Original von Reckel
Tja, ein leidiges Thema, dem ich mich in einem Printmagazin disen Monat auch mal gewidmet habe.
Hier mal ein paar Auszüge:
"Bei Rolex durchgefallen"
Bei eBay erwarb ich eine Rolex Day-Date, Referenz 1803/8, die aufgrund der sehr schlechten Bilder und des schlechten Allgemeinzustandes nur wenig Interessenten hatte.
http://i38.photobucket.com/albums/e1...803/b2cf_1.jpg
Als sie angekommen war, kam zunächst der Echtheitscheck, der wie erwartet positiv ausfiel. Der Zustand war allerdings durchaus "gebraucht", die Uhr aus dem Baujahr 1967 wurde 1976 verkauft und war seitdem nur zweimal beim Uhrmacher zur Revision.
Nun ja, was ist die Methode um das bestmögliche Ergebnis bei einer Komplettrevision zu erreichen? Man schickt die Uhr zu Rolex.
Dachte ich.
Nach drei Wochen bekam mein Uhrmacher die Uhr zurück, mit einem Brief, der die Revision ablehnt - darin stehen unter anderem so nette Aussagen wie:
"...das Werk ist altersgemäß verbraucht und verarbeitet"
Damals waren also die Day-Date Werke schlecht verarbeitet, meint Rolex heute? Dabei dachte ich immer dass die Day-Date damals die Spitze des Rolex Programms darstellte.
"Die Kosten für die nun erforderliche Instandsetzung und die dafür benötigten Ersatzteile würden den ursprünglichen Ankaufswert dieser Uhr um ein mehrfaches übersteigen."
...
"Da für die Wiederherstellung der Ersatz von Gehäuse, Zifferblatt und Werk notwendig ist, käme dies einer Rekonstruktion einer neuen Uhr gleich, wozu unsere Service-Abteilung nicht berechtigt ist."
Na gut, wenn man von diesem Ansatz ausgeht, stimmt die Rechnung, aber trifft dies auch zu? Um das zu überprüfen habe ich mir den Spaß gemacht einen Tag Urlaub zu nehmen und meinen Uhrmacher bei der Aufarbeitung der Day-Date fotografisch zu begleiten.
Am Ausgangszustand sieht man schon, dass hier etwas Arbeit hineingesteckt werden muss:
http://i38.photobucket.com/albums/e1...IMG_6060_b.jpg
http://i38.photobucket.com/albums/e1...IMG_6061_b.jpg
http://i38.photobucket.com/albums/e1...IMG_6062_b.jpg
...
Nach dem Zusammenbau ergibt sich ein Bild, dass mit dem ursprünglichen nicht mehr zu vergleichen ist:
http://i38.photobucket.com/albums/e1...IMG_6806_b.jpg
...
Aber erstmal zu den Kosten:
5 Stunden Uhrmacherarbeit
1 Zifferblatt
1 Zeigersatz
1 Glas
1 Krone
1 Tubus
1 Bodendichtung
1 Aufzugswelle
Sollen die Kosten für diese Arbeit und diese Teile wirklich den damaligen Neupreis übertreffen?
Die Preisliste aus 1976 für Deutschland, dem Jahr des Verkaufes also, ergibt, dass die 1803/8 in der einfachsten Ausführung - mit zwei Lederbändern – DM 3660.- kostete.
Setze ich den Umrechnungskurs ohne Preissteigerung und Inflation an, wären dies ca. € 1875.-. Da war erstens die Uhr vor der Revision in der Anschaffung teurer und zweitens die Revision deutlich günstiger als 1875.-
Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage, warum Rolex so eine Politik für die Pflege ihrer Vintage-Uhren fährt?
Liegt es daran, dass man es nicht nötig hat zu sagen, dass eine Rolex eine gute Anschaffung ist, die auch nach Jahrzehnten, den passenden Service ab und an vorausgesetzt, ihre Dienste tut?
Liegt es daran, dass die Ersatzteile bei Rolex knapp werden und nur für Uhren in einem "guten" Zustand verwendet werden?
Oder liegt es daran, dass schlicht und ergreifend der Erhaltung alter Rolex-Uhren keine Bedeutung beigemessen wird, weil man lieber neue Uhren verkauft?
http://i38.photobucket.com/albums/e1...IMG_6815_b.jpg
Wenn Rolex nun nicht bereit ist für derartig alte Uhren einen Service zu bieten - was mir mit meiner mittlerweile über 50 Jahre alten Explorer Referenz 6610 auf telefonische Nachfrage bei Rolex ebenfalls so erging - und Rolex dabei auf die freien Uhrmacher verweist, warum werden dann nicht konsequenter Weise diese freien Uhrmacher ohne Probleme von Rolex mit Ersatzteilen beliefert?
...
Für gewisse Teile ist es nachzuvollziehen, dass diese dann nur im Austausch geliefert werden können um der Erzeugung von „Rolex Uhren aus Originalteilen“ vorzubeugen.
Die Automobilhersteller haben erkannt, dass man mit alten Autos auch Werbung machen kann und die Kunden die einen Oldtimer haben in aller Regel auch ein Neufahrzeug der gleichen Marke fahren. Die Markentreue über einen guten Service pflegen.
Vielleicht wird auch Rolex bald erwachen und den Service für alte Schmuckstücke anbieten, wie andere Hersteller es derzeit schon machen.
...
http://i38.photobucket.com/albums/e1...IMG_6821_b.jpg
Bye
Marko