Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Abschnittsreparatur
Wie ja vielleicht einige in einem anderen Thread mitbekommen haben ist mir neulich beim Öffnen meiner 16600 aufgefallen, dass das Sperrrad nicht mehr verschraubt war und die zugehörige Schraube lose im Werk rumflog. Nach einem etwas genaueren Blick stellte sich heraus, dass die Schraube abgebrochen war. Erstaunlich, da diese Verschraubung ja eigentlich nur eine Verliersicherung darstellt. Der abgebrochene Teil liess sich beim besten Willen nicht herausdrehen. Was also tun?
Die Uhr ist 12 Jahre alt, somit wäre eine Zerlegung und Reinigung mal angesagt. Hab ich aber gerade keine Zeit dafür, da stehen noch 3 andere Projekte weiter oben auf der Warteliste und dann kommt die Sommerpause. Das ganze Jahr auf die Dweller verzichten mag ich aber auch nicht. Daher der Entschluss: Abschnittsreparatur.
Deckel auf, 2 Schrauben raus und die Automatikgruppe runternehmen.
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Das Sperrrad kann ohne Entfernen einer Schraube entnommen werden. :D
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2 weitere Schrauben raus und die Federhausbrücke entnehmen.
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Und schon liegt das Federhaus frei. Das nenn ich mal eine servicefreundliche Konstruktion. :gut:
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Der Plan war eigentlich, nur den Federkern zu ersetzen. Aber dann zeigte sich beim Öffnen des Federhauses das hier.
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Bäähh. Also raus mit der Feder.
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Der alte Kern. Vielleicht findet sich mal ein ruhiger Winterabend, an dem ich versuchen werde den auszubohren.
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Feder sauberwischen, neu fetten und eindrehen.
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Ausgiebiges Alkoholbad für Federhaus und Deckel, neu fetten und rein mit der Feder.
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Dann kommt der neue Kern rein und das Ganze wird wieder verschlossen.
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Rein ins Werk, Brücke und Sperrrad drauf.
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Kontrolle: 60 Kronenumdrehungen aufziehen, damit die Feder ein paar mal durchrutscht. Dann ab auf die Zeitwaage.
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Sieht gut aus, hohe Amplitude, genug Sicherheitsabstand bzgl. Prellen. So sollte sie die 30 Tage Wristtime, die sie dieses Jahr noch bekommt, durchhalten.
Gruß
Erik
Feuerzunge
25.02.2019, 18:40
*verneig*
Hallo Erik,
sehr schöner Bericht! Ich repariere auch gerne mechanische Dinge. An eine Uhr habe ich mich bis aufs regulieren aber noch nicht rangetraut, habe auch null Ahnung davon. Daher ist es super schön, so was mal zu sehen, Danke dafür!
...und alles wegen einer Frage, wie sich das Verältnis beim aufziehen Rotor/Krone verhält, sonst wäre Deine Uhr mit abgebrochener Schraube noch Jahre weitergelaufen oder hätte irgendwann mal blockiert...
Grüßle Dietmar
Feuerzunge
25.02.2019, 18:51
Frage wegen der 60 Umdrehungen beim Aufzug: Kann eigentlich da nichts passieren? Ich weiß, dass die Feder irgendwie nicht überzogen werden kann, aber bei meinen anderen Uhren hört man beim aufziehen irgenwann ein anderes Geräusch und es fühlt sich auch „voll aufgezogen“ an. Bei meiner ExII und der YM höre ich da nichts, oder ich habe sie noch nie bis zum durchrutschen aufgezogen...?
Wenn ich mir das Federhaus oben anschaue... wie funktioniert das „durchrutschen“?
Grüßle Dietmar
Sehr geil mal wieder. :dr:
Wieso Sommerpause? Durcharbeiten bitte. :op:
ein michael
25.02.2019, 21:27
Ich gestehe den Neid auf das Können und das Machen ein.
Danke fürs zeigen und viel Spaß beim tragen und dem nächsten Service.
Vielen Dank für den Bericht, Erik! Das habe ich gerne anschaut :)
würd mich das gar nicht trauen, von daher meinen vollsten Respekt :gut: sehr interessant und danke für's teilhaben
It's Showtime
26.02.2019, 10:45
Sehr schöner Bericht!
Frau Conny
26.02.2019, 11:04
:verneig:
Gut gemacht :gut:
Respekt:gut: ich glaube ich muss mich auch mal trauen, habe es bisher nur bei billigeren Uhren gewagt
Respekt:gut: ich glaube ich muss mich auch mal trauen, habe es bisher nur bei billigeren Uhren gewagt
Tu das. An einer Rolex zu arbeiten ist einfacher als an einem Billigwecker, da die Teile alle sehr solide konstruiert und super-präzise gefertigt sind. :gut:
Gruß
Erik
Wenn ich mir das Federhaus oben anschaue... wie funktioniert das „durchrutschen“?
Auf dieser Seite ein bisschen nach unten scrollen, dann kommt eine hilfreiche Abbildung zum Thema Zugfederenden.
https://www.info-uhren.de/federn-kleinuhren
Bei einer Handaufzuguhr hat die Feder einen Endhaken und einen entsprechenden Absatz in der Federhauswand, in den der Haken greift. Ist die Uhr voll aufgezogen, kann man die Krone nicht weiterdrehen.
Würde man diese Konstruktion bei einer Automatikuhr einsetzen, dann würde der Rotor auch bei Vollaufzug weiterversuchen, die Uhr aufzuziehen, geht aber nicht, also geht der Impuls voll auf die Verzahnung mit entsprechend frühem Verschleiss oder sogar Zahnbruch. Man braucht also irgendeine Art Rutschkupplung, damit der Rotor weiter aufziehen kann und die überschüssige Energie irgendwo verloren geht. Das wird realisiert, indem das Federende nicht fest mit dem Federhaus verbunden ist, sondern einen Zaum hat, der "nur" an der Wand anliegt und bei einer gewissen Kraft durchrutscht. Die Kunst besteht darin, dieses Durchrutschen sehr präzise einzustellen (da spielen viele Faktoren rein, Federkraft, Oberflächenrauhigkeiten, Schmiermittel, Geometrie, etc.). Rutscht die Feder zu früh durch, verschenkt man Amplitude und Gangreserve. Rutscht sie zu spät durch, besteht die Gefahr des Prellens.
Hoffe, das ist halbwegs verständlich.
Gruß
Erik
Feuerzunge
26.02.2019, 15:36
Hallo Erik,
sehr verständlich erklärt, Danke! Den Link schaue ich mir nachher noch an.
Gruß Dietmar
Wieder toll gemacht bzw. super erklärt, Erik! Vielen Dank für das neuerliche Anschauungsmaterial :gut:
Nautilus5990
26.02.2019, 16:44
Toll! DANKE! Schön, dass die Uhr es doch gleich wieder an Deinen Arm schafft.
Aber: wer so geschickt ist wie Du und gleich selbst Hand anlegt, warum bist Du mit +7sek am Tag zufrieden. Ich hätte bei Deinen Fertigkeiten tatsächlich erwartet, dass Du der Uhr ein wenig auf die Spur hilfst. Dir macht das doch merklich Spaß, er kommt doch sogar zu uns rüber. Von Rolex hätte "man" doch gerne Chronowerte. Du nicht?
Geiler Beitrag! Mehr davon bräuchten wir hier,
LG,
Holger
Warum bist Du mit +7sek am Tag zufrieden.
Das führt uns direkt zu der Frage, was ich heute in der Mittagspause gemacht habe.
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Gruß
Erik
AndreasL
26.02.2019, 17:09
Sehr cool und besten Dank für die Anleitung mit Bildern. Aber ich lasse die Finger davon.
Nautilus5990
26.02.2019, 17:16
...
205352
Gruß
Erik
:D
Karpfenteich
26.02.2019, 17:16
Erik, :verneig:
Ich geh' ja schon mit stolzgeschwellter Brust ins Bett, wenn ich - so wie jetzt am Wochenende - meiner Uhr eine optische Frühjahrskur mit Schleifvliess und CapeCod verpasst hab... aber das hier ist schon ganz grosses Kino.
Was mir gefällt, ist Deine Kurzentschlossenheit zu solch einem Eingriff/einer Reparatur - deshalb nochmals: :verneig:
superolli
26.02.2019, 19:46
DANKE.
SeeDweller
27.02.2019, 11:35
Top! Die Uhr hätte ich ja auch, aber glücklicherweise das Werkzeug nicht... :D
Schöner Bericht, gute Arbeit.
Danke
Hallo,
vielen Dank fürs Zeigen, find ich sehr interessant.
Ist das Abheben der Gruppen wirklich so ohne Risiko ?
Vielen Dank und viele Grüsse, Hannes
Makis_Cold
01.03.2019, 10:38
Hallo,
vielen Dank fürs Zeigen, find ich sehr interessant.
Ist das Abheben der Gruppen wirklich so ohne Risiko ?
Vielen Dank und viele Grüsse, Hannes
Mit den richtigen Schraubendrehern (gute Schlitzschraubendreher für Uhrmacher) und einer anständigen Pinzette ist das kein Problem.
Erst wenn es ans komplett zerlegen geht wird's etwas schwerer...
Das ist ein Stück weit eine philosophische Frage. Ich kenne Foren, da wirst du für solche Stunts niedergemacht, weil nämlich, erst nach vollständiger Uhrmacherausbildung, Meisterbrief und 5 Jahren Praxis hast du überhaupt das Recht, dich einer Rolex auf mehr als 10 cm zu nähern, etc., etc. ...
Ich bin da eher entspannt, das ist (m)eine Uhr und kein unwiederbringliches Kulturgut. Man sollte sicher erst an kostengünstigen Werken üben und Sicherheit gewinnen, aber die hier gezeigten Arbeiten sind keine Raketentechnik. Bin völlig bei Makis_Cold, gutes Werkzeug ist essentiell. Das muss man dann natürlich auch richtig einsetzen. Wenn man z.B. mit zwei Stahl-Pinzetten das Federhaus wieder verschliesst, braucht man sich nicht zu wundern, wenn das schöne Finish total zerkratzt ist.
Ich habe in dem Beitrag auch nicht alles detailiert beschrieben was ich gemacht habe (z.B. Ölen, Zugfeder entspannen vor Sperrrad-Entnahme, permanentes Staub-Ausblasen, etc. ...).
Finally: Wenn ich dann doch was kaputt mache, weil ich mit dem Schraubendreher abrutsche oder irgendeinen anderen Fehler mache, dann bin ich halt selber Schuld. Das (finanzielle) Risiko kenne ich ja und die Zahl der Leute, die in den letzten 3 Wochen bei mir geklingelt und mich mit vorgehaltener Waffe zu dieser Reparatur gezwungen haben, ist auch überschaubar.
Gruß
Erik
Alex_rs46
01.03.2019, 11:00
Sehr cool Erik!
Hut ab:verneig:
.. und noch mal Danke für die zusätzlichen Ausführungen. Sehr interessant.
Viele Grüsse, Hannes
Noch mal Hut ab Erik.
Was ich toll finde das du dich auf der einen Seite mit der handwerklichen Technik auskennst aber auch den theoretischen Teil beherrschst wie in deinen Beiträgen über das Verhältnis Aufziehen Krone / Rotor zu lesen ist.
:gut:
Erik, du hast mir bei unserem letzten Weißwurscht/Weissbier Treffen ja bereits von den Übungen an diversen Valjoux erzählt, aber so bebildert ist es natürlich noch cooler.
Danke für die Beschreibung!
:verneig::verneig::verneig:
Sehr gut,so macht das Hobby Uhren doch Spaß.:gut::gut:
Sehr interessant, danke fürs Zeigen.:gut:
Ich würde das aber nie wagen, geschweige denn überhaupt eine meiner Uhren zu öffnen.:D
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