Spontan in den Kalender geguckt, Mrs. Joe muss noch Resturlaub verbraten und ich kann meine Projekte über Ostern ein bisschen schieben.

Also entscheiden wir uns spontan für 2 Wochen Nordchile, eigentlich zu wenig für ein Land mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 5.000 km, aber besser als nichts, kaufen 2 Flüge nach Santiago und weiter nach Calama in die Atacama-Wüste.

Donnerstag, 26.3.2015. können Chilenen eigentlich Autofahren?

Na das fängt ja gleich mal gut an. Raus aus dem Frankfurter Stau und rein in den von Santiago. Und dann gleich ein Crash. Unser Taxifahrer legt sich mit einem Stadtbus an und zieht natürlich den kürzeren. Schrammen, Gestikulieren und die Carabineros de Santiago reiten auf Geländemaschinen ein. Aber dann ist das Ganze Drama aber auch schon verraucht. Und nach ein paar weiteren Runden kommen wir glücklich im Hotel an.



Der Flug verlief vollkommen ruhig und nach 13 Stunden begrüßt uns Chile mit frisch verschneiten Andengipfeln, über die unser A 340-600 (übrigens neben dem A 380 das längste Flugzeug) majestätisch gelassen einschwebt. Noch eine kleine Spannung beim Immigration Officer: Mein Reisepass ist nämlich grün - provisorisches Dokument, ich habe das rechtzeitige Verlängern verpennt. Nun werde ich mit Argusaugen inspiziert, der Pass ebenfalls. Aber alles ist echt. Mrs. Joe wird noch von einer freundlichen Zollhündin beschnuppert, ob sie auch wirklich keine unerlaubten Lebensmittel im Rücksack hat. Dann buchen wir uns ein Taxi und ab geht es in die Stadt, ungefähr 15 Minuten über die Autobahn und dann eine 3/4 Stunde durch den Stau.

Das Hostal "Plaza de Armas" liegt mitten im Trubel im 4. und 6. Stock eines mindestens 100 Jahre alten heruntergekommenen Prachtbaus an der Plaza, quasi am Timesquare von Santiago. Fahrstuhl mit Führer, alles Mahagoni und Messing. Die Stadt ist quirlig, lebendig, laut und voller spätsommerlicher Eindrücke. Ein richtiger Schmelztiegel aus Big Business, prächtigen Regierungsgebäuden, alten Palästen und Glasfassaden.







Wir geben uns bis zum Abend die volle Dröhnung des chilenischen Temperaments, bis wir um 21:00 Uhr nicht mehr können. Nun liegen wir im Bett und unter uns verklingt so langsam der Spätsommerabend mit seinen Geräuschen: Hundegebell, "El Condor pasa ", Passantenrufe, Sirenengeheul und die Straßenreinigung verschwimmen zu südamerikanischem Soundtrack. Zuhause ist ja so weit weg!

Freitag, 27. März. "The City that Never sleeps"

Zum Glück schläft sie doch, die Stadt. Denn irgendwann heute Nacht ist die Plaza ruhig geworden, und heute Früh ging alles recht beschaulich wieder los.

Aber nun: Treten wir ein in den Dschungel, der sich Santiago nennt. Wir verlassen das Haus mit der 96 in der Hausnummer und sind erstmal geblendet, so strahlt uns die Sonne entgegen. Wir folgen heute der Roten Route 7, so haben wir sie genannt. Auf der Karte mit einem roten Strich markiert, führt sie Zickzack durch die Straßen, so wie Sean Connery im Film "Jagd auf Roter Oktober" durch eben die rote Route 7 unter Wasser sein U-Boot navigiert.


Schon in der Nebenstraße klingt es uns entgegen, es wird geprobt, und orchestrales Durcheinander verstärkt den Klang der Stadt, denn wir nähern uns der strahlend weißen Opera. passend zur Osterzeit wird Mozarts Requiem gegeben, bevor es mit Romeo und Giulietta ganz tragisch wird.

Weiter auf den Hügel Santa Lucia, den ein Gönner und Stadtentwickler vor rund 100 Jahren in einen barocken Garten verwandelt hat. Von Oben bietet sich ein ganz besonderes Panorama: Verschneite 6000er in den Anden gemischt mit Palmen und Hochhäusern unter einer dicken Smog-Glocke. Faszinierend.




Dann geht es durch belebte Künsterviertel weiter zu Pablo Nerudas Haus. Der Dichter (Literaturnobelpreisträger), linke Politiker und Millionär hat ein Haus hinterlassen, das heute Museum ist und einzigartig über der Stadt liegt. Neruda starb 1973 kurz nach dem Putsch, mit dem Augusto Pinochet 1973 die aufkommende linksorientierte Demokratisierung des Landes durch Salvador Allende brachial beendete. Allende wiederum brachte sich noch während des Putsches im Regierungspalast um, als dieser von Pinochets Leuten gestürmt wurde. Neruda und Allende sind so etwas wie die Chilenischen Ché Guevaras, T-Shirts und Poster zeigen die beiden hier immer wieder zusammen mit "DEM CHÉ".

Grafitties mit Nerudas Themen dürfen hier natürlich neicht fehlen:


TBC...