Max, danke für den tollen Beitrag. :gut: Macht mir mal wieder bewusst, auf was für einer guten Stelle ich eigentlich hocke.
Und wenn die Hütte abbezahlt ist, geh zum Spiegel - die Schreibe passt. ;)
Gruß
Erik
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Max, danke für den tollen Beitrag. :gut: Macht mir mal wieder bewusst, auf was für einer guten Stelle ich eigentlich hocke.
Und wenn die Hütte abbezahlt ist, geh zum Spiegel - die Schreibe passt. ;)
Gruß
Erik
Das zeigt uns doch wie krank unser Wirtschaftssystem geworden ist. Wo Mitarbeiter wie Brennstoff verheizt werden. Kommt ja eh genug Material nach. Alles im Namen des Mammons. Gesundheit kann man nicht kaufen, Glück gibts sogar umsonst, man muss es nur zulassen.
Im stationären Einzelhandel haben wir hier zwar gerade Kackzeiten aber ich hoffe nie so tief zu fallen Danke.
Max, danke für Deinen Beitrag! Mein Einstieg in das Thema war wohl tatsächlich etwas ungeschickt. Aber dann, mehr als 4700 Hits und mehr als 120 Beiträge (OK, ein Gutteil davon Hasstiraden gegen mich) in weniger als 24 Stunden, das findet sich hier nicht alle Tage. Und es scheint mir, als läge das Thema doch mehreren am Herzen als es zunächst den Anschein hatte.
Und wenn ich Max' Beitrag ergänzen darf: Was auch sehr gerne genommen wird, die eigenen Ziele auf die der Mitarbeiter herunter zu brechen. Soweit in Ordnung, es erbringt das gesamte Team / die gesamte Abteilung die Leistung des Teamleiters / des Abteilungsleiters. So mancher Team- / Abteilungsleiter baut da aber gerne noch ein Loading ein. Das wird dann "Uplift" genannt.
Beispiel: Der Manager hat als 100% Zielvorgabe 100.000 (Euro Umsatz, verkaufte Einheiten, was immer) und fünf Mitarbeiter. Denen gibt er dann nicht jeweils 20.000 für ihre 100% Zielvorgaben, sondern 25.000. Das Ergebnis ist offensichtlich: Selbst wenn die Mitarbeiter nur zu 80% performen, so hat der Manager sein 100% Ziel erreicht. Und wenn die Mitarbeiter ihre individuellen Ziele erreichen, so hat der Manager bereits 25% overperformed. Und wenn er selbst auch noch ein wenig operativ tätig ist, dann kommt er schnell auf 130%, 150% oder mehr. Mit den von Max beschriebenen Auswirkungen auf's Salär.
Bei nur einer Führungsebene mag das noch angehen. Bei drei oder mehr Ebenen, wie dies in großen Konzernen die Regel ist, kann man sich unschwer vorstellen, was das für das Einkommen der oberen Führungsebenen und den Druck auf die Subalternen bedeutet.
MDas ist übrigens nicht richtig . Im Konzern bekommen alle, vom Chefentwickler bis zum Bandarbeiter jedes Jahr eine ordentliche Bonizahlung. Man könnte auch sagen VW schenkt jedem der zigtausend Werksangehörigen mindestens je eine Rolex pro Jahr.
Wir im Handel gehen was das betrifft komplett leer aus. Und, soll ich deshalb anderen nix gönnen ?
Und der vermeintliche private "Großaktionär" welcher um die Höhe seiner Rendite bangt weil der Hersteller denjenigen Dank zollt die überhaupt den Laden nach vorne bringen, für welchen Quatsch gibt der wohl privat sein Geld aus ?
Ich finde es immer amüsant wenn Leute meinen nur weil Sie einen verschwindend geringen Anteil an Aktien eines riesigen Weltkonzerns halten meinen, man wisse es besser mit den vorhanden Geldern umzugehen. Sollen doch alle die, die durch nichts tun mit VW Aktien in den letzten knapp 10 Jahren wirklich gut verdient haben einfach mal dankbar sein und in seliger Gewissheit abends einschlafen, dass die Verantwortlichen bei Audi, VW usw. das Thema Mitarbeitermotivation schon ganz ordentlich spielen.
Danke, Miguel das Thema, dass viele von (offensichtlich) beschäftigt.
Super, dass der Thread forenkonform läuft. Dafür danke an alle Beteiligten
Max, der beste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe. Vielen Dank für Deine Mühe!
Tut gut zu hören, dass auch Leute die vordergründig das System mittragen, zu den Zweiflern gehören.
Die Hauptgewinner sind die investierten Parteien. Die knüpfen an die enorme Bezahlung des CEOs sportliche Ziele, wie ein binnen 12 Monaten um 15% steigenden Aktienkurs, während das Unternehmen mindestens die Hälfte des Gewinns nach Steuern, den man sich bei 15% des Umsatzes wünscht, als Rendite abführt. Die Investoren haben in der Regel das Ziel, nach wenigen Jahren mit signifikantem Veräusserungsgewinn und gleichzeitig vernünftiger Rendite wieder auszusteigen und weiter zu ziehen. Es gilt als langfristig, wenn ein Investor mit einem Engagement von vier Jahren rechnet, üblich sind zwei. Die langfristige Unternehmensentwicklung liegt also nicht im Interessenfeld dieser Investoren.
Die Familie, die den Konzern in dritter Generation erbt, schlachtet nicht die Kuh, deren goldene Milch sie trinkt, sie gefährden sie nichtmal, sondern kümmert sich. Die Investoren, die sich von dem vielen Gold in der Kuh einfach eine neue kaufen und auch diese wieder schlachten, sehen das vielleicht anders und das liegt auch an den Phasen des Unternehmenslebenszyklus, in denen sie sich mit einem Investment einbringen. Ein langfristiger Investor kann zum Unternehmenserfolg beitragen, in irgendeiner Form. Er bringt Technik mit oder Kontakte oder Mitarbeiter oder einfach das Geld, den langen Atem und die Geduld, um das Unternehmen aus eigenen Kräften zu entwickeln. Der kurzfristige Investor ist jedoch am realwirtschaftlichen Betrieb des Unternehmens nur so weit interessiert, wie es seinem Ziel der Steigerung der Marktkapitalisierung des Unternehmens zuträglich ist.
In der Regel werden die Unternehmen aus einer klugen Produktidee heraus geboren. Dann sind sie am innovativsten. Das Unternehmen wächst, professionalisiert sich, Investoren kommen an Bord, mit dem Ziel, das Unternehmen in ein paar Jahren so groß zu machen, dass man es an die Börse bringen und zu einem vielfachen des eigenen Investments zu veräussern. Das sind die Venture-Kapitalisten. Die Unternehmen wachsen weiter, sind aber häufig noch Zuschussgeschäfte, die einen langfristigen Investor brauchen. Haben die Unternehmen das Glück, einen solchen zu finden, werden sie über 10-15 Jahre groß und profitabel gemacht. In der Regel ist dieser langfristige Investor recht günstig eingestiegen und lässt sich dann seinen Erfolg beim Verkauf des Unternehmens vergolden. Bis dahin ist das alles noch super, gesund und mit guter Stimmung, weil langfristig gedacht und gearbeitet wurde. Jetzt, wo das Unternehmen groß und profitabel ist, aber nicht unbedingt technikbezogenen Investoren in die Hände fällt, dreht sich der Ton. Das Unternehmen muss weiter an Wert zulegen, und zwar schnell. Ausserdem muss weiterhin die tolle Dividende abgeführt werden. Damit alle auf das Unternehmen scharf werden und der Wert so rasant wächst, dass er bedeutender als die erwirtschaftete Rendite ist, müssen die Analystenmeinungen stimmen, sonst kauft der Markt nicht. Die Analysten stehen darauf, wenn die Unternehmenssubstanz rasant wächst und beurteilen dabei selten die langfristige Geschäftslage, sondern Quartal für Quartal. Die Umsätze müssen also schnell steil steigen. Da die Investoren nach zwei Jahren wieder raus sind, ist es ihnen egal, ob das mit Methoden geschieht, die dem Unternehmen im dritten Jahr in den Rücken fallen.
Das ist dann der Beginn vom Abstieg. Die Budgets für die Entwicklung werden zurück gefahren, dann wird der Service und Support in Drittweltländer verlagert, dann wird die eigene Unternehmens-IT outgesourct. Gleichzeitig trimmt man die Vertriebsorganisation auf Leistung und enormes Wachstum. Dafür heuert man sich ein paar richtige Haie an. Charismatisch-psychopathische Typen, die wissen, wie man richtig schnell den Vertrieb ans Laufen bringt.
Dann beginnt der Ausverkauf. Man zehrt solange von der Produktsubstanz, wie es nur geht, weil mit der abnehmenden Entwicklungskostenumlage der Gewinn steigt. Genauso fährt man die Service-Leistungen den Kunden gegenüber immer weiter zurück und vertraut darauf, dass innerhalb der wenigen Jahre, in denen man das Unternehmen leitet, schon nicht so viele abspringen werden. Das überkompensiert man eh mit aggressiver Marktstrategie, um den Umsatz dennoch hoch zu bringen. Weil bis dahin der Vertrieb immer schärfer werden muss, werden immer schärfere, skrupellosere, kurzfristig denkende und agierende Typen gesucht, die sich von viel Geld ködern lassen und gleichzeitig ködert man sie mit immer mehr Geld.
Und dann steigt man am besten wieder aus, solange der Eimer viel wert ist. Einen Plan für danach gibts in dieser Strategie nicht.
Im Unternehmen gehts dann meist hoch her. Der neue kommt, merkt, wie es ums Unternehmen bestellt ist, entlässt prophylaktisch 10% der Mitarbeiter, trifft weitere Einsparmaßnahmen, macht den Vertrieb noch schärfer. Zwei Jahre durchhalten, die Braut hübsch machen und dann raus mit Gewinn.
Eines Tages verbrennt sich irgendeiner dran die Finger. Dann werden die Unternehmen in irgendetwas anderes eingegliedert, denn sie beinhalten ja noch einen gewissen Restwert, allein in Form der Patente. So ähnlich läuft es immer wieder und so kostet es immer wieder tausende Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.
Neben den Investoren und des Spitzenmanagements sind sicherlich gut 10% der Mitarbeiter auf der absoluten Gewinnerseite. Das sind die oberen Kasten des Vertriebs. Faustregel: Je mehr Umsatz pro Kunde und je weniger Kunden auf der Liste, desto mehr Geld bekommt der Vertriebler als Grundgehalt, der Bemessungsgrundlage für alles weitere. Das sind Leute, die in der Regel Gehälter vergleichbar zur Geschäftsführern in hübschen Mittelstandsunternehmen kassieren.
Die anderen 90% bekommen vom großen Kuchen wenig ab. Häufig kassieren 10% der Mitarbeiter 25% der Gesamtgehaltssumme in diesen Unternehmen, bekommen also im Schnitt das dreifache der anderen. Das sind quasi die Kriegsgewinnler in dem Spiel. Man beutet zugunsten der Investoren das eigene Unternehmen immer weiter aus und sucht sich dann einfach das nächste. Die Investoren sind dafür dankbar und bezahlen sehr gut.
Es sind also ein paar Tausend Mitarbeiter, das Top-Management und die Investoren, die von dem System profitieren.
Und das soll gut sein? Greed is definitely not good.
Um einen Enblick in den Sachverhalt aus Max' ersten Beitrag aus Sicht eines (ehemaligen) Mitarbeiters der Finanzbranche zu bekommen, empfehle ich das Buch "Why I left Goldman Sachs" von Greg Smith. Teilweise sicherlich fragwürdig, aber im Kern wirklich interessant.
Vielen Dank für die vielen sehr lesenswerten Beiträge, besonders an Max. :gut:
... die auch - trotz Klarstellung deinerseits - nur bedingt bis gar nicht zurückgenommen wurden. Finde ich bemerkenswert - Dinge werden interpretiert und die eigene Interpretation dann dem TE (in dem Fall dir) vorgeworfen.
Auch dieses Beispiel zeigt, wie Diskussionen heutzutage - leider viel zu oft - laufen:
Es wird sich empört - der Empörte hat scheinbar jedes Recht auf den vermeintlich Schuldigen einzudreschen - und die Empörung reicht als Rechtfertigung vollumfänglich aus - ein imho mehr als bedenklicher Ansatz.
Kurz zu den Ausführungen von Max - nach den ganzen Danksagungen und den Nominierungen zum Post des Jahres sicher nicht ungefährlich - aber sei's drum:
Ich war in den Top 3 IT-Unternehmen in Deutschland tätig - die beschriebene Vorgehensweise konnte ich dort bei KEINEM Unternehmen (Gott sei Dank) erkennen.
Natürlich ist die Welt voller Beispiele wo Systeme pervertiert werden und Menschen dies zu ihrem Vorteil ausnutzen. Dies kommt aber auch in Kirchen oder z.B. gemeinnützigen Organisationen vor.
Wenn aber gleichsam die Gewinn-/Profit Analysten Orientierung angeprangert wird (damit meine ich selbstredend nicht Max), dann Frage ich mich, wie man es schafft die Doppelmoral die mit solch einer Aussage zum Ausdruck kommt, guten Gewissens gleichsam anzuprangern und auf der anderen Seite davon zu profitieren.
@Mask: Stimmt was du du sagst zum Thema unternehmensweiter Boni - dies ist aber eine Zahlung, die allen auf Basis des allgemeinen Unternehmenserfolges zuteil wird. Meine "(Auf)Forderung" war aber, die individuelle Leistung präziser zu honorieren. Dazu gehört eben auch die etablierte Belohnungskultur nicht nur auf Ein- und Verkauf zu beschränken.
Disclaimer: Diese Ausführungen sind nicht mal Ansatz von Neidgedanken geprägt, sondern sollen zur sachlichen Auseinandersetzung des von Miguel aufgeworfenen
Themas beitragen....
.... und wenn ich eins in 20 Jahren Personalarbeit jeden Tag vor Augen geführt bekomme: Beim Thema Comp&Ben ist Gerechtigkeit ein höchst individuell wahrgenommes Thema, was gerade im Vergleich in Sekunden von höchster Zufriedenheit in völlige Unzufriedenheit wechseln kann.
@Chefcook: Wahnsinns Beitrag, Hut ab. Ich kann mir vorstellen, ohne es zu wissen, bei welchem Großkonzern du tätig bist. Schön auch deine soziale Ansicht entgegen der Unternehmensphilosophie und das Denken wie ein Unternehmen lang- und nicht nur mittel- bzw. kurzfristig "gesund" bleiben kann. Ich empfehle Dir, soweit dies in irgendeiner Form möglich ist, den Betriebsratsvorsitz in deinem Unternehmen anzustreben. Mit dem ganzen, in deiner Position befindlichen erworbenen Know-How Lage, könntest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ein sehr gutes Gehalt für die nächsten 4 Jahre, nämlich das, das du das letzte Jahr erhalten hast und die Möglichkeit die morbide Geschäftspolitik sinnvoll zu verbessern. In erster Linie für die Mitarbeiter und natürlich auch für das langfristige sichere gesunde Weiterbestehen des Konzerns.:dr:
....Hättest du jetzt aber nicht zitieren müssen, Dirk.:op::D;)
Erneut besten Dank Max. Bin gleich unterwegs; werde es die Tage noch einmal in Ruhe lesen.
Keine Fullquotes, bitte :op:
Hut an von Deinem Post im anderen Thread. Ich hab diesen Thread und vorallem Deinen Post drüben auch als reine Neidkultur gesehen. Zuerst. Aber das hier hat eine gute Wendung genommen. Respekt :dr:
In gewisser Weise oder vielen Branchen wissen die Mitarbeiter schon vorher worauf sie sich einlassen. Im verkauf wohl nicht. Bei uns - Wirtschaftsanwälten - weiß es aber jeder vorher ganz genau. Und die Zeiten ändern sich, die meisten wollen sich den Stress nicht antun: wir kriegen immer weniger Bewerbungen, sehr viele hören nach ein paar Jahren auf und wechseln in unternehmen. Die die bleiben, arbeiten viel und werden leistungsbezogen bezahlt. Durchaus gutes Grundgehalt und Möglichkeit sehr hoher Boni.
Manchmal verleitet der späte Abend dazu, etwas zu schreiben, was man so schon am nächsten Morgen nicht mehr "zu Papier" bringen würde.
Insofern :dr: an den TS für seine Klarstellungen.
@Max: Was ich im Zusammenhang mit Deinen Schilderungen bemerkenswert finde, ist dass Du die Zeit aufgebracht hast, die es für dieses aufschlussreiche Post bedurfte. Was hättest Du in dieser Zeit an Kohle machen können. ;) :gut:
Nachtrag 1: Ralf und Frank, alles Gute für Euch!
Nachtrag 2: Bernhard, ich wünsche Dir für Dich, dass Du diese Gelassenheit (Zitat: "Jeder kann sich doch den Job mit einem akzeptablen Stresslevel und Work/Live Balance suchen, der auch Spass macht.") für Dich bewahren kannst. Ich hoffe jedoch auch, dass Du nicht jeden, der - aus welchen Gründen auch immer, genannt wurde ja schon einige (Familie, Kinder, sonstige Verpflichtungen) - diese Gelassenheit nicht so leben kann, nicht daran misst.
Nochmals an alle für die guten Wünsche :
Danke :verneig:
Weil das jetzt ein paar mal durchklang, wie man in solchen Unternehmen überhaupt guten Gewissens arbeiten kann:
Dafür gibt's nur einen einzigen Weg, meiner Meinung nach: Man überschaut die Folgen dieser Management-Politik nicht. Ich würde auch behaupten, dass das bei neun von zehn so ist. Das, was mein Chef sagte, dass es doch gut für uns alle und damit fürs Unternehmen sei, ist mit Sicherheit eine weit verbreitete Meinung, an die auch fest geglaubt wird.
Mit den gleichen Tricks, mit denen man die Analysten behumpst, kann man auch viele Mitarbeiter ruhig stellen: Das Unternehmen wächst rasant, ist profitabel, der Kurs steigt. Besonders letzteres ist geil, weil man vorher die Mitarbeiter mit Aktienplänen selbst zum Teilhaber gemacht hat. Dass dann plötzlich Kollegen wegrationalisiert werden, obwohl sie sicher nicht auf der faulen Haut lagen und eine konkrete Aufgabe hatten, Entwicklungsbudgets schrumpfen und die Zahl der Support-Eskalationen wegen unzufriedener Kunden genauso rasant steigt, wie das eigene Umsatzziel, sind Entwicklungen, die die wenigsten in Zusammenhang mit der vordergründig positiven Geschäftsentwicklung bringen. Ohne mich beweihräuchern zu wollen würde ich behaupten, dass die absolute Mehrzahl diese Folgen nicht überschaut.
Ich habe auch einige Jahre gebraucht. Anfangs denkt man, wenn sich langfristig etwas als Schuss in den Ofen rausgestellt hat, dass halt jeder mal Fehler macht, auch das eigene Management. Beim zweiten Mal überlegt man sich, warum die Lernkurve beim Management so flach ist. Man steigt weiter auf, bekommt vielleicht Personalverantwortung oder (der neuste Schrei!) ein virtuelles Team, d.h. man ist für den Erfolg des Teams verantwortlich, ist dem Team ggü. aber nicht weisungsbefugt. Dann lernt man die Praktiken der Personaler kennen.
So langsam dämmert einem, wo die Reise hin geht und irgendwann kann man die Folgen einigermaßen abschätzen.
Dann kann man tatsächlich in solchen Unternehmen nur noch unter höchster emotionaler Anstrengungen und Ausbeutung arbeiten.
Ich sage es ganz offen: Mein Leben ist aufgrund meiner Arbeit ziemlich freudlos. Mangels Erfüllung und dank damit einhergehender Abstumpfung verliert man den Spaß an Hobbies, kann sich über Erfolge im Job nicht mehr freuen, bricht Kontakt zu Freunden ab, weil man einfach nicht mehr die Energie oder die Muße hat sich mit anderen Menschen zu Umgeben.
Dann gibts zwei Möglichkeiten:
1.) man lernt damit umzugehen, macht ne Therapie, bevor der Burnout endgültig zuschlägt (die Unternehmen zahlen das in der Regel oder haben sogar eigene Seelsorgerdienste). Und dann geht's weiter, bis das Unternehmen abgegrast ist.
2.) oder man sucht zügig den Ausstieg, so wie ich. Das ist jedoch die viel schwierigere Wahl. Neuen Job finden in Unternehmen, die nicht diese Züge haben, allein das ist schon schwer. Schwer reinzukommen, wenn man aus so einer ganz anderen Branche oder auch innerhalb der Branche von so einem ganz andern Unternehmenstyp kommt. Dann natürlich das Geld. Daran scheitert es bei den meisten. Ich bin zum Glück eher enthaltsam und brauche nicht so viel, wie ich verdiene. Porsche und andere Spinnereien habe ein ich hinter mir - brauche und möchte ich nicht mehr. Das Auto war emotionale Belastung für mich. Andere sehen das anders, haben in meinem Alter richtig schicke Häuser gekauft, drei Kinder bekommen und die Frau arbeitet nicht, weil man es sich ja leisten kann.
Ich habe zum Glück all diese Hürden nicht und mein Ziel ist daher ganz einfach: baldmöglichst wieder in meinem Ausbildungsberuf im klassisch mittelständischem Maschinenbau unterkommen. Dass sich mein Gehalt dabei im glücklichsten Fall halbiert, vielleicht sogar drittelt, bin ich bereit in Kauf zu nehmen. Ingenieure nagen nun auch nicht gerade am Hungertuch und ich habe meinen Lebensstandard zum Glück gar nicht erst so hoch geschraubt.
Aber das braucht Zeit. Wieder Kontakte knüpfen, wieder vorstellen, überhaupt erst mal klar darüber werden, was man wil. Da vergeht einiges an Zeit. Vorallem, wenn man nicht zum Umziehen bereit ist, sonder auch weiterhin in der Heimat bleiben möchte.
Weise Entscheidung, Max :gut:
Erstaunlich, auf welche Gedanken man kommt, wenn man mit seiner Harley durch den Schwarzwald knattert :D
Gute Reflexion trotzdem frage ich mich wie man mit der Ansicht und solchen moralischen zweifeln va wegen des Geldes weitermacht. Versuchst du den Wiedereinstieg im Mittelstand wirklich oder ist das süße gehalt nicht auch etwas mehr Grund für die Passivität als hier zugegeben wird. Ist nicht böse gemeint aber die Frage muss auch mal zwangsläufig in so einen Thread gestellt werden, in dem moralische Aspekte stark in den Vordergrund gestellt werden.
Vorab: ich finde es toll, wie sich das Thema entwickelt hat.
Da ich auch einer der ertsten war, der laut Dr. Albern "draufgehauen" möchte ich aber auch nochmal ganz kurz was zu Deinem Post sagen. Die Hasstiraden hattest Du – auch mit 2 Tagen Abstand – meiner Meinung nach auch verdient, da Deine Provokation unterste Schublade war. Das Thema war schon immer gut. Vor allem aber hätte es diese Provokation ja gar nicht gebraucht. Die war sooo überflüssig.
Aber Schwamm drüber. Vielen Dank für Deine Klarstellung und Dein Einsehen. :dr:
Zum Thema: Wenn ich das alles lese bin ich echt froh, dass ich hier so eine kleine Dorfklitsche habe und nicht in diesen Haifischbecken schwimmen muss. Es ist sehr interessant zu lesen, was da draußen teilweise abgeht. Vielen Dank für die ausführlichen und ehrlichen Beiträge.
Hallo Max, ich finde es erstaunlich (eigentlich wollte ich erschreckend schreiben) wie Jemand seinen ScheizzJob/ScheizzArbeitgeber so intensiv reflektiert, keine Abhängigkeit von selbigen hat und trotzdem jeden Tag aufs Neue in die Tretmühle geht .
Ich fürchte du bist weiter als dir lieb ist.
Dass ich immer noch dennoch dabei bin oder keine Abhängigkeit hätte, sagt sich so leicht, Jungs. Das ist immerhin die Bude, die mir Essen auf den Tisch stellt und ein Dach über dem Kopf gibt.
Bis man merkt, dass etwas nicht stimmt, gingen bei mir zweieinhalb Jahre ins Land. Bis man dann weiß, was genau nicht stimmt, ging ein weiteres Jahr um. Dann muss man sich auf Jobsuche machen. Das geht in einer gewissen Ebene auch nicht von heute auf morgen und braucht auch nochmal ein halbes Jahr, bis man eine auf den ersten Blick passende Stelle gefunden hat, durch das Bewerbungsverfahren gekommen ist und dann muss die Stelle ja auch noch auf den zweiten Blick passen. Gerade, wenn man mal in er Situation war, muss die neue Stelle inhaltlich und persönlich richtig gut sein, sprich zweifelsfrei einwandfrei.
Erstmal schaut man dann bei anderen IT-Unternehmen, wie es da so läuft. Damit verbrät man das erste halbe Jahr, sagt diesen Unternehmen wieder ab. Zwischendurch hofft man, dass es vielleicht doch besser wird, weil der neue Investor ja gar nicht so schlimm ist, verbrät weitere drei Monate.
Und mit den Gehaltssprüngen muss man auch erst mal klar kommen. In meinem Fall kann das gelingen, aber das ist natürlich erstmal ne Weile Grübelei und Rechnerei. Natürlich! Was würdet ihr machen, wenn ihr die Wahl habt zwischen Scheißjob, aber mit 50 aufhören können oder ungewissem, weil noch nicht bekannten Job, den man aber sicher bis 65 durchziehen muss, weil das Geld sonst nicht fürs Alter reicht? Und bedenkt: Ihr seid in einer Situation, in der Ihr Euch fast nicht mehr vorstellen könnt, dass andere Unternehmen moralisch hochwertiger arbeiten. Und wie lange würdet Ihr zur Entscheidung brauchen?
Dann wird einem klar, wie weitgehend der Wechsel sein muss und die Suche geht von vorne los, ist aber deutlich schwieriger, weil Unternehmen nicht gerade auf Branchenwechsler warten.
Wenn jemand innerhalb von zwei Jahren sein Berufsleben um 180° umkrempelt, von Einsicht bis Abschluss, dann war das zügig. Dafür hab ich noch etwas Zeit, aber es ist definitiv das Ziel, das innerhalb dieser zwei Jahre hinzubekommen.
Das, was ich hier schildere, ist keine fixe Einsicht, die mich wie ein Blitz überkam, sondern das Ergebnis jahrelanger Reflexion und Erfahrung.
Du bringst es wieder mal auf den Punkt, Max, und ich verstehe manche Kommentare nicht, die einfache Antworten auf komplizierte Fragen geben und hier eine "doch nicht so ganz moralisch einwandfreie Haltung" hineininterpretieren. Wir alle leben in mehr oder weniger großen Zwängen und wer behauptet, Geld sei ihm nicht wichtig, der lügt. Jedenfalls, so lange er nicht im Wald lebt und das R-L-X- Forum nicht kennt.
An dieser Stelle auch Dank an alle für Eure aufbauenden Kommentare und ich kann nur sagen, dass ein angeknaxtes Selbstwertgefühl, mit dem man heutzutage aufgrund solch menschenverachtender Praktiken oftmals eine Firma verlässt, eine sehr große Hürde bei der Jobfindung darstellt. Im Grunde ist das Recht immer auf Seiten der Arbeitgeber, denn deren Vorgehensweisen gegenüber Mitarbeitern werden niemals mehr hinterfragt. Deshalb mein Rat an alle: Lieber zu früh und freiwillig aussteigen als es bis zum Ende durchzustehen und dann unfreiwillig auszusteigen. Und das Ende kommt manchmal schneller und überraschender als gedacht.
Da bin ich bei Dir.
Man macht eigentlich immer weiter, und will es einfach nicht glauben.
Und dann f45.41 G
An erster Stelle wünsche ich euch beiden, Ralf und Frank, alles Gute!
Ich habe selber bereits bei 2 (jungen) Kollegen den Burnout Verlauf erleben müssen und wünsche euch viel Kraft und genügend Zeit !!
@ Max, herzlichen Dank für deine ehrlichen und schonungslosen Schilderungen.
Vieles hiervon kommt mir erschreckend bekannt vor, war ich doch selbst 8 Jahre bei einem Großen der Embedded-IT in Vertriebs- und Projektmanagementfunktionen tätig. Auch den von dir beschriebenen "Niedergang" eines solchen Unternehmens konnte ich, zwischenzeitlich als Außenstehender, beobachten.
Mir selbst gelang vor nunmehr 4 Jahren der Branchenwechsel um 180 Grad in ein familiengeführtes Mittelstandsunternehmen und schätze dort die langfristige Orientierung.
Aber du hast für dich bereits die richtigen Entscheidungen getroffen.
Für diese Ziele wünsche ich dir viel Erfolg! :gut:
Das tue ich auch nicht. Oftmals ist es umgekehrt und die Ursachen fuer das "Burn-Out" sind nicht unbedingt beim Unternehmen zu suchen: Ich hatte einige Mitarbeiter, die nur in der Muehle mitgetreten sind, weil sie Erfolg haben "muessen" , aber aus folgenden Motivationen: Sie waren die Besten in der Schule oder im Studium. Anderere Beweggruende waren Druck von der Frau, Statussymbole (first class Fluege, Buero, Zahl der untergegebenen Mitarbeiter, "peer pressure" etc.) oder wollten eine bessere Karriere machen als der Vater.
Das klingt zwar laecherlich, aber es war oft der Fall! Wir haben Coaches, Psychologen, persoenliche Karrierebaratung etc eingesetzt. Oftmals haben wir fuer diese Leute besipielsweise eine anspruchsvolle technische Position in der Entwicklung oder Qualitaetssicherung gefunden, die nicht so extrem vom Umsatz oder "perfomance indices" abhaengig war.
Viele von diesen Leuten kamen spaeter zu mir und haben mir gedankt. Gerade diese Leute arbeiten hevorragend in ihrem neuen Arbeitsumfeld.
@Max :gut:
Ich arbeite für einen der größten deutschen IT-Dienstleister und kann deine Ausführungen zu 100% bestätigen...ich arbeite
in einer Führungsposition mit Personalverantwortung und Zielerfüllungsdruck, aber bin noch (weit) weg vom Top-Management....Druck von oben und unten....Every Day ist a Challenge....mal schauen wer gewinnt hoffentlich nicht Dr. Burnout oder Mister Alkohol....
:grb:
Verstehe gerade den ein oder anderen Beitrag - z.B. auch den über mir - nicht so recht...
... in nahezu jeder Branche gibt es Druck - entscheidet man sich für Karriere erhöht sich der Druck - wieso sonst sollte der Arbeitgeber diese Positionen sonst auch besser bezahlen?
Alle wollen Wachstum - gesteigerte Gewinne in einem immer globaleren Wettbewerb - das da (Konkurrenz-) Druck entsteht, ist systemimmanent.
Bezogen auf die Eingangsfrage ging es um Corporate Governance und ggf. Auswüchse in diesem Kontext.
Max hat einen davon beschrieben - sehr befremdliche UN-Führung - und hoffentlich mit gutem Ausgang für ihn.
Grundsätzlich hat aber jeder die Möglichkeit "Nein" zu sagen - "Nein" zu Karriere und "Nein" zum damit verbundenen Druck.
Btw. eben von mir vor Jahren praktiziert - nie bereut und nun zufrieden. Wie Max Einschnitte bewusst in Kauf genommen. Das geht - aber man muss sich halt entscheiden. "Wasch mich und mach mich nicht nass!" Im Sinne von:
Kohle - Einzelbüro - Rang & Co gibt es nicht umsonst - auch der Arbeitsmarkt ist ein Tauschhandel - Zeit und Lebensqualität gegen Geld und Ansehen..
... man hat i.d.R. die Wahl.
Das war mein Wort zum Freitag - schönen Abend allerseits :dr:
Die Unternehmen gehen aber gerne wie oben beschrieben mit 130% Erwartung ins Rennen, sonst ist man Low-Performer oder Schlechtleister....selbst Menschen mit erweiterter Berufs- und Lebenserfahrung müssen höllisch aufpassen, das Sie nicht zerrieben werden...ansonsten ist jeder seines Glückes Schmied und muss für sich priorisieren...
Ich hab hier jetzt mehrfach gelesen "man müsse nicht, man könne es sich aussuchen, man könne ja auch nein sagen". Das ist so absolut natürlich völliger Nonsens. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer, auch viele auf höherem Level, hat eben nicht das Potential wie anscheinend viele der Effizienzbubis und Millionärsangestellten hier (danke Hessel :D), mal so eben innerhalb von ein paar Wochen aus drei neuen, gutbezahlten Jobs auswählen zu können. Viele sind froh, überhaupt einen Job zu haben (auch hier gilt, auch viele aus der gut bezahlten Gruppe), mit dem sie ihre Familie ernähren können und nehmen so zwangsläufig auch weniger angenehme Bedingungen in Kauf.
Auch schön ist der sinnentleerte Spruch "Augen auf bei der Berufswahl." Max ist das beste Beispiel, der ist momentan z.B. nicht im Entferntesten in dem Bereich in den er ursprünglich eingestiegen ist. Darüber hinaus kenne ich massig Leute, die nicht mal mehr ansatzweise das tun, was sie mal gelernt haben.
Was für ein Quark. Der Eingangspost kam genau so rüber wie er gemeint war, das zeigt auch die bewusste Provokation in einem anderen Thread auf die hier zusätzlich Bezug genommen wurde. Nur weil jemand nach konstantem Gegenwind irgendwann zwangsläufig zurückrudert, äh .... "klarstellt", muss sich hier niemand für Kritik entschuldigen.