Max, danke für den tollen Beitrag. :gut: Macht mir mal wieder bewusst, auf was für einer guten Stelle ich eigentlich hocke.
Und wenn die Hütte abbezahlt ist, geh zum Spiegel - die Schreibe passt. ;)
Gruß
Erik
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Max, danke für den tollen Beitrag. :gut: Macht mir mal wieder bewusst, auf was für einer guten Stelle ich eigentlich hocke.
Und wenn die Hütte abbezahlt ist, geh zum Spiegel - die Schreibe passt. ;)
Gruß
Erik
Das zeigt uns doch wie krank unser Wirtschaftssystem geworden ist. Wo Mitarbeiter wie Brennstoff verheizt werden. Kommt ja eh genug Material nach. Alles im Namen des Mammons. Gesundheit kann man nicht kaufen, Glück gibts sogar umsonst, man muss es nur zulassen.
Im stationären Einzelhandel haben wir hier zwar gerade Kackzeiten aber ich hoffe nie so tief zu fallen Danke.
Max, danke für Deinen Beitrag! Mein Einstieg in das Thema war wohl tatsächlich etwas ungeschickt. Aber dann, mehr als 4700 Hits und mehr als 120 Beiträge (OK, ein Gutteil davon Hasstiraden gegen mich) in weniger als 24 Stunden, das findet sich hier nicht alle Tage. Und es scheint mir, als läge das Thema doch mehreren am Herzen als es zunächst den Anschein hatte.
Und wenn ich Max' Beitrag ergänzen darf: Was auch sehr gerne genommen wird, die eigenen Ziele auf die der Mitarbeiter herunter zu brechen. Soweit in Ordnung, es erbringt das gesamte Team / die gesamte Abteilung die Leistung des Teamleiters / des Abteilungsleiters. So mancher Team- / Abteilungsleiter baut da aber gerne noch ein Loading ein. Das wird dann "Uplift" genannt.
Beispiel: Der Manager hat als 100% Zielvorgabe 100.000 (Euro Umsatz, verkaufte Einheiten, was immer) und fünf Mitarbeiter. Denen gibt er dann nicht jeweils 20.000 für ihre 100% Zielvorgaben, sondern 25.000. Das Ergebnis ist offensichtlich: Selbst wenn die Mitarbeiter nur zu 80% performen, so hat der Manager sein 100% Ziel erreicht. Und wenn die Mitarbeiter ihre individuellen Ziele erreichen, so hat der Manager bereits 25% overperformed. Und wenn er selbst auch noch ein wenig operativ tätig ist, dann kommt er schnell auf 130%, 150% oder mehr. Mit den von Max beschriebenen Auswirkungen auf's Salär.
Bei nur einer Führungsebene mag das noch angehen. Bei drei oder mehr Ebenen, wie dies in großen Konzernen die Regel ist, kann man sich unschwer vorstellen, was das für das Einkommen der oberen Führungsebenen und den Druck auf die Subalternen bedeutet.
MDas ist übrigens nicht richtig . Im Konzern bekommen alle, vom Chefentwickler bis zum Bandarbeiter jedes Jahr eine ordentliche Bonizahlung. Man könnte auch sagen VW schenkt jedem der zigtausend Werksangehörigen mindestens je eine Rolex pro Jahr.
Wir im Handel gehen was das betrifft komplett leer aus. Und, soll ich deshalb anderen nix gönnen ?
Und der vermeintliche private "Großaktionär" welcher um die Höhe seiner Rendite bangt weil der Hersteller denjenigen Dank zollt die überhaupt den Laden nach vorne bringen, für welchen Quatsch gibt der wohl privat sein Geld aus ?
Ich finde es immer amüsant wenn Leute meinen nur weil Sie einen verschwindend geringen Anteil an Aktien eines riesigen Weltkonzerns halten meinen, man wisse es besser mit den vorhanden Geldern umzugehen. Sollen doch alle die, die durch nichts tun mit VW Aktien in den letzten knapp 10 Jahren wirklich gut verdient haben einfach mal dankbar sein und in seliger Gewissheit abends einschlafen, dass die Verantwortlichen bei Audi, VW usw. das Thema Mitarbeitermotivation schon ganz ordentlich spielen.
Danke, Miguel das Thema, dass viele von (offensichtlich) beschäftigt.
Super, dass der Thread forenkonform läuft. Dafür danke an alle Beteiligten
Max, der beste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe. Vielen Dank für Deine Mühe!
Tut gut zu hören, dass auch Leute die vordergründig das System mittragen, zu den Zweiflern gehören.
Die Hauptgewinner sind die investierten Parteien. Die knüpfen an die enorme Bezahlung des CEOs sportliche Ziele, wie ein binnen 12 Monaten um 15% steigenden Aktienkurs, während das Unternehmen mindestens die Hälfte des Gewinns nach Steuern, den man sich bei 15% des Umsatzes wünscht, als Rendite abführt. Die Investoren haben in der Regel das Ziel, nach wenigen Jahren mit signifikantem Veräusserungsgewinn und gleichzeitig vernünftiger Rendite wieder auszusteigen und weiter zu ziehen. Es gilt als langfristig, wenn ein Investor mit einem Engagement von vier Jahren rechnet, üblich sind zwei. Die langfristige Unternehmensentwicklung liegt also nicht im Interessenfeld dieser Investoren.
Die Familie, die den Konzern in dritter Generation erbt, schlachtet nicht die Kuh, deren goldene Milch sie trinkt, sie gefährden sie nichtmal, sondern kümmert sich. Die Investoren, die sich von dem vielen Gold in der Kuh einfach eine neue kaufen und auch diese wieder schlachten, sehen das vielleicht anders und das liegt auch an den Phasen des Unternehmenslebenszyklus, in denen sie sich mit einem Investment einbringen. Ein langfristiger Investor kann zum Unternehmenserfolg beitragen, in irgendeiner Form. Er bringt Technik mit oder Kontakte oder Mitarbeiter oder einfach das Geld, den langen Atem und die Geduld, um das Unternehmen aus eigenen Kräften zu entwickeln. Der kurzfristige Investor ist jedoch am realwirtschaftlichen Betrieb des Unternehmens nur so weit interessiert, wie es seinem Ziel der Steigerung der Marktkapitalisierung des Unternehmens zuträglich ist.
In der Regel werden die Unternehmen aus einer klugen Produktidee heraus geboren. Dann sind sie am innovativsten. Das Unternehmen wächst, professionalisiert sich, Investoren kommen an Bord, mit dem Ziel, das Unternehmen in ein paar Jahren so groß zu machen, dass man es an die Börse bringen und zu einem vielfachen des eigenen Investments zu veräussern. Das sind die Venture-Kapitalisten. Die Unternehmen wachsen weiter, sind aber häufig noch Zuschussgeschäfte, die einen langfristigen Investor brauchen. Haben die Unternehmen das Glück, einen solchen zu finden, werden sie über 10-15 Jahre groß und profitabel gemacht. In der Regel ist dieser langfristige Investor recht günstig eingestiegen und lässt sich dann seinen Erfolg beim Verkauf des Unternehmens vergolden. Bis dahin ist das alles noch super, gesund und mit guter Stimmung, weil langfristig gedacht und gearbeitet wurde. Jetzt, wo das Unternehmen groß und profitabel ist, aber nicht unbedingt technikbezogenen Investoren in die Hände fällt, dreht sich der Ton. Das Unternehmen muss weiter an Wert zulegen, und zwar schnell. Ausserdem muss weiterhin die tolle Dividende abgeführt werden. Damit alle auf das Unternehmen scharf werden und der Wert so rasant wächst, dass er bedeutender als die erwirtschaftete Rendite ist, müssen die Analystenmeinungen stimmen, sonst kauft der Markt nicht. Die Analysten stehen darauf, wenn die Unternehmenssubstanz rasant wächst und beurteilen dabei selten die langfristige Geschäftslage, sondern Quartal für Quartal. Die Umsätze müssen also schnell steil steigen. Da die Investoren nach zwei Jahren wieder raus sind, ist es ihnen egal, ob das mit Methoden geschieht, die dem Unternehmen im dritten Jahr in den Rücken fallen.
Das ist dann der Beginn vom Abstieg. Die Budgets für die Entwicklung werden zurück gefahren, dann wird der Service und Support in Drittweltländer verlagert, dann wird die eigene Unternehmens-IT outgesourct. Gleichzeitig trimmt man die Vertriebsorganisation auf Leistung und enormes Wachstum. Dafür heuert man sich ein paar richtige Haie an. Charismatisch-psychopathische Typen, die wissen, wie man richtig schnell den Vertrieb ans Laufen bringt.
Dann beginnt der Ausverkauf. Man zehrt solange von der Produktsubstanz, wie es nur geht, weil mit der abnehmenden Entwicklungskostenumlage der Gewinn steigt. Genauso fährt man die Service-Leistungen den Kunden gegenüber immer weiter zurück und vertraut darauf, dass innerhalb der wenigen Jahre, in denen man das Unternehmen leitet, schon nicht so viele abspringen werden. Das überkompensiert man eh mit aggressiver Marktstrategie, um den Umsatz dennoch hoch zu bringen. Weil bis dahin der Vertrieb immer schärfer werden muss, werden immer schärfere, skrupellosere, kurzfristig denkende und agierende Typen gesucht, die sich von viel Geld ködern lassen und gleichzeitig ködert man sie mit immer mehr Geld.
Und dann steigt man am besten wieder aus, solange der Eimer viel wert ist. Einen Plan für danach gibts in dieser Strategie nicht.
Im Unternehmen gehts dann meist hoch her. Der neue kommt, merkt, wie es ums Unternehmen bestellt ist, entlässt prophylaktisch 10% der Mitarbeiter, trifft weitere Einsparmaßnahmen, macht den Vertrieb noch schärfer. Zwei Jahre durchhalten, die Braut hübsch machen und dann raus mit Gewinn.
Eines Tages verbrennt sich irgendeiner dran die Finger. Dann werden die Unternehmen in irgendetwas anderes eingegliedert, denn sie beinhalten ja noch einen gewissen Restwert, allein in Form der Patente. So ähnlich läuft es immer wieder und so kostet es immer wieder tausende Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.
Neben den Investoren und des Spitzenmanagements sind sicherlich gut 10% der Mitarbeiter auf der absoluten Gewinnerseite. Das sind die oberen Kasten des Vertriebs. Faustregel: Je mehr Umsatz pro Kunde und je weniger Kunden auf der Liste, desto mehr Geld bekommt der Vertriebler als Grundgehalt, der Bemessungsgrundlage für alles weitere. Das sind Leute, die in der Regel Gehälter vergleichbar zur Geschäftsführern in hübschen Mittelstandsunternehmen kassieren.
Die anderen 90% bekommen vom großen Kuchen wenig ab. Häufig kassieren 10% der Mitarbeiter 25% der Gesamtgehaltssumme in diesen Unternehmen, bekommen also im Schnitt das dreifache der anderen. Das sind quasi die Kriegsgewinnler in dem Spiel. Man beutet zugunsten der Investoren das eigene Unternehmen immer weiter aus und sucht sich dann einfach das nächste. Die Investoren sind dafür dankbar und bezahlen sehr gut.
Es sind also ein paar Tausend Mitarbeiter, das Top-Management und die Investoren, die von dem System profitieren.
Und das soll gut sein? Greed is definitely not good.
Um einen Enblick in den Sachverhalt aus Max' ersten Beitrag aus Sicht eines (ehemaligen) Mitarbeiters der Finanzbranche zu bekommen, empfehle ich das Buch "Why I left Goldman Sachs" von Greg Smith. Teilweise sicherlich fragwürdig, aber im Kern wirklich interessant.
Vielen Dank für die vielen sehr lesenswerten Beiträge, besonders an Max. :gut:
... die auch - trotz Klarstellung deinerseits - nur bedingt bis gar nicht zurückgenommen wurden. Finde ich bemerkenswert - Dinge werden interpretiert und die eigene Interpretation dann dem TE (in dem Fall dir) vorgeworfen.
Auch dieses Beispiel zeigt, wie Diskussionen heutzutage - leider viel zu oft - laufen:
Es wird sich empört - der Empörte hat scheinbar jedes Recht auf den vermeintlich Schuldigen einzudreschen - und die Empörung reicht als Rechtfertigung vollumfänglich aus - ein imho mehr als bedenklicher Ansatz.
Kurz zu den Ausführungen von Max - nach den ganzen Danksagungen und den Nominierungen zum Post des Jahres sicher nicht ungefährlich - aber sei's drum:
Ich war in den Top 3 IT-Unternehmen in Deutschland tätig - die beschriebene Vorgehensweise konnte ich dort bei KEINEM Unternehmen (Gott sei Dank) erkennen.
Natürlich ist die Welt voller Beispiele wo Systeme pervertiert werden und Menschen dies zu ihrem Vorteil ausnutzen. Dies kommt aber auch in Kirchen oder z.B. gemeinnützigen Organisationen vor.
Wenn aber gleichsam die Gewinn-/Profit Analysten Orientierung angeprangert wird (damit meine ich selbstredend nicht Max), dann Frage ich mich, wie man es schafft die Doppelmoral die mit solch einer Aussage zum Ausdruck kommt, guten Gewissens gleichsam anzuprangern und auf der anderen Seite davon zu profitieren.
@Mask: Stimmt was du du sagst zum Thema unternehmensweiter Boni - dies ist aber eine Zahlung, die allen auf Basis des allgemeinen Unternehmenserfolges zuteil wird. Meine "(Auf)Forderung" war aber, die individuelle Leistung präziser zu honorieren. Dazu gehört eben auch die etablierte Belohnungskultur nicht nur auf Ein- und Verkauf zu beschränken.
Disclaimer: Diese Ausführungen sind nicht mal Ansatz von Neidgedanken geprägt, sondern sollen zur sachlichen Auseinandersetzung des von Miguel aufgeworfenen
Themas beitragen....
.... und wenn ich eins in 20 Jahren Personalarbeit jeden Tag vor Augen geführt bekomme: Beim Thema Comp&Ben ist Gerechtigkeit ein höchst individuell wahrgenommes Thema, was gerade im Vergleich in Sekunden von höchster Zufriedenheit in völlige Unzufriedenheit wechseln kann.
@Chefcook: Wahnsinns Beitrag, Hut ab. Ich kann mir vorstellen, ohne es zu wissen, bei welchem Großkonzern du tätig bist. Schön auch deine soziale Ansicht entgegen der Unternehmensphilosophie und das Denken wie ein Unternehmen lang- und nicht nur mittel- bzw. kurzfristig "gesund" bleiben kann. Ich empfehle Dir, soweit dies in irgendeiner Form möglich ist, den Betriebsratsvorsitz in deinem Unternehmen anzustreben. Mit dem ganzen, in deiner Position befindlichen erworbenen Know-How Lage, könntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ein sehr gutes Gehalt für die nächsten 4 Jahre, nämlich das, das du das letzte Jahr erhalten hast und die Möglichkeit die morbide Geschäftspolitik sinnvoll zu verbessern. In erster Linie für die Mitarbeiter und natürlich auch für das langfristige sichere gesunde Weiterbestehen des Konzerns.:dr:
....Hättest du jetzt aber nicht zitieren müssen, Dirk.:op::D;)
Erneut besten Dank Max. Bin gleich unterwegs; werde es die Tage noch einmal in Ruhe lesen.
Keine Fullquotes, bitte :op:
Hut an von Deinem Post im anderen Thread. Ich hab diesen Thread und vorallem Deinen Post drüben auch als reine Neidkultur gesehen. Zuerst. Aber das hier hat eine gute Wendung genommen. Respekt :dr:
In gewisser Weise oder vielen Branchen wissen die Mitarbeiter schon vorher worauf sie sich einlassen. Im verkauf wohl nicht. Bei uns - Wirtschaftsanwälten - weiß es aber jeder vorher ganz genau. Und die Zeiten ändern sich, die meisten wollen sich den Stress nicht antun: wir kriegen immer weniger Bewerbungen, sehr viele hören nach ein paar Jahren auf und wechseln in unternehmen. Die die bleiben, arbeiten viel und werden leistungsbezogen bezahlt. Durchaus gutes Grundgehalt und Möglichkeit sehr hoher Boni.