Zeit fuer einen Batteriewechsel
Das kann doch nicht alles an Bildern gewesen sein....die Reise ist schon 10 Monate her und jetzt muessen wir nochmal so lange warten ???![]()
Ergebnis 41 bis 60 von 80
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28.01.2013, 17:52 #41
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28.01.2013, 18:11 #42ehemaliges mitgliedGast
Geändert von ehemaliges mitglied (28.01.2013 um 18:12 Uhr)
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28.01.2013, 18:23 #43
...weiter gehts mit dem zweiten Teil der Reise, Beirut.
Nachdem wir mehrfach gehört hatten das es dort richtig toll sein soll, mit einer heranwachsenden neuen Generation an Leuten die sich endlich von den Fesseln der Vergangenheit lösen wollen, ging es also dorthin. Die Erwartungen waren riesig, mal sehen ob sie auch erfüllt werden konnten:
Nach einem angenehmen Flug in einem erst wenige Wochen alten A320 von MEA kam am Flughafen dann gleich mal der Realitätscheck: mit Istanbul oder dem "Westen" hatte das hier gar nichts mehr zu tunüberall sehr neugierige Blicke und argwöhnische Betrachtung von uns drei-Käsehochs....die Buslinie vom Airport in die Stadt wurde übrigens zum letzten Israelisch-Libanesischen Kreig 2006 eingestellt und seitdem auch nicht wieder aufgenommen. Also erstmal "Taxi" organisieren...mit viel Verhandlungskunst hat uns dann auch jemand für ein paar Mäuse ins Hotel (eher abgeranzte Kaschemme) in die Stadt gebracht.
Dafür war die Location sehr zentral. Mitten in Hamra.
Was wir aus dem Taxi schon gesehen hatten bestätigte sich dann beim ersten Stadtbummel.
Militär. Viel Militär. Sehr viel Militär. Überall.
Leck!
Türsteher vor Clubs mit AK47 waren wir ja schon aus Indonesien oder Kambodscha gewöhnt, aber an jeder großen Kreuzung ne Panzersperre mit nem halben Dutzend Soldaten, M113 und durchgeladener 0.50cal Wumme....
Äh ja, sagen wir so, wir mussten uns erst mal akklimatisieren
Überhaupt ist es in Beirut so wie Klobi das von seinem Besuch 1994 beschrieben hat...der letzte Krieg ist erst wenige Jahre her und das sieht man. Deutlich.
Einschusslöcher in den Häusern, ausgebombte Häuser, Granattreffer an den Wänden.
Man konnte, wenn man durch die Wohnviertel gelaufen ist, teilweise sogar ausmachen wo bei einem Strassenkampf (wohl noch aus Bürgerkriegszeiten Anfang der 90ger) die sich beschießenden Parteien gestanden haben müssen. Eine Mauer an einer Hausecke war von Kugeltreffern völlig durchsiebt und auf der gegenüberliegenden Strassenseite war in ca. 50m Entfernung die Außenwand rund um ein Fenster an einem Haus komplett zerschossen...für jemanden der wohlbehütet in einem -gottlob- seit jahrzehnten befriedeten Teil der Welt aufgewachsen ist, war das schon recht......ähm....spannend.
Auf der anderen Seite sitzt in Beirut seeeeehr viel Geld.
Auf der Kö gibts viele Ferraris? Auf der Maximiliansstrasse wird gepost? An der Bondstreet steht öfter mal ein Bugatti?
Vergesst es, hier sind die Jungs mit den richtig dicken Cojones.
Überall wird gebaut, ein Luxus Condominium nach dem anderen, Boutiquen ohne Ende...ein bisschen wie mini-dubai, mit dem Unterschied das auch mal ein Gebäude aus der französischen Zeit auftaucht...
Was die ganze Sache befremdlich gemacht hat, war jedoch der Kontrast. Gut, Kontrast zwischen Arm und Reich gibt es überall auf der Welt, das ist omnipräsent. Kennt man.
Was -wir zumindest- so noch nicht kannten, war jedoch dieser Kontrast zwischen alt/kaputt/abgefu ckt und bombastisch neu. Man kann das nicht richtig in Worten schildern, aber diese physische Nähe zwischen einem ausgebombten, ausgebrannten Haus, das seit Ewigkeiten vor sich hin vergammelt, und dem Flag-ship-store von Hermes war schon erstaunlih. Teilweise liegen nur wenige dutzend Meter dazwischen. Mitten im Stadtzentrum Kriegsruinen und drum herum wird gebaut........ nichts gegen das eine oder das andere, aber warum räumt dort niemand auf? Warum rennoviert niemand die schönen Altbauten, sondern lässt sie verrotten und stellt direkt daneben einen charakterlosen glas-Neubau...
Wir konnten es irgendwie nicht ganz nachvollziehen. Sei's drum.
Nen Marco-polo Reiseführer mit City-flip und "Geheimtips" hatten wir natürlich auch diesesmal leider wieder daheim vergessen
Unsere Stadterkundungen basierten also jeden Tag auf dem Prinzip: Immer der Nase nach.Wir sind einfach so lange rumgelaufen bis wir etwas interessantes entdeckt haben oder uns irgendwann nach Stunden die Füße weh taten und uns zur Umkehr oder Pause zwangen. Bei einem dieser Trips haben wir ein verlassenes Spassbad am Meer gefunden. Es schien erst seit wenigen Jahren verlassen, aber die herantosende Brandung hatte schon deutlich sichtbar ihren Tribut gefordert. Ziemlich gespenstische Stimmung.
Auch ist uns folgendes passiert: Wir laufen durch ein Wohnvirtel und gucken uns halt so um, machen paar Bilder und dappen umher. Man hat ja irgendwann ein Gespür dafür ob einem fremde Menschen in einem fremden Land wohl gesonnen sind, oder ob man lieber das Weite sucht....jedenfalls so ganz wohl haben wir uns irgendwie nicht gefühlt. Kinder sind hier immer ein sehr guter Indikator, sie gehen fast überall auf der Welt freundlich auf einen zu.....nicht so in diesem Eck der Stadt. Uns war schon etwas mulmig zu mute. Wir kamen dann an einem kleinen Häuschen vorbei, über und über mit Flaggen behängt und ner gruppe Typen die in Stühlen davor saßen, Tee tranken und uns sehr, nennen wir es, misstrauisch angeschaut hatten. Eine der Flaggen war grün mit arabischer Schrift und kam mir irgendwie bekannt vor...
Jedenfalls kam dann ein älterer Herr zu uns und erklärte uns in gebrochenen Englisch. " You have to leave, sir. Not safe. Not safe." Mir ist selten der Arsch so auf Grundeis gegangen....und wir haben uns schnell verpisst.
...im Hotel habe ich dann ein bisschen nach der Flagge gegoogelt. Grasgrüne Flagge mit arabischer Schrift....DAFUQ....das waren die Buben von der Hamas. Alles klar!
Käffchen ausm Kofferaum? Klar doch!
Ach und da war ja noch was....die Verheissung von ausgelassener Feierei mit irgendwelchen arabischen Prinzessinnen hatte uns ja schließlich in dieses nicht ganz alltägliche Land gelockt.
In Hamra waren wir, was Bars anging, auch goldrichtig stationiert. Hunderte junge Leute, die scheinbar alle unter erheblichem Profilierungsdruck stehen, finden sich täglich in den Straßen ein. In der Bar "Faces" ging schon um 21h die Lutzi ab....auf den Stühlen, auf der Bar, auf den Tischen... getanzt wurde auf jedem frei verfügbaren Quadratzentimeter.
Tja und dann war da plötzlich dieses Fernsehteam........wen die sich wohl unter den ganzen Gästen raussuchen werden? "Guck, dahinten sind zwei Typen die sehen aus als sind sie Fremde..."
Jörg hatte den "Jackpot" geknackt und durfte sich ne viertel Std mit der reizenden Dame von "Beirut Beat" unterhaltenLeicht neidisch dreinblickend stand ich daneben und nippte an meinem Gin Tonic...
:whatever:
Aber ansonsten? Party? Clubs? Feste bis zum Morgengrauen? Pustekuchen...da ging gar nix. In den Clubs saßen dann alle bedröppelt rum ... am Anfang dachten wir, wir sind einfach im falschen Laden, aber das zog sich durch den gesamten restlichen Urlaub. Keine Abrissparty, kein Traum aus 1001 Nacht...stattdessen: Langeweile wie auf der Aida blu beim Tanzabend in der Wunder-Bar
Überhaupt, so richtig warm geworden sind wir nicht mit den Libanesen... Es war wahnsinnig schwer ins Gespräch zu kommen und die große Welle der Offenheit und Gastfreundlichkeit hat uns auch nicht überrollt. Ein einziges sehr interessantes Gespräch hatten wir mit einem Taxifahrer....normalerweise sind Taxifahrer ja nicht die erste Anlaufstelle für tiefergehende Gespräche, noch dazu wenn sie von brisanter politischer Natur sind, aber hier war es eine Ausnahme. 35min lang hat er uns seine Sichtweise zur Problematik der arabischen Länder, insbesondere in Hinblick auf den immerfortwährenden Konflikt mit Isreal, erklärt. Was gesprochen wurde kann ich hier nicht wiedergeben. Ich will es auch gar nicht, aber es war auf jeden Fall ein einschneidendes Erlebnis, welches sich auch aus den Artikeln der profiliertesten westlichen Zeitungen nicht im geringsten ableiten lässt.
Noch eine kleine, völlig wertungsfreie Anmerkung am Rande: Der Bürgerkrieg in Syrien ist von Beirut ja nur wenige Kilometer entfernt und was man dort vor Ort durch die Medien von diesem Konflikt mitbekommt, hat rein überhaupt nichts mit der Berichterstattung einer BBC, ARD oder neuen Züricher Zeitung zu tun, die man hier in Westeuropa vorgesetzt bekommt. Sagen wir so, wir sind sehr "behütet".
Zurück blieb ein tiefgehender Eindruck dieses hitzigen, aber interessanten Stückchens unserer wundervollen Erde.
Wir schätzen uns sehr glücklich einmal dort gewesen zu sein.
Am Rückflug gabs 4 Std layover in IST, wir haben uns die Zeit in der airport-bar vertrieben und im Flieger nach Nürnberg gleich weiter gemacht...
Ach ja und nochmal zur Sicherheit: FAHRT NACH ISTANBUL !!!
Cheers,
Jörg und FelixGrüße
Felix
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28.01.2013, 18:31 #44ehemaliges mitgliedGast
Danke, für die Bilder und den Bericht. Istanbul ist auf jeden Fall eine Reise wert, nur hütet euch vor neuen Freunden, die euch in eine Disco schleppen wollen. Das kann sehr teuer werden.
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28.01.2013, 18:39 #45
Hab ich auch schon gehört "pay bill or we break you leg"... Zum Glück war ich dort immer mit Locals unterwegs...
Aja, danke auch für den tollen Beirut BerichtGrüße -- Jürgen
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28.01.2013, 18:39 #46
trotz der verbombten Strassen wieder ein toller Trip/Bericht - wie von Euch gewohnt
Grüße, Anna!
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur, Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise! (W.Busch) ...Officially Certified DoT Winner 2009 & 2011
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28.01.2013, 18:47 #47
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28.01.2013, 19:02 #48
Danke für den Bericht.
Zwei Städte, die auch auf meiner Liste stehen.Bin das Sprachrohr für Menschen mit starkem Dialekt.
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28.01.2013, 19:06 #49
Toll geschrieben!
Danke auch für die interessanten Einblicke und Bilder, eure Erfahrungen decken sich weitgehend mit den Eindrücken, die ich von Syrien (vor dem Krieg) habe.Captain Hindsight - the Hero of the Modern Age!
Christian
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28.01.2013, 19:57 #50
Sehr schöner Bericht. Lese Eure Urlaubsbeiträge immer gerne.
Auch aus meiner Sicht kann ich die Empfehlung nach Istanbul zu fahren nur bestätigen. War 2011 dort und war von Anfang bis Ende begeistert.
Allerdings sollte man dieser schönen und großen Stadt mindestens 5 Tage Aufmerksamkeit gönnen!
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28.01.2013, 21:10 #51
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Sehr cooler bericht!
Grüße,
Dejan
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28.01.2013, 21:20 #52
Schade das der Trip diesmal so kurz war...
Sollten hier mal ein Sammelkonto einrichten, damit ihr einmal im Jahr 4 Wochen rumreisen koennt...LG,
Markus
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Travel is the only thing you buy that makes you richer...
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28.01.2013, 21:26 #53Gruß, Oliver
Als ich meinen Benutzernamen ausgesucht hab', fand ich ihn gut - Heute stehe ich dazu
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28.01.2013, 22:06 #54
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28.01.2013, 22:17 #55
Hammer, Jungs
Ciao
Andere lassen auch nur mit Wasser kochen.
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28.01.2013, 23:19 #56
Spannender Bericht - danke, Felix!
Viele Grüsse, Chris
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28.01.2013, 23:20 #57
Immer wieder schön von euch zu lesen!
Daniel
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28.01.2013, 23:26 #58
Krasse Fortsetzung, Männer - danke für die Eindrücke!
Gruß
Hannes
Chachadu
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29.01.2013, 00:08 #59ehemaliges mitgliedGast
Coole Berichte!!
PS: Kennt ihr "Der gelbe Bleistift" von Christian Kracht? Ich glaube das wäre was für euch.
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29.01.2013, 00:10 #60
Sehr cool.
Gerald
Wenn man mit seinem Zweitwagen zu seinem Drittwagen fährt und merkt, dass man den Schlüssel des Drittwagens in seinem Erstwagen vergessen hat, dann weiß man einfach: Man hat es geschafft.
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