und das Räderwerk an die Reihe.











Nun zum Energiespeicher. Federhausbrücke und Federhaus raus und Öffnen.











Die alte Zugfeder und ihre Nachfolgerin.





Werk wieder wenden und auf die Zielgerade einschwenken: Zerlegung des Hebelwerks. In dem Zusammenhang noch ein kleines Video: Die unscheinbare, linear geführte Feder auf der Unterseite des Werks ist verantwortlich für den Sekundenstop. Zieht man die Krone in die Zeigerstellposition, so fährt die Feder gegen die Unruh und stoppt diese.











https://vimeo.com/165316433





Finale: Werkhalteschrauben und Zifferblatthalteschrauben raus, es bleibt die nackte Platine. Bevor ich in den nächsten Tagen irgendwann mal zum Reinigen der Einzelteile komme, wird die Unruh zwischenzeitlich wieder eingebaut, damit der Spirale nix passiert. Die Stossicherungen werden noch geöffnet, die Loch- und Decksteine entnommen.








Aufräumen, verstauen, Schluss für heute.





Schalten sie auch nächste Woche wieder ein, wenn sie Dr. Bob sagen hören:




"Hätte ich gewusst, was für eine Sauerei dieses Reinigungs-, Spül- und Ölgepansche ist, dann hätte ich das verdammte Ding zu Bucherer getragen."


Gruß

Erik