Warum sind Rolex, an denen "der Zahn der Zeit nagt", mehr wert?

Hallo, liebe Rolex-Freunde,

Cream-Dials, Tropical-Dials, Spider-Dials, verblichene Inlays usw. – woher kommt eigentlich der Hype und die Wertsteigerung für Uhren mit diesen "Macken"?
Diesen Hype gibt es ja auch bei E-Gitarren. Je gebrauchter/benutzter/in die Jahre gekommen die Sachen aussehen, desto begehrlicher und demzufolge desto teurer werden diese gehandelt.

Aber warum bloß? Provokant gesagt: Vielleicht, weil die spezielle Alterung für eine Individualisierung sorgt, nach denen sich Sammler von (sorry für den Ausdruck) Massenwaren (auch wenn es Luxusgegenstände sind) insgeheim sehnen?

Deine Theorie klingt schlüssig. Individuell gealterte Dinge haben Charakter.

"Warum ?" fragst du ?

Aus Gründen.

Nicht, wenn der Zahn manch Konzis dran genagt hat. :D

Wenn mein Auto nach 3 Jahren 200T km drauf hat, wird es nicht mehr Wert, obwohl es ein wenig Luxusgegenstand ist und sehr individuell von mir gefahren wurde:ka:

Tja der Vergleich ist gut...

Ich denke, es gibt da diverse Aspekte.

Der eine möchte etwas, was man nicht an jeder Ecke kaufen kann....quasi, der Nachbar hat nen schwarzen Golf...cool, Kauf ich mir auch.

Der andere hat beim Modellwechsel festgestellt, dass er das „alte“ lieber mochte....damals nicht genug Fett auf der Kette... und jetzt sehen muss, Worms sowas herbekommt.

Dann noch der Sammler, der sich einfach begeistern kann über soviel Vielfalt und es einfach haben muss.....haben ist besser als brauchen.

Der Mitläufer, der einfach auf jeden Zug aufspringt, weil ihm irgendwer gesagt hat, dass bestimmte Dinge jetzt „in“ sind.

usw, usw, usw.....

Daraus resultieren dann die Redite Spacos, die jedes Model kaufen, was gerade eingestellt wird....oder ggf. eingestellt werden könnte.

Rein Objektiv wäre es ansonsten ja Geisteskrank, derart hohe Summen für alte Zwiebeln auszugeben...

Im Oldtimermarkt ist es genauso.....ebenfalls ne Zeitlang bei gewissen Immobilien, Briefmarken, Münzen usw.

Man nennt das ganze auch „Lebensfreude“

Zitat:

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Zitat von Mr. Edge

Wenn mein Auto nach 3 Jahren 200T km drauf hat, wird es nicht mehr Wert, obwohl es ein wenig Luxusgegenstand ist und sehr individuell von mir gefahren wurde:ka:

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Wenn Dein Auto dann aber 30 Jahre alt ist und wenige „schöne“ Gebrauchsspuren hat, z. B. bei der Lederausstattung, dann heißt das auf einmal „Patina“ und ist wieder wertvoll. Du musst nur das Tal der Tränen durchwandern und durchhalten, bis es soweit ist. ;)

V.a. sollte man wenn überhaupt, dann schon Luxusuhren mit Luxusautos vergleichen... schaut mal was ein F40 heute Wert ist, oder ein 993, usw.

Kommt drauf an.....im absoluten Verhältnis von laufenden Kosten und Wertsteigerung kommt wohl kaum ein Auto an die Grosserie vom 65-68er Mustang ran.

Darüber wurde hier unter anderem geschrieben, vielleicht ist es interessant für den TE: https://quillandpad.com/2018/04/11/f...tage-faux-pas/

Zitat:

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Zitat von NK84

V.a. sollte man wenn überhaupt, dann schon Luxusuhren mit Luxusautos vergleichen... schaut mal was ein F40 heute Wert ist, oder ein 993, usw.

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AUßerdem kann ich mir keine Mintenrepetion von PP leisten - das wäre der adäquate Vergleich zum F40 aus meiner Sicht.

Zitat:

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Zitat von le0p0ld

Darüber wurde hier unter anderem geschrieben, vielleicht ist es interessant für den TE: https://quillandpad.com/2018/04/11/f...tage-faux-pas/

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Danke für den Link, Nils.
Ich doch immer wieder bemerkenswert, wie ein Trend ausgeschlachtet wird. Vintage-Modelle von heutiger Produktion. Ts, ts. 8o

Hmm die Frage finde ich schon sachlich nicht ganz korrekt, sie impliziert, dass eine "alte" UND "schlechte" Uhr mehr wert ist. Sie kann allenfalls teurer sein, aber nicht mehr wert. Alte Uhren im TOP Zustand haben mehr wert. Ausnahmen liegen im Augen der Betrachter und Liebhaber.

Einfach pauschal "verblichene" Inserts auzuzählen und warum diese mehr wert haben, was nicht immer der Fall ist, da könnte man schon Bände drüber schreiben. Manchmal machted eben nur DAS eine Insert zu einer bestimmten Sub oder GMT so perfekt zur Patina und zum Gesamtbild der Uhr, dass die Ratio ausschaltet und der "haben wollen Effekt" einschaltet.

Wenn auf ein BigCrown für 250 k zeitlich ein Insert mit rotem Dreieck drauf gehört und eben diese Uhr mit der Montage des "missing links" als gesamtes Kunstwerk abrundet wird, warum sollte der Käufer nicht bereit sein für dieses unwiderbringlich schöne Stück nochmals 25 k zu investieren, sofern er die Mittel und die Leidenschaft besitzt. Er macht daraus ein einzigartige, authentische und unwiederbringlich schöne Uhr.

Auch über das Thema Tropical kann man mehrere Seiten Abhandlung schreiben und wer das Thema mag und sich mit beschäftigt, kommt schnell drauf; es gibt "Schrottical" und "Tropical", erstere übrigens auch so schön mal von Philiip S. als "Shitdials" benannt ;)

Es ist schwer jemanden das Thema zu erklären, der es nicht selbst erkennt oder spürt. Ist auch so bei Kunst, Oldtimern, antiken Möbeln etc. Ich erinnere mich da immer gerne an den kleinen Prinz; "Die Augen sind blind. Man muss mit dem Herzen suchen" abgwandelt auch in "man sieht nur mit dem Herzen gut".

Diese Uhren erwärmen den passioniertem Samler das Herz und so soll es sein.

Mir ist in den letzten Jahren oftmals aufgefallen, dass diese Vintageteile oftmals von musischen Menschen ebenfalls auf Anhieb geliebt werden, ob Künstler, Kunstsammler, Musiker, Designer, Kommunikationsdesigner... Sie lieben oftmals diese Uhren, während sie moderene Uhren eher ablehnen. Sie sehen sogar den höheren Wert der Vintagestücke, obgleich sie den Preis oftmals nicht zahlen würden bzw. können.

Insofern sogar schade, dass diese Stücke so begehrt sind auch bei Investoren, die diese bunkern und die Preise mit in die Höhe treiben. Aber das ist eine andere Diskussion, die schon ziemlich ausgelatscht ist.

Schön geschrieben Peter! :dr:

Danke, Peter, für deine ausführliche und differenzierte Antwort.
Meine Frage war auch etwas provokativ gestellt – und zielte im Kern auf das Thema Individualisierung ab. Der Wert liegt eben immer im Auge (und im Herzen) des Betrachters – und wie viel der- oder diejenige dafür auszugeben bereit ist.

Generell zeigt es mir auch, dass durch die Patina eine Individualisierung vorliegt, die eben die jeweilige Uhr über die Uhren des gleichen Typs hervorhebt – und das überträgt sich dann auch auf den Besitzer bzw. Träger der Uhr. Das meine ich auch nicht negativ – außerhalb dieses Forums werden nur sehr wenige Menschen überhaupt das Besonders an diesen einzigartigen Uhren bemerken. Man tut es, wie vieles im Leben, für sich selbst. Und das ist auch gut so.

"Individualisierung ist der neue Luxus" hat einmal George Bamford gesagt (was er daraus gemacht hat, wissen wir alle – hate it or love it). Seine Aussage stimmt m.E. nicht ganz. Individualisierung war schon immer Luxus. Ganz früher konnten sich nur Adel und Klerus Unikate leisten, heute steht das jedem zur Verfügung und muss nicht immer viel kosten (Ausnahme natürlich die genannten Rolex Ausführungen). Denn jeder Mensch ist ein Individuum und sucht nach Möglichkeiten, seiner Individualität Ausdruck zu verleihen.

Von daher finde ich es (persönlich) gut, wenn jemand mit einer (Patina/Vintage/Custom) Rolex seiner/ihrer Individualität Ausdruck verleiht.

Ich würde dieses Thema auch gern mit meinem Standpunkt ergänzen: Aus meiner ganz persönlichen Sicht können Spuren des Gebrauchs und der Jahre eine Uhr wertvoller werden lassen - und zwar für den der für die Spuren und die Benutzung verantwortlich ist. Es ist dann ein - zuweilen mit keinem Geld der Welt aufzuwiegender - ideeller Wert, der dem Objekt innewohnt, weil man selbst mit der Uhr vieles erlebt hat, dei Uhr bei vielen Momenten im Leben dabei war, ein kleiner Zeitzeuge am Handgelenk, in guten wie in schlechten Tagen immer da.

Ich verstehe auch die Freude mancher am Design vergangener Tage, wenn es sich bei der Uhr um ein liebevoll gepflegtes und behandeltes Teil handelt - so wie der Peter einige sein eigenen nennen darf - und dass manch einer dafür gern mehr Geld ausgibt und mangels beliebiger Reproduzierbarkeit mittlerweile auch ausgeben muss. Ein ganz kleines bisschen verstehe ich vielleicht auch noch die Devotionaliensammler, die den Wert der Uhr mit dem Vorbesitzer in Verbindung bringen. Aber wirklich nur ein ganz kleines bisschen. Das PNPN-Thema ist völlig irre aus meiner Sicht, allein aufgrund des Zustandes.

Warum manche Menschen jedoch bereit sind, für ein runtergenudeltes altes, bröseliges, zerhacktes Teil, das ein oder mehrere Vorbesitzer über Jahre hinweg verhunzt haben, mehr und teilweise astronomisch viel Geld auszugeben, habe ich nie verstanden. Dafür fehlt mir einfach das Gen.:ka:

warum?!

a) sie werden nicht mehr prodiziert
b) sind zeitlebens schon dezimiert worden (verloren, zerstört, verschliffen)
c) das ihr Zubehör bis heute, teils 20-60+ Jahre überlebt hat, ist rar
d) ihre Beschaffenheit (Form, Haptik) ist in vieler Augen einfach "besser"
e) sie haben sich dank Umwelteinflüsse (UV, Salz, das Tragen selbst) verändert und haben somit Charakter
f) romantisch nostalgische Gefühle werden durch sie geweckt, was zur Begehrlichkeit führt.

Sie sind Ikonen ihrer Zeit.

Oder einfach alte Ranzzwiebeln aus dünnem Blech:ka:
Will jetzt nicht die Nostalgiker hier brüskieren. Ich wollte mal unbedingt eine 1665, damit ich das leidige SD Thema mal vollständig hätte. Hatte eine beieinem Händler gesehen, die lag da einfach so im Regal. Ich nahm sie in die Hand und bin erschrocken, wie billig das Ding gewirkt hat. Und dafür über 20k (damals) ausgeben kam mir da gar nicht in den Sinn - und heute auch nicht.
So sind die Geschmäcker eben - das zum Thema „schönere Uhren“.

Das einzige Argument für den Preis ist die Tatsache, dass es sie schlicht einfach immer weniger gibt.

Wen es glücklich macht, sollte also besser sofort zugreifen, egal was sie kostet, zumindest wenn sie top ist (wie oben beschrieben wurde) und das ist der nächste Punkt der mich zusätzlich abhält, sie werde wohl immer nur in eine Richtung gehen. Ich hätte vom ersten Moment an Angst, ein Bastelwastel (sind sie ja wohl langsam alle, aber manche halt mit matching Parts) oder Fake zu kaufen. Wer sich auskennt ist da klar im Vorteil.

Zitat:

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Zitat von Mr. Edge

Oder einfach alte Ranzzwiebeln aus dünnem Blech:ka:
… Ich hätte vom ersten Moment an Angst, ein Bastelwastel (sind sie ja wohl langsam alle, aber manche halt mit matching Parts) oder Fake zu kaufen. Wer sich auskennt ist da klar im Vorteil.

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Bastelwastel gibt es auch bei "größeren" Liebhaberdingen. Habe da z. B. mal ein Video gesehen, bei dem einem Sammler ein Carrera 2.7 Lightweight angedreht wurde. Bei eingehendem Prüfen von Sachverständigen kam dann heraus, das dort ein "stinknormaler" Carrera auf "extrem seltenes Sammlerstück" getrimmt wurde.