Toller Bericht und klasse Fotos! Schade, dass sowas verfällt! Danke für's Mitnehmen!
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07.08.2013, 23:28 #1
Die Beelitzer Heilstätten bei Berlin – ein Ausflug in die Vergangenheit ....
Man darf nur organisiert dort hinein in die Beelitzer Heilstätten, in das größtenteils verlassene ca. 200 Hektar große Klinik- und Sanatoriumsareal, das ab 1898 ca. 50 km vom Zentrum Berlins entstand als Lungenheilstätte für Frauen und Männer und als Sanatorien, erbaut von der Landesversicherungsanstalt. Zunächst mit 600 Betten Kapazität, später Verdoppelung der Bettenzahl mit der gesamten Versorgungsinfrastruktur, wie Energie, Limonadenfabrik, Metzgerei, Landwirtschaft, Wäscherei, etc.
Die 3-stöckigen Bettenhäuser wurden Pavillons genannt, waren teilweise über 100 m lang. Die Pavillons und Versorgungsgebäude waren, bzw. sind durch Versorgungstunnels miteinander verbunden.
Im Erdgeschoß waren die Patientenzimmer und Therapieräume, im 1.Stock die Patientenzimmer, unterm Dach wohnte das Pflegepersonal. Die Tuberkulose konnte nicht antibiotisch behandelt werden, es gab damals keine Medikamente. Gutes Essen, gute Luft, Ruhe, Liegekuren, Bäder, Inhalationen. Gute Luft wurde im Kiefernwald angesaugt, im Keller angefeuchtet und erwärmt und über Luftschächte in die Liegesäle zu den Patienten geblasen. Um Stäube zu vermeiden hatten die Heizkörper glatte Oberflächen und waren die Wände vorwiegend mit glatten Ölfarben gestrichen. Die Patientenzimmer hatten 2 bis 4 Betten, ein unvorstellbarer Luxus in der damaligen Zeit, und das für die arbeitende Klasse, denn für die waren diese Kliniken gebaut. Die Sozialversicherung hatte Geld, denn die Arbeitnehmer erreichten das Rentenalter meist nicht, da die Lebenserwartung nicht so hoch war. Es ging darum, die Arbeitsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung u erhalten.
In den Weltkriegen wurden die Beelitzer Heilstätten natürlich als Lazarett benutzt (Adolf ****** wurde hier auch behandelt) und nach der Kapitulation 1945 entstand hier das größte sowjetische Krankenhaus außerhalb Russlands. 1990 wohnte Honecker hier, bevor er mit Margot nach Moskau ausgeflogen wurde. Die Beelitzer Heilstätten haben also eine sehr abwechslungsreiche Geschichte hinter sich.
Heute ist das Areal in Privatbesitz und auf der Suche nach einer neuen Nutzung. Es ist in kleinen Teilen saniert aber in seinen größten Teilen, nämlich den Klinikbauten, den Pavillons, verfällt es, wird es von Vandalismus heimgesucht und stirbt in Schönheit. Aber seht selbst, ich habe einige Bilder vom Innenleben gemacht:
Übrigens reisten Architekten aus ganz Europa nach Beelitz und nahmen sich die Architektur und die Krankenhausanlage zum Vorbild, da hier zum ersten Mal die medizinischen Belange an erster Stelle standen und verwirklicht wurden.
Das sog. Badehaus:
Die Versorgung mit Essen in den Kliniken war ausgezeichnet. Die Patienten sparten unter der Woche sich vom Munde etwas ab, um es ihrer Verwandtschaft, die am Wochenende zu Besuch kam, mitzugeben.
Das war einmal eine Komforttoilette:
Eingang zum Badehaus:
Eines muß ich noch berichten: Mann und Frau waren in diesen Heilstätten streng getrennt. Bei Zuwiderhandlungen (also nächtlichen Besuchen) wurden Patienten ohne Gnade nach Hause geschickt und verloren ihren Versicherungsschutz. So streng waren damals die Sitten.
Beste Grüße, Heinrich
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07.08.2013, 23:39 #2
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07.08.2013, 23:46 #3
Vielen Dank für den interessanten Einblick
. Hatte ich bisher noch nie von gehört.
Martin
"Whatever you do, don't congratulate yourself too much."
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07.08.2013, 23:49 #4
Lars nimmt mir die Worte aus dem Mund. Hab' ganz herzlichen Dank, Heinrich
Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel.
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08.08.2013, 00:27 #5
Tolle Bilder
Sowas in der richtigen Lage...Ciao
Andere lassen auch nur mit Wasser kochen.
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08.08.2013, 01:02 #6
Danke!
Irgendwie gruselig, aber sehr spannend so einen Teil unserer Geschichte zu sehenGruß Toan
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08.08.2013, 06:26 #7
wunderschöne Architektur - vielen Dank fürs Zeigen
Grüße, Anna!
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur, Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise! (W.Busch) ...Officially Certified DoT Winner 2009 & 2011
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08.08.2013, 06:44 #8
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08.08.2013, 06:48 #9ehemaliges mitgliedGast
Schöne Bilder,
schade nur das immer diese unterbelichteten Schmierfinken ihre Spuren hinterlassen.
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08.08.2013, 06:51 #10
- Registriert seit
- 26.08.2005
- Beiträge
- 127
Fast schöner - aber auf jeden fall interessanter als tot restauriert.
Danke und Gruß Max
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08.08.2013, 07:09 #11
Ja, solche Bilder habe ich auch von meinem ehemaligen Internat. Erst Leerstand, dann Brandstiftung und zuletzt Abriss...
Solche Bilder haben ihren Reiz......was mein Arm aushält, hält auch meine Rolex aus.
Gruß, Gunnar
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08.08.2013, 07:37 #12
Danke für den Ausflug in die Vergangenheit, die gegenwärtig verfällt.
Die Fotos und der Bericht sind 1a.Schöne Grüße, Marcus
"Sind Sie vielleicht auch divergent, mein Freund?"
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08.08.2013, 07:38 #13
vielen Dank und toll dich in Berlin getroffen zu haben...
Martin
Everything!
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08.08.2013, 07:52 #14
Tolle Bilder und toller Bericht, vielen Dank! Wenn man bedenkt, wieviel Mühe die sich damals gegeben haben - und heute die Krankeinhäuser, wie gesichtslos oft. Wollen wir hoffen, dass es für die schönen Gebäude eine neue, gute Nutzung gibt.
77 Grüße!
Gerhard
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08.08.2013, 08:06 #15
Was für Prachtbauten!
Danke für die FührungGruß, Hannes
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08.08.2013, 08:10 #16
Danke für die tollen Bilder.
Bin das Sprachrohr für Menschen mit starkem Dialekt.
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08.08.2013, 08:19 #17
sehr schöne Bilder verflossener Pracht
Gruss
WumTGT - Trinken gegen Terror
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08.08.2013, 08:24 #18
- Registriert seit
- 31.05.2009
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- 26.821
Danke für den Bericht!
Wirklich Schade um diese schönen Gebäude.
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08.08.2013, 08:37 #19
Bilder für die Ewigkeit! Grade in diesem Zustand unendlich schön und melancholisch...
Hoffentlich geschieht bald etwas zum Erhalt der Anlage.Gruß, der Carsten
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08.08.2013, 09:00 #20
Toller Bericht mit sehr schönen Bildern.
In Berlin gab es mal eine Ausstellung mit ähnlich stimmungsvollen Photographien (die Google-Bilder-Suche kann hier einiges).
Sollte diese Anstalt jemals einem neuen Zweck zugeführt werden, fände ich es schön, wenn man bei der Restaurierung die Spuren der Geschichte - gleich ob Prachtarchitektur, Verfall oder Jugendkultur - in jeweils angemessenem Maße und soweit wie möglich erhalten würde.
Vielen Dank für´s zeigen und erinnern,
Carlo
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