Fortsetzung...
Donnerstag, 2. April 2015. Django reitet wieder. Er trifft Flamingos.
9.Tag. Glück gehabt. Der Markt hatte wirklich alles. Dinge des täglichen Bedarfs kommen auch hier aus China und werden von den Marktbeschickern samt dem kompletten neuen und gebrauchten Inventar eines Baumarktes, eines CD-Ladens und so weiter hier angeboten. Unterhosen - Deal, Badehose - Deal. gute Stimmung - Big Deal!
So sind wir heute mit dem nötigsten versorgt und gehen wieder auf Tour. Hier gibt es ja diesen Salzsee mit den weltgrößten Lithium Vorräten, hätte ich bereits erwähnt. Mit dem Salz ist das hier ganz anders: keine glatte und weiße Salzpfanne, wie wir das in Argentinien auf der anderen Seite der Anden schon hatten. Die gigantische und in der Hitze flimmernde Tiefebene funktioniert zwar auch nach dem Verdunstungsprinzip, aber es bleibt ein braun weißer Acker (wie frisch umgepflügt) über, auf dem die Salzkristalle nur so sprießen. Abgebaut wird nur ganz im Süden. Wir steuern jedoch das Highlight genau in der Mitte an, die Laguna Chaxa, dort leben 3 der weltweit 5 bekannten Flamingo-Arten. Außerdem gibt es Austernfischer und verschiedene Arten von Strandläufern, wie wir sie an der Nordsee schon beobachtet haben. Wir wissen nicht, wie genau bei diesen hier der Vogelzug verläuft, aber man weiß ja nie.
Bei gefühlten 40 Grad erkunden wir die Laguna. Das Wasser ist so salzig, dass darin nur Brine Shrimps und Algen leben können. Brine ist übrigens der englische Begriff für Salzlauge. In England kannst Du Tunfisch in Brine in Büchsen bekommen. Mutter Natur hat daraus wieder mal eine faszinierende Konstruktion von Nahrungskette gebastelt. Algen werden von Brine Shrimps gefressen, Brines sind Powersnacks für die Flamingos (und die anderen Zugvögel). Nebenbei machen Sie die Federn rot. Zwischen drin wuseln noch kleine Geckos herum, die sich in der Salzwüste auch sehr wohl fühlen und die Insekten schnabulieren.
Überhaupt Salzwüste. Die Atacama zeigt uns heute noch mal drei komplett neue Gesichter.
Die Salzwüste hab' ich Euch gerade beschrieben.
Die Steinwüste: Never Ending und faszinierend eintönig.
Die Sound-Wüste: hier hört man absolut nicht. Kein Geräusch, Stille, nada!
Wenn die Wüste Pause hat, wird schonmal wieder Oase gegeben. Tocanao ist so ein 500 Seelenörtchen inmitten von alledem. Western-Kulisse, Django reitet in die staubigen Straßen ein. Ein paar Nonnen springen verschreckt in die Missionskirche. Davor kann jetzt der Showdown abgedreht werden. Ist aber nicht, alles bleibt Friedlich. Und es gibt neben den alles dominierenden Farben Weiß, Braun und Blau noch augeerfrischendes Grün.
Kaufen kann man alles hier, frisches Gemüse, Kunst und eiskalte Drinks. Die Chileños sind sowas von freundlich. Macht richtig Spaß, in eine der blitzsauberen aber ganz den Djangos vorbehaltenen Bars zu gehen. Essen machen Sie uns gleich zu dritt. (gut, dass die fliegende Händlerin vor der Tür von der Ladefläche des Unvermeidlichen Pick Ups alles verkauft). 6.000 Pesos für 2 riesige Sandwitschs (so aussprechen!) und 1,5 Liter Coke Zero (rd. 8,50€).
Was für ein Tag, was für immense neue Eindrücke. Abends noch Gründonnerstag unter freiem Himmel und auf Spanisch. Ab ins Bett. Himmlisch.
TBC...
Ergebnis 1 bis 20 von 25
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12.04.2015, 13:44 #1
Mr Joe fährt nach Chile - Fortsetzung...
Mittwoch, 01. April. Keine Unterhosen in San Pedro
8. Tag. Kann sein, dass Ihr das gar nicht lesen wollt, aber da müsst Ihr jetzt mal durch. ich ja schließlich auch. Es geht im Unterhosen, nicht nur, aber im Grunde genommen hauptsächlich. Die Sache ist nämlich dies, dass mein Rucksack in Santiago nicht den Weg ins Flugzeug gefunden hat. Sie meinten, dann käme er wohl mit der nächsten Maschine. Ich: "Wann kommt die denn?" Sie: "Es kommen noch viele..." Und: "Wir lassen den Rucksack dann ins Hostel bringen." Wie nicht anders zu erwarten, heute kein Rucksack im Hostel und die telefonische Nachfrage war natürlich ergebnislos.
Also Unterhosen kaufen, in San Pedro ist das aber kein allzu leichtes Unterfangen. Ob sie sich hier das Zeug selbst Stricken? Es gibt einfach keine. Oder habt Ihr schonmal versucht, bei "The North Face" oder bei "Adventure Outfitters" welche zu bekommen?
Letzte Hoffnung: "A la mañana", morgen. Da soll hier Markt sein. Und zwar diese Sorte Markt, wo es ALLES gibt. Auch U-Hosen. Nun gut, wir werden sehen. Das sonst auch noch so ziemlich alles weg ist (kompletter Rucksack eben), verblasst irgendwie hinter dem U-Hosen Problem. Egal, Schluss damit. Was einem alles so passieren kann, wenn man auf Reisen ist.
Die anderen beiden Sachen heute waren aber dafür ziemlich gut. Heute früh waren wir mit dem Pick Up im Val de la Muerte, Tal des Todes. Der Pick up ist übrigens der Hauptgewinn. so ein Monster, wie Colt Sievers eins hatte. Überrollbügel mit Scheinwerfer, Allrad Sowieso. King of the Road eben. Cool! Mit unseren bescheidenen Offroad Erfahrungen schon ein Ding. Ganz enges Tal, rote Felsen und das volle Wüstenprogramm. Und am Ende erreichen wir dann eine Wahnsinnsdüne mit ein paar Sandboardfahrern. Aber was schreibe ich da, schaut auf die Bilder.
Nachmittags dann aber das Highlight schlecht hin. Wir fahren - wieder mit Colt Sievers an Bord - ins Valle de la Luna. Das muss ich kurz erklären. in der Atacama ist ja der Boden reich an Mineralien und Metallen, z.B. Die weltgrößten Lithium Vorräte sollen hier lagern. Und die geologischen Schichten scheinen so zu sein, dass sich das Wasser sammelt, verdunstet und die mineralischen Bestandteile an der Oberfläche bleiben. Das Ergebnis sind Salzablagerungen, Salzseen oder wie mit Schnee überzogene Flächen. Und dahinter dann immer die 6.000er mit richtigem Schnee oben drauf.
Da sind wir also reingefahren und haben uns das ganze angesehen. zum Abend hin kommt der Mond 'raus (Valle de la Luna, wie gesagt) und die Szenerie fängt an verrückt zu spielen. Die Salzflächen schimmern blau, der Stein wird orangerot und dann geht die Sonne unter und alles tönt sich von Rosa bis Türkis. Wir sind auf die höchste Düne hoch (machen natürlich alle anderen auch, aber es waren nicht allzu viele Leute unterwegs) und schauen uns das Schauspiel bis zum Schluss an. Faszinierend ist auch die Stille. Wir hören eigentlich nichts, nur mal eine Stimme oder den Wind. So Stille ist es bei uns zuhause nie. Ich stelle Euch hier einfach mal ein paar Impressionen ein:
TBC...Geändert von Mr. Joe (12.04.2015 um 13:49 Uhr)
Liebe Grüße, Martin
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12.04.2015, 13:58 #2
Geändert von Mr. Joe (12.04.2015 um 14:00 Uhr)
Liebe Grüße, Martin
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12.04.2015, 14:25 #3
Samstag, 4. April. Unternehmen "Höhenrekord".
11. Tag. Der Altiplano ruft. Worum es hierbei geht, muss ich kurz erklären, obwohl wir alle das mindestens im Erdkundeunterricht ja schon gelernt hatten. Auf der Ostseite der Anden (deren höchste Gipfel ja bis an die 7.000er Marke heranreichen) schließt sich ein Hochland an, das immer so zwischen vier und fünftausend Metern über dem Meer liegt. Es zieht sich im Norden von Peru nach Süden über Bolivien, Chile, Paraguay bis nach Argentinien. In der Breite dehnt es sich hier fast 500 km aus.
Es geht praktisch in San Pedro hinter dem Ort (wir liegen hier ja auch schon mal auf schlappen Zweifünf) los. San Pedro de Atacama ist ja so etwas wie der Hub für Exkursionen in den mittleren Teil der Atacama, aber dennoch hat sich das Städtchen trotz all der Touristen noch etwas sehr ursprüngliches bewahrt:
Die Ruta 27 zieht schnurgerade auf 30 Kilometern ohne eine einzige Serpentine bis auf 4.900 Meter hoch. Dann öffnet sich ein hügeliges steppenartiges Hochland, über dem die dann gar nicht mehr so hohen schneebedeckten 6.000er thronen. Dann geht's 400 Kilometer hügelauf hügelab, bis man genauso steil auf der anderen Seite in Argentinien in Salta unten wieder so auf Zweifünf ankommt.
Wenn es auch mit dem Auto ist, den persönlichen Höhenrekord haben wir. 4.900 - leider stand nirgends ein Schild und das GPS Gerät ist im Rucksack ( Ihr wisst schon, der, der immernoch nicht da ist), so dass wir kein echtes Ruta 27 Finisher Bild haben.
Wie ich die Landschaft beschreiben soll? Die Nummer ist nun wirklich easy: NASA, ESA, EU und wasweissichnichtwernoch simulieren hier Marsmissionen. Luft, Wind, Temperaturen, Trockenheit, angeblich alles wie auf dem Mars. Ach ja, das allerdreimalgrösste Radioteleskop der Welt bauen sie dann gleich mal noch dazu. Schnee hat's hier oben natürlich auch, aber Salzlagunen mit Flamingos ebenso. Außerdem springen uns hier die Zorros dauernd vor das Auto, so wie in Australien die Kängurus. Zorros sind so eine Lokale Art von Lamas oder Vicunyas.
Irgendwann geht es links in die Steppe. Hier hat die Erosion bis zu 30 Meter hohe Sandsteinformationen wie aus dem Nichts aufgebaut. Zu denen fahren wir mit dem Allrad einfach so quer über das Land hin. Hui, das macht Spaß.
Als wie nach etwa 160 Kilometern Argentinien sichten, müssen wir umdrehen. Für den Mietwagen haben wir kein Permit. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Fotostop an der Schneegrenze. Ah so, fast vergessen: Kurz vor der argentinischen Grenze sammeln wir noch Pjotr aus Polen und seinen deutschen Kumpel (ich nenne ihn mal Sven aus München) mit ihren Bikes auf. Die beiden scheinen zwar harte Hunde zu sein, aber der eiskalte Gegenwind auf dem Altiplano hat sie geschafft. Daran, in 2 Tagen bis San Pedro zu kommen, glauben sie nicht, und sind sowas von froh, dass Colt Sievers einen fetten Pickup fährt, auf dem wir Fahrräder und Gepäck locker verstauen. Sehr dankbar und glücklich setzen wie die beiden kaum 1,5 Stunden später auf dem Marktplatz von San Pedro ab.Liebe Grüße, Martin
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12.04.2015, 14:52 #4
Montag, 6. April. Wasserdampf, Nachfahrt und Sonnenaufgang.
13. Tag. Gestern Abend hieß es Abschiednehmen auf Raten. Wir saßen zum letzen Mal bei Omar, unserem chilenischen Gastgeber auf der Terrasse in der Abendsonne. Morgen geht es los Richtung Calama und Flughafen.
Aber davor wartet nochmal ein Highlight, so versprechen es alle Reiseführer, die Tourveranstalter in San Pedro sowieso, und alle, die dort waren, natürlich auch. Also den Wecker auf 4:00 Uhr (!) gestellt und in stockfinsterer Nacht zwei Stunden über Schotterpisten bis hoch auf 4.500 Meter. Dort liegt das Feld von El Tatio, das welthöchst gelegene Geysir-Feld. Da oben herrschen knackige -5 Grad und es ist um 6 Uhr noch stockfinster. Die Rauchwolken der warmen Sprudellöcher riechen und sehen wir auch. Aber es ist soooooo kalt. Erst als die Sonne gegen 9:00 über die Sechstausender klettert, erwärmt sie alles so langsam. Aber dann ist das Naturschauspiel auch bald vorbei, denn in der warmen Luft entwickelt sich Wind und der Wasserdampf wird weniger weiß.
Anschließend geht es über eine teils üble Wellblechpiste, die uns, Colt Sievers und das ganze Gepäck ordentlich durchschüttelt quer über den Altiplano bis zum Flughafen in Calama zurück. Unterwegs besuchen wir noch ein kleines Dörfchen, das wirklich weit ab vom Schuss liegt. Im Reiseführer "Lonely Planet" steht drin, im Gegensatz zu San Pedro sei hier alles noch authentisch.
Stimmt: Keine Restaurants, keine Bars, keine Touri-Läden, menschleere Straßen. Aber alles ist auf einem ordentlichen Niveau (dass Straßen nicht geteert sind, hat nichts zu sagen), sauber, elektrisch, Satelitenschüsseln, lokale Infrastruktur. Fast ein bisschen unheimlich, mit der Camera um den Hals durch die Gassen zu gehen. Wir fühlen uns irgendwie als unberechtigte Eindringlinge, die Fotos von einer Art "Zoo" machen. Eigentlich dürfen wir solche Orte gar nicht aufsuchen, denn "Besichtigen" beeinflusst ja schon die Authentizität.
Mit diesen Gedanken und sehr beseelt von 2 fantastischen Wochen verabschieden wir uns aus Chile und kehren in den Deutschen Alltag zurück, dennoch ist es irgendwie auch ganz schön hier zuhause...
Euch allen ganz lieben Dank für's Interesse und das Mitlesen.
Geändert von Mr. Joe (12.04.2015 um 14:54 Uhr)
Liebe Grüße, Martin
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12.04.2015, 17:36 #5
Hammer
Vielen Dank fürs mitnehmenGruss Alex numqam retro
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12.04.2015, 18:35 #6
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12.04.2015, 20:11 #7
- Registriert seit
- 23.02.2010
- Beiträge
- 263
Vom Feinsten
Gruß Olaf
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12.04.2015, 21:49 #8
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12.04.2015, 22:50 #9
Sehr, sehr schöne und beeidruckende Bilder, vielen Dank dafür! Und natürlich gibt's bei den Outdoorleuten Unterhosen, zumindest aus sog. Funktions-Stoff!
77 Grüße!
Gerhard
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13.04.2015, 06:34 #10
Ich liebe professionelle Diavorträge und besuche diese einige Male im Jahr. Dein Reisebericht geht genau in diese Richtung.
Herzlichen Dank fürs mitnehmen!!Beste Grüße aus Regensburg, Harald
Weniger ist nicht mehr sondern weniger.
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13.04.2015, 08:00 #11
Vielen Dank für die spannende Fortsetzung.
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13.04.2015, 10:26 #12
Ein wunderbarer Reisebericht. Vielen Dank
Ciao, Carlo
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13.04.2015, 10:49 #13
Ich habe gerade beide Berichte gelesen, spitze! Vielen Dank!
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13.04.2015, 11:27 #14
Tolle Bilder und super geschrieben
Grüße, Dom
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14.04.2015, 07:00 #15
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14.04.2015, 11:14 #16
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14.04.2015, 20:51 #17
Danke für's mitnehmen.
Gruß, Oliver
Als ich meinen Benutzernamen ausgesucht hab', fand ich ihn gut - Heute stehe ich dazu
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14.04.2015, 21:19 #18
Bombe. Danke für die tolle Berichterstattung und die Fotos
cheers, Behrad
Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.
Suche: Sehr gute 6263 WD aus den 80igern
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17.04.2015, 08:42 #19
Besser als Teil 1
Gruß Frank
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17.04.2015, 10:55 #20
Danke fürs Teilhabenlassen! Tolle Bilder!
Beste Grüße, Heinrich
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