Hallo,

nachdem ich bereits eine 16520 ( die von Bud Yorkin) mein eigen nannte, sah ich letztes Jahr auf Ebay das zweite unglaubliche Angebot. Eine nagelneue original verpackte 116520 zum Sofortkauf für 5750 US$. Kurzer Blick auf den Taschenrechner - umgerechnet 4600 Euro.
Waaaaaaaahnsinn! Schon wieder die Ehefrau eines Hollywood Promis die keinen Bock mehr auf die Uhren ihres Göttergatten hat?
Ebay USA - ohje - lieber doch Vorsicht walten lassen. Ich lebe in der gesicherten Armut des öffentlichen Dienstes, da tun auch 4600 Euro weh die sich in nichts auflösen.
Auf der anderen Seite USA, Pinehurst und Key Biscayne, golfen, tauchen und das bei 60% Rabatt auf Business Class Flüge der Lufthansa + Belohnung einer schönen Daytona? Kann ja vor Ort prüfen, bezahlen und gleich mitnehmen. Müsste klappen. Gesagt getan - doch was war das?
Artikelstandort Bochum hatte der Verkäufer angegeben.
Kiel Bochum = 430 Kilometer. Da kann der nach 50 Minuten schon mal den Kaffee aufsetzen, habe ja ein fixes Auto. Die Uhr hole ich selber ab - dachte ich jedenfalls.
Den Verkäufer - nennen wir ihn einmal Herrn L. telefonisch kontaktiert und gefragt wann ich meine Uhr abholen kann.
Tja - Uhr abholen kein Problem aber ich wäre ja aus Kiel, das wäre den ganzen Aufwand nicht wert. Er könnte ja per Post verschicken.
Richtig, genau, ich schicke einem mir unbekanntem Menschen 4600 Euro in Erwartung einer Daytona in Stahl. Auf Drogen bin ich lange noch nicht.
Um jetzt mal die nächsten Telefonate und Emails abzukürzen hier die Auskünfte des Herrn L.:

Uhr doch nicht in Bochum, Uhr vom allerbesten Freund, Uhr vom guten Bekannten aus San Franzisko, guter Bekannter eigentlich nur eine Zufallsbekanntschaft aus dem Internet, Zufallsbekanntschaft war Gegner bei Counter-Strike und hat ihn gebeten die Daytona für ihn zu verkaufen, Uhr wird persönlich zum Flughafen gebracht vom Bekannten und an Herrn L. übergeben, plötzliche Krankheit vom Bekannten, Uhr per UPS versandt an Herrn L., Uhr irgendwie verschwunden auf dem Lufttransport, Einlieferungsnachweis nicht mehr auffindbar, PC hatte Totalcrash bei der sämtlicher Schriftverkehr mit dem Bekanntem verloren ging, Herr L. total busy auf dem Weg nach Mailand ich hätte ihn gerade noch am Flughafen per Handy erreicht - sein Vater meinte allerdings 2 Minuten vorher er wäre beim Kumpel 2 Strassen weiter und wollte zum essen wieder zurück sein

Fazit: Ein Dummschwätzer mehr den ich kenne und eine Uhr die nie bei mir ankommen wird. Naja - diese Erkenntnis überraschte mich nicht wirklich.

Dank meines Justitiars, der mir im Studium Recht beigebracht hatte, war mir bekannt, dass, was ich immer ich tue, erst einmal Fristen zu setzen sind. Allerdings meinte selbiger Justitiar auch, Recht haben und Recht bekommen kann durchaus inkongruent sein.
Egal! Also munter alle Fristen gesetzt und die Konsequenzen aufgezeigt wie Rücktritt vom Kaufvertrag, Deckungskauf und Schadenersatz.
Müßig zu erwähnen das sämtliche Fristen scheinbar in Bochum nicht erhört worden sind. Der Verkäufer war der Meinung er hätte mir die Uhr nicht verkauft. Ich hätte sie ersteigert und er muß demnach nicht liefern. Ausserdem wäre er Zivi und bei ihm nichts zu holen.
Diesen interessanten optimistischen Ausführungen des Verkäufers konnte ich mich nicht wirklich anschliessen. Also nach der letzten Frist zum Anwalt marschiert der in schallendes Gelächter ausbrach, nach dem ich ihm erzählte, dass ich mit dem Herrn L. telefoniert habe und das der tatsächlich existiert. Mein Anwalt konnte soviel Dummheit nicht fassen.
150 Euro Selbstbeteiligung gezahlt, Klageerschrift erstellt, knapp 1 Jahr gewartet, rechtskräftiges Urteil erhalten und - ch wollte es kaum glauben - der Gerichtsvollzieher hat Geld überwiesen.
Fast 3500 Euro habe ich letzten Monat erhalten. Betrag war die Differenz eines Deckungskaufes einer 116520 gegenüber dem ursprünglichem Kaufpreis.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?