Zitat von
walterbihari
Ich glaube Hugo, Du verwechselst hier erstmal den "Wert" mit dem "Preis".
Der Preis ist tatsächlich das, was der Markt zur Zeit bezahlt. Die Betohnung liegt da auf "zur Zeit", der Preis kann sich kurzristig ändern, je nach Mode und Geschmack, wirtschaftlicher Situation, aber auch nach Interessenlage verschiedener Markteilnehmer, wie Christies, etc. Natürlich hatten die großen Auktionshäuser und auch deren Großeinlieferer in den vergangen 20 Jahren mehr Interessse daran, eine Rolex Paul Newmann oder Jean Claude Killy oder eine 6062 im Preis hochzutreiben, weil das einfache Massenuhren waren, von denen Sie vorher große Mengen billig erwerben konten. ( Ich hatte in en 1980er Jahren 40 Paul Newman auf einer einzigen Börse in Florida zum Stückpreis von 1500,- Dollar gekauft)
An einer seltenen Uhr wie einer Breitling 803 oder 95/28 oder eine J.P.Stalder hatten die großen Player kein Interese, weil die schon immer Raritäten waren und nicht in Mengen aufzutreiben. Man konnte natürlich mehr verdienen an 500 Rolex 6062, als an 3 oder 4 existierenden wesentlich hochwertigeren Breitling 86/28. Deshalb wurde der Preis der 6062 hochgetrieben. Außerdem war die jedem bekannt, weil man die ja nicht lange suchen mußte und genügend Menge vorhanden waren, während die Breitling 86/28 fast nicht zu finden war.. Genauso verhält es sich mit den 500 oder 1000 Rolex Jean Claude Killy im Verhältnis zu ca. 3-8 vorhandenen baugleichen Breitling 803, oder den seltenen Co-Pilots zu den Daytona Paul Newman. Eine Uhr, die halt jeder kennt, ist kurzfristig schneller und einfacher zu verkaufn, als eine Rarität, die nur wenigen wirklichen Kennern bekannt ist. Der Markt stekt hier noch in den Kindershuhen, und ist wenig transparent.
Ich will Dir das mal an einem anderen Beispiel erklären: Als die Aktie der deutschen Telekom. Als die Aktie 1996 an den Markt kam, war sie ca. 18,- DM wert, der Marktpreis am Ausgabetag war aber 28,- DM. Eine gigantische Werbekampagne animierte Millionen Bundesbürger damals, Aktien der Deutschen Telekom zu zeichnen. Der Preis (nicht der Wert) ging anschließend hoch bis auf über 100,- DM, obwohl sich am Wert nichts geändert hatte, um ein paar Jahre später wieder auf ca. 9,- Euro zu fallen. Es war zu jeder Zeit die gleiche und etwa gleichwertige Firma. Soviel zu Preis und Wert.
Oder am Immobilienmarkt hatte ich noch krassere Erfahrungen gemacht. Wohnungen bei Köln, die 1986 vom Bauträger für 150.000,- DM verkauft wurden, konnte ich 2004 für 2500,- Euro auf Zwangsversteigerungen erwerben bei einem Gutachterwert von 35000,- Euro, um sie 3 Wochen später für je 18000,- Euro zu verkaufen. Was war jetzt der Wert ? Nicht 150000,- DM, nicht 2500,- Euro und auch nicht 35000,- Euro oder 18000,- Euro, letzteres kam wohl dem Wert am nächsten, denn heute gehen diese Wohnungen auch auf Zwangsversteigerungen um die 22000,- Euro weg, damals hat es viel Mühe und Werbung gekostet, sie für 18000,- Euro zu verkaufen. Am Wert hat sich nie etwas geändert, am Preis sehr wohl.
Ein viel intelligenterer Mensch als ich hat einmal geschrieben:
"Die unzähligen Blasen des vergangenen Jahrzehnts – und vor allem deren
Platzen – haben gezeigt, dass der Markt unter dem Aspekt angemessener
Preise offensichtlich immer häufiger danebenliegt. Daniel Kahneman von
der Princeton Universität hat für diese Erkenntnis im Jahr 2002 den
Nobelpreis für Wirtschaft erhalten.
Emotionen spielen eine große Rolle
Der Psychologe
widersprach mit seinen Forschungsarbeiten der Überzeugung, dass Märkte
effizient seien. Dadurch legte er den Grundstein für die Analysemethode
des Behavioral Finance. In den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg
war unter Ökonomen vor allem der Glaube verbreitet, dass an den Märkten
der „Homo oeconomicus“ regiere, der rational und egoistisch seinen
Nutzen maximiere und dadurch die Finanzmärkte stabil und effizient
mache. Spätestens mit der Rettung systemrelevanter Banken durch den
Steuerzahler wurden die Zweifel an dieser Theorie immer größer. Dass an
den Märkten nicht immer rationales Verhalten oberste Priorität hat,
zeigt sich vor allem in zwei Extremphasen, wenn unter Anlegern Emotionen
das Kommando übernehmen. Diese können dann Herdentriebe in die eine
oder andere Richtung auslösen."