Habe allergrößte Sympathie für Eigentumsrechte.
Dennoch: Dass der gegenwärtige Mieter ein "Mietnomade" ist, steht doch gar nich in Rede.
Es gibt nämlich auch Mieter, die ihre Pflichten auf das Allerbeste bedienen.
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Bloß nicht.
Meine Frau ( Rechtanwältin, Spezialgebiet Kapital -, Erb- und Mietrecht) hat gerade so 'nen Fall.
Klassischer und wirklicher Eigenbedarf ihres Mandanten.
Die bisherige Mieterin will nicht raus.
Jetzt erst mal Räumungsklage. Garantie, dass das dann fristgerecht klappt, keineswegs...
Ja, das ist die eine Seite der Medaille und verstehen kann ich das schon. Trotzdem kann es nicht sein, dass Du hier in Deutschland als Eigentümer weniger Rechte hast, als dein Mieter! Und das ist, wie man hier ja gerade wunderbar sieht, die andere Seite. In diesem Fall verhindert der Mieter möglichrweise einen Verkauf der Wohnung, und potentielle Käufer werden aufgrund dieser rechtlichen Schieflage abgeschreckt. Das kann es doch eigentlich nicht sein! Der Mieter hätte ja auch die Möglichkeit diese Wohnung zu kaufen. Wenn ihm so viel an der Wohnung liegt und er länger dort wohnen will, warum tut er das nicht? Und unbefristeter Mietvertrag heisst gesetzliche Kündigungsfrist, also aktuell 3 Monate (eigentlich für beide Seiten, in der Praxis kann fast ausschliesslich der Mieter diese Karte ausspielen. Wo ist da die Gerechtigkeit?). Es gäbe ja auch die Möglichkeit einer befristeten Zeit, z.B. 4 Jahre fest. Im gewerblichen Bereich funktioniert das ja auch, bzw. muss man dort damit leben. Und auch dort kann das für einen Mieter Konsequenzen nach sich ziehen, wie die genannten 12k Euro Kosten. Aber was solls, es ist wie es ist und ich glaube nicht das sich das zeitnah ändern wird, leider.
Und das Thema Mietnomadentum (mit der in D nicht vorhandenen Möglichkeit des eigentlich berechtigten Rauswurfs) steht nochmal eine Ebene darüber...
Gruss
Ditk
Mietnomaden? Kenne ich nur aus RTL, ich frage mich immer, wie man an so jemanden gerät. Wer einen Mieter im Vorfeld sauber prüft, bzw. prüfen lässt, kann sich fast unmöglich einen Mietnomaden eintreten. Aber das ist ein anderes Thema, das in diesem Thread eher nichts zu suchen hat.
Zum Thema Kauf einer vermieteten Wohnung: Wenn man sich nicht von den Reichsbedenkenträgern hier abschrecken lassen möchten, sind das hier die beiden einzig sinnvollen Möglichkeiten. Alles andere ist für die Tonne:
Ich kenne zwei aktuelle Fälle. Im einen waren die Mieter für zwei Monate mehr Auszugsfrist mit einer Mietaufhebung einverstanden, im anderen waren es zwei Monate mehr und eine erträgliche Abstandzahlung.
Vielleicht wird sie dafür, dass man den Mieter mitkaufen soll, auch einfach nur zu teuer angeboten.
Das deutsche Mietrecht ist asynchron zu Gunsten von Mietern ausgelegt.
Ah, das ist in dieser Absolutheit auch nicht richtig.
Bin ich absolut bei Dir. Im vorliegenden Fall kenne ich allerdings die Hintergründe zu wenig um das beurteilen zu können. Ich kenne weder die Mietdauer (ab 8 Jahre 9 Monate Kündigungsfrist) noch die Umstände des Verkaufs. Im Bekanntenkreis hat ein Vermieter versucht den Mieter nach einem Jahr Mietdauer herauszubekommen; er war selbst (planmässig) in Rente gegangen und konnte den Zuschuss zu Finanzierung nich mehr aufbringen. Die Vermietung stünde einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung (sprich Mindereinnahme bei Verkauf) entgegen. Sorry, aber für schwachsinnige und planlose Vermieter mag ich auch nicht haften; wer nicht 6 Monate in die Zukunft planen kann für den ist ein Tagesgeldkonto die bessere Anlage. Ich glaube es gibt auf beiden Seiten alle Spielarten.
Viele Grüße, Marco
Schwierig. Meine Cousine hat dem Mieter 10.000€ angeboten, sonst wär er heut noch in der Wohnung. :motz:
Jeder Fall ist eigen u kann sehr schwer u nervenaufreibend werden.
Ich habe vor fast 5 Jahren eine Eigenbedarfskündigung durchgezogen um in mein Haus zu kommen.
Hatte auch vorher hier um Rat gefragt, da ebenfalls mit Problemen zu rechnen war. Mieter machte in den Jahren zuvor schon wegen jedem **** Ärger, außerdem Lehrer UND Mitglied im Mieterverein. Na toll!
Wie hat es trotzdem funktioniert?
Ich habe VOR der Kündigung das Gespräch gesucht und wirklich unaufgeregt über mein Vorhaben gesprochen.
Dann habe ich von einem Anwalt eine anständige Eigenbedarfskündigung aufsetzen lassen. Kündigungsfrist waren 9 Monate.
Nach 6 Monaten waren die Mieter draußen. Und zwar ohne dass ich mit irgendwelchen Scheinchen gewedelt hätte.
Mein Fall lag zwar etwas anders als der hier geschilderte, aber er soll zeigen, wie wichtig ein persönliches Gespräch im Vorfeld ist. Dabei bekommt man ein Gefühl für die Dinge, wie sie laufen könnten.
Bei mir war es vielleicht ein Glücksfall, oder ist es doch eher die Regel?
Abzuklären wäre auch, ob der Mieter Inhaber eines SchwerbehindertenAusweises oder eines Bergmannversorgungsscheins ist.
Ich bin noch nie mit einer Eigenbedarfskündigung gescheitert und das waren wirklich viele.
Nur eine einzige hängt seit Ewigkeiten in der Berufung, weil der Gesundheitszustand einer recht alten Mietern begutachtet werden muss.
Ist die Kündigung ordentlich gemacht (für Laien alles andere als einfach) und liegen die Gründe auch tatsächlich vor, gibt es eigentlich nie Probleme. Größtes Problem ist ggf. die Wartezeit = Kündigungsfrist.
Sehe es so wie Jürgen.
Wenn man gut vorbereitet ist, alles abgeklärt hat und der Kaufpreis für die Wohnung dann immer noch sehr attraktiv ist, würde mich die Eigenbedarfsgeschichte nur wenig abschrecken.
Es sollte halt keine 4-Köpfige Familie sein, die aus einer 200qm Wohnung rauskündigt werden soll, wenn man im Anschluss alleine einziehen möchte...
Das ganze ist ein Spiel mit Risiko. Es kann halt länger dauern als man gewillt ist zu warten.
Ich durfte das ganze mal von der anderen Seite miterleben. Ich habe zur Jahrtausendwende eine Wohnung als Mieter bezogen. Erstbezug. Habe immer brav meine Miete gezahlt, nichts kaputt gemacht, renoviert und niemanden gestört. Nach zehn Jahren wollte die Eigentümerin die Wohnung wieder zu Geld machen und hat eine Maklerin beauftragt. Die kam auch regelmäßig mit potentiellen Käufern vorbei, von denen viele die Wohnung selbst oder für ihre Kinder haben wollten. Da gab es erstmal große Augen, wenn ich mit meinem Sohn auf dem Arm die Tür aufgemacht habe. Einige haben dann auch das Gespräch gesucht und das lief immer so ab:
PotKäufer: "... und äh ... wann wollen sie hier ausziehen?"
Ich: "Wenn ich etwas besseres gefunden habe."
PotKäufer: "Achso, aha, ... und, schon was in Aussicht?"
Ich: "Nein, noch nicht, ist schwierig hier in der Gegend."
PotKäufer: "Hmmm ... ja ... ok ... aber Sie suchen, ja?"
Ich: "Nicht übertrieben engagiert, aber ja, prinzipiell schon."
PotKäufer: "Hmmm ... ja ... ok."
Dann habe ich brav die Vorzüge und Nachteile der Wohnung kommuniziert und es hat sich nie jemand gemeldet seit dem.
Drei Jahre ist sehr lang, auch mit mehreren Instanzen.
Bis auf das eine Verfahren hat bei mir noch kein Verfahren länger als 9 Monate gedauert.
Wirklich große Probleme machen aus meiner Sicht nur Mieter mit großen gesundheitlichen und psychischen Problemen. Da dauert die Beweisaufnahme (Gutachten usw.) unter Umständen sehr lang.
In den allermeisten Fällen (ca. 90%) gibt es einen Räumungsvergleich, der dann im Schnitt etwa drei Monate über die Kündigungsfrist hinausgeht. Also nichts, was man nicht hinnehmen könnte.
Bei mir war vielleicht als Begleitumstand meine Tochter nicht ganz unerheblich beteiligt, die zum damaligen Zeitpunkt gerade 4 Monate alt war. Kommt immer gut, wenn man zum Gespräch so ein kleines Argument mitbringt.
Aufgabe an den TS: Kind machen! Aber richtig. Nicht nur üben! :bgdev:
Ich würde erst einmal eine Besichtigung incl. Gespräch durchführen, evtl. hat es ihm bisher wirklich an Zeit gemangelt für Besichtigungen?
Man sollte es versuchen. Nach meiner Erfahrung kann eine Eigenbedarfskuendigung auch Erfolg haben.
Thema ist bei mir durch, danke für die vielen Beiträge und die klaren Ansagen.
Haben am Montag einen Termin beim Bauträger und wenn alles gut läuft, habe ich ab Sommer 2015 eine neue Bleibe.
Thomas