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  1. #1
    PREMIUM MEMBER Avatar von Peter_O
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    Ich finde man kann es sich nicht ganz so einfach machen. Dinge sind nicht nur deshalb gut weil sie lokal gefertigt werden, dazu sind die weltweite Spezialisierung und Arbeitsteilung zu weit fortgeschritten. Ich finde keinen direkten Link, aber es gab mal ein Experiment einer amerikanischen Designlehrerin die versucht hat, einen Anzug komplett in einem Aktionsradius von 160km zu fertigen. Das Ergebnis soll, gelinde gesagt, ernüchternd gewesen sein. Man muß sicherlich akzeptieren, daß nicht alles überall zu marktgerechten Preisen gefertigt werden kann.

    Wenn viele Dinge werthaltiger wären würde es auch noch weniger auf Kosten und Umweltverschmutzung für den einmaligen Transport ankommen als bei irgendwelchen Wegwerfartikeln oder Lebensmitteln. Wenn ich eine Jacke ein paar Jahre trage finde ich es vertretbarer daß sie im Container um die halbe Welt fährt als z.B. Bio Bananen, chilenischer Spargel oder australischer Wein. Gerade gemessen am gesamten Transportvolumen hätte es einen viel größeren Einfluß wenn sich mehr Menschen wieder auf die naturgemäße saisonale Verfügbarkeit von Lebensmitteln besinnen würden.

    Das gewichtigste Argument gegen eine Fertigung in Fernost sind aber natürlich die Arbeitsbedingungen. Und auch da hilft reine schwarz/weiß Malerei m.E. nicht weiter. Oft ist eben der 12 Stunden Tag in der Fabrik noch das kleinere Übel. Frankreich hat z.B. 1998 den Import von Fußbällen aus Pakistan einfach verboten, weil diese von Kindern gefertigt wurden. Im Ergebnis stieg die Kinderprostitution an. Erst später hat man dann mittels des "Fair Trade" Siegels zumindest halbwegs kontrollierbare Standards geschaffen. Die aus meiner Sicht richtige Schlußfolgerung wäre also, ruhig im Ausland und auch Übersee gefertigte Waren kaufen, aber eben seine Macht als Konsument dahingehend nutzen daß man auf die Arbeitsbedingungen im Einzelfall achtet und versucht, die entsprechenden Hersteller zu bevorzugen.

    Wichtig ist halt zu wissen daß das "made in germany" Label quasi nichts zu sagen hat, weil dazu reicht daß das Produkt eine "maßgebliche Veredelung" im entsprechenden Land erhalten hat.

    Wenn man natürlich z.B. Apple Produkte als "alternativlos" bezeichnet kann man sich das Nachdenken sparen und muß halt damit leben daß sie bei Foxconn hergestellt werden ;-) Aber da wird jeder seine eigenen Prioritäten setzen, und gerade bei Smartphones hat man vermutlich eh nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich glaube nicht daß die Arbeitsbedingungen bei BYD wesentlich besser sind, nur weil die noch nicht durch die Weltpresse gezogen wurden.
    Geändert von Peter_O (27.10.2013 um 07:45 Uhr)
    Gruß, Peter
    __

    Der hat nie das Glück gekostet, der's in Ruhe genießen will (Karl Theodor Körner)

  2. #2
    ehemaliges mitglied
    Gast
    Zitat Zitat von Peter_O Beitrag anzeigen
    ... Im Ergebnis stieg die Kinderprostitution an. ...

    Wenn man natürlich z.B. Apple Produkte als "alternativlos" bezeichnet kann man sich das Nachdenken sparen und muß halt damit leben daß sie bei Foxconn hergestellt werden ;-) ...
    Bevor jetzt in Shenzhen 250.000 Prostituierte die Straßen bevölkern, die übrigen fertigen ja für Dell, HP und Co., kaufe ich lieber Apple Produkte.

  3. #3
    ehemaliges mitglied
    Gast
    Dein Ansatz, Peter, der hier von anderen auch genannt wird, ist richtig - Arbeitsbedingungen und für mich noch Logistik (nicht Kosten, die sind eh viel zu billig, da dazu Urressourcen verbraucht werden, die aus meiner Sicht nicht bewertbar und damit unbezahlbar sind, sondern eben die Opportunitätskosten der Umweltbeeinflussung)!

    Aber: Wie kann ich bei einem Produkt, das ich mir kaufen möchte, die Arbeitsbedingungen erfahren? Da das aktuell nicht möglich ist, wird sich nichts ändern. Daher brauchen wir Journalisten, die das aufdecken - und wir das dann ohne dafür zu bezahlen im Internet lesen oder noch besser im Video sehen können.

    Verrückte Welt

  4. #4
    ehemaliges mitglied
    Gast
    Kann die Leute verstehen die da einkaufen. Bei den Preisen kann man nur zuschlagen, wenn man kein Geld für Marken hat. Und ich glaube kaum, dass die Produkte von zB Zara besser produziert werden bezüglich den Arbeitsbedingungen trotz deutlich teureren Preises.

    Hoffentlich kommt da bald mal eine Regel, dass der Herstellungsprozess eingedruckt werden muss (in Prozent je Land ab 5% Anteil an Produktion). Da könnte dann jeder selbst entscheiden, wieviel China, Bangladesh etc. er in seiner Kleidung dulden möchte. Die typischen Primark-Kunden lassen sich damit zwar nicht abholen, aber einige andere (wie einige hier auch).

  5. #5
    love_my_EXII
    Gast
    Und dann in weiteren 10 Jahren, weil es nicht geholfen hat, drucken wir dann Bilder von den Arbeitsbedingungen auf die Etiketten. Wie jetzt bei den Zigaretten.

    Ne, sorry - da läuft an ganz anderer Stelle was massiv falsch.

    Edit: Ich will damit sagen, ein Großteil der Konsumenten weiß ganz genau was sie da kaufen, sie können blos nicht anders.

    Gruß,
    Oliver
    Geändert von love_my_EXII (27.10.2013 um 09:45 Uhr)

  6. #6
    ehemaliges mitglied
    Gast
    Shit, hab grad wieder das Video aus Italien verdrängt. Hast recht, Oli.

  7. #7
    Day-Date Avatar von Hudlhe
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    Ich hab kürzlich mit ner netten jungen Bäckereiangestellten geratscht. 40std. Woche bei 6 Euro brutto die Stunde....
    Die würd sich auch gern schöne Markenklamotten kaufen, stattdessen findet sie in München kaum noch eine bezahlbare Wohnung

    Dann bleibt hald blos noch KIK, Tedis usw.

    Von fairen Arbeitsbedingungen in China brauchst du der nix erzählen, die ist froh wenn sie hier überleben kann.

    So schauts mittlerweile aus....

  8. #8
    love_my_EXII
    Gast
    Zitat Zitat von Hudlhe Beitrag anzeigen
    Ich hab kürzlich mit ner netten jungen Bäckereiangestellten geratscht. 40std. Woche bei 6 Euro brutto die Stunde....
    Die würd sich auch gern schöne Markenklamotten kaufen, stattdessen findet sie in München kaum noch eine bezahlbare Wohnung

    Dann bleibt hald blos noch KIK, Tedis usw.

    Von fairen Arbeitsbedingungen in China brauchst du der nix erzählen, die ist froh wenn sie hier überleben kann.

    So schauts mittlerweile aus....
    Ja, das ist das wahre Verbrechen. Und das selbe Schicksal teilen so viele Angestellte in "einfacheren" Berufen, das einem schlecht wird.

    Gruß,
    Oliver

  9. #9
    Double-Red Avatar von Nixus77
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    Jep, habe ich an meinem alten Job gesehen.
    Mitarbeiterin 5 Kinder, verdient 6,5€ die Stunde, kommt jeden Tag unbezahlt 2 Stunden früher und geht 2 Stunden später, weil sie die Arbeit nicht schafft in der Zeit. (nicht weil sie Langsam ist, sondern einfach zuviel).
    Gruß Toan

  10. #10
    Sea-Dweller Avatar von DanTheManG
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    Das ist doch das Problem. Man sollte hier erst einmal was gegen die "unmenschlichen" Arbeitsbedingungen in Form von
    Lohndumping tun. Es wundert mich, wie man bei 6.5/h überhaupt bei Primark einkaufen kann.
    Gruß Dan

  11. #11
    Double-Red Avatar von Nixus77
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    Zitat Zitat von DanTheManG Beitrag anzeigen
    Es wundert mich, wie man bei 6.5/h überhaupt bei Primark einkaufen kann.
    Wobei 6,5€ schon nicht so extrem ist, habe schon <5€ angeboten bekommen.
    BTT: Habe bisher, habe ich nicht drauf geachtet, welches Made in draufsteht.
    Habe eben nachgeschaut, Elektronik alles Made in China. Klamotten eher weniger
    Geändert von Nixus77 (27.10.2013 um 11:37 Uhr)
    Gruß Toan

  12. #12
    Junger Moderator zum Mitreisen gesucht Avatar von buchfuchs1
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    Mag ja Alles diskussionswürdig sein, aber das wird irgendwie bissel politisch, bissel sehr auf Behauptungen aufgebaut, insofern

    -fin-
    Dirk



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