Hi, da ich selbst zu den eher "spät berufenen" gehöre was meine Karriere angeht, würde es mich einmal interessieren was ihr denn so für Karrierewege eingeschlagen habt...

Bei mir war es eher ein chaotischer Start in die Berufswelt - ich habe nach der Hauptschule eine HTL (in Österreich ist das eine technisch orientierte höhere Schule, die man mit Matura - in D wäre das Abitur abschließt) besucht. Fachrichtung war Elektronische Datenverarbeitung und Organisation.

Leider war zur damaligen Zeit alles andere wichtiger als die Schule (meine Punkband, Mädels, Alkohol, usw.) und so habe ich dann nach 2x Sitzenbleiben hingeworfen und eine Lehre zum EDV-Systemtechniker begonnen. Im Zuge der Lehrzeit bin ich dann zum Entschluss gekommen, dass es das noch nicht gewesen sein kann und so habe ich parallel zu meiner Lehre die Matura (Abitur) nachgemacht. Da gibt es ein recht gutes Modell in Österreich das sich "Lehre mit Matura" nennt, und es ermöglicht, während der Lehrzeit eine gratis Berufsreifeprüfung zu absolvieren.

Nach der erfolgreich abgelegten Lehrabschlussprüfung habe ich dann auch besagte Matura erfolgreich bestanden (Fachbereich Rechnungswesen und BWL) und nach einer kurzen Phase in der ich "nur" gearbeitet habe, kam ich zu dem Entschluss noch etwas an meinem Leben ändern zu wollen...

Angestellt war ich zu dem Zeitpunkt noch immer bei dem Unternehmen, in dem ich meine Lehre begonnen habe, aber auf Grund der miserablen Bezahlung und den fehlenden Karriereaussichten wollte ich ein Studium beginnen.

Gesagt, getan - ich habe mich daraufhin auf einer FH in ein berufsbegleitendes Bachelorstudium im IT-Bereich eingeschrieben und habe mich voller Wissensdurst auf das Lehrmaterial gestürzt. Nach einem Jahr des Studiums wurde es dann immer stressiger bei meinem damaligen Arbeitgeber, die Bezahlung war nach wie vor mies und die Karrierechancen schlechter denn je - einmal Lehrling - immer Lehrling... Also entschied ich mich, Bewerbungen zu schreiben und neben der Arbeit und dem berufsbegleitenden Studium noch SAP-Kurse zu absolvieren (TERP10 und ABAP, falls das jemandem was sagt), um meinen Marktwert zu erhöhen.

Nach kurzer Zeit bekam ich dann die Zusage von einem sehr großen Konzern im Automotive-Bereich für eine Stelle im IT-Consulting Bereich. Ich war hellauf begeistert und habe sofort meine alte Arbeit gekündigt - und trotzdem war ganz kurz sowas wie Wehmut zu spüren - meine langjährigen Kollegen würden mir doch ein bisschen fehlen.

In der neuen Firma gefiel es mir recht gut, aber ich wäre lieber im SAP-Bereich gelandet um meine Erfahrung aus den Kursen praktisch anwenden zu können. Darüber hinaus wurde ich mit manchen der Kollegen nie so richtig warm - viele davon waren noch sehr unreife IT-Nerds wie aus dem Bilderbuch, die außer PC-Games zocken keinen Lebensinhalt und auch kaum ein Sozialleben hatten... Nach nur 9 Monaten bei meinem neuen Arbeitgeber wurde ich dann auch schon von der nächsten Firma abgeworben. Dabei handelte es sich um ein österreichisches, international agierendes Versicherungsunternehmen. Zu meinem großen Glück suchten die jemanden im SAP-Entwicklerumfeld und ich habe nicht lange überlegt und nach einem kurzen Gespräch und den Gehaltsverhandlungen sofort zugesagt.

Lange Rede, kurzer Sinn - ich liebe meine derzeitige Arbeit und bereue meine Entscheidung keine Sekunde. Im Vergleich zu meiner Arbeit von vor 2 Jahren habe ich mein Gehalt nun mehr als verdoppelt und ich liebe auch was ich tue - von Schmerzengeld kann also keine Rede sein. Dazu ist es eine unbefristete Fixanstellung, also nichts mit Leiharbeitsfirma oder so, wie man es oft kennt heutzutage.

Jetzt sollte ich dieses Jahr im Sommer mit dem Studium fertig sein, und dann kann ich das Leben so richtig genießen und meine Energie abseits der Freizeit auch zu 100% in die neue Arbeit stecken. Wenn ich zurückdenke könnte ich meinem "früheren Ich" kräftigst in den Allerwertesten treten und ich verstehe heute nicht mehr, was für ein antriebsloser, lahmarschiger Teenager ich doch einmal vor nicht allzu langer Zeit war. Aber ich würde trotzdem nichts anders machen wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte - wer weiß wo ich wäre wenn ich damals Alles anders gemacht hätte? Sicher hätte ich jetzt mehr Geld, aber ich weiß nicht ob ich wirklich glücklicher wäre, und die Erfahrungen, Fehler und Blödheiten die man als junger Mensch macht, kann einem niemand ersetzen und sie sind eine gute Schule fürs Leben. Und jetzt bin ich in einer wundervollen Beziehung mit Aussicht auf Familienplanung, ich bin ein sehr ausgeglichener und glücklicher Mensch und ich bin froh da zu sein wo ich jetzt bin.

Wie war euer beruflicher Werdegang? Habt ihr gleich einen raketenhaften Start hingelegt oder wars bei euch auch etwas holpriger? Und was würden die Älteren unter euch einem Menschen in den Anfangsdreißigern mit auf den Weg geben?

Ich freue mich auf euren Input, das wird sicher ein spannender Thread!