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    Pfeil [__O) ---> Bentley Continental GTC & Dom Pérignon - das ultimative Prickeln! (50MB!)

    Wo stellt man einen Testbericht zu einem Auto ein, der gleichzeitig Reisebericht und Genussbericht ist? Automobil & Technik? Fotografie & Reisen? Da das nicht so eindeutig zu sagen ist, kommt er jetzt ins Off Topic.

    Manche von Euch haben unseren Reisebericht über die Champagne, unseren Fahrbericht des Bentley Continental GTC W12 ja schon in den vergangenen vier Tagen auf luxify verfolgt.

    http://www.luxify.de/auf-der-suche-n...ickeln-teil-1/
    http://www.luxify.de/das-ultimative-...die-champagne/
    http://www.luxify.de/das-ultimative-...-dom-perignon/
    http://www.luxify.de/das-ultimative-...i-hautvillers/

    Alle, die das Forum hier nur ungern verlassen, laden wir jetzt ein mitzukommen. Auf eine wohl ziemlich einmalige Reise.

    Enjoy!!


    Auf der Suche nach dem ultimativen Prickeln


    Teil 1 - Kiedrich

    Die Erkenntnis kommt manchmal ganz plötzlich. Es geht in großen Schritten auf die 40 zu, vielleicht hat man diese auch gar schon eine Weile hinter sich gelassen. Man hat viel gesehen, viel erlebt, freut sich an den schönen Dingen des Lebens, der guten Uhr, den schönen Reisen und eigentlich ist alles so, wie man sich das immer vorgestellt hat.

    Doch auf einmal merkt man, dass es da ein Gefühl gibt, welches man schon sehr lange nicht mehr gespürt hat. Das Gefühl, das man beim Kauf seiner ersten Armbanduhr gehabt haben mag, das Gefühl, das beim ersten eigenen Sportwagen aufkam, ja vielleicht sogar ein Gefühl wie bei der ersten großen Liebe.

    Es ist dieses Prickeln, welches Gänsehaut verursacht, welches die sprichwörtlichen Glückshormone ausströmen lässt, welches einen einfach vollkommen unkontrollierbar zum Strahlen bringt.

    Doch wo ist es hin, dieses Prickeln, dieses kleine aber entscheidende bisschen mehr als normale Freude? Ist es wirklich abhanden gekommen, in all den Jahren? Wir begeben uns auf die Suche.

    Die erste Zutat für unsere 'Mission ultimatives Prickeln', das ist ein adäquates Fortbewegungsmittel. Es ist ein Montag im August, kurz nach Acht Uhr am Morgen, als es an der Tür klingelt. "Firma Best Schick hier, ich habe eine Lieferung für Sie". "Klar, kommen Sie rauf." erwidere ich, worauf kurz Stille herrscht. "Äh nein, es ist ein Auto."

    'Ein Auto' das ist eine bodenlose Untertreibung für das, was uns da mit einem Spezialtransporter frei Bordsteinkante geliefert wird. Das ist kein 'Auto', das ist ein Bentley! Ein Continental GT Cabriolet. Mit zweifach turbogeladenem W12, 575 PS, 6 Liter Hubraum, 700 Nm Drehmoment, 314 km/h Spitze, 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Farbe: Dark Sapphire. Und das, was sich beim Anblick dieses Gefährts einstellt, das ist weitaus mehr als einfach nur Freude.

    Es tut sich was. Ich verspüre leichte Nervosität in meiner Magengegend und ich bekomme schwitzige Hände. Aufregung! Das erste Öffnen der massiven Türe, das Einsteigen, dieser herrlich süße Geruch nach frischem Leder, nach feinsten Zutaten. Ich nehme auf dem schweren Sessel Platz, ergreife Lenkrad, Wählhebel, Armaturenbrett, das Holz, alles scheint wie aus dem Vollen gearbeitet, eine Verarbeitung, die mir in solcher Präzision und Perfektion so noch nicht untergekommen ist. Faszinierend!

    Hätte es ein besseres Fahrzeug für unsere Suche nach dem ultimativen Prickeln geben können? Auch wenn die Farbkombination aus hellgrauem Breeze und Imperial Blue, das Ganze garniert mit Holzapplikationen aus heller Tamo Ash, nicht unbedingt meine erste Wahl gewesen wäre bin ich mir schon nach wenigen Augenblicken sicher - Nein!

    Den Wählhebel auf D gesetzt, rollt der Bentley langsam in Richtung Toreinfahrt. Aus den Lautsprechern der Naim Anlage, an die ich meinen iPod angeschlossen habe, erklingt "Jerusalem", Hubert Parrys musikalische Interpretation des Gedichtes "And did those feet in ancient time" von William Blake. Manche werden das Stück aus den Last Night of the Proms kennen. Es ist das perfekte, das einzig standesgemäße Musikstück für dieses Automobil. Bring me my chariot of fire!

    Mein erster Ausflug führt mich in den wunderschönen Rheingau. Über die alte Bundesstraße geht es in Richtung Eltville. Das Fahrwerk des Continental GTC ist auf Comfort gestellt und so gleitet meine kleine Straßenyacht geradezu sänftenartig durch das unwegsame Gelände, welches hier in Form von maroden Straßen und Baustellen auf uns wartet.

    Das Fahrwerk des Bentley hat insgesamt vier Stufen, die via Touchscreen eingestellt werden können. Neben Comfort und Normal lässt sich Sport und Sport plus auswählen. Wirklich bretthart wirkt der GTC in keiner der Einstellungen, doch stellt sich zumindest das Gefühl ein, etwas mehr Kontakt zur Straße zu haben.

    Von Eltville geht es weiter nach Kiedrich. Am Ortseingang des beschaulichen Städtchens lauert eine kleine graue gestreifte Säule auf potente Geschwindigkeitssünder. Ein Blick auf den Tacho und es wird schnell klar, dass ich heute beinahe zu dieser Spezies zähle. Bei geschlossenem Verdeck schottet der Bentley seine Insassen akustisch extrem von der Außenwelt ab. Zwischen gefühlter und tatsächlicher Geschwindigkeit herrscht so zum Teil eine erhebliche Divergenz. Gefährlich für das Punktekonto, hier gilt es in den nächsten Tagen also gut aufzupassen.

    Im geschlossenen Bentley herrscht, macht das Soundsystem einmal Pause, wirklich eine beeindruckende Stille. Außer einem nicht näher identifizierbaren hellen Pfeifen hört man schlichtweg nichts.

    Auf der Straße Richtung Kloster Eberbach entdecke ich einen kleinen Parkplatz und halte an. Ein perfekter Photospot. Ich öffne das Verdeck und steige aus. Die Sonne brennt vom blauen Himmel und ich finde mich augenblicklich in einer vollkommenen Einsamkeit wieder. Kein anderes Auto, keine Menschen, absolute Stille. Einzig von fern hört man das Zirpen einzelner Grillen. Die Stille, die Landschaft, das Auto - ein Moment, der mir wohl lange im Gedächtnis bleiben wird.

    Die Stille bricht ab, als ich erneut den Startknopf betätige und damit den 12-Zylinder des Bentley zum Leben erwecke. Theoretisch ließe sich der Bentley auch mit dem Zündschlüssel starten. Dank Keyless Go aber kann der hochwertige große Klappschlüssel in der Jackett-Tasche bleiben. Das Zündschloss ist sportwagentypisch übrigens links des Lenkrads untergebracht. Das Startgeräusch stellt mir die Nackenhaare auf, weicht dann aber binnen Sekunden einem äußerst dezenten Summen. Im Leerlauf ist der W12 kaum hörbar, seine Wärmeentwicklung allerdings rund um das Fahrzeug jederzeit deutlich spürbar.

    Kurz hinter Kloster Eberbach liegt die Domäne Steinberg. Die Zisterziensermönche des Klosters begannen hier im 12. Jahrhundert mit dem Weinanbau. Heute gehört Steinberg zu den Hessischen Staatsweingütern Kloster Eberbach, dem größten Weingut Hessens. Der im Jahr 2008 eröffnete Neubau des Steinbergkellers bildet zusammen mit den historischen Gebäuden eine perfekte Kulisse für ein weiteres kleines Photoshooting.

    Ich fahre zurück nach Kiedrich und entdecke ein interessantes Detail. 1981 nämlich erfolgte als 1000. deutsch-französische Städtepartnerschaft die Verschwisterung von Kiedrich mit Hautvillers, dem Ziel unserer Reise.

    Doch bevor es gen Frankreich geht, hole ich zunächst meinen Kollegen Michael vom Flughafen ab. Als Experte für Wein und, wie ich, absoluter Freund schöner Dinge, ist er die perfekte Begleitung. Auf den folgenden 450 Kilometern ist viel Zeit, unseren fahrbaren Untersatz kennen zu lernen. Auch Michael, der für gewöhnlich äußerst kritisch ist, kann beim besten Willen nichts Negatives an der Verarbeitung "unseres" Bentleys finden.

    Dies gilt indes nicht für die Bedienbarkeit. Hier muss man sich zum Teil sogar ganz erheblich umstellen. Das fängt schon bei der Betätigung des Blinkerhebels an. Dieser ist sehr weit unten am Lenkstock angebracht. In einer Position also, in der man ihn gewohnheitsmäßig nicht erwarten würde. So landet man beim Versuch, den Spurwechsel anzuzeigen, statt am Blinker dann auch zunächst recht regelmäßig an der linken Schaltwippe.

    Will man den Continental GTC selbst schalten, stehen einem dafür zwei Schaltwippen zur Verfügung. Diese sind zum einen wirklich riesig und zum anderen fest am Lenkstock angebracht. Sie drehen sich somit nicht mit dem Lenkrad mit. Herauf- oder hinunterschalten in Kurven ist dadurch nicht möglich. Unverständlich.

    So belassen wir den Bentley auch weitestgehend in seinen Automatikprogrammen. Auf Stufe D stehen acht Gänge, in Stufe S derer sieben zur Verfügung. Zum Cruisen auf der Autobahn ist D perfekt, ansonsten kann die Reaktion auf die Befehle des Gaspedals nicht hundertprozentig überzeugen. Gibt man etwas Gas, hat man das Gefühl, es passiert rein gar nichts, steigert man den Druck auf das rechte Pedal, galoppiert der Zweieinhalbtonner dann irgendwann relativ unkontrolliert los.

    Wesentlich sensibler, feinfühliger und direkter arbeitet die Automatik im S Modus, daher ist dieses auch meine erste Wahl abseits langer Autobahnstrecken.

    Wir passieren die Grenze zu Frankreich und kommen zur ersten Maut Station. Ich stoppe und will das Fahrerfenster öffnen. Doch nichts passiert. Ziehen, drücken, das Fenster bleibt geschlossen. Dafür sehe ich auf einmal nichts mehr durch den Innenspiegel. Des Rätsels Lösung: in der Türarmatur sind in vorderster Reihe nicht die Kippschalter für die vorderen Fensterheber untergebracht sondern die Entriegelung für Tankklappe und Kofferraumdeckel. Letztere habe ich soeben aktiviert. Der Kofferraum ist nun offen, lässt sich durch die Taste aber nicht wieder schließen. Also aussteigen, die Taste am Kofferraumdeckel betätigen, schon schließt sich die Klappe unter den belustigten Blicken meines Hintermanns. Wie unangenehm! Das passiert mir garantiert auch nur einmal!

    Auf französischen Autobahnen gilt Tempo 130. Automatik auf D, Tempomat einschalten und dank Abstandsradar ganz entspannt dahingleiten - das hat schon etwas. Bedenken sollte man allerdings, dass das einstellbare Abstandsradar das Fahrzeug zwar abbremst, dieses jedoch nicht bis zum Stillstand bringt. Das Eingreifen des Fahrers ist hier also noch erforderlich.

    Nach etlichen Kilometern entspannter Autobahnfahrt und ausgiebigen Gesprächen über Weine und deren Herstellung erreichen wir Châlons-en-Champagne. Zweifelsohne, wir sind angekommen. Wir sind in der Champagne.






















































































































































    Teil 2 - Reims

    Von Châlons-en-Champagne aus steuern wir zunächst die südliche Champagne an. Der Weg dorthin führt über eine fast 30 Kilometer lange, absolut kerzengerade Straße. Kurz vor Sézanne liegt die kleine Ortschaft Allemant. In der Rue des Auges ist Rudi Remy zuhause. Er leitet in zweiter Generation das Champagnerhaus Bernard Remy. Rudi zeigt uns den direkt neben seinem wunderschönen alten Wohnhaus gelegenen Weinberg. Insgesamt besitzt er 10 Hektar, aufgeteilt auf vier verschiedene Regionen der Champagne.

    Nach dem Weinberg steht der Keller auf dem Programm. Hier lagern etwa eine halbe Million Flaschen Champagner auf der Hefe. Große Edelstahltanks, in denen der Wein vergoren wird, warten schon auf die Trauben der aktuellen Ernte. Rudi Remy lässt seine Champagner mindestens drei Jahre in der Flasche reifen, bevor diese degorgiert werden. Drei Jahre sind für einen Standard Champagner eher ungewöhnlich und zeugen von der Ernsthaftigkeit und dem Qualitätsanspruch, den Rudi hat. Vorgeschrieben ist nämlich eigentlich nur eine Lagerzeit von gerade einmal der Hälfte, also 18 Monaten. Die Dimensionen des Kellers, die Anzahl der gelagerten Flaschen, lässt mich staunen. Dabei sind wir hier noch bei einem verhältnismäßig kleinen Familienunternehmen. Wie wird es dann wohl erst bei den 'Großen' der Branche aussehen? Am besten wohl, wir schauen uns das an.

    So verabschieden wir uns nach einer kurzen Kostprobe des köstlich prickelnden Elixiers und erklimmen erneut die feinen Ledersitze des Bentley GT.

    Für den Weg nach Reims, ans nördliche Ende der Champagne, haben wir uns die landschaftlich interessanteste Route ausgesucht. Gefahren wird - natürlich - offen. Gleich hinter Allemant führt uns unser Weg an Mondement Montgivroux vorbei. Hier ragt ein riesiges Monument in den Himmel, welches an die Schlacht von Marne im ersten Weltkrieg erinnert. In Montmort-Lucy finden wir eines dieser unzähligen prachtvollen Châteaus, in Epernay, unserer Übernachtungsstation, komme ich angesichts der Häuser entlang der Avenue de Champagne aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

    Die Marne passieren wir in Magenta, ehe wir nach Querung des Forêt de la Montagne de Reims auf die mit knapp 180.000 Einwohnern einzige Großstadt der Region zusteuern.

    Das Navi führt uns vorbei an der berühmten Kathedrale Notre Dame zur Rue du Temple, der Heimat eines der ganz großen Champagnerhäuser: Veuve Cliquot.

    Barbe-Nicole Cliquot Ponsardin ist die Schwiegertochter des Weinhändlers Philippe Cliquot. Nach dem Tod ihres Mannes 1805 übernimmt die Witwe, französisch Veuve, die Geschäfte. Ihr gelingt es, ihren Champagner weltweit zu exportieren. Ihr Erfolg bringt ihr den Beinamen La Grand Dame ein. Heute wird das Prestige-Cuvée des Hauses so genannt.

    Madame Cliquot ist auch sonst äußerst erfinderisch. So bohrt sie in ihren Esstisch einige Löcher und erfindet damit das berühmte Rüttelpult. Zuvor steckte man die Flaschen kopfüber in die Erde um die Hefe nach unten wandern zu lassen.

    Alles Wissen um die Geschichte der Marke nutzt uns heute allerdings nichts, denn wir stehen nur vor dem Verwaltungsgebäude, nicht vor der Kellerei. Diese befindet sich am Place des Droits de l'Homme. Also nichts wie hin. Wir werden schließlich schon erwartet.

    Das Touchscreen Navigationssystem des Bentley dürfte für erfahrene Kunden des Volkswagen Konzerns recht einfach zu bedienen sein. Man kennt es so aus diversen anderen Modellen wie beispielsweise dem Touareg. Gleiches gilt auch für die Tachoeinheit. Nun kann man einerseits der Meinung sein, dass man etwas lange bewährtes ja nicht ändern muss und damit hat man zum Teil sicherlich auch Recht. Trotzdem, in einem Automobil für eine knappe Viertelmillion Euro erscheint das eingesetzte System ein wenig profan. Der Touchscreen reagiert langsam, man muss deutlich drücken und oftmals drückt man zu oft, da die Verarbeitung der Kommandos wohl seine Zeit braucht. Das ist mühsam und, wenn man iPhone oder iPad gewohnt ist, extrem nervend.

    Davon abgesehen kommt das Navi bei den in Frankreich ja besonders beliebten und oft kurz hintereinander liegenden Kreisverkehren an seine Grenzen. "Bitte den Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt verlassen, danach den Kreisverkehr an der siebten Ausfahrt verlassen." Das Einzige, was auf dem Bildschirm in der Tachoeinheit dazu angezeigt wird, ist ein Rechtspfeil.

    Selten haben wir uns so oft verfahren, wie mit diesem Navi, sind zu früh oder zu spät abgebogen, wurden durch gesperrte Straßen oder entgegen Einbahnstraßen geleitet. Nur mit gegenseitiger Unterstützung kamen wir weiter. Dieses System ist so eines Autos definitiv nicht würdig.

    Die Siebte Ausfahrt des Kreisverkehrs führt uns letztlich dann aber doch zum Empfangsgebäude und somit zu unserem nächsten Etappenziel. Die Keller von Veuve Cliquot, genauer die für Touristen freigegebenen Bereiche, sind beeindruckend. Sie sind kegelförmig angelegt und wirken in ihrer Architektur wie Überbleibsel aus einer anderen Welt.

    Grund für die ungewöhnliche Form ist die Art und Weise, wie die Keller in das weiche Kreidegestein geschlagen wurden. Arbeiter gruben jeweils zunächst einen zehn Meter tiefen, schmalen Schacht in die Erde, ehe sie dann langsam in die Breite gruben und so diese großen Kellerräume erschufen. Erst zum Schluss wurden die einzelnen Räume dann miteinander verbunden.

    Man merkt schnell, dass der Teil, den wir besichtigen dürfen, mehr Showroom denn Arbeitsbereich ist. Fein inszeniert sind die einzelnen geschichtlichen Stationen, mit unterschiedlichen Lichtinstallationen perfekt in Szene gesetzt.

    Über den Kräutergarten, in welchen Besucher sich mit den verschiedenen Geschmacksnoten, die es im Champagner herauszuschmecken gilt näher vertraut machen können, gelangen wir wieder zurück zum Empfangsgebäude, wo eine Flasche La Grand Dame auf uns wartet. Es ist der 2004er Jahrgang, der gerade aktuell in den Handel kommt.

    Nebenan bietet der Veuve Cliquot Shop alles Erdenkliche an coolem Zubehör.

    Den Bentley fahren wir noch zu einem kurzen Shooting vor das Gebäude. Leider ist der Hauseigene Bentley, lackiert in den Veuve Cliquot Farben, derzeit unterwegs, sodass der GTC das alleine meistern muss.

    Wir verlassen Reims, diesmal an der sechsten Ausfahrt des Kreisverkehrs. Wie tückisch! Auf dem Rückweg nach Épernay schauen wir noch bei Elodie Marion vorbei. Sie leitet das Champagnerhaus Marion - Bosser in Hautvillers. Marion - Bosser ist eines der sehr sehr kleinen, aber äußerst feinen Häuser. Gerade einmal 30.000 Flaschen werden hier produziert und nur Trauben der Sorten Pinot Noir und Chardonnay kommen in ihre Champagner. Während der Chardonnay aus der Côte des Blancs stammt, wächst ihr Pinot Noir direkt hier in Hautvillers.

    Den wollen wir uns ansehen. Wir bauen das serienmäßige Windschott aus, sodass Elodie auf der Rückbank Platz nehmen kann und fahren gemeinsam zu ihrem Weinberg. Dort erklärt sie uns, oder eher mir Unwissendem, die Unterschiede zwischen den einzelnen Rebsorten.

    Das Windschott ist übrigens sehr schnell und unkompliziert ein- und ausgebaut, wenn man zu Zweit ist. Wird es nicht gebraucht, hat es in der dafür vorgesehenen Schutztasche im Kofferraum Platz. Diese minimiert allerdings, zusammen mit dem Batterieladegerät, das Kofferraumvolumen nicht unerheblich. Ansonsten ist die Größe des Kofferraums ausreichend. Neben einem 73er Rimowa passt auch noch ein Boardtrolley hinein und zur Not gibt es ja auch noch die Rückbank. Für Gepäck ist diese perfekt geeignet, für Mitreisende - nunja. Zu sagen, der Bentley habe reichlich Platz für vier Personen ist übertrieben. Wenn die Frontpassagiere allerdings weit nach vorne rücken, lassen sich kurze Strecken auch zu viert bewältigen. Zum Einsteigen in den Fond fahren die Vordersitze automatisch nach vorne, um den Zustieg zu erleichtern.

    Ebenfalls automatisch fahren Gurtreicher für Fahrer und Beifahrer aus, sobald die Türen geschlossen werden. Also anschnallen und weiter nach Épernay. Dort hat Elodie einen Tisch in der Brasserie La Banque reserviert. Der Name ist Programm denn das Restaurant ist in der ehemaligen Banque de France beheimatet. Bankschalter als Bartresen, Schließfachräume als Toiletten, das mutet alles ein wenig skurril aber auch äußerst charmant an.

    Das Essen ist regional typisch und es bewahrheitet sich, dass der Ausspruch 'Essen wie Gott in Frankreich' nicht von ungefähr kommt. Spätestens bei der Foie Gras als Gruß des Hauses und dazu passend einer Auswahl verschiedener Champagner aus dem Hause Marion - Bosser stellt sich eine wirklich tiefgehende Zufriedenheit ein, ein Glücksgefühl, welches sich immer mehr ausbreitet. Was für ein Tag!

    Die herrschaftlichen Häuser entlang der Avenue de Champagne sind traumhaft beleuchtet, als wir zu Fuß den Heimweg zu unserem Hotel, der ehemaligen Villa des Champagnerproduzenten Eugène Mercier, antreten.


































































































































































































































































































































































































    Teil 3 - Épernay

    Der nächste Tag beginnt recht früh und trotz einiger Flaschen Champagner am Vorabend fühle ich mich äußerst fit. Gutes Zeug, keine Frage.

    Der Bentley wartet auf dem bewachten Hotelparkplatz auf uns. Diese Tatsache sollte jetzt nicht so ungewöhnlich sein, als dass sie gesondert Erwähnung finden müsste, doch bei einem Exoten mit einem Listenpreis von 173.000 Euro bzw. 189.455 Euro in unserer Ausstattung - Netto, zuzüglich Mehrwertsteuer und Überführungskosten also etwa 230.000 Euro - ertappt man sich schon das ein oder andere Mal bei dem Gedanken was denn nun wäre, wenn man am Morgen nur noch einen leeren Parkplatz vorfände.

    Bentley hat ein satellitengestütztes Tracking System eingebaut, über welches das Fahrzeug gefunden werden kann. Wird etwa eine Zone passiert, die nicht entsprechend freigeschaltet ist, gibt es einen Alarm in der Zentrale. Zusätzlich gibt es zwei Chipkarten, die von den Fahrern bei sich getragen werden. Wird das Fahrzeug gestartet, selbst mit dem Original Schlüssel, und es befindet sich keine der Karten an Bord, gibt es auch hier einen stillen Alarm in der Zentrale, die dann weitere Maßnahmen einleitet.

    Wie diese genau aussehen, das könnten wir eigentlich auch einmal ausprobieren. Mangelnde Kenntnisse der französischen Sprache für den Fall der Fälle hält unsere Experimentierfreude aber in Grenzen.

    Stattdessen geht es - mit Chipkarten an Bord - die Avenue de Champagne hinunter bis zum Gelände von Moët & Chandon. Ausgesprochen wird das übrigens entgegen der weitläufigen Meinung nicht Mo-eeeee, nein, auch nicht Möt, sondern Mo-ett.

    Im Hof begrüßt uns schon ein alter Bekannter. Der gute Dom Pérignon. Natürlich nur aus Stein. Dom steht für Deus Optimus Maximus und zeigt den Stellenwert des berühmten Mönches.

    Am Eingang des Hauses empfängt uns Andréa. Gemeinsam geht es hinunter in die Kellergewölbe. Diese erstrecken sich über drei Ebenen entlang der Avenue de Champagne. Insgesamt 28 Kilometer lang sind die Keller von Moët & Chandon. Im Gegensatz zu den Gebilden bei Veuve Cliquot in Reims sind die Keller hier so, wie man sie sich vorstellt. Auch sie wurden per Hand gegraben, allerdings auf 'horizontalem' Wege.

    Strikt getrennt wird hier zwischen den Flaschen für die verschiedenen Champagner des Mutterhauses und Dom Pérignon. Das war nicht immer so. Lange Jahre war Dom Pérignon das Prestige Cuvée aus dem Hause Moët & Chandon, doch seit dem 2000er Jahrgang achtet man auf die Eigenständigkeit der Marke innerhalb des LVMH Konzerns.

    Das akzeptieren wir natürlich und lassen daher die abertausenden Flaschen Moët auf dem Weg zu den Dom Pérignon Kellern komplett unbeachtet links liegen. Ruhig ist es in den Kellern, wir sind die einzigen Menschen weit und breit hier unten. Was wir zu sehen bekommen, hat auch wenig mit der Touristentour tags zuvor zu tun. Nein, hier sind wir wirklich mittendrin. Rings um uns herum nur Flaschen, Flaschen, Flaschen.

    In den Kellern herrscht ein ganz eigenes Klima. Es ist kalt und die Luftfeuchtigkeit ist beträchtlich. Selbst mit Jackett habe ich innerhalb kürzester Zeit das Gefühl, augenblicklich krank geworden zu sein. Trotz der vermeintlichen Köstlichkeiten, eingeschlossen möchte ich hier dann doch nicht sein.

    Zumal die edlen Tropfen in ihrem unfertigen Zustand auch noch gar nicht zum Trinken gedacht sind. Denn sie müssen erst degorgiert werden. Beim Degorgieren wird die noch in der Flasche befindliche Hefe entfernt. Durch das Rütteln der Flasche und der entsprechenden Lagerung im Rüttelpult sammelt sich die Hefe zunächst im Flaschenhals. Bei den meisten heute produzierten Champagnern wird dieser dann schockgefroren, anschließend wird der Kronkorken, welcher die Flasche während der Lagerung verschließt, geöffnet, die Kohlensäure in der Flasche schießt den vereisten Hefepropf aus der Flasche.

    Die nun fehlende Flüssigkeit wird durch die Dosage ersetzt. Die Dosage ist eines der großen Geheimnisse des Champagners und verleiht ihm seine ganz eigene, typische Note. Sie ist eine Mischung aus Weinen und Zucker. Je nach Anteil des Zuckers entscheidet sich hier auch, ob es sich später beispielsweise um einen Extra-Brut, Brut oder etwa einen Demi-Sec handelt.

    Beim Dom Pérignon wird die Hefe übrigens nicht maschinell durch Gefrieren entfernt sondern einzeln per Hand. Die Flasche wird dabei so gedreht, dass die in der Flasche befindliche Luft eine Blase zwischen Hefe und Flüssigkeit bildet. Dann wird entkorkt und die Luft schießt mit der Hefe heraus.

    Wir laufen an Kellern der verschiedenen Jahrgänge Dom Pérignon vorbei, bis wir zu den Oenotheque Champagnern kommen. Das sind ältere Jahrgänge, die noch nicht degorgiert wurden und erst sehr viel später in den Handel kommen. Gewöhnlich reift ein Dom Pérignon ja etwa 8-9 Jahre, eine Oenotheque kann schon einmal einige Jahrzehnte aufweisen. Damit der Reifeprozess langsamer fortschreitet, werden die Flaschen steiler gelagert. Das gibt der Hefe in der Flasche weniger Angriffsfläche.

    In einer Abzweigung erblicke ich rechter Hand eine kleine Kammer. Ein Stahlgitter schützt den Raum, in dem eine kleine Statue steht, welche zu Kriegszeiten hier herunter gebracht wurde. Ebenfalls in Raum liegen einige Flaschen Dom Pérignon in Methusalem Größe.

    Eine Standardflasche hat ein Fassungsvermögen von 0,75 Litern. Nächstgrößere Größe ist mit 1,5 Litern die Magnum. Es folgt die Jeroboam, auch Doppelmagnum genannt, mit 3 Litern und eben jene Methusalem mit 6 Litern. Sie ist die größte Größe, in der Dom Pérignon erhältlich ist, und extrem selten. Eine Flasche des aktuellen Dom Pérignon Jahrgangs in Methusalem Größe kostet in der Gastronomie leicht 10.000 Euro.

    In die Gelegenheit, gleich knapp 100 dieser Exemplare zu sehen, kommt man also doch recht selten und auch für uns heißt es, diesen Schatz in Ruhe zu lassen und sich über ein mit Glasbildern verziertes Treppenhaus wieder zurück an die Oberfläche zu begeben. Hier wartet ein Moët Shop mit allem Erdenklichen auf, was man sich nur vorstellen kann. Champagner natürlich, aber auch alle Arten von Kühlern, Gläsern und sonstigem Zubehör, vom Strandlaken bis zur iPad Hülle. Ich bin im Paradies, möchte gar nicht mehr weiter.

    Der Kaufrausch, er packt mich, wie mir dies sonst nur in einem Louis Vuitton Flagship Store widerfährt. Beladen mit einigen Tüten, die gerade noch so im Kofferraum des GTC Platz finden, fahren wir weiter zum Château Saran.

    Château Saran, das ist das Gästehaus von Dom Pérignon. Hier werden besonders wichtige Gäste, Prominenz, Adel, Schauspieler, Staatsgäste eingeladen. Zwei Sterneköche zaubern im Wechsel Menüs, die exakt auf die Geschmacksnuancen der jeweiligen Champagner abgestimmt sind.

    Eine Einladung in das Château Saran gehört wohl zu den exklusivsten Dingen, die man für kein Geld der Welt kaufen kann. Da Saran während der Sommerferien geschlossen ist, bleibt uns dieses Erlebnis leider verwehrt. Zumindest aber dürfen wir uns im Hause umschauen. Das Fotografieren ist uns hier allerdings nicht erlaubt.

    Auf dem nahegelegenen Hügel erblicken wir eine kleine Kapelle, von der man einen wunderbaren Ausblick haben soll. Der Weg dorthin sei, so versichert uns Andréa, asphaltiert. Wie sich zeigt, gehen unsere Ansichten bezüglich asphaltierter Wege allerdings ein wenig auseinander, sodass wir uns bald schon auf einem steilen Schotterweg wiederfinden.

    Kein Problem für den Bentley! Per Knopf wird das Fahrzeugniveau angezeigt, welches sich dann am Touchscreen von Normal auf Hoch setzen lässt. Der Bentley pumpt sich etwa zweieinhalb Zentimeter auf, erst vorne, dann hinten und wird so - fast - schon zum geländegängigen Fahrzeug. Ein wirklich sehr sinnvolles und hilfreiches Feature.

    Nach einigen weiteren hundert Metern werden die Spurrillen dann doch so tief, dass uns der Mut verlässt und wir anhalten. Doch schon von hier bietet sich ein traumhafter Blick über das Marnetal bis hinüber nach Hautvillers.

    Genau hier hin machen wir uns jetzt auf den Weg. Zur Geburtsstätte des Champagners, zur Abtei des Dom Pérignon.


























































































































































































































    Teil 4 - Hautvillers

    Hautvillers, gesprochen wird das O-wi-lee, liegt genau auf dem Weg zwischen Paris, der Hauptstadt, und Reims, der Stadt, in der 35 französische Könige gekrönt wurden. Mehr als 20 Invasionen zählt man hier und diese gehen auch an der 650 gegründeten Abtei nicht spurlos vorbei.

    1570 spendet Caterina de' Medici Geld, um die Abtei zu renovieren. Knapp einhundert Jahre später, 1668 kommt der damals 29 Jährige Dom Pérignon in die Abtei. Um die Abtei weiter zu renovieren und zum Teil neu zu konstruieren benötigt er Geld. Dieses erhofft er sich durch den Anbau und Verkauf von Wein.

    Die Abtei kann seinerzeit Weinberge von 10 Hektar Größe ihr Eigen nennen. Diese befinden sich auf dem Gelände des heutigen Ortskerns von Hautvillers.

    In seiner Schaffenszeit erweitert Dom Pérignon den Bestand auf 25 Hektar und somit zu einem der größten Anwesen der Champagne. Schnell wird ihm klar, dass wenn er einen teuren Wein produzieren will, dieser ein Weißwein sein muss. Das Burgund liegt quasi vor der Haustüre und der Rotwein dort wird auf Grund der geographischen Lage reifer, als er dies hier werden könnte.

    Doch wird in der Champagne bereits fast überall Pinot Noir angebaut, aus deren Schale beim damals ausschließlich praktizierten Pressen mit den Füßen die Farbe entweicht und den Wein rot färbt. Beim Wandern durch die Weingärten merkt Dom Pérignon eines Tages aber, dass wenn man die einzelne Traube mit den Fingern zerquetscht, der auslaufende Saft weiß ist. Er entwickelt eigene Pressen, die den Saft schonend aus den Trauben bringen und somit die Basis für einen weißen Wein bilden.

    Aber Dom Pérignon hat noch ein weiteres Problem. Die Abtei besitzt verschiedene Weinberge mit insgesamt 68 unterschiedlichen Parzellen. Somit müsste er 68 Weine produzieren. Er kommt auf die Idee, die Weine zu vermischen und stellt somit die erste Assemblage her.

    In seinem Gasthaus empfängt Dom Pérignon eines Tages einige Engländer, die ihm von soliden Flaschen aus Glas erzählen. Da er seinen Wein bisher immer in Holzfässern anliefern muss und dies sehr umständlich ist, ist er interessiert und bestellt einige Flaschen.

    Seinen neuen Wein füllt er sogleich in diese Flaschen ab und entschließt sich, diese mit einem Naturkorken zu verschließen. Er umwickelt die Korken mit einer Schnur für besseren Halt und lagert sie im Keller der Abtei.

    Was Dom Pérignon nicht ahnt: auf den Traubenschalen befindet sich Hefe, die in den Wein gelangt und im Frühling beginnt, mit dem darin befindlichen Zucker zu reagieren. Im Keller ist der Teufel los. Flaschen zerbersten, Korken springen aus den Flaschen. In der Abtei denkt man, der Wein sei Teufelszeug. Doch Dom Pérignon kostet den Wein und ist begeistert!

    "Ich trinke Sterne!" soll er gerufen haben. Der Champagner ist geboren. Die Agenten Ludwig XIV hören von diesem revolutionären Produkt und bestellen Dom Pérignon an den Hof des Sonnenkönigs.

    Der Champagner Dom Pérignons wird zum Lieblingsgetränk am Hofe, schon damals zum fünffachen Preis einer normalen Flasche Wein.

    Dom Pérignon und Ludwig XIV - den Mann des Schattens und den Sonnenkönig eint nicht nur ihre Liebe zum Champagner und ihr Geburtsjahr. Beide sterben auch fast zur selben Zeit, im September 1715.

    Zwar wird nach dem Tode Dom Pérignons genau niedergeschrieben, was man über die Herstellung des Champagners weiss, doch letztlich imitiert man immer nur ohne zu wissen, was genau in den Flaschen passiert. Eine wirkliche Ahnung, wie viel Zucker, wie viel Hefe in den Wein muss, hat man nicht und so sind in Dokumenten dieser Zeit auch Aussagen zu finden wie "wir wissen nicht, ob wir dieses Jahr schäumen werden".

    Als Claude Moët 1743 seine Firma gründet, ist noch immer mehr als die Hälfte des Weines still. Sprudelt der Wein, ist es Champagner und geht an die Königshäuser. Bleibt er still, wird er regulär als Wein verkauft.

    1791 werden im Laufe der Französischen Revolution die Mönche vertrieben, die Abtei ist verlassen und wird 1823 von Pierre Gabriel Chandon als Familiensitz erworben.

    Erst Anfang der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt man durch die Forschungen Louis Pasteurs zur Fermentation die Prozesse zu verstehen, die aus einem Wein einen Champagner machen.

    Die erste Cuvée unter dem Namen Dom Pérignon kommt jedoch erst 1921 auf den Markt. Die Flaschenform ähnelt der, der ersten Flaschen, welche Dom Pérignon damals aus England bezog.

    Doch nicht nur der erste Champagner unter dem Namen Dom Pérignon feiert in diesem Jahr Premiere. Nein, auch die ersten Modelle einer britischen Automarke erblicken 1921 erstmals das Licht der Welt: Bentley.

    Heute, 92 Jahre später, dürfen nun ausgerechnet wir diese beiden Mythen hier in Hautvillers zusammenbringen. Mit diesem Wissen, von dem wir zugegebenermaßen am Anfang unserer Reise noch keine Ahnung hatten, stehen wir nun, ziemlich aufgeregt, vor dem Tor der Abtei.

    Andréa entschuldigt sich kurz, sie wolle etwas klären. Sie kommt zurück mit einer Nachricht, die wir so nicht erwartet hätten. Wir dürfen in die Abtei fahren. Dies ist normalerweise nur einer einzigen Person erlaubt: dem Kellermeister Richard Geoffroy höchstpersönlich!

    Das schwere Holztor öffnet sich und dahinter erschließen sich, eingerahmt von sattgrünen Wiesen, und hellweißen Kieswegen, die Gebäude der Abtei. Langsam fahren wir hinein, es knirscht unter den Reifen des Continental, der Motor säuselt leise. Wir stoppen auf dem großen Platz vor dem ehemaligen Presshaus, von dem aus man das Marnetal überblicken kann. Wir, ganz allein an diesem historischen Ort - ein unbeschreibliches Gefühl.

    Ganz allein sind wir dann doch nicht. Eine Angestellte kommt mit einer Flasche des gerade erst in den Handel kommenden 2004er Jahrgangs Dom Pérignon und drei Gläsern auf uns zu.

    Gut 17 Jahre ist es her, dass ich meine erste Flasche Dom Pérignon kaufte. Kein anderer Champagner hat es jemals geschafft, solche Glücksgefühle in mir auszulösen und auch beim Jahrgang 2004 bekomme ich augenblicklich ein Glitzern in den Augen.

    Für mich ist der 2004er ein ganz typischer Dom Pérignon. Richard Geoffroy, der Kellermeister, kann die Besonderheiten dieses Jahrgangs aber naturgemäß viel besser in Worte fassen als ich.

    Für ihn besitzt der Vintage 2004 die für Dom Pérignon typische Harmonie und Abgerundetheit, aber auch die Vielschichtigkeit. Im Laufe der Zeit wird, so sagt er weiter, der 2004er dunkler, tiefgründiger, intensiver und eindringlicher.

    Antonio Galloni vom Robert Parker Board nennt den Jahrgang 2004 eine pralle, fokussierte Version des Dom Pérignon Stils, der sich von den ungestümen Jahrgängen 2002 und 2003 abhebt.

    Dieser Champagner, hier, an diesem historischen Platz. Dazu dieses Wetter und natürlich dieses herrschaftliche Gefährt - gesucht haben wir das ultimative Prickeln. Ich habe es gefunden. Hier und jetzt. Ein Gefühl vollkommener Zufriedenheit. Eine Mischung von Freude, Glück und Aufregung. Ich schaue hinüber zu Michael und erkenne, er sieht das nicht anders.

    Ob wir noch ein Glas haben möchten, fragt uns Andréa. Schließlich sei es doch schade, den Rest verkommen zu lassen. Das muss sie uns nicht zweimal sagen. Es sind Augenblicke, bei denen man sich innerlich wünscht, sie würden nie vergehen. Augenblicke, von denen man ein Leben lang zehren wird. Einmalige Augenblicke.

    Die Sonne senkt sich langsam, wir parken das Auto bei Elodie, deren Residenz nur wenige Meter vom Kloster entfernt liegt und treffen in einer kleinen Brasserie nebenan noch einige ihrer Freunde. Zusammen essen wir noch eine Kleinigkeit, ehe auch dieser Tag zu Ende geht.

    Am nächsten Morgen geht es für uns zurück. Von der Champagne in den Rheingau. Für die Rückfahrt hat Michael einen ganz besonderen Test geplant. Wie verbrauchsarm kann man eigentlich so einen Bentley GTC W12 bewegen. Und welche Strecke ist dafür besser geeignet als eine leere, begrenzte französische Autobahn.

    Automatik also auf D und konstant im 8. Gang bei 130 bis zur Französisch-Deutschen Grenze gleiten. Bei Grenzübertritt liegt der Durchschnittsverbrauch bei 13,9 Litern. Wir sind stolz, angesichts dieser Leistung. In Deutschland aber geht der Verbrauch sehr schnell wieder in Richtung der 20 Liter Marke und darüber.

    Laufend scheren Autos vor uns aus und zwingen uns zum Abbremsen und erneuten Beschleunigen. 'Überholprestige', das merkt man schnell, hat so ein Bentley kaum. Je nach Geschwindigkeit kann dies mitunter etwas unangenehm werden.

    Da der Durchschnittsverbrauch nun sowieso dahin ist, entscheiden wir uns angesichts einer nun endlich freien Autobahn für einen weiteren Test. Beschleunigung. Und die ist, egal aus welcher Geschwindigkeit, brachial. Im Sport Modus fliegt die Tachonadel einfach nur so in Richtung 200er Marke und auch jenseits dieser setzt bei Betätigung des Gaspedals noch ordentlich Vortrieb ein. Dank Allradantrieb ist dieser auch weitestgehend gut beherrschbar.

    Wir beschleunigen weiter. 250? Also bitte! 260? Naja, ganz nett. 270? Schon besser. 276 ... 277 ... 278 ... 279 .... Auf einmal ein Alarmsignal! Was passiert hier? Das Display gibt Auskunft. "Zu schnell für Reifendruck" ist dort zu lesen. Oha!

    Über den Bordcomputer kann man einsehen, dass, so man die Endgeschwindigkeit erreichen möchte, tatsächlich erst einmal der Reifendruck erhöht werden muss. Erst mit 3,3 bar rundum ist der Bentley für Vmax gerüstet. In Ermangelung einer Tankstelle brechen wir unseren Test ab und begnügen uns mit der Werksangabe von 314 km/h.

    Viel zu schnell sind wir wieder zurück am Frankfurter Flughafen, viel zu schnell ist unsere Mission beendet. Zum Schluss lösen wir dann sogar noch das Geheimnis dieses seltsamen Pfeifens im Innenraum. Es ist die Sitzlüftung des Beifahrersitzes. Schaltet man sie aus, wird es im geschlossenen Bentley wirklich komplett still.

    Tags drauf komme ich dann auch noch in den Genuss, den Bentley einmal bei schlechtem Wetter kennen zu lernen. Ein Erlebnis, auf welches man gut verzichten kann. Die Scheibenwischer rubbeln, dass es eine Qual ist, beim Öffnen der Türen läuft das Wasser auf die Schulter, beim Öffnen des Kofferraums vom Deckel direkt in den Laderaum. Nein, das GT Cabriolet wurde definitiv für schönes Wetter gebaut. So macht das keinen Spaß.

    Es ist wieder Montag, als ich um 9 Uhr in 'meinem' Bentley sitze und auf die Abholung warte. Aus dem Radio spielt es 'Turn it into something special', die Titelmelodie aus dem Dieter Wedel Mehrteiler 'Die Affäre Semmeling'. ' Turn it into something good , there’s a chance you really could, turn it into something special' heißt es da und ich denke mir, irgendwie passt das perfekt zu den letzten sieben Tagen.

    Kaum zu Ende gedacht, fährt auch schon der Spezialtransporter vor. Dann geht alles ganz schnell. Der Bentley wird verladen, festgezurrt, dann heißt es für ihn ab nach Hamburg, für mich endet ein Traum. Einer jedoch, der mich in meiner Erinnerung noch lange begleiten wird.

    Und das Fazit? 230.000 Euro, das ist eine Ansage für ein Auto, zu dem es sicher sportlichere Alternativen gibt. Günstigere Alternativen allemal. Alternativen mit mehr Platz und vor allem mit weniger Verbrauch. Kürzlich präsentierte Bentley einen wesentlich sparsameren und auch leichteren V8 Motor im Continental GT. Der W12 kommt mir in Anbetracht dessen fast schon vor, wie ein Dinosaurier. Er ist unvernünftig, der Verbrauch im Grunde inakzeptabel, das Gewicht (2,5 Tonnen!) brutal. Nein, eigentlich kann man so ein Fahrzeug heutzutage guten Gewissens kaum mehr fahren. Und trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen: der GTC hat sich in unsere Herzen gefahren, in diesen sieben Tagen.

    Manchmal braucht es eine Portion Unvernunft, um das ultimative Prickeln zu erleben. Manchmal muss man sich einfach selbst erlauben, das Leben in vollen Zügen zu genießen, sich darauf einlassen, sich wirklich wohl zu fühlen. Der Bentley Continental GTC W12 strahlt eine Zufriedenheit aus, eine Gelassenheit, wie kaum ein anderes Auto, das wir bisher fahren durften. Er steht über den Dingen, trotz seiner Eigenheiten. Kein Aufreißertyp, keiner, der noch irgendjemandem irgendetwas beweisen muss sondern einer, der bereits angekommen ist. Ein Auto, das unmissverständlich klar macht: hier hat sich jemand ganz bewusst entschieden. Für das Beste.


































































































































































































































































































































































    Geändert von PCS (09.09.2013 um 12:19 Uhr)
    Gruß Percy



    "Ferner wird hier auch auf Ihrem Profil sehr viel Diversität benötigt."

  2. #2
    Geprüftes Mitglied Avatar von ibi
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  3. #3
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  4. #4
    Officially Certified DoT Winner 2013, 2014 & 2016 Avatar von ferryporsche356
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    Einer der geilsten Berichte seit langer Zeit und der bisher beste Bericht auf Luxify überhaupt!!!!

    SEHR SEHR GEIL!!!!!

    Vielen Dank Euch beiden für die Mühen.


    Beste Grüße,
    Charly

    WWWWDWWWWWWWWWWWWWWDWDWWWWWDWWWWWWDWWWWWWWWDD

  5. #5
    Freccione Avatar von ReneS
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    Ich hab ja eh schon alles zu diesem Hammerbericht gesagt, sind aber noch ein paar mehr super Bilder dabei!
    Viele Grüße
    René

    Next Hublot incoming!

  6. #6
    ehemaliges mitglied
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    Passt, guter Wein und für mich das schönste Auto dieser Preisklasse, das passt hervorragend zusammen.

  7. #7
    Prinzessin Avatar von botti800
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    muss spass gemacht haben :verneig;
    Zucht & Ordnung! 180

  8. #8
    Freccione Avatar von Herman
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    Zitat Zitat von PCS Beitrag anzeigen
    Immer drauf bleiben






    Tolle Fotos, toller Bericht.
    Vielen Dank!
    BUSHEISLPARTY!

  9. #9
    Daytona Avatar von bonkers
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    2.773
    Muss jetzt eigentlich 'ne Flasche öffnen...
    Gruß
    Henning

  10. #10
    love_my_EXII
    Gast
    Ein wunderbarer Bericht, ein perfekter Spannungsbogen - traumhafte Bilder und wunderschöne Einblicke.

    Wirklich der beste luxify! Beitrag to date - einfach fantastisch

    Was mir besonders gut gefällt ist wie der Bentley "nebenher" einem Alltagstest unterzogen wurde, nüchtern und sachlich - wirklich gut gelungen.

    Viele Grüße,
    Oliver

  11. #11
    Ja, ein Knallerbericht, Danke für die Mühe, der man sich angesichts des Ergebnisses sicher gern unterzogen hat.
    77 Grüße!
    Gerhard

  12. #12
    Yacht-Master Avatar von giftmischer
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    2.107
    Nur noch geil Percy
    Gruß,
    Peter.

    US Navy Seals like this

  13. #13
    PREMIUM MEMBER Avatar von Buffy
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    1.906
    Sehr , sehr geil
    Gruß Frank




  14. #14
    Daytona Avatar von nominator
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    Besser geht es nicht - man könnte fast neidisch werden ...
    Beste Grüße,
    Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow, aka Loriot.

  15. #15
    PREMIUM MEMBER Avatar von X-E-L-O-R
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    4.201
    Genialer Bericht, danke dafür!

    Ich selbst durfte vor zwei Jahren eine Kellerführung bei Taittinger mitmachen. War nicht minder eindrucksvoll. Allerdings bin ich mit dem Reisebus vorgefahren... (hatte meine Mutter bei einer Studienreise begleitet).

    Zum Auto: Die VW-Großserien-Teile würden mich bei dem Bentley etwas abtörnen. So etwas geht in dieser Preisklasse gar ned.
    Gruß Frank

  16. #16
    PREMIUM MEMBER Avatar von X-E-L-O-R
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    Zitat Zitat von X-E-L-O-R Beitrag anzeigen
    Genialer Bericht, danke dafür!

    Ich selbst durfte vor zwei Jahren eine Kellerführung bei Taittinger mitmachen. War nicht minder eindrucksvoll. Allerdings bin ich mit dem Reisebus vorgefahren... (hatte meine Mutter bei einer Studienreise begleitet).

    Zum Auto: Die VW-Großserien-Teile würden mich bei dem Bentley etwas abtörnen. So etwas geht in dieser Preisklasse gar ned.

    EDIT: Die sichtbaren VW-Großserien-Teile...
    Gruß Frank

  17. #17
    Double-Red Avatar von hadi
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    Kann mich nur anschliessen - das beste, was bisher auf luxify! zu lesen und sehen war, großartig!
    Gruß
    Hannes

    Chachadu

  18. #18
    RAMichel
    Gast
    Sehr schöner Bericht. Gern mehr davon. Bisher das Beste auf luxify.

    Die Kritik am Navigationssystem macht deutlich, dass Bentley doch aus zu vielen VW-Teilen besteht.

  19. #19
    Sykes Avatar von retsyo
    Registriert seit
    04.07.2005
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    13.828
    Ok... und wie genau wollt Ihr jetzt so einen Bericht noch toppen?

    Hat da vielleicht mal jemand drüber nachgedacht?
    Gruß,
    Martin

  20. #20
    Moderator Avatar von Spacewalker
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    16.07.2008
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    Fox Club West Chapter
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    11.264
    Großartig
    Gruß, Stefan


    Gendern ist ... wenn ein Sachse mit dem Boot umkippt.

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