Eine kleine, etwas überspitzte Geschichte aus der Praxis:Zitat:
Original von lactor69 Und das Schlimmste daran: Es ist gefährlicher Unsinn!
Robert Rolex macht Urlaub in dem kleinen Badeort B an der mecklenburgischen Ostseeküste.
Eines Samstagsabends sitzt er gemeinsam mit seinen Urlaubsbekanntschaften Anton, Berti und Conny aus Bayern in der Strandbar beim Caipirinha, als plötzlich die drei ortsbekannten, deutschnationalen Kameradschaftsbrüder Adolf H., Herrmann G. und Heinrich H., bewaffnet mit je einem Sixpack Maternus-Pils und szenetypischem Sportgerät, des Wegs kommen.
Als sie Robert Rolex' ansichtig werden, halten sie ihn wegen seines pinkfarbenen LaMartina-Polos irrtümlich für eine „undeutsche S-c-h-w-u-c-h-t-e-l“ und beschließen spontan, ihm mittels der mitgeführten Sportgeräte ihre Meinung über derart Leute kundzutun.
Als Robert Rolex schließlich mit stark blutenden Kopfverletzungen am Boden liegt, meinen Adolf, Herrmann und Heinrich, das nun genug belehrt sei und ziehen von dannen.
Anton, Berti und Conny, die das Geschehen entsetzt mitangesehen haben, informieren Polizei und Rettungsdienst, die auch gleichzeitig eintreffen.
Das einzige, was Robert Rolex den eintreffenden Wachtmeistern Baumann und Clausen noch zuflüstern kann, ist „Glasköpfe“ und „Baseballschläger“. Dann fällt er ins Koma.
Die fixen Beamten Baumann und Clausen suchen daraufhin den ansonsten menschenleeren Strand ab und greifen tatsächlich Adolf, Herrmann und Heinrich unweit des Tatortes auf. Leider haben die drei mittlerweile ihre Baseballschläger in der Ostsee entsorgt und bestreiten lauthals, etwas mit der Sache zu tun zu haben.
Trotzdem werden sie um 23.55 Uhr vorläufig festgenommen und zunächst zum Tatort zurückgebracht.
Dort sollen sie von Anton, Berti und Conny identifiziert werden. Des weiteren sollen die drei Angaben zum Tatablauf machen, da Robert Rolex dazu ja nicht mehr in der Lage ist.
Anton, Berti und Conny sind aber schlaue Kerlchen. Sie lesen fleißig im rlx-Forum mit und wissen daher, dass es dumm ist, als Zeuge irgendwelche Angaben zur Sache gegenüber Polizeibeamten zu machen. Ein Staatsanwalt, wenn nicht ein Richter, sollte es schon sein, der ihre Aussagen aufnimmt.
Also geben sie lediglich ihre Personalien heraus, wünschen den verdutzten Beamten ansonsten noch eine schöne Nacht und begeben sich in ihr Hotel.
Baumann und Clausen verbringen daraufhin zunächst ihre drei Gefangenen in das 20 Kilometer entfernte Polizeirevier in G. Von dort klingeln sie um 01.30 Uhr den Bereitschaftsstaatsanwalt aus dem Bett, um ihn über den Vorfall und die Festnahme zu unterrichten.
Staatsanwalt Eifrig versieht seinen Dienst in der Landeshauptstadt S. Seine Behörde ist 50 Kilometer vom Tatort in B entfernt. Er selbst wohnt im nochmals 30 Kilometer entfernten R, so dass er keine Lust verspürt, um 01.30 Uhr ins Auto zu steigen, um nächtens drei Zeugenaussagen im 80 Kilometer entfernten B aufzunehmen.
Da Adolf, Herrmann und Heinrich aber schlimme Finger, als Gewalttäter bekannt und einschlägig vorbestraft sind, hält auch er die Beantragung eines Haftsbefehls für unabdingbar. Er verfügt also, Anton, Berti und Conny um 10.00 Uhr in seiner Behörde in S zur Vernehmung vorzuführen.
Als Polizeibeamte am Morgen um 09.00 Uhr im Hotel von Anton, Berti und Conny eintreffen, sind diese schon abgereist. Der Urlaub ist zu Ende, es ist ein weiter Weg nach Bayern und sie sind früh losgefahren.
Robert Rolex liegt derweil weiter im Koma. Die Baseballschläger konnten in der Ostsee nicht gefunden werden. Es gibt weder materielle Beweise, noch Zeugenaussagen. Wohl oder übel muss Staatsanwalt Eifrig mangels Beweisen die Entlassung von Adolf, Herrmann und Heinrich aus dem Polizeigewahrsam verfügen, was die drei noch am Sonntagabend gebührend feiern.
Bis schließlich die Zeugenaussagen von Anton, Bertin und Conny vorliegen, gehen Wochen und Monate ins Land. Die Akte „Robert Rolex“ landet auf dem Stapel mit den übrigen 200 Ermittlungsverfahren, die Staatsanwalt Eifrig durchschnittlich im Bestand hat.
Adolf, Herrmann und Heinrich sind derweil auf freiem Fuß, pfeifen sich ein Lied auf den dämlichen Staat und verbreiten weiter Schrecken unter Bewohnern und Gästen des kleinen Badeortes B.
Bis es endlich zur Gerichtsverhandlung und einer Verurteilung kommt, sind 20 Monate vertrichen. Wegen der langen Verfahrensdauer erhalten alle drei ein ungewöhnliches mildes Urteil.
Nun ist es der mittlerweile genesene Robert Rolex, der den Staat und seine Gerichtsbarkeit irgendwie „dämlich“ findet.
Zugegeben:
Das war jetzt sehr polemisch.
Aber eines lehrt es uns: Ratschläge wie die von Prüfer nutzen i.d.R. nur einem: Dem Täter.
Das sollten alle hier bedenken. Auch, wie schnell man sich selbst einmal in der Situation von Robert Rolex wiederfinden kann.
PS: Ach ja, Prüfer: Du brauchst ein neues GVG! Es heißt mittlerweile "Ermittlungsperson" und nicht "Hilfsbeamter" :twisted: