Die Befürworter des harten Exit sagen: Mehr als eine Uhr braucht kein Mensch. Die Gegner des harten Exit sagen: Gute Uhren hat man nie zuviel. Bis vor kurzem gehörte ich zu den Gegnern. Doch nun bin ich geläutert. Aber der Reihe nach.

Mit Mitte 20 hatte ich meine erste teure Uhr. Es war eine Omega Constellation, die ich über 10 Jahre trug. Heute würde ich sie sicher nicht mehr mögen. Aber es war der Zeitgeschmack.

Als der sich änderte kam ein Jaeger Le Coultre Master, die ich wiederum viele Jahre trug, bis die Größe nicht mehr ganz zeitgemäß war. Dann nahm das Uhren-Schicksal seinen Lauf: Eine Lebensversicherung wurde zugeteilt, eine WG-Daytona angeschafft und ich meldete mich in RLX an. Ich hatte Spaß, ich war schwach und es kam wie es kommen musste. Zu der Daytona kam eine Platin-Reverso. Dazu etwas Sportliches, eine Breitling Superocean Heritage, dazu was Feines, eine IWC Portofino. Die beiden mussten gehen, dafür kam eine Piaget Polo S. Und weil man ja auch für die zwei Anlässe im Jahr was Edles braucht, gesellte sich ein Vacheron Patrymoni dazu. Eine wenig Rolex-lastige aber doch typische Käufer-Karriere.

Das Kaufen machte Spaß, fast noch mehr Spaß als das tägliche Tragen. Denn schließlich ist eine Uhr nur eine Uhr, ein Accessoire, das den wenigsten Leuten überhaupt auffällt.

Vor Kurzem guckte ich in das Schließfach und dachte mir: Was machst Du hier eigentlich? Du trägst doch eh immer nur eine Uhr. Hier liegen nicht unerhebliche Werte, die von den Feinden Zeitgeist, Mode und Konjunktur bedroht werden. Außerdem bist Du eh kein Sammler, lebst eher schlank.

Zeit zum Handeln, das Türchen zum Exit zu öffnen. Klassisch soll die eine Uhr sein, robust, zuverlässig und eine gewisse Zierde meines Armes. Eine unaufdringliche Größe soll sie haben. Zum Anzug, den ich seltenst trage soll sie ebenso passen wie zur Badehose, die ich nicht viel häufiger trage. Halt eine Universal-Uhr, die immer geht - im doppelten Sinne. Rolex, ja, da meine Daytona und die Oyster meiner Gattin besser laufen als alle anderen Uhren, die wir hatten.

So habe ich alle anderen Uhren verkauft und meine Exit bestellt. Hatte ich nie auf dem Schirm. Ich bekomme beim Tragen keine Schnappatmung, aber sie ist meine Uhr. Die eine, die ich jeden Tag tragen werden. Die immer passt und zu Allem. Das ist meine unspektakuläre, großartige Exit-Uhr für die nächsten x Jahre. Bitte schön:



In gewohnt schlechter Bildqualität. Aber hey, Ihr wisst doch alle, wie eine DJ 41 aussieht, oder?