Guten Abend zusammen

Wie versprochen, hier nun die Fortsetzung des Threads mit Gefügebildern des Stahls mit der Werkstoffnummer 1.4571.



Bei niedriger Vergrößerung erkennt man das Gefüge nur schwach, dafür kommt aber die zeilenförmige Walzstruktur deutlich zum Vorschein.



Der Riss ist nicht durch Korrosion entstanden, sondern ist die Folge von Werkstoffversagen beim Platzen des Rohres.



Bei höherer Vergrößerung ist das Gefüge des Stahls gut zu erkennen. Die gelben eckigen Einschlüsse sind Chromkarbide (Chrom-Kohlenstoff-Verbindungen). Chromkarbide besitzen eine hohe Härte und nutzen nicht selten die Werkzeuge bei spanender Bearbeitung stark ab.



Hier eine Übersichtsaufnahme von der Schweissnaht des Rohres. Die radial verlaufenden Linien im Schweissgut sind die Grenzen zwischen den einzelnen Schweisslagen. Links und rechts von der runden Schweissnaht sieht man noch das Blech mit der zeilenförmigen Walzstruktur. Den schmalen Saum am unmittelbaren Übergang von gewalztem Blech zur Schweissnaht nennt man Wärme-Einfluss-Zone. Am unteren Ende der Schweissnaht und des Bleches erkennt man einen dunklen, nachträglich aufgeschmolzenen Bereich.



Dieses Foto ist eine Ausschnitts-Vergrößerung vom gewalzten Blech und der aufgeschmolzenen Zone darunter.



Eine höhere Vergrößerung dieser aufgeschmolzenen Zone lässt die dendritische (tannenbaumartige Struktur) erkennen. Ein Zeichen dafür, dass dieser Bereich lange warm gewesen ist, und die Kristalle beim Erstarren ungehindert in die Schmelze "wachsen" konnten.



Hier eine höhere Vergrößerung aus der Schweissnaht. Ohne den Bereich analysiert zu haben, würde ich bei den dunklen Ausscheidungen auf Sigma-Phase tippen, eine Eisen-Chrom-Verbindung, die zu erheblicher Versprödung des Werkstoffes führt.



Auf dem letzten Bild ist die Ursache des Platzens sehr deutlich zu sehen. Ein korrosives Medium hat den Stahl regelrecht "zerfressen". Da das Rohr im Einsatz unter hohem Fruck gefahren wird, ist das Blech irgendwann an einer Stelle zu dünn und gibt dem Druck nach. Bum Peng


G r u ß
Ingo