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16.06.2005, 10:47 #21AndreasGastOriginal von Donluigi
Gern wird vergessen, daß Handwerker nicht nur vom Stundenlohn leben, sondern auch vom Material. Auch ein Uhrmacher lebt nicht nur von seinem Stundenlohn, sondern von der Marge, die er auf einer verkauften Uhr hat.
Gerade bei Goldschmieden und Juwelieren kenne ich das Problem des "in Schönheit sterbens". Wir beliefern sehr viele Profis in D mit Tahiti- und Südseeperlen, über 900, ich kenne den Markt also ein wenig. Egal, ob Großstadt oder Provinz, ob Norden oder Süden, ob hohes oder niedriges Preissegment: die flexiblen, rührigen, guten haben Erfolg und leben ganz gut. Die satten, faulen, ewiggestrigen jammern und gehen pleite. Unserer Branche ging es über Jahrzehnte prächtig, in den 70ern, 80ern und ganz frühen 90ern haben sich Goldschmiede und Juweliere die Taschen voll verdient. Und nun gibt es eben die, die noch heute von dieser Substanz zehren, nicht kaufmännisch denken, nicht sehen, wohin der Zug läuft und nachwievor auf ihrem hohen Roß sitzen, was Kalkulation und Leistung angeht. Es tut halt weh, den Gürtel enger schnallen zu müssen, die fetten Jahre sind für viele vorbei.
(Das ist auch bei Uhrenmarken so, viele Firmen haben sich an die - oft völlig grundlose - halbjährliche Preisangleichung nach oben gewöhnt. Die Resultate sind oftmals völlig überzogene VKs, die heute über Grau- und Gebrauchtmarkt kompensiert werden müssen. Wer die heutigen Preise gängiger Markenuhren mit denen von vor 10 Jahren vergleicht, wird die Ohren anlegen! Fast keine andere Branche hat diese rasanten Preissprünge bei quasi unveränderter Ware so radikal durchgezogen.)
Die anderen stellen fest, daß man mit Leistung, fairer Kalkulation und gutem Service noch durchaus leben und sogar Wachstum erzielen kann. Andreas, du wirst mir recht geben, daß ein Haufen unserer Kollegen schlicht den Trend verpennt haben und nicht mehr markt- und zeitgerecht arbeiten. Das Juweliersterben in den nächsten Jahren wird blutig.
Aber ich schweife ab...
Bin leider schon am 1. Abschnitt hängen geblieben und der ist Quatsch Tobias, denn Heimuhrmacher haben keine Marge vom VK....auch wenn ein Uhrmacher ein Geschäft hat, sind die Werkstattleistungen vom Warenhandel different zu bewerten, da man sonst einen Zuschußbetrieb betreibt. D.h., Werkstatt und Verkauf müssen sich getrennt tragen....
Den Rest lese ich jetzt mal vorerst nicht weiter...
Gruß Andreas
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16.06.2005, 11:05 #22AndreasGast
RE: Kosten einer Revision Tudor 94010
Original von Eduard
Hallo Tobias, Reinhard, Andreas......
es ist sicher nicht zufällig, daß sich über Fragen der Reparatur von Uhren viel weitergehende Betrachtungen anschließen. Wie hier, im Uhren / Handwerksbereich, ist es überall. Ich bin Architekt, und Bauhandwerker
( praktisch, nicht als Unternehmer ).
So habe ich in beiden Bereichen eine ca. 45 jährige " Erfahrung" hinter mir. Nicht, daß ich deswegen klüger geworden bin, was "Entgelt" betrifft, vielmehr bin ich ständig verwundert, warum das für meine Begriffe hohe Preis- /Lohnniveau noch immer funktioniert. Wenn hier Uhrmacherpreise von 70 bis 80 Euro/ Stunde genannt werden, dann kann das ein Grund zukünftig sein, keine mechanischen Uhren zu kaufen. Ich weiß, daß gerade dieser Beruf eine hohe Fertigkeit und Kenntnis erfordert, aber 80 Euro sind 160 DM, um es in Altwährung zu beschreiben. Wenn ich mir vorstelle, daß jemand mit 40 Euro ( 80 Mark ) nicht überleben kann, was ist dann falsch ?
...es wird in Zukunft nur einen Grund geben, sich keine mech. Uhren zu kaufen, nämlich den, das man sich diese inkl. den Unterhalt nicht leisten kann...
Nicht weil die Löhne der Uhrmacher zu hoch sind, sondern weil das Lohnniveau im allgm. zu niedrig ist...
Die Zukunft wird die sein, das nur noch die Hersteller oder Vertriebspartner eine Fachwerkstatt betreiben können, da sie in der Lage sind gemachte Gewinne aus dem Verkauf der Ware, ihre Werkstätte zu bezuschussen um dort Verluste zu machen....oder, und das sehe ich wahrscheinlicher, sie werden die Reparaturpreise anziehen, da sie ein Monopol betreiben, denn den reinen Handwerksbetrieb wird es in 10-15 Jahren in dieser heutigen Form nicht mehr geben. Wohlgemerkt im Uhrmacherhandwerk, denn kein vernünftig denkender Mensch ist bereit, in der Selbständigkeit nur noch so eben zurecht zu kommen, wenn er sieht, das Lauschippen belohnt wird und vom Geschaffenen kaum etwas übrig bleibt...für eine gute Uhrmacherwerkstatt, die sowohl Kleinuhren als auch Großuhrenreparaturen sowie Restaurationen anbietet, sind die Kosten zu hoch, um sich schlecht bezahlen zu lassen...einige werden nur noch Privatpatienten haben, die sich diese Arbeitsleistung leisten können...
Im Bau- und Baunebengewerbe gelten andere Wettbewerbsgesetze, die sind nicht pauschal mit dem Vergleich der Regionalenstundensätze zu beantworten und zu vergleichen...
Vergleiche könnte man zulassen zwischen Zahntechniker, Goldschmiede, Uhrmacher....und das hinkt schon gewaltig genug, wenn ich mir die Gesundheitreform anschaue und bedenke, was mal ein sau guter Keramiker verdienen konnte und was ihm Heute bleibt...
Es ist nunmal auch politisch von allen gewollt, das der Mittelstand wohl nicht mehr die Hauptlasten des Steueraufkommens begleichen soll...na ja , die Industrie wird es auch nicht tun...Folgerung: Standortwechsel...
Gruß Andreas
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