Nachdem wir die letzten Jahre vorwiegend in "geschlossenen" Ressorts Urlaub gemacht haben, u.a. auch Norditalien, wollte uns mein bester Freund seine Heimat vorstellen.

Kalabrien, Süditalien. Süditalien ? Auto weg, Uhr weg, schwarze Limousinen mit Geigenkästen im Kofferraum. Es leben die Vorurteile .

Vorweg: die Menschen sind sehr offen, extrem gastfreundlich und wir brachten alles wieder mit nach Hause.

Unser Feriendomizil iSan Ferdinando, 50 Meter vom Strand. Der Sanierungsstand ist für die Gegend untypisch .



Die für mich geilste Terrasse auf der Welt.





Und auch für Junior.



Unsere Urlaubskutsche.



Fiat ist hier Standard. 500, Panda, Punto. Golf ist eher ein Exot, größere Autos ob vieler enger Gassen obsolet. Fand ich irgendwie wohltuend.
Der Fahrstil ist sehr eigen. Jeder hat eingebaute Vorfahrt, Tempolimits sind wohlgemeinte Ratschläge. Ist die Gasse noch so eng, parken geht auch in 3. Reihe. Wenn jemand vorbei will wird gehupt, dann kommt der Fahrer auch. Es regt sich allerdings niemand auf, jeder macht mit - das System funktioniert.

Die direkte Umgebung:







Die Strandsiedlung wurde wohl vor 50 Jahren gebaut, alles sehr individuell. Einige Gebäude sind Schwarzbauten und verfallen (wäre Blödsinn die abzureissen, sieht ja so viel besser aus ), der Rest ist weitgehend unsaniert, allerdings kommt langsam Bewegung rein.
Der Strandabschnitt vor der Siedlung wird gegen Bezahlung sauber gehalten, hier haben wir uns alleine tummeln dürfen. In der Woche habe ich in Sichtweite am Strand vielleicht 5 Leute gesehen .



200 Meter weiter:



Was wie Müll aussieht ist auch welcher. Dies ist in der Gegend leider häufig anzutreffen, die Kommunen haben kein Geld oder keine Lust etwas dagegen zu unternehmen...

Essen, trinken - der Hammer. Der Fleischer verkauft nur Fleisch selbst aufgezogene rund geschlachteter Tiere, alles ist wirklich frisch:



Gefüllte Crossaints. Direkt aus dem Ofen, vor den Augen der Kunden frisch gefüllt.



"Gelage" im Familienkreis gibt es zweimal täglich, wir haben uns hier zurückgehalten. Wein selber gemacht, Obst und Gemüse aus dem Garten, eigenes Olivenöl... Alles hat die Geschmacksnerven gekitzelt und war fernab der Supermarktware . Ein Essen zieht sich gern zwei Stunden, schon Mittags fliesst reichlich Wein.

Im Strandhaus gab es eine "kleine" Grillparty. Nach 4 Flaschen Wein soll ich mich passabel mit italienisch und englisch geschlagen haben ...



Der familiäre Zusammenhalt ist immens, vielfach wohnen 2 oder 3 Generationen unter einem Dach. Die Eltern stocken dann entweder das Haus auf oder kaufen den Kindern ein eigenes Haus in der Nachbarschaft. Vielfach schauen aus den Dächern die Stahlverstrebungen für die nächste Etage heraus, man weiss ja nie... Miete ist hier kein Thema.
Die Häuser an sich wirken vielfach unfertig. Oftmals einfach grau und unverputzt. Innen meist aber sehr geschmackvoll und nicht billig eingerichtet.

Da es hier niemanden interessiert und jede Menge Holz am Strand rumlag haben wir ein paar Abende am Lagerfeuer verbracht.



Tropea ist eine wunderschöne Stadt mit sehr interessanter Architektur. Jeder deutsche Statiker würde hier Anfälle bekommen :



Auch schön.



Sonnenuntergänge über der See waren jeden Abend traumhaft.





In Reggio hat man einen traumhaften Blick auf Sizilien.



Die Einkommen in Süditalien mögen niedriger als im Norden sein, die Häuser äusserlich manchmal trister, die Autos kleiner.
Arm ist hier aber kaum jemand, die Leute sind sehr relaxt und offen.

Bella Calabria, mio nuovo amore ! Das wäre was fürs Alter ...