Hallo zusammen,
über AP bin ich inzwischen sehr enttäuscht und verärgert!
Nachfolgend ein persönlicher Erfahrungsbericht mit dem Anspruch, möglichst sachlich zu bleiben, auch wenn ich emotional natürlich etwas beeinflusst bin.
„KUNST UND KÖNNEN: Im Laufe der Jahre haben die Uhrmacher von Audemars Piguet technische und theoretische Grenzen durchbrochen und immer anspruchsvollere Mechanismen geschaffen. Als Meister ihres Handwerks definieren sie Haute Horlogerie und entwickeln sie weiter. Sie meistern die Regeln, bevor sie sie brechen.“
Schöne Worte, zu finden auf der AP Webseite, und eine spannende Geisteshaltung, die ein Uhrenfan mit einer Vorliebe für die Royal Oak natürlich gerne liest und darauf vertraut. Nun sind mechanische Kunstwerke von Menschenhand geschaffen und Menschen machen Fehler.
Vor zwei Monaten ließ sich plötzlich der untere, verschraubte Drücker meines RO Chronos (Ref. 26320) nicht mehr aufschrauben. Ich konnte die Schraubenmutter zwar noch drehen (etwas schwergängiger als sonst), aber es drehte sich der komplette Tubus des Drückers mit. Nach der anfänglichen „Panik-Attacke“ fuhr ich noch am selben Tag zum AP House.
Dort begutachtete ein AP Uhrmacher die Uhr und fand rasch den Grund für das Problem, der mir einerseits einleuchtete, andererseits jedoch auch Unverständnis hervorrief: Der Tubus der beiden Chrono-Drücker ist bei diesem Chrono konstruktionsbedingt ins Gehäuse gepresst und verklebt. Das hört sich für einen Laien, der ein wenig technisches Verständnis hat, nicht sonderlich nach höchster Uhrmacherkunst an. Und streng genommen handelt es sich dabei auch nicht um einen ganz alltäglichen, menschlichen Fehler, sondern schlicht um eine kostensparende, billige technische Lösung für ein sehr teures Luxus-Produkt. Eine gewisse Enttäuschung machte sich breit, aber noch war ich der leider irrigen Annahme, dass es für die Behebung des Problems eine kundenorientierte Lösung gibt.
Weit gefehlt: die Uhr musste ins Service-Center und dort im Rahmen einer kompletten Revision für 1335 Euro (ohne optische Aufbearbeitung) wieder in Stand gesetzt werden. Das Werk lief übrigens einwandfrei innerhalb der Chronometer-Norm. Meiner Nachfrage nach einer Kulanzlösung (die Uhr war gerade einige Monate aus der Garantie raus) kam AP „großzügig“ entgegen mit 10% Nachlass. Da kam ich mir als Kunde das erstmal als nicht wirklich gewertschätzt vor, zumal es Beispiele gibt, bei denen Kunden die komplette Revision auf Kulanz bekommen haben. Und schlussendlich handelte es sich bei meinem Problem nicht um ein Thema durch Nutzung der Uhr, sondern um einen Konstruktionsmangel. Um nicht falsch verstanden zu werden: meine Erwartung war nicht, die Reparatur völlig kostenfrei zu bekommen. Aber 1200€ für eine Problembehebung, deren Ursprung in einer „billigen“ Konstruktionslösung zu finden ist?
Gestern bekam ich den Chrono zurück. Dabei erklärte mir der Uhrmacher, dass das Problem beim aktuellen Chrono (Ref. 26331) nicht mehr vorkomme. Neben den optischen Änderungen beim Zifferblatt hat die Uhr eine einzige konstruktive Veränderung erfahren: der Tubus der Chronodrücker ist jetzt ins Gehäuse verschraubt und ist ständig funktionsbereit – die Schraubenmutter ist nur noch Optik, ein Aufschrauben ist nicht mehr notwendig. Nach der Info kam ich mir vollends verladen vor: man hatte also erkannt, dass die Konstruktion der Drücker problematisch ist. Warum wäre sie sonst geändert worden? Und trotzdem ließ man den Kunden für das Problem zahlen. Klasse Geschäftspolitik.
Ich werde mir die Freude an meinen Royal Oaks durch diese Erfahrung nicht nehmen lassen. Mit der Firma Audemars Piguet hingegen „habe ich fürs Erste fertig“ und werde in Gesprächen über meine Erfahrungen mit der tatsächlichen Kundenorientierung von AP nicht hinter den Berg halten. Wie hieß es im Automobilhandel früher so treffend: Das erste Auto verkauft das Marketing, jedes Weitere der Service. In diesem Sinne hat AP eine Regel (Kundenorientierung) gebrochen und war wohl der Ansicht, dass es nicht notwendig sei, sie zuvor gemeistert zu haben. Hochmut kommt vor dem Fall.
Beste Grüße
Ralf
PS: noch zur grundsätzlichen Einordnung der Service-Preise: 1335€ ruft AP wird für die Werksrevision des RO Chronos auf (ohne optische Aufarbeitung der Uhr). Lange & Söhne berechnet für den vergleichbaren Service eines Datographen mit einem komplexeren Werk 1100€.
Ergebnis 21 bis 40 von 203
Baum-Darstellung
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07.05.2019, 18:08 #1
AP Qualität und Service - zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Viele Grüße
Ralf
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