Liebe Rolex-Fans,
manchmal ist die Duplizität der Ereignisse schon verwunderlich. Während „ducsudi“ am 2.12.1989 in Düsseldorf seine erste Rolex kaufte (siehe auch seinen entsprechenden Beitrag), habe ich nur einen Tag später ebenfalls in Düsseldorf einen meiner größten Fehler begangen: Ich habe meine Daytona 6263 auf der Düsseldorfer Uhrenbörse verkauft!
Auch wenn einige von Euch die Geschichte meiner 6263 schon kennen, erlaube ich mir doch aus Anlaß des 25-jährigen Fehlerjubiläums noch einmal auf meine 6263 einzugehen.
Der Kauf am 23. Juli 1983: Meine zweite Rolex
Wie schon meine erste Rolex (Explorer II 1655, 1979 gekauft und im Gegensatz zu meiner 6263 noch heute bei mir) war auch meine zweite Rolex zur damaligen Zeit eine absolut unübliche Wahl: Es war eine Daytona Ref. 6263/0. Der Kommentar des Rolex-Konzessionärs (Bucherer in Interlaken) war bezeichnend: „Wieso wollen Sie eine Rolex mit Handaufzug kaufen, die auch noch nicht einmal über ein Datum verfügt. Sie sind der erste Interessent für eine Daytona seit 3 Jahren“ Klingt das nicht aus heutiger Sicht ein wenig merkwürdig?
Nun, Bucherer hatte eine Daytona mit schwarzer Lünette (Ref. 6263/0) und schwarzen Zifferblatt vorrätig, jedoch hatte ich einige Sonderwünsche. Erstens wollte ich ein silbernes Blatt, zweitens ein Jubilee-Band (für die Daytona nicht vorgesehen) und drittens eine Gravur meiner Initialen „MS“ auf der Rückseite. Die Gravur war kein Problem, das Jubilee-Band gab es damals noch für 19 mm Stegbreite und der Bucherer-Uhrmacher paßte die Endstücke einer „Date“ in Handarbeit an die Daytona an. Das silberne Zifferblatt hatte er vorrätig, es war aber noch ein Blatt ohne die Bezeichnung „Oyster“ (Experten wissen, daß es sich um ein altes Blatt für eine Daytona mit noch unverschraubten Drückern handelte). Der gewölbte Daytona-Schriftzug oberhalb des Stundenzählers war noch schwarz und nicht rot. Dieses Blatt wurde dann eingebaut, allerdings mit dem Zeigersatz des schwarzen Zifferblattes, da der passende Zeigersatz für das silberne Blatt, bei dem die Zeiger für die Totalisatoren weiß und der große Sekundenzeiger schwarz sind, nicht vorrätig war. Später habe ich bei Rolex in Köln die richtigen Zeiger für die Totalisatoren montieren lassen, aber den weißgoldenen großen Sekundenzeiger der „schwarzen“ Daytona belassen (er paßte einfach besser zu den Weißgoldindexen als ein schwarzer Zeiger). Auf diese zugegebenermaßen komplizierte Art und Weise enstand eine sehr unübliche Daytona 6263.
Den Experten unter Euch ist natürlich sofort der Garantieschein aufgefallen. Wie schon bei meiner 1655 hat Bucherer ein Blankozertifikat ohne eingestanzte Seriennummer verwendet, was damals durchaus üblich war. Die Daytona war für den Verkäufer aber offenbar ein Buch mit sieben Siegeln, denn das Garantiezertifikat umfaßt auch eine Chronometerbescheinigung. Zur damaligen Zeit waren zwar die Gold-Daytonas zertifizierte Chronometer, nicht jedoch die Stahlmodelle. Richtig wäre daher das kleine Garantiezertifikat ohne Chronometerzusatz gewesen. Auf der Rechnung hat der Verkäufer „O.P. Daytona“ vermerkt, was für „Oyster Perpetual Daytona“ stehen soll. Damit war er seiner Zeit absolut voraus, denn die 6263 verfügte noch über Handaufzug und „perpetual“ wurde die Daytona erst 1988.
Hier zeigt sich auch die Problematik der von Bucherer damals verwendeten Blankozertifikate ohne Voreintragungen, deren Authentizität oftmals angezweifelt werden. In Verbindung mit der Rechnung ist das Zertifikat aber trotzdem authentisch, obwohl es nicht zu einer 6263 in Stahl paßt. Ihr seht, machmal gibt es Papiere zu einer Uhr, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen passen. Ist die Historie der Uhr aber bekannt, sind die Papiere eben doch authentisch.
Der Verkauf am 3.12.1989: Mein großer Fehler
In offenbar totaler geistiger Umnachtung habe ich die 6263 am Sonntag, den 3.12.1989 auf der Düsseldorfer Uhrenbörse verkauft. Loriot hat auf die Frage nach seinem größten Fehler einmal geantwortet: „Ich habe mein Haus nicht unterkellert und Heinz Meyer den Erwin Lottemann spielen lassen.“ Ich würde (natürlich augenzwinkernd) antworten: „Der Verkauf meiner Daytona 6263.“ Die Überreste sind noch vorhanden und nachfolgend zu besichtigen:
Es gibt übrigens noch ein altes Foto, auf dem meine 6263 mit dem speziell angepassten Jubilee-Band zu erkennen ist. Die Qualität des Fotos bitte ich zu entschuldigen, die Aufnahme wurde mit einer Minox C unter Verwendung eines 27 DIN Schwarzweißfilmes gemacht. Die Negativgröße ist lediglich 8x11 mm und das nachfolgende Bild ist nur ein kleiner Bildausschnitt. Ein Wunder, daß überhaupt noch etwas zu erkennen ist:
Mittlerweile besitze ich zwar wieder zwei Daytonas (16523 und 116520), aber ich vermisse „meine“ 6263 immer noch, nur die Box und die Papiere sind mir geblieben. Ich könnte mir ja wieder eine 6263 zulegen, aber es wäre eben nicht MEINE 6263 und verzichte daher auf einen Kauf. Seit dem Verkauf meiner 6263 habe ich nie wieder eine Uhr verkauft und werde dies auch weiterhin nicht tun.
In den 90er Jahren habe ich übrigens versucht der Spur meiner 6263 nachzugehen, allerdings ohne Erfolg. Auch habe ich vor einigen Jahren über ein früheres RLX-Mitglied die verläßliche Auskunft erhalten, daß meine 6263 niemals nach Genf für einen Service zurückgekehrt ist. Vielleicht klebt noch heute an einem bestimmtem PC in Genf ein Zettel mit der Seriennummer meiner 6263 und vielleicht erhalte ich irgendwann eine Nachricht: „Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gerade Deine 6263 in Händen….“
Aber will ich dies wirklich? Ich denke eher nicht, denn ich befürchte, daß die Uhr sich heute nicht mehr in ihrem, mir bekannten Urzustand befindet. Es ist durchaus denkbar, daß folgende Änderungen an der Uhr vorgenommen wurden:
Das Jubileeband wurde durch ein Oysterband ersetzt,
das Zifferblatt wurde durch ein zu der Uhr passendes Blatt mit Oysterschriftzug und rotem Daytona-Schriftzug ersetzt,
der gravierte Gehäuseboden wurde ersetzt,
der silberne Stopp-Sekundenzeiger wurde durch einen schwarzen ersetzt.
In diesem Zustand würde die Uhr dann dem bekannten Auslieferungszustand einer 6263 aus den 80er Jahren entsprechen und wäre daher auch ohne groß Fragen beantworten zu müssen (z.B.: Warum ist denn da ein falsches Blatt und der falsche Sekundenzeiger verbaut?) verkäuflich. Aber in diesem Zustand wäre sie für mich nicht mehr sonderlich interessant, sie wäre wohl (bis auf die Seriennummer) eine Unbekannte.
Meine 6263 zeigt übrigens auch, daß durch die Unwissenheit des Konzessionärs eine Rolex entstehen konnte, die nicht dem uns bekannten Auslieferungszustand entspricht (falsches Blatt, falsches Garantiezertifikat, etc.). Würde sie in ihrem damaligen Zustand heute zum Kauf angeboten, würden vermutlich sehr viele Fragen aufgeworfen.
Viele Grüße
Matthias
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Hybrid-Darstellung
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03.12.2014, 12:00 #1
Vor 25 Jahren: Es war Sonntag, der 3.12.1989…..
The difference between men and boys is the price of their toys.
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03.12.2014, 12:06 #2
Das klingt nach Reue und viel Herzblut. Evtl. liesst man hier in diesem Thread in x Jahren ja ein Update, wenn Du die Uhr wieder hast.
Allerdings sind die Chancen -gelinde ausgedrückt- recht gering.Viele Grüße, Carsten
Man muss immer tun, was man nicht lassen kann.
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03.12.2014, 12:07 #3
Sehr bewegend, danke fürs teilhaben lassen!
Grüße -- Jürgen
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03.12.2014, 12:09 #4
Sehr aufschlussreich Matthias, danke für den interessanten Bericht, der zeigt, wie erklärungsbedürftig manche Uhren sein können und gleichzeitig wenn man die Geschichte dazu kennt wie simpel die Erklärung dazu ist.
Mein Beileid zum Verkauf Deiner 6263 im Übrigencheers, Behrad
Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.
Suche: Sehr gute 6263 WD aus den 80igern
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03.12.2014, 12:11 #5
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Vielen Dank!
Was gab es damals (in etwa) für eine Handaufzugdaytona?
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03.12.2014, 14:07 #6
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03.12.2014, 15:27 #7
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Hallo,
Ich hatte Deine Geschichte früher schon mal gelesen und kann seitdem keine Uhr verkaufen bzw. Bereue meinen einzigen Verkauf (Panerai 372, handtellergroßer Riesenwecker) zutiefst!Grüsse, Jan
He was ambushed with a cake.
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03.12.2014, 12:11 #8
Schöne Erinnerung....
Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen....
(Albert Schweitzer)
Greets Stefan
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03.12.2014, 12:12 #9
Oh, auch wenn das Ereignis unschön ist, habe ich Deine Geschichte gerne gelesen. Vielen Dank dafür
Winning isn't everything. It's the only thing. #dot2025
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03.12.2014, 12:22 #10
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Hallo Matthias,
ich Drücke Dir die Daumen, das Deine 6263 hier in RLX wieder auftaucht und zurückkehrt. Möglichst im Urzustand von damals!Gruß
Elmar
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03.12.2014, 12:24 #11
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Manchmal tut man halt das Falsche; so ist das Leben.
Aber sehr schön zu lesen und beweist mal wieder warum es (Rolex-) Uhren gibt, die es "eigentlich" gar nicht geben dürfte.Es grüßt der Bernd
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03.12.2014, 12:31 #12
Uhren und Emotionen gehören einfach zusammen
mit besten Grüßen
Andreas
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03.12.2014, 12:43 #13
Danke für die Geschichte - ich glaub die D sah damals richtig geil aus - wirklich schade das Du sie hast gehen lassen
what goes around comes around
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03.12.2014, 14:25 #14
Ich glaube mittlerweile auch an den Satz: eine Rolex verkauft man nicht.......will man eine 2./3./4./5., dann eben sparen.
Wenn man sich die Preissteigerungen alleine anguckt, was 2-3 Jahre alte Uhren heute kosten.....da hat man doch seinen Einstand locker wieder raus, wenn nicht sogar Gewinn gemacht.....also wenn man es jetzt rein merkantil betrachtet.
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03.12.2014, 14:52 #15
Mathias!
Eigentlich hast Du alles richtig gemacht, nur der Markt hat durchgedreht!under Milkwood
LG
Stephen😎
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03.12.2014, 15:02 #16
Tolle Geschichte, wie immer schön und informativ von Dir geschrieben.
Und ich sehe es auch wie Stephen, nur dass derzeit alles noch schlimmer ist bzw. schneller geht; der Markt dreht durch und die echten Sammler stehen auf der Stelle.
Verkaufe ich etwas schönes, um mir das mutmaßlich schönere (oder eben nur etwas, was man noch nicht hatte...) zu kaufen, ärgere ich mich zweimal. Ich bekomme nichts vernünftiges und bezahlbare nach und alles was ich los lasse kommt so schnell nicht mehr zurück. Der Kreislauf eines jeden Sammlermarktes funktioniert so normal nicht.Gruß, Peter
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03.12.2014, 15:52 #17
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03.12.2014, 15:40 #18
Zum Verkauf einer 372 kann man eigentlich nur gratulieren, Jan. Zudem wird es auch nicht schwer sein, solchen emotionslosen Allerweltswecker zurück zu kaufen.
Da fällt mir ein, dass ich genau diesen Fehler bereue, überhaupt eine 372 gekauft zu haben und dann noch zum vollen LP, denn die wandert bald mit Riesenabschlag in die SC diese hässliche Krücke von UhrGruß, Peter
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03.12.2014, 16:45 #19
Sehr schöner Bericht, Matthias. Interessant zu hören, dass die ewige Jagd des Sammler nach der möglichst authentischen Uhr eben auch in die falsche Richtung gehen kann, wenn jemand deine authentische Uhr in den Werkauslieferungszustand zurück versetzt haben sollte.
Was ist los mit dir, Peter? So schimpfe doch sonst nur ich.Grüsse, Florian
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03.12.2014, 16:53 #20
Ach weißt Du, umso älter ich werde, umso ehrlicher zu mir selbst. Diese ganzen unförmigen klobigen Paneraieimer sind doch noch schlimmer und hässlicher als die DS. Das können nur jüngliche Angeber, Banker, Möchtegernluden, Türsteher und andere Randgruppen tragen
An alten Männern wie mir sieht die Uhr dümmlich und möchtegernjung aus, da brauche ich nicht mehr...Gruß, Peter
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