Der Wert eines Manufakturwerks
Ich möchte hier ein Thema ansprechen, dass mich gerade sehr beschäftigt.
Über die Genau Definition des Wortes Manufakur gibt es ja öfter Uneinigkeit.
Ich habe das für mich bisher immer so Definiert : Eine Uhrenmanufakur ist ein Hersteller, der versucht möglichst viele Teile seiner Uhr selbst herzustellen und zu entwickeln. Ziel ist ein möglichst autarkes Unternehmen mit einer extrem hohen Fertigungstiefe.
Nun erfüllt diese Bedienungen Rolex ja in einem besonders hohem Maß.
Einigen scheint das zu wenig zu sein, wird bei Rolex doch heute sehr viel technisiert gemacht und es findet sich eher wenige Uhrmacher die in Stundenlanger Handarbeit ein Werk zusammensetzten.
Für mich ist der Begriff Manufakur schon immer etwas anders besetzt gewesen.
Ich verstehe darunter den Übergang von der handwerklicher Fertigung (überwiegend Handarbeit) und Industrie (Großserienfertigung mit weitgehendem Maschineneinsatz).
Bei der Manufaktur wurde und wird von spezialisierte Handwerker (oft mit verschiedener Professionen) an einem gemeinsamen Endprodukt gearbeitet und dabei auch alle Maschinen nutzen, die dem technologischen Entwicklungsstand der betrachteten Epoche entspricht.
Tuchmanufakturen hatten auch im Mittelalter Walkmühlen etc.
Somit ist für mich eine Marke wie Rolex durchaus eine Manufaktur auch wenn dort inzwischen realtiv wenig von reiner Hand geschieht.
Im Nachbarforum kam kürzlich die Frage auf, was für einen Vorteil den überhaupt ein Manufakturwerk böte.
Als Beispiel wurde Tudor mit der Black Bay genannt welche bis vor kurzem ja mit einem Zukaufkaliber ausgeliefert wurde und jetzt eben mit einer hauseigenen Neuentwicklung.
Generell war ich über den Grundtenor doch sehr erschrocken.
Viele schonen ein gut laufendes ETA Werk als Vorteil zu sehen. Firmen wie Tudor würden die Kaliber nur entwickeln um die Kunden in Sachen Ersatzteilen und Revision an sich zu binden.
Manufakturwerke wären am Ende nur Gefühlsduselei und marketingstrategischer Hokuspokus (wörtliches Zitat)
Ich habe das bisher immer komplett anderes gesehen.
Für mich war das entwickeln und Fertigen von Uhrwerken steht’s der Kern der Faszination dieses Handwerks. Einschaler interessiere mich nicht wirklich. Empfinde es als wichtig und mutig wenn ein Unternehmen den Schritt wagt und eigne Werke baut. Dan das verstehe ich unter Uhrmacherei.
Ich will den ETAs auf keinen Fall ihre Qualität absprechen, das sind sehr gut laufende Werke. Aber die Uhrmacherische Leistung hat eben nicht beispielsweise Tudor erbecht wenn sie so ein Werk einschalen (Veredelung lasse ich mal jetzt außen vor) sondern eine andere Firma.
Mich fasziniert die Fertigungstiefe, das Handwerk an sich, die Zeit, die Kosten, die Mühe die ein Unternehmen wie Rolex sich mit Entwicklung und Fertigung aller Werksteile macht.
Marken wie Hublot und Tudor die vermehrt versuchen eigene Werke zu verbauen imponieren mir.
Denn wenn alle nur einschalen würden gäbe es keine Gyrotourbillons, keine CoAx-Kaliber, keine Silizium-Spiralen, keine Uhrwerke nach dem Resonanzprinzip.
Ich würde gerne eure Meinung dazu wissen. Ist euch ein Manufakturwerk wichtig?
Haltet ihr es für hauptsächlich Marketing ?
War die Fertigungstiefe einer der Gründe warum ihr euch für Rolex begeistern könnt?
Euch allen einen schönen Sonntag