Hallo,

das ist ein ebenso wichtiges wie schwieriges Thema. Als Jugendliche hatte ich immer einen Organspendeausweis im Geldbeutel. Ich dachte damals etwas unbekümmert: "Na prima, wenn ich nicht mehr zu retten bin, kann ich vielleicht noch etwas Sinnvolles tun." Weiter hatte ich mich mit diesem Thema nicht befasst.

Als ich dann irgendwann hörte, dass man bis zur Organentnahme quasi als lebender Toter aufbewahrt wird (was auch logisch ist, sich mir damals nur nicht erschlossen hat), bekam ich plötzlich ein sehr schlechtes Gefühl bei dieser Sache und dieses schlechte Gefühl ist immer noch unverändert vorhanden. Es ist nicht logisch zu erklären, aber es widerstrebt mir einfach, für die Organentnahme künstlich weiterhin körperlich funktionierend gehalten zu werden, ggf. mehrere Tage lang. Als Lebende muss ich ja schon tagtäglich funktionieren und ich wünsche mir einfach entsprechend Ruhe, wenn meine letzte Stunde schlägt. Es mag egoistisch sein, das gebe ich zu, ist aber letztlich mein Leben und meine Entscheidung, zu der ich stehe.

Zudem sitzt eine vielleicht ebenso nicht logisch erklärbare Angst vor Missbrauch in mir fest. Was ist, wenn dringend eines meiner Organe gebraucht wird, ich aber noch eine Chance hätte und ich wegen dieses Organs vorzeitig für hirntod erklärt werde oder dieser hintod gar eingeleitet wird?

Leider habe ich nur zu ganz wenigen Medizinern Vertrauen - das ist so und hat eine Reihe von guten, faktischen Gründen, die zum Glück nicht mich selbst betreffen (ich habe das Glück, mit an stabiler Gesundheit zu erfreuen), aber andere Personen aus meinem direkten Umfeld.

Mein Bauchgefühl sagt deshalb zur Zeit: Keinen Organspendeausweis mitführen. Ich schließe es aber für die Zukunft nicht aus.