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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Käpt’n Percy und das Ewige Eis - die längste Reise meines Lebens...



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PCS
24.02.2019, 13:59
Was für eine Scheissidee! Hättest du nicht einfach mal die ****** halten können, wie dies schon einst Dieter Nuhr empfahl? Aber nein. Einmal nicht nachgedacht. Und jetzt sitze ich hier. Und warte auf meinen Flug. Es ist der Vierte seit gestern Mittag.

Was war passiert? Letzten Monat erzählte mir ein Kollege von einer Traumreise, die er demnächst beruflich machen werde. Respektive vielleicht auch nicht, denn sein Terminplan könnte ihm noch einen Strich durch die Rechnung machen. „Wenn’s nicht klappt, gib‘ einfach Bescheid. Dann fahr‘ ich für Dich.“ erwiderte ich, mehr aus Spaß. Ein paar Wochen später dann der Anruf: „Habe alles geklärt. Du fährst!“ DAFUQ?!?!

Die Herausforderung: wie gelangt man binnen 36 Stunden von einem Schiff, das in Gran Canaria liegt, zu einem anderen Schiff an der Chilenischen Küste? Gar nicht mal so einfach.

Insgesamt 34 Stunden werde ich unterwegs sein, bis ich meine Enddestination erreicht habe. Dazwischen liegt die längste Reisezeit meines bisherigen Lebens. Der längste Flug. Die erste Äquator-Überquerung (die habe ich natürlich vollkommen verschlafen). Drei Kontinente binnen 24 Stunden.

Mein Handgepäck besteht aus zwei Kameras, vier Objektiven und zwei Badehosen. Der Rest ist verstaut in zwei Koffern, die hoffentlich die insgesamt vier Flüge wohlbehalten überstehen. Wenn nicht, habe ich ein Problem. Ein großes Problem. Denn: ein Schiff wartet nicht. Und zwei Badehosen, und seien sie auch noch so hübsch anzuschauen, sind nicht die angemessene Bekleidung für das, was ich vor habe: eine Reise ans Ende der Welt.

Käpt’n Percy und das Ewige Eis. Stay tuned.....

Hypophyse
24.02.2019, 14:07
Mit einem Negroni in der Hand ist man nie schlecht angezogen. :ka:

Ui, da bin ich gespannt ...

siebensieben
24.02.2019, 14:11
Die Herausforderung: wie gelangt man binnen 36 Stunden von einem Schiff, das in Gran Canaria liegt, zu einem anderen Schiff an der Chilenischen Küste? Gar nicht mal so einfach.

Ja, es gibt schon basale Probleme, die man so hat. Grüß Shackleton von mir. ;) Oder wenigstens seine Geschichte lesen während der langen Wartezeit, lohnt sich!

Ombel
24.02.2019, 14:12
Freue mich auf weiteres... :jump:

meldestelle
24.02.2019, 14:29
Viel Spaß im Eis :gut:

Gruß Thomas

Eureka
24.02.2019, 14:43
Zum Glück hast du die Badehosen im Handgepäck, alles andere wird sich finden.

Peterchens Mondfahrt
24.02.2019, 15:41
Die Reise hört sich aber sehr vielversprechend an, da bleibe ich dran. :gut:

ROLlingEXport
24.02.2019, 16:13
Spannend! Freue mich schon auf Fotos, eventuell auch vom B-46!

Darth Vader
24.02.2019, 16:18
Das wird interessant!;)

Gruß

Kurt:gut:

mactuch
24.02.2019, 17:17
Ich drück die Daumen für die Koffer! :gut::gut::gut: Und wenn Du keine Lust mehr haben solltest - ich springe gerne für Dich ein! :]

tigertom
24.02.2019, 17:21
Hihi, da wird‘s dir deine Kreuzfahrtspapagallobräune ganz schön runter reissen, bei den Pinguinen da unten...:D

Bin schon gespannt auf die Berichte! :winkewinke: :gut:

linklater
24.02.2019, 17:36
Klingt spannend, sehe weiteren Berichten entgegengenommen:-) Gute Reise und fingers crossed, dass zumindest einer der beiden Koffer ankommt (am besten natürlich beide)!

Hotte
24.02.2019, 18:11
Wirklich sehr spannend, aber kein einziges Wort davon welche Uhr jetzt auf diesen Trip mit darf...

Frame65
24.02.2019, 18:26
Auf den Bericht freue ich mich schon sehr! Gute Reise!

Und als begleitenden Tipp für alle anderen... wer Gelegenheit dazu hat, schau sich mal den Film „Projekt: Antarktis“ an.

Wirklich sehr sehenswert...

https://projektantarktis.de/

ROLlingEXport
25.02.2019, 07:46
Wirklich sehr spannend, aber kein einziges Wort davon welche Uhr jetzt auf diesen Trip mit darf...

Ich glaube die 126710BLRO ist es...siehe hier! (https://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/170227-126710blro-Neue-Pepsi-in-Stahl-ein-Traum?p=6028637&viewfull=1#post6028637) ;)

PCS
25.02.2019, 13:22
Puh! Vorab: ich habe es an Bord geschafft. Aber wie.....

Die Geschichte wird ein bisserl länger. Ich setz mich gleich mal dran. :kriese:

usummer
25.02.2019, 13:25
Gute Reise! Bin gespannt, was da kommt.

meldestelle
25.02.2019, 13:49
Hoffe Deine Koffer haben es auch an Bord geschafft.
Gute Reise ... freue mich auf Bilder!

Gruß
Thomas

shocktrooper
25.02.2019, 13:58
Ich hoffe auch auf die Koffer. Ansonsten kann sich Livingstone schon mal hinter Dir und Deinem kommenden Buch: "Vilebrequin bei -40 Grad - oder durch die Antarktis mit nichts mehr als als zwei Badehosen" verstecken. ;)

PCS
25.02.2019, 15:44
Ich hatte einen Denkfehler in meiner Rechnung. Es sind nicht 36 Stunden Zeit, vom einen Schiff zum Anderen zu kommen. Es sind 34 Stunden. Ein ziemlich fataler Denkfehler. Aber dazu später.

Mein Weg weg von der AIDAnova auf Gran Canaria war klar geplant. Zunächst nach München, dann nach Frankfurt. Von dort aus nach Buenos Aires und dann weiter nach Santiago de Chile. Heutzutage kein Problem. Sollte man meinen.

Stutzig werden hätte ich bereits können – und sollen – als mich das Buchungssystem der Lufthansa beim Check-In mittels App mehrfach herauswarf. Also ran an den Schalter in Gran Canaria. Und diesen mit meinem Anliegen denn auch gleich eine Stunde lang blockieren. Zeitweise vier Flughafenmitarbeiter kümmern sich um mein Anliegen, während die Business Class Gäste hinter mir langsam die fiesesten und qualvollsten Tötungsmethoden für mich ausdenken. Gott, wie unangenehm.

205237

Nach einer Stunde dann ein Teilerfolg. Ich erhalte zumindest mal eine Bordkarte bis München. Für den ersten Trip der Reise. In München soll ich dann die Lufthansa fragen, wo das Problem liegt. Alles klar.

Zu meiner Freude gibt es noch ein Upgrade auf die Business Class. Damit sitze ich dann zwar exakt inmitten der Leute, die mich eben noch lynchen wollten aber – egal. Schwieriger: die Belgische Familie direkt hinter mir, dessen Säugling nicht nur alle 48 Sekunden einen Schrei-Anfall bekommt (dagegen helfen Kopfhörer), sondern sich kurz vor Ankunft noch einmal richtig deftig in die Windeln.... aber lassen wir das.

In München erhalte ich dann, neben vielen interessanten Infos, meine Weiterflüge betreffend, tatsächlich meine restlichen Bordkarten. Auf geht’s nach Frankfurt. Mit gehöriger Verspätung und – einem Gangplatz. Ganz weit hinten. Ich fliege viel. Ich fliege gerne. Der Vorteil eines Gangplatzes erschließt sich mir allerdings auch heute nicht. Nachdem sich meine Schulter diverse Male abwechselnd von Rucksäcken und – sorry – fetten Ärschen gepunched sieht, flippe ich fast aus. Ich denke abwechselnd an Michael Douglas in Falling Down und Jack Nicholson in Anger Management. Letzterer überwiegt zum Glück. Nach Frankfurt ist es ja nur ein Katzensprung. Goooooosfrabaaaah!

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Nächste Ernüchterung bei Ankunft. Der Flug nach Buenos Aires beginnt an den C-Gates. Ich lande an A. Die beiden Teile des Frankfurter Flughafens sind im Sicherheitsbereich nicht miteinander verbunden. Also raus aus A, nach vorne stapfen und alles nochmal von vorne. Auf diese Weise schrumpft der einst beruhigende Zwischenstopp erneut zu einer knappen Geschichte.

Wenigstens eine Brezn geht sich aber doch noch aus. Interessant: von der Lounge an den C-Gates kann man direkt zum Flugzeug. Das startet dann auch überpünktlich. Mein erstes Mal 747-8. Platz 82A im Oberdeck ist extrem empfehlenswert. Meilen ausgeben, selten sinnvoller als für ein Upgrade auf einem 14 Stunden Flug.

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Die Businessclass Bestuhlung der Lufthansa wird ja auch hier im Vielfliegerthread ab und an belächelt, mir reicht’s zum Schlafen. Mehr brauch‘ ich nicht. Nach 8 Stunden davon erwache ich gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang über Brasilien. Meine erste Äquatorüberquerung habe ich somit wie gesagt verschlafen.

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Ankunft in Buenos Aires und die Frage: was ist nun mit meinem Gepäck. Man kann jenes nämlich nur über drei Stationen einchecken. Mehr sieht das Baggage Tag nicht vor. Sprich in Argentinien wäre Schluss für meine zwei Koffer. Raus aus dem Sicherheitsbereich, Koffer holen, anstellen, Koffer abgeben, wieder Sicherheitskontrolle. Und das Alles in etwa anderthalb Stunden.

Eine liebe Servicemitarbeiterin der Lufthansa sagt mir, dass sie mein Gepäck doch durchchecken könne. Somit weniger Stress für mich. Doch – klappt das auch? Ein Freund schreibt mir parallel, dass EZE, neben Paris CDG der schlimmste Flughafen sei, was Gepäck angehe. Super! Manche Infos will man lieber gar nicht hören.

Am Schalter der Latam erhalte ich dann meine neuen Gepäckabschnitte und man bestätigt mir auch nochmal, dass die Koffer an Bord seien. Na dann, nix wie los zum letzten Teilstück der Reise nach Santiago de Chile.

Dort angekommen warten gefühlt ca. 5.000 Personen an der Immigration. Die Schlange ist zwar dauernd in Bewegung und Gratis Wifi lässt die Zeit kürzer erscheinen, dennoch dauert es ewig, bis ich durch bin.

Auf zum Gepäckband, von Weitem sehe ich schon meine beiden Koffer, ab durch die Zollkontrolle und – Geschafft!! Ich bin da! Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Eigentlich.

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Ein Fahrer wartet mit einem Schild der Reederei. So hieß es. Tut er aber nicht. Dichtestes Gedränge, hunderte Menschen mit Schildern, keiner für mich. Ich laufe zum anderen Ausgang, auch dort nichts. Verdammt! Unter der mir mitgeteilten Telefonnummer ist ebenfalls niemand zu erreichen. Was bleibt? Taxi.

Ein Taxi Mensch fragt, wohin ich will. Er leitet mich zu einem zweiten Fahrer, der zu einem dritten. Es geht zu einem Taxi. Allerdings nicht dem ersten in der Reihe, sondern Wagen Nummer fünf oder sechs. Seltsam.

Ich schaue mir das Auto an. Es ist das Einzige in der Reihe, wessen Kennzeichen sowohl vorne wie auch hinten abmontiert sind. Gedanklich schaue ich mich selbst einmal an. Mich kleinen Volldepp, der er da steht mit Louis Vuitton und Rimowa bestückt, mit Rolex am Arm und zwei Einstecktüchern im edlen Jacket. Logisch. Ich wäre sicherlich ein dankbar leichtes Opfer. Irgendwie – ungut.

Wie kommste da jetzt raus? Ich sage meinem Fahrer, dass ich keinerlei Bargeld dabei hätte und daher unbedingt mit Kreditkarte zahlen müsse. Er fragt nochmal nach: „You have no Cash?“ No! Er geht zum Kofferraum und lädt mein Gepäck wieder aus. „Take another one“. Aber gerne doch. Sehr sehr gerne.

Der erste Taxifahrer in der Reihe nimmt sich meiner an. Er trägt eine gelbe Weste mit irgendwas wie „Official Santiago Taxi“ drauf. Passt. Los geht’s. Die Nutzung von Google Maps seinerseits bringt ebenfalls ein gutes Gefühl. Ankunft am Hafen: 16:19 Uhr. Abfahrt des Schiffes: 17:00 Uhr. Jetzt darf nichts mehr schiefgehen.

Während der Fahrt will er weitere Informationen von mir. Problem dabei: er spricht kein Wort Englisch, ich kein Wort Spanisch. So unterhalten wir uns mittels Google Translator. Schöne neue Welt.

Ankunft im Hafen von San Antonio. Es stellt sich heraus, dass er einfach eine Straße eingegeben hat, aber keine Ahnung hat, wo das Passagierterminal ist. Das Schiff ist auch noch so klein, dass man es zwischen den Kränen und Hafengebäuden nicht sehen kann.

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Er fragt nach dem Weg, ich halte derweil Ausschau. Irgendwann sehe ich sie dann, die Seabourn Quest. Wir fahren zum Terminal. Es ist 16:30 Uhr. Mein Versuch, den Hafenmitarbeitern klar zu machen, man möge beim Schiff Bescheid sagen, dass ich nun da bin, scheitert.

„No Sir, Ship is already gone” WHAT????!!!! “Sorry Sir, 4 PM was end. It’s gone.” NOOOOO!!!!!

Gedanklich sehe ich mich bereits mit meinen Koffern an der Pier sitzen und der Quest nachwinken, als ich jemanden in Uniform erblicke. „Mr. Schoeler? Glad you made it. We’re waiting for you.” Na Gott sei Dank!

Schnell durch die Sicherheitskontrolle und über die sich bereits im Abbau befindliche Gangway an Bord. Check-In dann später, Seenotrettungsübung auch verpasst, kaum bin ich auf meiner Kabine, legen wir auch schon ab. Das war verdammt knapp!

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Nach einem Negroni an der Bar bei Sonnenuntergang bestelle ich mir noch ein Club Sandwich auf die Kabine. Mehr geht heute einfach nicht. Vollkommen erledigt falle ich ins Bett. Was für ein Tag!

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Vanessa
25.02.2019, 15:49
Weichei! :D

PCS
25.02.2019, 15:52
Sorry für die schiefen Bilder. Bin noch neu hier...

PCS
25.02.2019, 15:53
Weichei! :D

The struggle IS real!! :rofl:

Kalle
25.02.2019, 16:04
Top Aktion, Percy! Super geschrieben und schön zu lesen. Freue mich auf mehr :gut:
Aber warum fliegt man nicht von Gran Canaria mit Iberia nach Madrid und dann mit der LATAM in der 787-9 nach Santiago ?

jk737
25.02.2019, 16:09
Die hatten sicher eine schöne Luxuslimo für Percy am Flughafen, der Fahrer hatte halt wohl nur den Namen vom Kollegen, für den Percy eingesprungen ist, am Schild :bgdev:

tigertom
25.02.2019, 16:13
Wenn ICH Taxler gewesen wäre, ICH hätte deine Koffer nicht ausgeladen! Hätt‘ste bei mir gerne auch mit der GMT bezahlen können, wenns‘d schon kein Bares bei der Hand hast... :bgdev:

PCS
25.02.2019, 16:20
:rofl:

@ Kalle. Mit oneworld hab ich bislang noch nix am Hut. Sprich ich hätte da Eco fliegen müssen komplett, während ich bei LH upgraden konnte. Das war mir der kleine Umweg ehrlich gesagt wert. Ganz abgesehen vom Zusatzgepäck...

jk737
25.02.2019, 16:26
Hättest ja Business fix buchen können :op:

PCS
25.02.2019, 16:32
Dafür habe ich mir den falschen Job ausgesucht, fürchte ich... ;)

jk737
25.02.2019, 16:33
Keine Sorge, ich muss mir das auch oft selber zahlen... Aber manchmal ist kurzfristig der Unterschied dann minimal, wenn in der Eco nur mehr teure Buchungsklassen frei sind..

Kalle
25.02.2019, 16:40
@ Kalle. Mit oneworld hab ich bislang noch nix am Hut. Sprich ich hätte da Eco fliegen müssen komplett, während ich bei LH upgraden konnte. Das war mir der kleine Umweg ehrlich gesagt wert. Ganz abgesehen vom Zusatzgepäck...

Hätte ich genau so gemacht...ohne Status und Eco auf der Strecke ist eine Herausforderung ;)

jk737
25.02.2019, 16:44
Absolut, so einen Flug ohne Business Sitz :kriese: Das hat der Reise-Percy schon absolut richtig gemacht :gut:

Aber bringt der Status eigentlich auch was, wenn man Business fliegt (ausser Sen statt Business Lounge)? Weil mich ein Freund gefragt hat, ob ich allenfalls mit ihm einen Meilen Run auf Sen mache. :grb:

PCS
25.02.2019, 16:47
Antarktiskreuzfahrt mit Badehose? Geht! Zumindest - noch.... ;)

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Kalle
25.02.2019, 16:49
Bei der Lufthansa weiß ich nicht, was die anbieten außer die Sen Lounge. :ka:

jk737
25.02.2019, 16:50
Antarktiskreuzfahrt mit Badehose? Geht! Zumindest - noch.... ;)

205248

Foto wurde zensiert 8o :rofl: Hattest die Hose net raufgezogen gehabt? :bgdev:

Kalle
25.02.2019, 16:50
Antarktiskreuzfahrt mit Badehose? Geht! Zumindest - noch.... ;)

205247

Super Bild...Klasse!

jk737
25.02.2019, 16:53
Ah, ok, ich hab mal reingespaxt, was ich zuerst gesehen hab...

PCS
25.02.2019, 16:55
Bei der Lufthansa weiß ich nicht, was die anbieten außer die Sen Lounge. :ka:

Mehr fällt mir auch nicht ein.

jk737
25.02.2019, 16:56
Danke!

PS: Magst das net in den Vielflieger Thread verschieben, will ja nicht die Pinguine versemmeln...

Hypophyse
25.02.2019, 16:59
Es geht also doch weiter. :jump:


Mit einem Negroni in der Hand ist man nie schlecht angezogen. :ka:


Nach einem Negroni an der Bar [...] (Badehose)

:rofl: :gut:

PCS
25.02.2019, 17:18
:D

Muigaulwurf
25.02.2019, 17:28
Hey, immerhin geht dann ein Negroni mit Antarktiseis. :D

Glad you made it. :gut:

ThorstenD
25.02.2019, 17:35
Hört sich spannend an, gute Reise und setz Joe´s Vorschlag um :dr:

PCS
25.02.2019, 17:39
Vortreffliche Idee!!

primero
25.02.2019, 18:03
205243

Nach einem Negroni an der Bar bei Sonnenuntergang bestelle ich mir noch ein Club Sandwich auf die Kabine. Mehr geht heute einfach nicht. Vollkommen erledigt falle ich ins Bett. Was für ein Tag!



Beinharter Investigativjournalismus (sind da noch Pinguine?!?) fordert seinen Tribut:bgdev:. Aber die Gesichtsfarbe kommt bestimmt wieder in Schwung...

Sensationeller Trip, den Du da hinter Dir hast, vor allem in Frankfurt. Wir hatten das A-C Rennen auch schon und es wäre der erste Flug mit einer 747-8 gewesen, wie gesagt wäre gewesen=(. Vor unserer Nase haben sie die Tür geschlossen, wahrscheinlich sahen wir - durchgeschwitzt und mit hochroten Köpfen - der 747 unwürdig aus.

Aber noch viel besser verspricht ja der Teil auf der Quest zu werden, da wollen wir auch unbedingt noch hin!!!

Viel Spaß, schick weiter Bilder und lass die Eisberge in Ruhe,
A & M

frame
25.02.2019, 18:06
Wahnsinnsgeschichte, weiterhin gute Fahrt!

Frame65
25.02.2019, 18:14
Hey, immerhin geht dann ein Negroni mit Antarktiseis. :D

Glad you made it. :gut:

Also bei unserer Arktisreise erzählte die Crew, dass sie nur noch Eiswürfel aus Leitungswasser nehmen, nachdem Ihnen ein Wissenschaftler an Bord erzählt hatte, was in Gletscher- und Eisbergeis alles so drin ist... ;)

Aber natürlich habe ich mir auch Eisbergeis in den Mount Gay gekippt... :gut:

Vanessa
25.02.2019, 20:12
Do not eat yellow snow!!

harleygraf
25.02.2019, 20:12
Wahnsinns-Programm.:gut:
Und wie ich sehe, hast Du doch beide Uhren mitgenommen....

IronMichl
25.02.2019, 20:37
8o
Jetzt erst gesehen.

Na dann mal viiiiel Spass bei harter Arbeit. ;)

ROLSL
26.02.2019, 10:42
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.

fireball
26.02.2019, 11:57
Na da bin ich ja mal gespannt. In 6 Tagen geht es bei mir los nach Santiago de Chile, und wir werden uns 2 mal knapp verpassen.
Viel Spaß ich hoffe das Wetter bleibt wie vorhergesagt :)

AlexH
26.02.2019, 14:44
nur eine Frage:
wann gehts denn endlich weiter?
Du solltest Dich ja jetzt genug erholt haben :D.

PCS
26.02.2019, 15:22
Tag 2, also der Montag, ist ein Seetag. Entsprechend wenig gibt es von ihm auch zu berichten. Wobei – ein Seetag hat schon auch so seine spektakulären Seiten, wenn die See mit immerhin bereits 4 Meter hohen Wellen von vorne kommt, das Ganze bei 6-8 Windstärken.

Ein verhältnismäßig kleines Schiff wie die Quest pflügt sich da schon ganz ordentlich durch mit rund 17 Knoten. Einige Male musste ich zurückdenken an den „Seegang“ der vergangenen Reisen auf Mein Schiff 1 & 2, sowie der AIDAnova. Was für ein Mimimi meiner Mitreisenden. Heute hätten sie dabei sein sollen. Heute und hier.

Nach dem Frühstück bin ich auf der Suche nach einem Plätzchen zum Arbeiten. Meine Idee: der hintere Poolbereich auf Deck 5. Denkste. Denn den gibt’s nicht mehr. Hier steht alles voller Zodiacs, Schwimmwesten, Wasserdichter Anzüge, Kajaks etc. Expeditionsschiff eben. Weisste Bescheid! Nicht schlecht.

205339

Also zwei Decks weiter rauf. Da gibt’s auch nochmal einen Außenbereich. Zwar keinen mit Liegen aber das ist jetzt auch egal. Einfach in der Sonne sitzen und bisserl arbeiten. Wunderbar. Die Sonne ist angenehm, der Wind kommt hier fast nicht hin. Die Temperaturen ziehen langsam an, sodass ich mich entscheide, dann doch die Badehose anzulegen und etwas Sonnencreme zu holen.

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Das Rauschen des Meeres, die hohen Wellen um mich herum, das Schwanken, das Vibrieren des Schiffes – das ist für mich grad Kreuzfahrt in Reinform. So, wie man sie auf den großen Schiffen bauartbedingt eben nicht mehr mitbekommt. Ganz nah dran am Element der See.

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Gegen halb drei bemerke ich, dass ich in den zweieinhalb Stunden ganz schön braun geworden bin. Meine Uhr hat einen Abdruck hinterlassen. Mich macht das stutzig. Beim Drücken auf die haut zeigen sich weiße Flecken. Das kann doch nicht sein. Mal lieber reingehen.

Im Badezimmer meiner Kabine dann die Gewissheit. Du hast dir einen formidablen Sonnenbrand zugezogen. Trotz erheblicher Vorbräune, trotz Sonnencreme. Dass eine Antarktis-Reise mit einem Sonnenbrand beginnt – es gibt nur wenige Dinge, die noch weiter von meiner Vorstellungskraft entfernt liegen.

205342

Auf den Schreck erst einmal ein Clubsandwich und einen Double Chocolate Cookie zum Mitnehmen. Warum nur ist das alles hier an Bord nur so verdammt unwahrscheinlich lecker? Ich schaffe es IMMER, auf einem Schiff wenig zu essen, diszipliniert zu bleiben, eher ab- als zuzunehmen. Ich habe die Befürchtung, auf dieser Reise wird mir das nicht gelingen.

Dazu tragen auch die Abendessen bei. Als Alleinreisender erhalte ich für jeden Abend eine Einladung an einen der „hosted tables“. Da sitzt man dann mit ein bis zwei Hosts und sechs weiteren Passagieren zusammen. Diesmal ist es ein rein deutschsprachiger Tisch, geleitet vom Hotel Manager aus Graz. Es ist eine von drei „Formal Nights“ auf dieser Reise.

Dass ich meinen Smoking daheim gelassen habe, bereue ich allerdings nicht. Ganz so formell geht’s dann doch nicht zu. Krawatte zum Jackett reicht aus. Ist zwar nicht so hundertprozent meines aber kann man schonmal machen.

Das Restaurant ist heute nur mäßig gefüllt und auch an unserem Tisch zeigen sich Lücken. Der Seegang, er ist einfach zu stark für einige Passagiere. Auch die Tanzshow muss abgesagt werden. Dafür kommt der Gitarrenspieler zum Einsatz. Der kann auch bei Seegang.

Apropos Seegang: am Vormittag, noch nicht verbrannt, traf ich den Captain. Den kenne ich schon von meiner letzten Tour und er erzählt, dass diese Reise eine Premiere ist. Normalerweise macht die Quest im Winter vier Antarktisreisen. Dies ist allerdings die Fünfte. Ein Experiment, weil das Wetter zu der Zeit schon wieder viel zu ungemütlich werden kann. Der Seegang heute, der ist also noch gar nichts. Klingt nach spannenden Zeiten.

Nach dem Dinner geht’s für mich weiter in die Observation Lounge. Die Pianisten hatte mir bereits am ersten Abend einen Bond-Song versprochen. Den bekomme ich heute. Nobody does it better. Dazu einen Negroni, diesmal mit Antica Formula statt Cinzano (wer will das auch?). Wunderbar.

Nachdem die Abende der letzten Reisen selten vorn 3 Uhr Nachts endeten, bin ich diesmal ganz glücklich, bereits deutlich vor Mitternacht wieder im Bett zu sein. Das starke Schaukeln und Knarzen um mich rum wiegt mich in den Schlaf. Es ist herrlich.

Jubilado
26.02.2019, 16:13
:gut:Absolut super geschrieben, bin jetzt wirklich gespannt wie es weitergeht.

Viele hoffentlich schöne Erlebnisse in der Antarktis.
Freue mich schon auf die Bilder.

AlexH
26.02.2019, 16:57
das Warten hat sich gelohnt.
Vielen Dank für den tollen Bericht, freu mich auf mehr.

siebensieben
26.02.2019, 19:19
Hammer, der Percy. :gut: Jetzt mal rein in die warmen Sachen. :kriese: :D

carrerarsr
26.02.2019, 19:56
Cooler Bericht und wahnsinns Reise. Freu mich auf viele Bilder.

hadi
26.02.2019, 20:23
Ich hoffe auf Pinguine...:jump:

PCS
26.02.2019, 20:39
Ich auch. Für süße, kleine Baby Pinguine sind wir aber wohl zu spät dran...

Bullit
26.02.2019, 20:41
Super Bericht. Die Anreise hätte ich nervlich nicht überstanden...

Freue mich auf die Fortsetzung! :dr:

Gruß

Erik

Magul
26.02.2019, 21:22
Toll, Percy. Macht Spaß zu lesen. Bin sehr gespannt, wie es weiter geht!

Schmackofatz
26.02.2019, 21:42
Eben Deinen Bericht entdeckt...!

Viel Spaß auf der anderen Seite der Erde. :dr:

Ich feeue mich schon auf weitere Berichte und Fotos! :gut:

Frame65
26.02.2019, 21:47
Was mich ja noch interessiert ist, mit was für einem Gefühl gingst Du mit der Uhr bzw. den Uhren zweimal durch den südamerikanischen Zoll? Die im "Projekt:Antarktis"-Film hatten da in Buenos Aires offenbar jede Menge Spaß...

Weiterhin gute Reise!

PCS
26.02.2019, 22:10
Dann bin ich froh, dass ich das nicht vorher gesehen habe. Ich hab‘ mir ehrlich gesagt nix bei gedacht und habe wie gesagt auch nur eine mit. Ok, zwei. Aber das Andere ist ne Swatch. ;)

Kalle
27.02.2019, 05:42
Ah, endlich ein Update...:gut:
Das ist so eine geniale Reise...Wahnsinn...das mit dem Seegang würde ich nicht 5 Minuten aushalten...
Freue mich auf mehr...=)

Schmackofatz
27.02.2019, 10:03
Was mich ja noch interessiert ist, mit was für einem Gefühl gingst Du mit der Uhr bzw. den Uhren zweimal durch den südamerikanischen Zoll?

Percys Uhr ist LC100.

LC100-Uhren sind generell weltweit zoll- und steuerfrei, da kann Dir niemand nie was anhaben. :op:


Kritisch sind nur Uhren, die keinen LC100 haben. Da würde Percy jetzt ohne Uhr auf seinen Rimowa-Koffern an der Kaimauer sitzen und dem Schiff hinterherschauen. :bgdev:



@ Kapitän Percy

Wenn Du des abends irgendwann einen schönen, klaren Himmel hast, dann nimm Dir ein wenig Zeit und beoabchte die Sterne.

Ich bin zwar kein Sternengucker und habe auch keine Ahnung, wo der große Wagen ist, aber der Sternenhimmel der Südhalbkugel -vor Allem so nah am Pol- ist einfach nur genial und wunderschön, viel schöner als der daheim. :verneig:

siebensieben
27.02.2019, 10:45
Ich bin zwar kein Sternengucker und habe auch keine Ahnung, wo der große Wagen ist, aber der Sternenhimmel der Südhalbkugel -vor Allem so nah am Pol- ist einfach nur genial und wunderschön, viel schöner als der daheim. :verneig:

KSM [Klugscheizermodus] an: Der große Wagen dreht sich quasi um den Himmelsnordpol, da wird's eng im Süden mit der Betrachtung. KSM aus. Aber ansonsten sicher endgeil, man meint, die Steine seien greifbar nah!

Schmackofatz
27.02.2019, 14:03
OK, deshalb schrob ich ja extra, dass ich keine weiterreichende Fachkompetenz in Richtung des Sternenhimmels habe, bei mir steht der große Wagen halt in der Garage. :)

Nichtsdestotrotz danke für die Aufklärung und die Zustimmung! :gut:

PCS
27.02.2019, 17:25
Tag – Drei? Kann das sein? Der Dienstag jedenfalls. Ein Hafentag. Puerto Montt in Chile. Das liegt in einem, na ich würde es mal ganz unfachlich als „Fjord“ bezeichnen. Jedenfalls nicht direkt am offenen Pazifik. Das hat zur Folge, dass ich, als ich aufwache, denke, im falschen Film zu sein. Bitte wo ist das beruhigende Schaukeln hin? Stattdessen liegt das Schiff ruhig wie nur sonst was.

Fast schon beunruhigend. So stehe ich auf, gehe hinaus auf den Balkon und erlebe einen beeindruckenden Sonnenaufgang. Hinter Wolken bricht sie hindurch, lässt einen Regenbogen direkt vor meinem Fenster entspringen. Ginge schlechter.

205426

Kurz lege ich mich noch einmal hin, dann geht es zum Frühstück. Heute mal etwas weniger, das war der feste Plan. Hätte auch beinah geklappt, bis ich auf meine Nachfrage, ob es denn auch Croissants gebe, extra zwei fette Mandelbestäubte jener Art an den Tisch gebracht bekomme. Da kann man dann ja schließlich nicht Nein sagen. Wäre ja unhöflich.

Draußen hat es sich derweil so ein bisschen eingeregnet. Macht ja nichts. Muss eh was tun. Also mit dem Laptop rauf in die Observation Lounge, dort direkt eine der wenigen Steckdosen blockiert und – läuft. Internetgeschwindigkeit ist nicht so der Wahnsinn, habe ich auf Schiffen aber auch deutlich schlechter erlebt. Alles in Allem – ist ok.

205427

Die Zeit vergeht dort oben, irgendwann wird auch schon eingedeckt für die Tea Time. Erinnerungen werden wach. An etwas, das ich hier auf der Quest vorletztes Jahr zum ersten Mal kennen gelernt habe: die Scones. Punkt 16 Uhr ist dann das Buffet quasi eröffnet. Dampfende, warme Scones mit viel Schlagsahne und Marmelade, davor noch ein kleines Club Sandwich – oh Mann! Wo soll das denn alles nur hinführen?

205428

Dabei muss ich wirklich aufpassen. Denn: heute früh war der große Parka Exchange. Jeder Gast hat am Anfang der Reise einen Arktis-Parka auf seine Suite bekommen. Der besteht aus einer dünnen Soft Shell Innenjacke, die auch alleine getragen werden kann, sowie einer orangefarbenen Außenjacke.

In meiner Kabine liegt ein Set der Größe „M“. Da musste ich erst schmunzeln und wollte es gar nicht erst auspacken. Nachdem mir aber der Bademantel an Bord ebenfalls in Größe M passt, wurde ich neugierig.

205429

Tatsache! Ich schaffe es in M. Da ist zwar wenig Luft aber das soll ja so sein. Wegen Wärme und so. Nein, ich bleibe bei M. Alleine schon aus Stolz über meine scheinbar ja doch ganz gute Figur.

Wenn nun aber weiter Mandelcroissants, Club-Sandwiches und diese Scones meinen Weg pflastern, habe ich, bis wir wirklich in arktische Gefilde kommen, ein ernstes Problem. Dann geht da eine Presswurst von Bord – und im Zweifel auch unter. Also: langsam mit den guten Sachen.

205430

Von der Tea Time geht es somit denn auch nahezu nahtlos über zum Dinner. Zuvor noch ein kurzer Ausflug an Land, alleine schon, um einmal da gewesen zu sein, in erster Linie aber, weil das Wetter doch noch schön geworden ist und ich ein paar Fotos vom Schiff haben will.

205431

Dann aber: Dinner. Eigentlich habe ich ja keinen Hunger mehr. Aber ok, ein bisschen Kalbs-Carpaccio, einen Salat (Caesar natürlich, soll ja nicht zu gesund werden) und ein bisschen Huhn. Geht schon. Portionen sind ja auch nicht zu groß, also passt das schon. Verschweigen werde ich an dieser Stelle den Nachtisch. Denn das Schokoladeneis mit heißer Schokosauce ginge dann doch zu weit.

205432

Ein kurzes Hallo in der Observation Bar, dann gehe ich aber runter zum „Club“ auf Deck 5. Da soll die Post abgehen, wurde mir gesagt. Well, well, well – zumindest spielt’s nen Bond-Song. Skyfall. Das passt.

Ansonsten aber sind nur einige wenige Tische besetzt, einer davon mit einer Gruppe junger, gutaussehender Party People. Eine von ihnen kommt auf mich zu und meint, die Farbe meiner Socken würde perfekt mit der ihres Rockes matchen und ob ich mich nicht zu ihnen gesellen mag. Oh la la! Erst der Parka in Größe M und jetzt auch noch sowas! Alleine an der Bar sitzen ist jetzt auch nicht so prickelnd also, warum eigentlich nicht.

205433

Es stellt sich heraus, was eigentlich eh schon klar war: ich sitze am Künstlertisch. Und auf die Frage, ob ich denn schon in ihren Shows war kann ich nur mit einem überraschten „No!“ antworten. Ich hatte ja keine Ahnung. Nimmt man mir das ab? Eher nicht. Peinlich! Auch egal. Die Damen erklären mir ihren heute kreierten und auf ihren Namen getauften Cocktail. Irgendwas mit Absolut Vanilla, Absolut Citron, Mango und danach bin ich dann auch schon ausgestiegen.

Lieber einen Negroni. Über den habe ich zuvor mit dem Barkeeper gefachsimpelt. Das hat ihn gefreut und so sagt er mir, dass er extra dafür einen speziellen Vermouth mischen wird. Ich solle ihm sieben Tage Zeit geben. Bin gespannt.

Für heute allerdings verabschiede ich mich von meinen neu gewonnenen Freunden und gehe, leicht übermüdet, ins Bett. Das Schiff schwankt nicht, daher ein bisschen Café del Mar aus dem Music on Demand System. Das hilft schließlich auch.

IronMichl
27.02.2019, 17:28
Percy :gut:

DANKE fürs mitnehmen.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Michl


Achja.
:dr: Prost

PCS
27.02.2019, 17:31
Ach so, das mit dem Bild mit dem Kopfstehenden Schiff ist natürlich vollkommene Absicht. Soll es doch unterstreichen, dass wir hier auf der Südhalbkugel unterwegs sind.... :op:

IronMichl
27.02.2019, 17:32
:rofl:

Ja nee is klar.
:supercool:

Jubilado
27.02.2019, 18:16
Irgendwie logisch :D

Nun dann Percy, weiterhin gute Fahrt.:dr:

Signore Rossi
27.02.2019, 18:32
Sehr schön, sehr schön. Freue mich auf die Fortsetzung(en) :dr:!

Schmackofatz
27.02.2019, 18:58
:dr:

Bullit
27.02.2019, 19:10
Wunderbar! :dr:

Hat mich dann doch passagenweise an ein altes königliches Zitat erinnert:


Was ich jetzt gar nicht so genau mitbekommen habe: Gab's auch mal was zu Essen an Bord?

Gruß

Erik

Wirbel
27.02.2019, 19:39
Sehr schöner Reisebericht. Ich werde weiter folgen...

eimsbush
27.02.2019, 19:57
Wunderbar. Tolle Fotos und wie immer kurzweilig geschrieben. Der Timmerberg unseres Forums on tour :gut:

siebensieben
27.02.2019, 20:48
Klasse!

Daniel.R
27.02.2019, 22:34
Toller Bericht, cool geschrieben Percy :gut:

usummer
27.02.2019, 22:51
Danke. Bin gerne dabei. Macht schon wieder Lust auf Schiff und Meer.

sterol
28.02.2019, 07:43
Toller Bericht vom Ende der Welt :gut:

Danke fürs mitnehmen. Das macht Lust auf Urlaub ;)

mactuch
28.02.2019, 08:49
Tolle Lektüre, so einen Trip werde ich auch gern mal mal machen. Wobei... Erst mal schauen, wie die Geschichte ausgeht... ��
Ganz viel Spaß weiterhin, Percy! Danke dass Du uns teilhaben lässt! ��

buchfuchs1
28.02.2019, 11:03
Live-Berichte sind schon ein bisschen geiler, als Alles auf einmal. :jump:

Muigaulwurf
28.02.2019, 14:35
Wort.

PCS
28.02.2019, 15:54
Tag Numero – wen interessiert das noch. Zeit wird langsam relativ. Es ist jedenfalls..... Wartet...... Mittwoch! Mittwoch ist, und die Seabourn Quest ist weitergezogen. Von Puerto Montt nach Castro Island. Das liegt nicht so weit entfernt und man muss dafür noch nicht einmal den Fjord verlassen. Entsprechend ruhig war denn auch die Reise über Nacht.

Fjord. Ich war mir gestern ja nicht sicher aber – das heißt wirklich so. Allgemeinbildung kann ich.

205487

Das Frühstück lassen wir heute mal aus. Also – in der Erzählung. Wobei, nein. Kann man schon drüber reden, denn ich habe heute nochmal ein wenig reduziert. Grund dafür ist die wunderbare Violinistin, die fragt, ob sie sich zu mir gesellen könne. In solcher Anwesenheit will man dann ja nicht so völlig bedingungslos alles in sich hineinfressen und als sie dann auch noch fragt, ob ich meine Croissants mit ihr teilen würde, kann ich natürlich auch nicht Nein sagen. Also gibt’s auch davon weniger. Eigentlich perfekt.

205489

Wir sind knapp dran mit dem Frühstück. Grund dafür ist der General Emergency Alarm um 10 Uhr für die Crew. Da geht dann nichts mehr. Kurz gehe ich in meine Kabine um mich danach den Liegen auf Deck 11 zuzuwenden.

Als ich in den Fahrstuhl steige, höre ich noch die Durchsage, dass die Feuerschutztüren nun geschlossen würden. Der Fahrstuhl fährt los, ich höre den Countdown. „In Five – Four – Three – Two – One - ...“ Es gibt einen Ruck. Der Fahrstuhl bleibt stehen. Ziemlich genau zwischen Deck 9 und Deck 10. Na toll. Ganz ganz toll.

Und jetzt? Wird sicher wegen der Übung sein und gleich weiter gehen, denke ich mir. Hätte man vorher aber auch mal durchsagen können. Hat man vielleicht auch? Ich bin mir nicht mehr sicher.

In so einem Fahrstuhl stecken zu bleiben ist ja irgendwie schon unangenehm. Da kommen einem dann Sekunden wie Stunden vor. Nach ungefähr 30 von jenen, wahrscheinlich sogar noch weniger, setzt sich meine Glaskabine dann wieder in Bewegung.

Wie im Ernstfall, springt nun die Evakuierungssequenz an. Sprich: es geht – abwärts. Bis hinunter zu dem Deck, auf dem die Musterstationen liegen. Im Falle der Quest ist das Deck 5. Dort öffnen sich die Türen. Super. Auf 7 war ich, auf 11 wollte ich und auf 5 bin ich jetzt. Gut, nochmal in dieses Höllengerät steige ich jetzt nicht. Also: Treppen.

Als ich bei Deck 7 vorbei komme, kann das dort Wache stehende Crewmitglied sein Schmunzeln nicht verbergen. „Tut ihm ganz gut“ lese ich in seinem Gesicht. Moment mal! Mein Parka ist Größe M! Ich bin topfit!!

Zumindest bis Deck 9. Die letzten zwei strengen dann doch an und ich nehme mir vor, zukünftig öfter das Treppenhaus zu nutzen. Wegen Gesundheit. Fettverbrennung. Kondition. Und überhaupt.

205490

Um zumindest mal kurz dort gewesen zu sein, nehme ich auch heute das Tenderboot an Land, kehre aber nach ein paar Fotos wieder zurück zum Schiff. Eine fette Wolke lässt die Temperatur nämlich just dann absinken, als ich anlande und mein toller Parka liegt in der Kabine. Da liegt er gut.

205492

Also zurück und nun aber wirklich auf die großen Sonnenliegen von Deck 11. Ich könnte nun behaupten, den Weg erneut über die Treppen gegangen zu sein, erinnere mich aber nicht mehr, ob dem wirklich so war. Mein iPhone vermeldet 14 Stockwerke, könnte sich also fast ausgehen.

Die Wolke zieht davon, was bleibt ist blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Die Sonne hier, sie ist tatsächlich brutal. Um nicht noch einmal einen Sonnenbrand davon zu tragen, bin ich heute echt übergründlich mit der Sonnencreme. Nix riskieren.

Was folgt sind einige Stunden Arbeit unter erschwerten Bedingungen. Die Sonne spiegelt aufs Display, die Sonnencreme verschmiert alles, schlimm. Ganz schlimm. Ach wäre ich doch nur zuhause..... Nope!

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Gegen 15 Uhr lichtet der Kapitän den Anker und es geht in langsamer Fahrt durch die Schären hinaus. Eine tatsächlich traumhafte und extrem beruhigende Kulisse. Fast möchte ich nun die Symphonie aus der neuen Welt in mein Spotify laden, doch dafür ist das Netz hier einfach zu schwach.

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Dann eben – essen. Es ist 16 Uhr und somit Tea Time. Zurück zum Club Sandwich. Dazu gibt’s heute mal ein Glas Champagner. Gönnung. Dafür allerdings verzichte ich auf die Scones. Ja, man muss wie gesagt schon so ein bisserl auf die Linie achten. Da hilft es auch, täglich zu überprüfen, ob der Parka noch passt. Passt, zumindest im Stehen. Sitzen wird langsam schwierig. Oh Mann!

„War das wirklich nur ein Glas Champagner?“ frage ich mich, als ich am Horizont auf einmal Schneeberge wahrnehme. Zurück in die Kabine, mit der Kameraausrüstung bewaffnen und rauf auf Deck 11. Mit dem Fahrstuhl weil – muss schnell gehen. Ansonsten natürlich gerne zu Fuß. Eh klar.

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Oben angekommen gibt’s keinen Zweifel mehr. Die riesige Gebirgskette – Kenner wissen natürlich längst, es sind die Anden – kommt immer näher. Nun mag ich ja Meer deutlich lieber als Gebirge. Wenn allerdings beides so majestätisch aufeinander trifft wie hier, so macht mich das sprachlos.

Dahingehend fallen mir grad auch keine Worte ein, die das ausdrücken können. Außer: Gänsehaut. Und die nicht nur wegen der deutlich abnehmenden Temperaturen. Diese Schneeberge, sie sind der Wahnsinn. Und in deren Mitte überragt ein Berg mit einer extrem charakteristischen Silhouette alles. Es ist der Vulkan Corcovado. Ok. Von dem habe sogar ich schonmal was gehört.

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Alle paar Sekunden greife ich abwechselnd zu Kamera und iPhone. Die Sonne taucht die ganze Szenerie in immer neue faszinierende Lichter. Das alles wirkt so unwirklich. Wie aus einer anderen Welt eben. Es ist unglaublich.

205501

Als der kalte Wind dann doch überwiegt, entscheide ich mich, zurück in die Kabine zu gehen. WTF?!?!?!?!?!?!?!!?! Ich erreiche mein Deck, steige aus dem Fahrstuhl (ja, ja, ich weiß, wenigstens runter hätte ich laufen können) und finde mich inmitten von Menschen. Alle stehen sie auf dem Gang, unterhalten sich, haben ein Glas Champagner in der Hand. Und schauen mich nun neugierig an.

Bitte was ist hier los? Und was mach‘ ich jetzt? Wie der große Heinz Wäscher in Kein Pardon nicke ich freundlich, murmele etwas in meinen Bart und verschwinde in meine Kabine. Dort erstmal einen Blick ins Tagesprogramm werfen. Des Rätsels Lösung: es ist Neighborhood Block Party. Oder so ähnlich. Man solle seine Nachbarn kennenlernen.

Eigentlich eine ganz nette Idee. Kannste jetzt eigentlich auch nicht auslassen. So socializing und so. Also raus und eine Runde mitschnacken. Where are you from? How many Cruises? How often Seabourn? First time Antarctica? Dafür reicht mein Schulenglisch gerade noch aus.

205503

Allzu lange allerdings darf das nicht dauern, denn ich bin am Abend wieder an einen der hosted tables eingeladen. Meine Gastgeberin heute: die Violinistin. Ein schöner Zufall, dem ich natürlich ein ganz klein wenig nachgeholfen habe.

Mit dabei: fünf weitere Mitreisende, alle aus Australien. Fast könnte man ohnehin denken, das gesamte Schiff wäre in australischer Hand. Die gestrigen Tischnachbarn: Australier. Meine Kabinennachbarn: Australier. Hier und dort hört man allerdings auch mal die ein oder andere deutschsprachige Konversation.

Das Essen ist wieder äußerst gut. Als alter Allergiker darf ich mir meine Gerichte bereits am Vorabend zusammensuchen und bekomme dabei auch tatkräftige Hilfe. Menüvorschläge inklusive. Die heutige Kombination allerdings, Salatherzen mit Speck und Blauschimmelkäse, gefolgt von Penne und dann noch ein Filetsteak, ist dann aber doch etwas viel. So muss ich schweren Herzens das begleitende Gemüse übrig lassen, die Schokoladentarte will ja schließlich auch noch rein.

205500

Knapp drei Stunden dauert das heutige Dinner, somit also wieder keine Zeit für die Show. Stattdessen noch auf einen Drink in die Observation Bar („Tomorow, I’ll play another Bond Theme for you”) und anschließend noch den Club abschließen. Nach Mitternacht ist hier an Bord tatsächlich kein Passagier mehr zu finden. Alle schon schlafen. Na gut. Geh‘ ich dann halt auch mal.

Zu meiner Freude verlässt die Quest gegen Mitternacht den geschützten Fjord in Richtung offener Pazifik. Es schaukelt also wieder. Ein Traum!

Muigaulwurf
28.02.2019, 15:58
Das Bild der Violinistin lädt nicht. :ka:

Und auf so eine Tarte hätte ich jetzt Lust. :ea:

ligthning
28.02.2019, 16:04
Nett geschrieben, Percy! Musste streckenweise lachen ..... ;)

mike1
28.02.2019, 16:06
Hier möchte keiner mit Dir tauschen zu viele Treppen, toller Bericht:gut:

Jubilado
28.02.2019, 16:09
Das Bild der Violinistin lädt nicht. :ka:


Hier auch nicht..:ka:


Nett geschrieben, Percy! Musste streckenweise lachen ..... ;)

Auf jeden Fall, musste auch lachen.

Weiterhin gute Fahrt Percy :dr:

hadi
28.02.2019, 16:15
Ganz große Reiseberichterstattung!

fireball
28.02.2019, 17:04
Ach danke, da steigt die Vorfreude ins unermessliche.

Wie kalt und windig ist es denn gefühlt ?

The Banker
28.02.2019, 17:26
Nix zu essen, keine Weiber, Uhr vergessen - armer Percy :bgdev:...

mactuch
28.02.2019, 17:29
Vielen lieben Dank für das Update! Einmal mehr sehr unterhaltsam! Gute Nacht bzw. gute Morgen! :winkewinke:

PCS
28.02.2019, 17:30
Wie kalt und windig ist es denn gefühlt ?

Heute geht’s einigermaßen. Wind ist nicht so stark und Temperaturen - würde mal sagen, noch im zweistelligen Bereich.

siebensieben
28.02.2019, 18:08
Grund dafür ist die wunderbare Violinistin

Seh' nichts. Und ohne pix..... alles nur heiße Luft. :bgdev:

Hypophyse
28.02.2019, 20:08
und ich nehme mir vor, zukünftig öfter das Treppenhaus zu nutzen. Wegen

Violinistin

Löblich! :gut:


Und auf so eine Tante hätte ich jetzt Lust. :ea:

Joe! 8o

jk737
28.02.2019, 20:43
Nice :dr:

Hier, aber Percy, wenn Du jetzt endlich für mich Seabourn testest: wäre das endlich was für mich? Weil auf den TUI & Aida Massenschiffen sehe ich mich ja eher nicht...

buchfuchs1
28.02.2019, 20:47
Du auf nem Expeditionsschiff in der Antarktis?

:rofl:

jk737
28.02.2019, 20:51
Warum nicht? :ka: wenn’s ein gutes Schiff mit gutem Service ist. Es gibt 3 Kreuzfahrten, die mich jucken: Eisbären, Pinguine und Kavier in the Surf.

PCS
28.02.2019, 21:37
Ja, Jürgen. Is was. :gut:

jk737
28.02.2019, 23:16
Danke :gut: nur noch die Frau überzeugen, die meint, Kreuzfahrt erst in der Pensi :ka:

Wenn man zu zweit Oder dritt ist, dann hat man beim Essen aber einen eigenen Tisch und nicht an so Gruppentischen?

BladeRunner
28.02.2019, 23:41
..auch sonst stille Forumsmitglieder wie mich bringt dieser Thread wieder zum Posten. ;)

Die Abenteuerberichte bleiben sicher meine tägliche Bettlektüre solang Du unterwegs bist, vielen Dank Percy fürs virtuelle mitnehmen. :gut:

Coney
01.03.2019, 00:56
Sehr cool geschrieben, viel Spaß weiterhin! :dr:

Signore Rossi
01.03.2019, 08:30
Auf Kreuzfahrtschiffen gibt es Aufzüge? Echt, jetzt 8o? Ist mir bisher noch nie aufgefallen.... ;).

Bin gespannt wie es weitergeht :gut:. Allerdings finde ich, dass Du auf so eine Reise ruhig eine schöne Uhr hättest mitnehmen können.... :D ;)

Feuerzunge
01.03.2019, 08:31
Allerdings finde ich, dass Du auf so eine Reise ruhig eine schöne Uhr hättest mitnehmen können.... :D ;)

...eine Explorer z.B.

;-)

Coole Reise (im wahrsten Sinne des Wortes) - bin ebenflalls gespannt, wie es weitergeht!

Gruß und viel Spaß - Dietmar

ROLlingEXport
01.03.2019, 09:30
Vielen Dank für den kurzweiligen Bericht und noch viel Spass, Percy! :dr: Perfekt! :gut:



Das Bild der Violinistin lädt nicht. :ka:

Bei mir auch nicht...

TTR350
01.03.2019, 13:49
Wie immer ein Mega geiler Bericht Percy :dr::gut:

Aber das Bilder der ... ***Räusper***... Violinistin könntest Du noch nachreichen. :gut:

Submax
01.03.2019, 17:31
Denke der Käpt'n ist ein Gentlemen,schweigt und genießt :supercool:

Milou
01.03.2019, 17:42
aus der Nummer kommt er nimmer raus, denn es heisst ja nicht um sonst:

Der Schlussreim jeden Bildberichts - ohne Bilder glaum mir nix ;)

PCS
01.03.2019, 18:09
Donnerstag. Ein Seetag. Und einer, an dem es echt nix zu sehen gibt. Es ist neblig. Und es ist frisch. Gut, so frisch jetzt auch nicht, etwa 12 Grad hat es noch, dennoch mir zu frisch. Ich dachte, hier sei Sommer! Und jetzt sowas....

Da ich etwas früher wach werde, bin ich schon gegen 9 Uhr beim Frühstück. Es gibt heute nur noch zwei Croissants für mich. Ein Normales und eines mit Mandeln. Das ist alles. Das muss reichen. Man denke nur an meinen Parka!

Nach dem Frühstück belagere ich erneut meinen Stammplatz in der Observation Lounge. Die ist heute relativ voll, weil auch das Expeditions-Team anwesend ist um Fragen zu beantworten.

Außerdem sind die Foto-Fachleute da und erklären den meist mit iPads bewaffneten Mitreisenden, wie sie die besten Ergebnisse damit erzielen. Das klingt jetzt ein wenig despektierlich. Allerdings nur, weil ich mir hier was mein Equipment angeht, zum Teil ein wenig dämlich vorkomme.

Ich meine, ich bin hier ja eigentlich als „Profi“ an Bord. Doch das, was die Gäste zum Teil anschleppen (so sie nicht auf ihre iPads vertrauen), das lässt mich vor Neid erblassen und vor Scham meine eigenen Kameras ganz schnell unter den Parka verschwinden. Das ist – brutal. Das ist ernst gemeint.

So rede ich mir ständig ein, dass es ja nicht allein die Größe, Länge, Dicke (des Objektivs) ausmacht und man ja auch ein Auge für die Sache haben muss, dennoch – was würden das erst für Bilder, wenn ich – SO – ausgestattet wäre!?

Derweil aber heißt es, mit den naturgegebenen Verhältnissen zurechtkommen. Mein 70-300 kommt heute das erste Mal zum Einsatz. Es hat: Wale!! Walbeobachtung. Ich liebe es. Alle schreien „WOW“, du schaust, weg isser auch schon. Ein „Wow“ auf der anderen Seite, Mist. Wieder zu spät. So geht das Stunden und die Speicherkarte füllt sich mit unbrauchbaren Bildern, die hinterher definitiv nie jemand sehen will.

205555

Einen Wal allerdings, der ganz nah am Schiff auftaucht, den bekomme ich dann aber doch geknipst. Es ist ein – ja, ein Wal halt. Was für einer? Keine Ahnung. Soweit bin ich noch nicht.

Gestern Abend nämlich lag in der Kabine ein Buch und ein Chart mit den ganzen Tierarten, die es hier (vielleicht) zu sehen geben wird. Daneben: ein dicker Ordner an Verhaltensvorschriften. Wie ist den Tieren zu begegnen, worauf muss man achten, was darf man keinesfalls tun, welche Abstände sind einzuhalten, Wahnsinn. Ist ja wie Schule hier.

Aber auch wichtig. Zum Beispiel steht dort auch, dass man die Kleidung unbedingt absuchen soll nach Dingen wie Erde, Pflanzenresten, die sich evtl. im Klettverschluss verfangen haben und und und. Die Antarktis, sie soll, wenn wir wieder weg sind, eben noch genau so sein, wie vorher. Ohne eingeschleppte Parasiten, Sporen, Pilze oder was auch immer. Klingt plausibel.

Auch, dass nachts die Außenlichter des Schiffs auf ein Minimum reduziert sind, um Vogelschlag zu vermeiden. Daher auch keine Balkonbeleuchtung anmachen und die Vorhänge geschlossen lassen. Über sowas hätte ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht.

So vergehen die Stunden, bis schon wieder für die Tea Time eingedeckt wird. Auch heute verzichte ich auf die Scones, ein kleines Clubsandwich darf’s allerdings schon sein. Plus einen Double Chocolate Cookie, der auf meiner Kabine wartet. Ach hätte ich doch bloß nicht erwähnt, dass ich die Dinger so gerne esse.

Kayak Q&A heißt es im Außenbereich von Deck 5, dort wo man im Sommer den zweiten Pool findet. Ich lerne, was ich für meine kommenden Kajaktouren so anziehen soll. Der Fachmann mustert mich in meinem Parka. Schon ein bisschen eng, meint er. BITTE???? Der passt – PERFEKT!!! Keine Ahnung, die Jungs hier. KEINE AHNUNG! Und wie der passt!

205556

Ebenfalls wird erklärt, was man mitbringen soll, vor Allem aber, wie man von einem Zodiak in ein Kajak steigt.

Wie wird das geübt? Trocken. Man setzt sich in einen Sessel und jemand schiebt das Kajak heran. Klar, dass das suuuuuper easy ist. Wenn aber der Sessel dann ein schwankendes Zodiak ist und das Kajak ebenfalls in Bewegung ist, will ich gar nicht wissen, wie ich mich bei dem Stunt anstelle. Egal, ich werde Euch davon berichten. Jedenfalls, sofern mein Telefon dabei nicht am Grunde des arktischen Meeres landet. Kann jedenfalls heiter werden. Für die umstehenden Beobachter.

205557

Apropos heiter. Die berüchtigte Drake Passage, die in ein paar Tagen ansteht, soll laut Kapitän halbwegs angenehm werden. Nur für das zweite Stück der Überfahrt prognostiziert er Wellen von 4-5 Metern. Das hatten wir ja schon am ersten Tag. Da kann man mit leben. Gut, ich auch mit mehr. Hatte ja eigentlich mal auf richtig krasse Bedingungen gehofft. Bleibt aber unter uns. Sonst tötet man mich hier noch.

Um 18:30 heißt es Showtime! Ja, ich schaffe es endlich mal ins „Theater“ an Bord. Zu einem sehr guten Stevie Wonder Tribute Konzert. Anschließend geht es zum Abendessen. Kein Hosted Table allerdings, den habe ich heute zu Gunsten eines Zweiertisches mal gecancelt. Ach Mensch, eigentlich KANN ich gar nix mehr essen. Und doch habe ich Hunger. Es ist schrecklich!

205558

Nach dem Essen geht’s noch einmal zur Show. Diesmal sind zwei klassische Opernsängerinnen an der Reihe, die in Großbritannien durch die Fernsehshow The Voice bekannt geworden sind. Ihr kennt sie auch schon, es sind die, deren Klamotten vor ein paar Tagen so gut mit meinen Socken harmonierten.

Anschließend noch kurz in den Club auf Deck 5, um halb Eins aber liege ich dann doch schon wieder im Bett, da an Bord wie erwähnt alle spätestens um Mitternacht heim gehen. Selbst an nem Seetag. Sowas!

bkv
01.03.2019, 18:45
Sehr schöner Bericht, den ich gerade erst entdeckt und komplett gelesen habe. Weiterhin viel Freude und auch ich bin auf weitere Bilder sehr gespannt.

Schmackofatz
01.03.2019, 18:48
:dr:

Signore Rossi
01.03.2019, 19:34
...zu Gunsten eines Zweiertisches...

Hört hört.... ;)

siebensieben
01.03.2019, 21:36
Kreuzfahrten macht man nur allein! Sonst wird nicht gefiedelt.

tigertom
01.03.2019, 22:22
Laber nicht soviel rum, wir wollen die Violonistin sehen! :motz:

PCS
01.03.2019, 22:43
Ihr seid un-mög-lich!!! :op:

Bullit
01.03.2019, 22:48
Können wir doch nix dafür, wenn der antarktische Himmel voller Geigen hängt. :ka:

Gruß

Erik

Milou
01.03.2019, 23:14
Ich hoffe der Percy vergeigt es nicht...

Keilerzahn
02.03.2019, 07:59
eigentlich dachte ich mir: ...das lese ich dann mal in den Reiseberichten in Luxify... so in zusammengefasster Form...
heute Morgen musste ich dann aber doch mal hier reinklicken, und habe mich köstlich amüsiert
und freue mich jetzt schon auf den nächsten Tagesbericht

Percy: ganz großes Kino :gut:
you made my day

und weiterhin viel Spass in der Antarktis, und genieße die Zeit mit der Violinistin ;)

slimshady
02.03.2019, 10:22
Bei einer violinistin vergeigen... Hihihi:D

whattheheck
02.03.2019, 10:32
Der Bericht ist ganz großes Kino :dr:

Weiterhin viel Spaß und hoffentlich tolle Erlebnisse für Dich und für uns zum teilen.

PCS
02.03.2019, 20:07
205615

Heute ist Freitag. Der 29. Februar. Zumindest auf meiner Uhr. Ich mag ja die einzelne „1“ nicht so im Datumsfenster, weswegen ich an jenen Tagen lieber zu einer Uhr ohne Datum greife. Oder eben den alten Monat munter weiterrennen lasse. Wie eben heute.

Warum ich das erzähle? Ja was weiß denn ich? Ist mir nur grad aufgefallen. Es ist also in Wahrheit der 1. März und der weckt mich – mit einem ganz besonderen Ereignis. Nein, nicht was jetzt hier wieder einige unter Euch denken (Bitte WAS stimmt nicht mit Euch??).

205614

Als ich vom Balkon blicke, blicke ich auf Nebelschwaden, die sich durch den Fjord ziehen. Und wie ich diesem Schauspiel nun so naturverliebt beiwohne, schwimmt auf einmal etwas am Schiff vorbei. War das? Ist das? Kein Zweifel. Es ist ein Eisberg! Gut, Eisberg ist ein großes Wort. Sagt ja jetzt aber erst einmal nichts über die wahre Größe aus. Das, was da vorbei schwimmt, es ist eher ein Eisbergchen. Ein Kleiner halt. Gefolgt von einem Zweiten. Einem Dritten. Immer mehr kommen vorbei. Na wenn das mal gut geht.

205616

Der Captain meldet sich über Bordlautsprecher. Ah. Isses schon SO weit?? Natürlich nicht. Er kündigt an, dass wir demnächst am El Brujo Gletscher ankommen. Der ist Teil des Torres del Paine Nationalpark im Südwesten Chiles.

205622

Ein letzter Schwenk des Schiffes, und er kommt in Sicht, der Gletscher. Ok. Ich gebe zu, ich habe viele Reportagen im Fernsehen gesehen über sowas. Ich habe mir Bilder angeschaut. Das ein oder andere YouTube Video im Vorfeld habe ich ebenfalls bewundert. Ich wusste also in etwa, was mich da erwartet – und hatte dennoch sowas von gar keine Ahnung. Das was da vor mir liegt, leicht angestrahlt von der immer wieder kurz die Wolken durchbrechenden Sonne und gespiegelt vom nahezu spiegelglatten, mit Eisschollen übersähten Wasser, das ist so wunderschön, dass einem bei dessen Anblick tatsächlich die Tränen kommen können.

205617

Dieses Blau des Gletschers, dieses unglaubliche, unfassbare Blau, es ist einfach nur der Wahnsinn. Es scheint nicht von dieser Welt. Es ist nicht mit Worten und auch nicht mit Bildern zu beschreiben. Apropos Bilder: ja, diese sind ein wenig nachbearbeitet, da die iPhone Kamera mit der Farbpracht, wie sie das Auge sieht, einfach nicht mithalten kann. Nachberarbeitet also ja, übertrieben? Keinesfalls!

Eine halbe Ewigkeit liegen wir vor dem Gletscher. Der Kapitän dreht das Schiff so, dass auch all diejenigen, die vom Bett aus schauen wollen, was vom Schauspiel haben. Ich selbst bin natürlich an Deck. Erst auf Deck 10 vor der Observation Lounge, in der es Heiße Schokolade „mit Kick“ gibt, dann ganz vorne am Bug auf Deck 6. Beides beeindruckend.

205618

Übergeworfen habe ich mir so ziemlich alles, was ich in der Schnelle der Zeit finden konnte. Zu wenig noch immer. Mir ist kalt und langsam habe ich echt Angst, wie das erst werden soll, wenn wir wirklich in der Antarktis sind.

Die Mitreisenden, die in dünnem Leinenhemd und kurzen Hosen neben mir stehen, lassen mich diesbezüglich noch ein wenig nachdenklicher werden. OMG! Ich elendiges Weichei. Ich Großstadtkind. Ich – keine Ahnung. Denkt Euch was aus.

Vom Gletscher geht es dann irgendwann den Fjord zurück in Richtung Magellanstraße, der wir weiter in Richtung Punta Arenas folgen. Die Eisberge werden wieder weniger. Die kamen also wirklich nur vom kalbenden (sagt man doch so?) Gletscher. Entwarnung. Noch!

Wetter ist mehr so geht so, also ganz gemütlich die Zelte in der Observation Lounge aufbauen, Bilder sichten, bearbeiten, schreiben, auf die Tea Time warten, ein bisserl mit den lieben Künstlern hier an Bord quatschen und den Geburtstag der Dame mit der Violine zelebrieren.

205619

Irgendwann dann Aufregung an den Fenstern. Ein Wrack kommt vorbei. Schwachsinn. Das tut es natürlich nicht. Ist ja ein Wrack und hängt somit hier fest. Wir sind es, die vorbei kommen. Tja. Die gute Santa Leonora. Die hatte nicht soviel Glück, damals in den 60ern. Wir schaffen die enge Passage jedoch und fahren weiter.

205620

18:30 heißt es dann Champagner, Kaviar & Wodka. Mutet irgendwie seltsam an, da man jene drei Sachen hier ja sowieso wann immer man will, wo immer man will und wieviel auch immer man will konsumieren kann. Daher ist das Event auch eher als eine weitere Socializing Maßnahme gedacht. Warum denn auch nicht. Ich bleib‘ dennoch lieber noch ein wenig an meinem Lieblingsplatz und beobachte diese unglaublichen Landschaften. Champagner gibt’s schließlich auch hier, auf den Rest verzichte ich gerne zu Gunsten eines Club Sandwiches.

Da fällt mir ein: wir haben ja noch gar nicht übers Essen geredet, heute. Gab auch nicht wirklich viel. Zwei Croissants zum Frühstück. Dazu eine Schüssel Obst. Unfreiwillig. Keine Idee von mir, wie man sich denken kann. Nein, die Restaurantchefin macht sich Sorgen, ich würde zu wenig essen. Oder nicht gesund genug. Lieb von ihr. Na gut. Dann eben zur Abwechslung mal Obst.

Zurück auf der Kabine jedenfalls erreicht mich dann die Nachricht, dass der Hosted Table heute leider abgesagt werden muss. Sowas! Trifft sich andererseits aber ganz gut, da ich eh mit der Künstlertruppe verabredet bin. Dummerweise ändern sich deren Pläne allerdings zwischenzeitig, sodass wir am Ende doch wieder nur zu Zweit sind. Ich schwöre, diesmal hatte ICH da wirklich NICHTS mit zu tun!

Statt ins Restaurant geht es heute ins The Patio. „Ins“ allerdings ist stark übertrieben, denn das Patio befindet sich auf dem Pooldeck. Also draußen. Es gibt nur wenige Tische, die sind aber dank Wärmelampen und Decken recht kuschelig. Das Essen ist eine Wucht, nach all den Tagen bin ich dennoch tatsächlich froh, es heute mal bei nur einem Gang zu belassen.

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Danach heißt es Showtime! Gleich zwei Künstler geben ihr Abschiedskonzert. Das Theater ist voll besetzt, die Stimmung großartig. Zuvor gibt die Kreuzfahrtdirektorin noch die Kennzahlen der Reise bekannt. Die meisten Gäste (fast zweihundert) kommen aus den USA, zweitstärkste Gruppe an Bord sind die Australier (deckt sich also mit meinen Beobachtungen), danach kommen die Kanadier.

Deutsche hat es mehr als Neuseeländer, Österreicher nur zwei. Rest habe ich vergessen. In jedem Fall liegt das Durchschnittsalter auf dieser Reise bei knapp über 67 Jahren. Um ehrlich zu sein, ich hatte es sogar noch ein Stück weiter oben gesehen, da außer mir und eben der Künstlertruppe wirklich niemand diesseits der 60 an Bord zu sein scheint.

Bei rund 400 Passagieren kennt man sich übrigens recht schnell, die Socializing Maßnahmen tun ihr Übriges. Bereits nach zwei, drei Tagen grüßen die meisten sich mit Namen. Fast wie eine große Familie. Ich mag das. Ganz ehrlich.

Nach der Show noch auf ein Getränk in den Club. Der versprochene selbst gemixte Vermuth ist fast fertig. Ich soll mal kosten. Wirklich sehr lecker. Ok. Also einen Negroni dann eben. Einen. Mehr geht nicht, mehr darf heute nicht. Denn ich muss tatsächlich mal früh ins Bett. Treffpunkt zum morgigen Landausflug nämlich ist 6:45 Uhr an der Pier vor dem Schiff. 6:45 Uhr MORGENS!!!!!

Hilft also nix. Obgleich ich heute wirklich gerne noch ein wenig geblieben wäre. Gute Nacht!

slimshady
02.03.2019, 20:15
Danke Percy; freue mich schon auf den nächsten Teil!

tigertom
02.03.2019, 20:29
Ja ja, die Dame mit der Violine... :flauschi:

Und dann noch „früh ins Bett“... :D

volvic
02.03.2019, 20:35
Faszinierende Bilder. Die zwei anderen Mädels spiele welche Instrumente?:D

PCS
02.03.2019, 20:45
Das sind die Sängerinnen aus The Voice UK.

TTR350
02.03.2019, 21:01
Ich würde sagen- Rotbäckchen Percy ist verliebt... :flauschi: :op:

PCS
02.03.2019, 21:16
Wir sind ja hier nicht bei Kreuzfahrt ins Glück. Die Rötungen sind Überbleibsel des Sonnenbrands von Montag. :op:

TTR350
02.03.2019, 21:18
Ja ne... is klar... :flauschi: :winkewinke:

Jubilado
02.03.2019, 21:33
Percy, ich wünsche Dir noch viele Gänsehaut Erlebnisse.
Vielen Dank für den Bericht und die Bilder. Sieht man nicht alle Tage, noch dazu aus erster Hand und nahezu life.:dr:

BladeRunner
02.03.2019, 21:52
..ich liege ziemlich am anderen Ende der Welt krank im Bett, Deine Reiseberichte erheitern mein Dasein hier. :gut:

Vielen Dank für den Gletscherbericht, Freunde von mir waren vor Jahren in Ushuaia (End of the World..) ist ja quasi
um die Ecke von dem Ort wo die Seaborn Quest jetzt liegt. bist also der zweite der davon schwärmt.. Viell. Sollte ich
auch mal da runter und mir das ansehen..
Wohl dann mit dem gängigen Durchschnittsalter vorher eher keine Chance ;)

Viell. Hab ich’s ja nur nicht mitbekommen.. aber wohin genau geht die Reise denn eigentlich in der Antarktis?
Kreuzt die Quest dann einfach am Rand des Packeises? ;) Oder kann man dort anlegen?

Sorry aber hab echt keine Ahnung :ka: und bin Neugierig =)

The Banker
02.03.2019, 22:06
Sauber Percy! Ich lese diesen bebilderten Fortsetzungsroman immer wieder gern :gut:.

frame
02.03.2019, 22:26
Wenn wir schon durch deinen Bericht so geflasht sind (und das sind wir wirklich!), kann man Ermessen, wie es dir da „unten“ geht! Mach weiter so!

Coney
03.03.2019, 01:09
Wunderbar!

Robson
03.03.2019, 06:54
Danke Danke...... tolle Bilder und wunderschön geschrieben.

primero
03.03.2019, 12:30
Percy,

tolle Route, sehr schöner Bericht und natürlich stalken wir Dich:D:

205686

Scheint ein schönes Schiff zu sein. Schick doch mal bitte ein paar Bilder von Deiner Suite, ich glaube, wir müssen da mal hin...


Übrigens, jämmerlicher Versuch, die Lünetteneinlage zu faden...:bgdev:



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Beste Grüße,
André

Bullit
03.03.2019, 21:56
He, wo bleibt der Tagesbericht!? :op:

Gruß

Erik

Carsten65
03.03.2019, 22:37
Lauere auch schon darauf

Pappie
04.03.2019, 09:40
Sagt der Blick nicht mehr als 1.000 Worte...?:oops:

HolderFloh
04.03.2019, 10:04
Vielleicht nimmt er gerade eine Geigenstunde. :D

Btw, toller Bericht und schön zu lesen. :gut:

mactuch
04.03.2019, 11:07
Heute ist Freitag. Der 29. Februar. Zumindest auf meiner Uhr. Ich mag ja die einzelne „1“ nicht so im Datumsfenster, weswegen ich an jenen Tagen lieber zu einer Uhr ohne Datum greife. Oder eben den alten Monat munter weiterrennen lasse. Wie eben heute.

Warum ich das erzähle? Ja was weiß denn ich? Ist mir nur grad aufgefallen. Es ist also in Wahrheit der 1. März und der weckt mich – mit einem ganz besonderen Ereignis. Nein, nicht was jetzt hier wieder einige unter Euch denken (Bitte WAS stimmt nicht mit Euch??).


Du, der Du allen Ernstes ein Problem mit einer einzelnen "1" im Datumsfenster hat, deswegen die Uhr wechselt oder sie wie vorgestern eben einfach weiterlaufen lässt, fragst jetzt nicht wirklich, ob und was mit UNS nicht stimmt, oder...? :grb: :D :rofl:

Dürfen wir Dich bitte Monk nennen? :]

salvatori
04.03.2019, 12:07
Danke für´s Mitnehmen. Einfach tolle Bilder und lustig geschrieben. Ich freue mich schon auf deine nächsten Tage

Jubilado
04.03.2019, 12:15
Kann es auch kaum erwarten.

Livebericht vom Ende der Welt, so etwas gibt es wohl nur im besten Forum Deutschlands.

PCS
04.03.2019, 16:49
Wow! Was für ein Tag. Geschweige denn gleich derer zwei. Zunächst einmal ein großes Sorry, für die Lücke gestern. Doch die letzten zwei Tage, sie waren einfach zu krass. Zu viel gesehen, zu viel passiert, und schlichtweg keine Zeit gehabt, das Gesehene in Worte zu fassen. Bis – jetzt.

Das Ende der Welt. Heute habe ich es gesehen. Vor anderthalb Stunden sind wir von dort aufgebrochen. Jetzt – jetzt wird es ernst. Kap Hoorn, die Drake Passage, und dann: das Ewige Eis.

Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Und so ein wenig fühle ich mich grad wie ein Abenteurer. Ein Erforscher. „To boldly go“ und so weiter.

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Doch fangen wir mit dem gestrigen Samstag an. An diesem stand Punta Arenas auf dem Programm. Der letzte Hafen in Chile, der südlichste Hafen des Landes.

Der Wecker klingelt um halb Sechs. Welch undankbarer Dreck! Wer hat sich das ausgedacht, bitte? Ab Sechs gibt es Frühstück. Allerdings ist es da mit meinem Hunger noch nicht so weit her. Also nix essen und raus auf die Pier. Treffpunkt 6:45 für den Speedboat Ausflug.

Es ist kurz vor Sonnenaufgang. Der Himmel ist glutrot. Wirklich glutrot. Ein sensationelles Bild. Und eigentlich hätte ich diesem vielleicht einmaligen Naturschauspiel lieber weiter live beigewohnt, als jetzt in den Ausflugsbus zu steigen. Aber sei es drum.

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Es geht vom Hafen von Punta Arenas irgendwo die Küste entlang bis zum Anleger der Speedboote. Unseres steht schon bereit. Es ist gelb und schaut aus, als sei es aus den Zeiten des kalten Krieges übrig geblieben. Der Gestank nach Benzin im Inneren ist nur schwer zu ertragen. Aber mir ist das alles egal. Ich bin eh totmüde. Das Schaukeln lässt mich denn auch fast einschlafen.

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Es geht zu Magdalena Island. Das ist etwa 45 Minuten entfernt. Auf der Insel gibt es einen Leuchtturm, und: eine Pinguin Kolonie!!! Meine ersten Pinguine in freier Natur!! Auf dem Weg dorthin werden wir gebrieft. Do’s und Dont’s, Pinguinen nie in den Weg stellen, immer die Vorfahrt überlassen, die gesteckten Pfade nicht verlassen, keine Selfies, nicht auf den Arm nehmen, nicht füttern und und und. Eigentlich Selbstverständlichkeiten – aber man weiß ja, wie das ist.

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Das Wetter könnte besser kaum sein. Dennoch – es ist (sorry) SCHEISSKALT! Dieser Wind. Abartig. Ein Glück habe ich fünf Layer mit. Sechs habe ich insgesamt. Viel kälter darf es also nimmer werden. Oder ich muss mich abhärten, irgendwie.

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Die Pinguin Insel ist ein Wahnsinn. Die dort lebenden Magellan-Pinguine so cool. So – ja – menschlich. Arrogant sind die einen und schauen einen mit dem Arsch nicht an, um so neugieriger dagegen die Anderen. Den meisten von ihnen scheint aber alles komplett egal zu sein. Ich liebe sie!

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Nicht ganz gerechnet habe ich hingegen mit der Brutalität der Natur. Überall sind Leichen zu sehen. Tote Vögel, sterbende Vögel, Kadaver, die von anderen Vögeln gefressen werden. Hier wird gekämpft. Nur der Stärkere bleibt übrig. Ja, die Natur ist definitiv krass drauf.

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Nach einem einstündigen Rundgang über die Insel treten wir die Rückreise an. Einen kurzen Abstecher gibt es noch, zur Insel der Seelöwen. Dort dürfen wir allerdings nur aus der Ferne schauen. Vielleicht auch besser so, denn wenn so zwei Bullen aneinander geraten, mag man nun wirklich nicht dazwischen stehen.

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Was hab‘ ich gemeckert über das frühe Aufstehen. Wie froh bin ich jetzt grad genau darum. Denn eine Front mit andauerndem Starkregen zieht heran. Glück gehabt, dies somit alles trockenen Fußes zu sehen. Und jetzt: zurück zum Schiff.

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Dort habe ich eine Aufgabe. Ach was. Eine Mission! Als ich vor anderthalb Jahren an Bord war, erfuhr ich ziemlich gegen Ende der Reise, dass die Seabourn Quest über einen Waschsalon verfügt. Eigentlich sind es derer sogar zwei, beide auf Deck 5 zu finden. „Solltest du nochmal auf dieses Schiff kommen...“, so dachte ich mir das damals, „musst du das unbedingt ausprobieren.“.

Heute ist es soweit. Eine der vier Waschmaschinen ist frei. Ich schmeiße meine Wäsche hinein, nach 50 Minuten ist sie fertig. Dann in einen der Trockner und danach – bügeln. Das klingt jetzt weit belangloser als es ist. Denn die Tatsache, auf so einem Luxus-Schiff so etwas vorzufinden, klingt schon irgendwie ein wenig bizarr. Mag ich irgendwie. Man trifft hier auch immer auf andere Gäste, kommt ins Gespräch, socializing eben.

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Die Hemden sind gewaschen, getrocknet, gebügelt. Ich würde sagen, so ein Glaserl Champagner zum Afternoon Tea habe ich mir somit redlich verdient. Mittlerweile ist auch das Wetter wieder schöner geworden. Die Sonne kommt raus, die Temperaturen werden nochmal halbwegs angenehm.

Statt Hauptrestaurant esse ich heute noch einmal im Patio. Es gibt Burrata. Sensationell gut. Danach ein Rib Eye Steak. Auch dieses ganz wunderbar. Essen, das glücklich macht. Anders kann man es nicht beschreiben.

Danach steht die zweite Abschiedsshow des Künstlerteams an. Auch diese ist wieder extrem gut. Im Anschluss gibt es noch eine kleine, spontane Jam-Session im Club, der diesmal tatsächlich auch ein paar Gäste beiwohnen. Gegen halb Eins allerdings ist auch heute Schluss.

Dabei könnte man am nächsten Tag, also Sonntag, sogar ausschlafen. Theoretisch zumindest, denn Ushuaia, unsere nächste Station, erreichen wir erst gegen Mittag. Doch bereits um 8 Uhr früh passieren wir einige Gletscher. Und die will man ja auch irgendwie sehen. Also wieder etwas früher aufstehen.

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Mein Glück: alle Gletscher passieren wir auf der Backbordseite. Ich kann also in der Kabine bleiben und mir die Dinger im Bademantel ansehen. Den ersten zumindest. Danach schlüpfe ich dann doch in die ein oder andere Jacke.

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Um 9.45 geht es auch schon los mit dem ersten Pflichttermin des Tages. Eine Einweisung in die Verhaltensregeln der Antarktis, sowie allgemeine Informationen und Sicherheitsunterweisungen, was den Transport in Zodiaks und Kajaks die kommenden Tage angeht.

Man zeigt uns ein Video, welches ich unbedingt versuchen muss, hier mit einzubinden. Dachte erst an einen Scherz. Ist es aber nicht. Um genau so Situationen zu vermeiden, eben dieses Briefing. Nichts mitnehmen, nichts dalassen, stark eingeschränkte Raucherbereiche auf dem Schiff während der Tage, aufpassen, dass nichts über Bord geweht wird, Tiere und Pflanzen in Ruhe lassen.

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Gut eine Stunde dauert die Unterweisung. Als sie fertig ist, will ich was frühstücken. Doch Pech gehabt, das Collonade schließt in dem Moment seine Tore. Blöd. Alternative: ein paar Kekse im Seabourn Square. Schoko Cookies gibt es auch heute nicht. Stattdessen Shortbread und ein Schinken-Käse-Sandwich. Nicht wirklich befriedigend aber manchmal muss man nehmen, was man kriegt. First world problems par excellence.

Wenig später erhalte ich meine wasserdichte Hose. Eigentlich muss man die selbst mitbringen. Wusste ich aber nicht. Daher haben sie mir jetzt eine gestellt. Größe M. Passt! Ich liebe es! Da lohnt sich das Fasten doch schon.

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Gegen ein Uhr mittags bereits machen wir in Ushuaia fest. Zeit Adieu zu sagen von meinen lieben Mitstreitern der letzten Tage, die hier nun das Schiff verlassen. Die haben sich noch einmal auf einen Burger im Patio niedergelassen, doch hab‘ ich dank der jüngst verspeisten Kekse gar keinen Hunger. Ein, zwei Pommes naschen – reicht.

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Sprach ich schon vom Wetter? Dieses ist wider allen Erwartungen wirklich sensationell. Es ist Sommer in Argentiniens südlichster Stadt. In der südlichsten Stadt der Erde. Am Ende der Welt. Hier ist es also. Das Ende. Ich bin da.

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Bei strahlendem Sonnenschein und traumhaftem Himmel geht es auf einen Katamaran und mit diesem die Küste des Beagle Kanals entlang zu einigen Inseln, auf denen diverse Vögel hausen. Welche genau? Fragt mich nicht. Ich hab’s nicht so mit – Nein. DEN Gefallen tu‘ ich Euch jetzt nicht. Vergesst es!!

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Die Katamaranfahrt ist der Wahnsinn. So entspannt, so entspannend. Die Kulisse, unglaublich schön. Dazu muss man sagen, dass dies der wärmste und sonnigste Tag der ganzen Woche ist. Manchmal braucht man eben auch einfach ein bisserl Glück.

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Neben Vögeln gibt es auch Robben zu sehen. Seelöwen. Seehunde? Ich sollte mich bezüglich der Unterschiede vielleicht doch noch einmal schlau machen. Das wird sonst etwas peinlich. Im Englischen sowieso. Aus unerfindlichen Gründen verwechsle ich immer Seals mit Seagulls. Wenn es drauf ankommt, eher ungeschickt. Also morgen auf der Drake Passage nochmal die Schulbank drücken. Besser ist das.

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Nach dem Ausflug ist Shopping angesagt in Ushuaias Haupteinkaufsstraße. Ich brauche noch wasserfeste Handschuhe und warme Unterhemden. Funktionsunterwäsche quasi. Käptn Percy in einem Geschäft für Outdoorbekleidung. So ein bisserl klingt das nach Papst im Puff. Doch hier, am Ende der Welt, ist ALLES möglich.

Sie hätten mir auch ALLES verkaufen können. Ich hab‘ ja keine Ahnung von sowas. Ob die Sachen ok sind, die ich mir nun habe andrehen lassen, wird sich erst in der Antarktis erweisen, umtauschen kann ich sie eh nimmer. Fühle mich nun aber irgendwie gerüstet. Und zumindest das beruhigt ja schon enorm.

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Heute ist Sonntag. Was bedeutet, dass die meisten Geschäfte geschlossen sind. Ein paar haben sich angesichts immerhin vierer Kreuzfahrtschiffe im Hafen dann aber doch entschlossen, zu öffnen.

Beim Anblick der Schiffe im Hafen wird Eines schnell klar: die Seabourn Quest, sie ist mit Abstand das größte Schiff, das hier derzeit herumkurvt. Die meisten Expeditionsschiffe, die in der Antarktis im Einsatz sind, sind nicht einmal halb so groß.

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Mit einer maximalen Passagieranzahl von 450 bei Doppelbelegung ist sie auch das größte Schiff, welches in der Antarktis anlanden darf. 450 Passagiere, das bedeutet aber auch, dass man Zugeständnisse machen muss. Grund: in der Antarktis dürfen maximal 100 Passagiere (oder waren es 99?) gleichzeitig an Land.

Daher werden wir in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat ihr eigenes, farbiges Armband. Meines ist weiß. Pro Tag hat man die Möglichkeit, einmal für rund eine Stunde an Land zu gehen. Eben dann, wenn die eigene Farbgruppe aufgerufen wird. Hat man einen Kajak Ausflug gebucht, so darf man einmal zusätzlich das Schiff verlassen.

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Für richtige Hardcore Antarktis Fanatiker, die am liebsten den ganzen Tag Pinguinen und Seelöwen nachjagen, ist die Lösung wahrscheinlich eher nichts, die sind dann auf einem Schiff für 100 Passagiere besser aufgehoben. Für mich erscheint das vom Grundsatz her aber eher perfekt. Länger als eine Stunde würde ich mit meinen 17 übereinander gezogenen Jacken - plus M-Parka! - wohl eh nicht aushalten.

Die Sache mit den Gruppen bedeutet allerdings auch, wenn grad das Wetter besonders schön ist und die eigene Gruppe ist gerade nicht dran mit anlanden, hat man Pech gehabt. Ich bin gespannt, wie das alles so in der Praxis aussehen wird.

Jetzt aber geht es erst einmal zurück zum Schiff. Ein kleiner Regenschauer auf dem Weg dorthin bringt Erfrischung, der Himmel danach im Sonnenuntergang noch grandioser als eh schon.

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Bei all den Fotos, und meinem obligatorischen Glas Champagner in der Observation Bar, vergesse ich vollkommen die Zeit. Schwupps ist es bereits halb Zehn. Zu spät für Dinner. Die Restaurants haben nur bis 21 Uhr geöffnet. Verdammt. Fassen wir mal zusammen: kein Frühstück, kein Mittagessen, kein Abendessen. Ich glaube, ich bin wirklich der erste Mensch, der auf einem Kreuzfahrtschiff verhungert!

Damit das nicht passiert, bestelle ich mir noch schnell ein Club Sandwich über den Room Service. Nein, ehrlicherweise bestelle ich gleich zwei davon. Doch irgendwie zieht sich das mit dem Essen heute wie ein roter Faden durch den Tag. Die Club Sandwiches sind eiskalt und irgendwie auch geschmacklich anders als sonst. Schade. Gehe ich dann eben doch hungrig ins Bett. Morgen wird’s hoffentlich besser.

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Für die Drake Passage hat der Captain bereits alle Hoffnungen auf Sturm und starken Seegang im Keim erstickt. Das Sturmtief zieht deutlich weiter nördlich als gedacht vorbei. Sollte also eine ziemlich softe Überfahrt werden.

Ah übrigens: das mit dem Treppensteigen war nicht nur so daher gesagt. Ich zieh‘ das durch. Nicht immer, aber ab und an. Auszug aus meiner Health App: Samstag 20 Stockwerke, Sonntag 16 Stockwerke. Immerhin.

In diesem Sinne: Gute Nacht!

205840

PCS
04.03.2019, 17:08
Hier noch der Link zum oben erwähnten Video....


https://youtu.be/MroU8hh85Cc
https://youtu.be/MroU8hh85Cc

Jubilado
04.03.2019, 17:09
Große Klasse der Bericht Percy :gut:

Übrigens, so schnell verhungert man nicht.;)
Ich denke da an das „Seminario sin cebolla „ da gab es auch morgens ein Omelett mit Croissant und dann Abends wieder etwas.:D
Keiner ist verhungert.

Schmackofatz
04.03.2019, 17:12
Nacht!

https://www.world-of-smilies.com/wos_sonstige/a0100.gif (http://www.World-of-Smilies.com)

Magul
04.03.2019, 17:37
:gut: Schön zu lesen:)

ligthning
04.03.2019, 18:08
Viel Spaß weiterhin :dr:

siebensieben
04.03.2019, 18:23
Sorry, für die Lücke gestern. Doch die letzten zwei Tage, sie waren einfach zu krass. Zu viel gesehen, zu viel passiert,

Ja ja.....ja nee.... :bgdev: Aber jetzt bist Du ja entspannt und hast viiiieeeeel mehr Zeit. :jump: :dr:

Sagenhafter Bericht, wie immer, und ist wird zusehens spannend. Vielen Dank, Percy!

jk737
04.03.2019, 18:25
So stressig, armer Percy 8o :bgdev: Wunderbare Fotos, danke!

Aber, auf der Seabourn muss man selber Wäsche waschen 8o Gibt's da kein Laundry Service wie im Hotel :kriese:

tigertom
04.03.2019, 18:31
Grandios! Der Opernsänger auch! :rofl:

PCS
04.03.2019, 18:54
So stressig, armer Percy 8o :bgdev: Wunderbare Fotos, danke!

Aber, auf der Seabourn muss man selber Wäsche waschen 8o Gibt's da kein Laundry Service wie im Hotel :kriese:

Angst bekommen? :) Den gibt’s selbstverständlich auch. Das ist nur ein Zusatzangebot... :gut:

siebensieben
04.03.2019, 19:11
Die Laundresse ist doch abgereist. ;)

jk737
04.03.2019, 19:13
Angst bekommen? :) Den gibt’s selbstverständlich auch. Das ist nur ein Zusatzangebot... :gut:

Ja 8o :kriese: :rofl:

Danke, dann bin ich beruhigt :gut: :D

ThorstenD
04.03.2019, 19:40
Super Fotos und toller Bericht :gut:

ein michael
04.03.2019, 19:57
Ich habe ja noch nie eine Kreuzfahrt gemacht, werde dieses aus verschiedenen Gründen wohl auch nicht ändern, gleichwohl, diesen Bericht zu lesen, ist ein großes Vergnügen! Tolle Bilder vom Ende der Welt, eingebettet in einem in gute Laune versetzendem Text.
Bitte weiter so und dir noch eine tolle Zeit am Ende der Welt.

fireball
04.03.2019, 19:58
Wie lange seit ihr denn von punta arenas bis zu den Schnellbooten unterwegs gewesen? Hast du im Kreuzfahethafen eine Möglichkeit gesehen ein Boot zu mieten ? Am 13.3 wenn wir dort sind sind die Fähren leider schon ausgebucht für die Magdalena Island.

Ich freu mich so, danke für deinen Bericht ich hoffe das Wetter bleibt noch so bis wir da sind.
Ich glaube ich pack doch noch eine lange Unterhose ein wenn es doch so kalt ist dort.

Micha2903
04.03.2019, 20:36
Klasse Percy, vielen Dank für die tollen Fotos und kurzweiligen Kommentare.....:dr:

hadi
04.03.2019, 21:09
Schöne Fortsetzung! Jetzt geht's ans Eingemachte - freue mich auf mehr...

PCS
04.03.2019, 22:00
Tino, eine lange Unterhose kann nix schaden. :)

Vom Hafen zu dem Bootsanleger waren es etwa 15-20 Minuten. Am Kreuzfahrtanleger habe ich sonst nix gesehen. Da lagen noch zwei Bugsierer und das war es. Ansonsten nur Container.

BladeRunner
04.03.2019, 23:35
Großartiger Bericht Percy, beim Lesen ist es fast als wär man dabei. ;)

orange
05.03.2019, 05:51
Was für eine Story. Ich bin sehr froh, dass das mit dem Gepäck in BA geklappt hat. Ich hatte die schlimmsten Befürchtungen. Geile Reise, geile Story...:gut:

Macuser
05.03.2019, 11:44
Was ein toller Bericht :verneig:.

Da werde ich persönlich wohl eher nicht hinkommen. Deine Bilder entschädigen eindeutig dafür. Freue mich sehr auf den weiteren Reiseverlauf :jump:.

Hypophyse
05.03.2019, 11:48
:verneig:

siebensieben
05.03.2019, 19:12
Wo bleibt der Kerl? Ich brauche meinen abendlichen Stoff. :wall: :rolleyes: :grb: :op::winkewinke: :winkewinke: :D

primero
05.03.2019, 21:25
Die jungen Leute, keinen Funken Verantwortlichkeitsgefühl im Leib:op:.
Erst der äußerst spannende Reisebeginn, der uns allen das Adrenalin im Übermaß in die Adern spült, dann das großartige Schiff, die wundervollen, amourösen Abenteuer des Protagonisten...
Dann die atemberaubende Landschaft an einem Flecken der Erde, den die meisten von uns kaum je selbst erkunden werden. Kein Auf- und ab, eine ständige Steigerung und dann


Keine Bilder, keine Berichte (hierfür gibt es keinen Emoji, der die Verzweifelung zum Ausdruck bringen kann)!

Lass uns nicht weiter darben!

Beste Grüße,
André

Milou
05.03.2019, 21:54
Ich darbe mit!
Hoffentlich hat sich unser jugendlicher Stradivarius nicht in seinem Long John Groesse M verheddert ;)

siebensieben
06.03.2019, 08:46
Nicht dass der mit abgereist ist??? :flauschi: :op: :flauschi: :flauschi: :oops: Oder im arktischen Funkloch? :oops:

Hannes
06.03.2019, 14:15
Ich soll Euch von Percy herzlich grüßen :winkewinke:

Im ewigen Eis ist das Internet so gut wie nicht präsent und daher ist das Schreiben hier im Thread unmöglich.

Er lebt. Es geht ihm gut :gut:

PCS
06.03.2019, 15:02
Was für ein Mist. Zunächst einmal Sorry, dass ich mich gestern nicht gemeldet habe. Der Grund dafür: mich hat’s erwischt. War es das Club Sandwich? Habe ich mir sonstwo an Land was aufgeschnappt? Ich weiß es nicht. Bereits nach dem Aufwachen am Montag jedenfalls war klar: mein Magen und ich, wir werden heute keine Freunde mehr. Und das zieht sich bis jetzt, Stand Dienstag Abend durch.

Entsprechend wenig gibt es aus den vergangenen zwei Tagen auch zu berichten. Ich könnte Euch nun zwar erzählen, wie viele Fliesen mein Badezimmer hat, wie diese gemustert sind, aber ich glaube, das interessiert Euch nicht und ehrlich gesagt mag ich mich an die vergangene Nacht auch nicht wirklich zurückerinnern. Ich hoffe, die kommende bringt ein wenig Besserung.

Montag jedenfalls stand die Drake Passage an. Die ist berühmt. Die ist berüchtigt. Für Sturm. Für starken Seegang. Wie der Kapitän ja bereits ankündigte, haben wir diesmal Glück. Ein sonniger Tag, mit rund 4 Meter hohem Schwell, sehr langgezogen, was zu einem gleichmäßigen, ruhigen, langsam und gemütlichen Schaukeln führt.

205991

Das mit der Sonne erübrigt sich dann gegen Mittag, als der Nebel immer dichter wird. Zuvor komme ich aber noch in den Genuss eines Nebelbogens. Wusste gar nicht, was das ist. Im Grunde ein Regenbogen, doch sind die Wassertröpfchen so klein, dass sich das Licht darin nicht bricht. Das Resultat: ein kleiner, weißer Regenbogen. Haben wir wieder was gelernt. Forum bildet.

205992

Warum der Nebel überhaupt? Auch das ist ganz spannend und macht mir so ein wenig Gänsehaut. Wir wechseln die Ozeane. Vom Pazifik, nein eigentlich ist es schon der Atlantik da unten, in den Südlichen Ozean.

Von dessen Existenz wusste ich nicht einmal, was vielleicht auch daran liegt, dass mir der Begriff Südpolarmeer geläufiger war. Andere Strömung, andere Temperaturen. Nebel. Anhand der Wassertemperatur kann man gut feststellen, wann es so weit ist. Sie sinkt zwischen 12 und 13 Uhr rund um die Quest um fast zwei Grad. Bemerkenswert, oder?

205993

Woher ich das alles weiß? Nun, nicht nur hatte ich vergangene Nacht verdammt viel Zeit zum Lesen, nein. Es gibt einen neuen Programmpunkt, jeden Abend um 18:30 Uhr. Das Briefing. Hier wird die kommende Anlandezone vorgestellt, wird erklärt, welche Wege zu nehmen sind, worauf zu achten ist, was einen erwartet, wann welche Gruppe an Land darf, welches Wetter zu welchen Stunden prognostiziert ist.

Zusätzlich gibt es jeden Tag drei bis vier Vorträge der Wissenschaftler. Über die zu erwartenden Vögel beispielsweise, warum Pinguine so gehen, wie sie gehen, und und und. Ziemlich interessant. Ok, zumindest zum Teil.

Die Anwesenheit zu diesen Briefings ist nicht verpflichtend, jedoch dringend zu empfehlen. Pflichtveranstaltung hingegen ist der Bio Security Check. Der – was?? Klingt enorm wichtig, ist es auch. Für die Antarktis. Alles, was man mit an Land hat, wird hier gecheckt. Sprich: Oberbekleidung, Rucksäcke, Fototaschen, Stative, Gehstöcke.

Was wird geprüft? Die Sauberkeit, insbesondere von Innentaschen, von Klettverschlüssen, von Falten, in denen sich Dreck und somit eventuell Sporen, Moos etc. Festsetzen könnte. Don’t bring a pest heißt es. Und das wird ziemlich ernst genommen.

Ebenfalls geprüft werden die wasserdichten Stiefel. Sofern man seine eigenen mitbringt. Alle, denen das zu umständlich ist, können sich aber auch an Bord welche kaufen oder auch leihen. Letzteres mache ich. Die Stiefel passen auf Anhieb (wichtig: mit dicken Socken testen) und werden in den Spinden auf Deck 5 im hinteren Poolbereich verstaut. Dort findet auch die tägliche Reinigung statt, denn man will ebenfalls vermeiden, Vegetation von einem Teil der Antarktis in einen anderen zu verschleppen.

Heute Früh sind wir denn auch bereits vor unserer ersten Destination vor Anker gegangen. Halfmoon Island. Das ist eine Insel der Südlichen Shetlands, einer der Antarktischen Halbinsel vorgelagerten Inselkette.

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Meine Gruppe ist heute die Erste, die raus darf. Um 7:45 heißt es ab in die Zodiaks. Nur eben leider nicht für mich. Wehmütig sehe ich den ganzen Tag den Booten nach, wie sie in Richtung Landezone aufbrechen, schaue mir die Pinguine durchs Fernglas an und – ärgere mich gewaltig. Was für ein Timing. Das erste Mal Antarktis – und nüscht ist. Mist.

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Am Abend dann aber geht es schon weiter zur nächsten Destination: Deception Island. Eine Vulkan-Caldera. Quasi Santorin in Kalt. Denke ich mir mal so. Ich bin jedenfalls gespannt. Morgen dann bin ich in der letzten Gruppe, die von Bord darf. Ich hoffe inständig, bis dahin wieder fit zu sein. Pinguine gibt’s da allerdings nicht zu sehen. Die gab es heute. Die einzige Chance auf den supersüßen Chinstrap Pinguin. Nur eben nicht für mich. Menno.

Fassen wir also zusammen: seit 48 Stunden nichts gegessen, sechs Dosen Cola vernichtet (die mit Zucker, ekelhaft). Projekt M-Size-Parka sollte sich also ausgehen. Treppensteigen: gestern 25 Stockwerke (jawohl!), heute: derer zwei. Verhagelt mir den ganzen Durchschnitt.

Also zur Einfahrt in die Caldera noch einmal schnell rauf auf Deck 10. Gerade rechtzeitig, um das für mich vielleicht spektakulärste Ereignis bislang mitzuerleben.

Langsam gleitet die Seabourn Quest im Nebel durch die schmale Öffnung des Kraters. Aus dem Nebel tauchen die hohen, das Schiff weit überragenden, schwarzen und schroffen Felswände auf. Sie scheinen zum Greifen nah. Es ist kalt. Es ist nass. Es ist windig. Mir ist das grad – egal!

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Die Suchscheinwerfer tauchen die Szenerie in ein noch unwirklicheres Licht. Das alles schaut aus, als seien wir gerade per Zeitmaschine zigtausende, ja millionen Jahre in die Vergangenheit portiert worden. Kurz nach Entstehung der Erde. Welch unwirtlicher Ort. Und doch gleichzeitig so unglaublich schön.

Dass die Quest hier am Abend einfährt und die Nacht in der Caldera verbringt, geschieht übrigens heute zum ersten Mal in der sechsjährigen Expeditionsgeschichte des Schiffes.

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So. Jetzt kann ich schlafen gehen. Hoffentlich. Nicht ganz einfach, bei den Geräuschen, die von draußen hereinkommen. Der Wind ist brutal und zieht an der Balkontüre, dass es einem Angst und Bange werden lässt. Für die enormen Böen ist Port Foster, so der Name des Kratersees, sogar bekannt. Daher wird die Einfahrt seit Anfang des 19. Jahrhunderts von Seefahrern auch Neptuns Blasebalg genannt. Habe ich gerade nachgelesen.

Und noch was entdeckt: der Vulkan ist aktiv. Mehrere Male pro Jahrhundert gibt es kleinere Ausbrüche und auch der Boden des Kraters hebt sich mit den Jahren immer weiter an. Bleibt zu hoffen, dass er sich noch ein paar Tage Zeit lässt. Nicht, dass meine tollen Gummistiefel schmelzen. Wenn ich die nicht zurückgebe, kostet mich das nämlich 110 USD. Gute Nacht.

ligthning
06.03.2019, 15:09
Unser Mitgefühl sei dir gewiss. Gute Besserung :winkewinke:

PCS
06.03.2019, 15:15
Argh! Drei Stunden versuche ich das hochzuladen und jetzt sind die Bilder weg... :mimimi:

siebensieben
06.03.2019, 15:24
...mein Magen und ich, wir werden heute keine Freunde mehr.

Schmetterlinge bestimmt. :flauschi: Wenn nicht, dann gute Besserung. :gut:

bass
06.03.2019, 15:44
Gerade erst den Thread entdeckt … wünsche Gute Besserung!!

Und danke für die Bilder, tolle Eindrücke! Freunde von uns sind auch auf dem Schiff, die schicken aber nicht so viele Bilder =)

Jubilado
06.03.2019, 15:50
Gute und schnelle Besserung Percy :dr:

Milou
06.03.2019, 16:42
Das waren beschtimmt die kalten Club Sandwitches. Gute Besserung :dr:

meldestelle
06.03.2019, 16:48
Gute Besserung !!!
Gruß
Thomas

ROLlingEXport
06.03.2019, 17:22
Danke für den Bericht, Percy! Gute Genesung und weiterhin viel Spass! :dr:

Keilerzahn
06.03.2019, 17:31
mensch Percy, und ich hab doch gesagt: Eß bloß keinen gelben Schnee :D
und gute Besserung...

Dino01
06.03.2019, 18:46
Gute und schnelle Besserung Percy :gut:

siebensieben
06.03.2019, 19:11
Percy, wie willst Du eigentlich diese Reise jemals toppen?

buchfuchs1
06.03.2019, 19:26
Da gibt’s noch viel geilere Sachen, mach ich mir keine Sorgen.

Robson
06.03.2019, 19:51
Gute Besserung drücke dir die Daumen das schnell besser wird.

Kiki Lamour
06.03.2019, 22:15
Percy, wie willst Du eigentlich diese Reise jemals toppen?

Ich denke auch nicht

ein michael
06.03.2019, 23:42
Gute Besserung!

PCS
07.03.2019, 00:31
Ich weiß zwar, dass nichts so alt ist, wie ein Post von gestern, dennoch: hab‘s geschafft, die Bilder doch noch nachzuladen...... :jump:

Wer also nochmal schauen mag..... :)

tigertom
07.03.2019, 01:16
Sooo schöne Fitos! :verneig: :verneig: :verneig:

El-Duderino
07.03.2019, 07:21
Aah.Da ist er ja.Echt ein cooler Trip:jump:

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siebensieben
07.03.2019, 08:47
Der brettert aber ganz schön da durch die Inseln und Eisschollen. Und scheint eine beliebte Gegend dort zu sein. ;)

salvatori
07.03.2019, 10:11
Ich hoffe du bist heute fit genug um deinen Ausflug machen zu können - sei stark und halte durch.

PCS
07.03.2019, 21:04
Und wieder bekomm‘ ich keine Bilder hochgeladen.... :mimimi:

Bullit
07.03.2019, 21:11
Dann eben Old-School-Journalismus. Hauptsache Stoff! :jump:

Gruß

Erik

Milou
07.03.2019, 21:48
genau !

TTR350
07.03.2019, 21:52
Keine Bilder bzw. verspätete Bilder kann man bei der Reise mehr als verschmerzen. Was Du bis jetzt präsentiert hast ist schon die Steigerung von sensationell. :dr:

tigertom
07.03.2019, 22:49
Und wieder bekomm‘ ich keine Bilder hochgeladen.... :mimimi:

Hab‘s auf IG schon gesehen, den Golfplatz mit den roten Fahnen muss ich auch einmal spielen! :D

PCS
08.03.2019, 02:23
Sie würden Dich lieben dafür - und die alten Kocher wieder anwerfen.... :D

PCS
08.03.2019, 04:00
Gut, ich versuche es jetzt nochmal.... :mimimi:

PCS
08.03.2019, 04:47
Beginnen wir heute einmal mit einer philosophischen Frage. Was ist besser? Kein Internet zu haben, oder schlechtes Internet zu haben? Das beschäftigt mich gerade. Ich komme zu dem Schluss: kein Internet ist besser. Weil man dann ja weiß, dass man keines hat. Bei schlechtem Internet aber keimt alle paar Minuten die Hoffnung auf, es doch noch einmal zu versuchen.

Wie heute. Zweieinhalb Stunden bin ich damit beschäftigt, meinen Post vom Vortag ins Forum zu laden. Nur den Text wohlgemerkt, das mit den Bildern habe ich bereits nach einer Stunde aufgegeben. Es geht – nichts. Und gerade wenn du dich damit abfindest, dass nichts mehr geht, trudelt dann doch eine WhatsApp rein, Instagram meldet eine neue Nachricht. Die Hoffnung keimt auf, dass da doch was geht. Doch genau dann geht wieder nichts. Es ist zum Verzweifeln.

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Inzwischen erkenne ich ein Muster. Alle 15 Minuten öffnet sich ein Zeitfenster für rund 90 Sekunden. Das muss man nutzen. Das passt für WhatsApp, unmöglich allerdings für Fotos im Forum. Es ist zum Verzweifeln! Aber Ok. Was will man auch erwarten für 399,95 US-Dollar. Ja, gut, das ist jetzt unfair. Für die Satelliten kann die Reederei ja nix. Aber egal. Mich macht die Situation grad echt unentspannt. Unzufrieden. Unglücklich.

Genieße es doch einfach, höre ich manche von Euch vielleicht sagen. Digital Detox und so. Alles gut und schön. Aber: nicht Meines! Ganz und gar nicht. Ich WILL das schlichtweg nicht! Okay? Ja, ich bin geeeeeereizt!

Dabei wollte ich Euch doch eigentlich von ganz was anderem erzählen. Von der Frau nämlich, die mich jeden Morgen aus meinen Träumen reißt. Nein, sie spielt NICHT Violine. Die Rede ist von der Kreuzfahrtdirektorin. Diese vermeldet täglich um 7:45, welche Gruppe sich jetzt auf den Weg machen soll. Sie macht dies mittels einer allgemeinen Kabinendurchsage. Und der Lautsprecher dafür befindet sich? Exakt. Genau über meinem Bett.

Lange schlafen ist also nicht, selbst wenn die eigene Gruppe, wie heute, erst sechs Stunden später an der Reihe ist. „Zipped & clipped“ solle man erscheinen. Das sei wichtig. Zipped & clipped – keinen Begriff habe ich in den letzten zwei Tagen öfter gehört. Was bedeutet das? Man soll bereits komplett angezogen am Expeditionsdeck (wir erinnern uns, das ist da, wo im Sommer der zweite Pool lockt) erscheinen.

Zipped, das bezieht sich auf die verschiedenen Layer, also die ganzen Unterjacken und den Parka. Reißverschlüsse bereits geschlossen. Clipped, das wiederum hat mit den Verschlüssen der Rucksäcke zu tun, sowie denen der Rettungswesten. Das alles anzulegen ist eine Wissenschaft für sich. Die Reihenfolge sollte man üben.

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So sollte der Rucksack sinnvollerweise als letztes, nach der Rettungsweste angelegt werden. Den vorderen Verschluss muss man dann aber unterhalb der Rettungsweste verschließen, damit die im Falle eines Falles auch aufgehen kann. Hat man statt eines Rucksacks einen Drybag dabei, sollte der vor der Rettungsweste übergezogen werden. Und in jedem Fall sollte man tunlichst darauf achten, die Kapuze überzuziehen, bevor man die Weste anlegt. Klingt komplizierter als es ist? Nein, das tut es nicht!

Gestern wäre ich in der ersten Gruppe gewesen, heute bin ich in der letzten. Beides ist mir grad so gar nicht Recht. Denn heute war ich früh wach und die Landing Site sah am Morgen bezaubernd aus. Alles weiß von frischem Schnee. Wunderschön. Der ist inzwischen nahezu komplett weg. Toll. Naja, was willste machen? Mal haste kein Glück – und mal einfach nur Pech.

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Nein, ich will nicht meckern. Denn das, was ich heute früh sehen durfte, das nimmt mir keiner. Frisch gefallener Schnee auf einer Vulkanlandschaft ist vielleicht mit das majestätischste Naturereignis überhaupt. Der leichte Sonnenschein lässt die komplette Insel silbern erstrahlen. Ein abartig toller Anblick. Eine andere Welt? Ein anderer Planet? Eine andere Galaxie! Da kann selbst Star Wars nicht mithalten.

Deception Island - vielleicht der tollste Ort der Welt. Wenn es denn Internet gäbe.

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Wie Santorin, nur in Kalt mutmaßte ich gestern noch. War ja dunkel und man konnte nix sehen. Doch so falsch lag ich damit gar nicht. Es hat tatsächlich was, nur dass der Krater hier eben noch fast vollständig erhalten ist.

Sonderlich windgeschützt ist es dennoch nicht. Die 10 Uhr Kajak-Tour musste abgesagt werden, die 12 Uhr Tour auch schon. Als es dann auch noch die 14 Uhr Tour erwischt, habe ich Angst, ob ich überhaupt noch an Land komme.

Der Wind ist stark. Und er ist eisig. Schon eine Dreiviertelstunde vor der eigentlichen Aufrufzeit begebe ich auf meine Kabine. Anziehen üben. Oder erst einmal die Sachen bereitlegen.

Schauen wir mal. Wir haben: ein Paar lange Unterhosen, zwei Paar Socken, eine normale Hose, eine wasserdichte Hose. Eines der in Ushuaia erworbenen Thermoshirts, ein Hemd, den Seabourn Unterparka, einen Belstaff Hoodie, eine leichte Fake-Daunen-Jacke und den orangenen Seabourn Überparka. Alles schließen, dann die Rettungsweste drüber. Zipped & clipped. Perfekt.

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Aaaaaaaldaaaaa!!!! Ist das warm!!!! Kurz raus auf den Balkon bis die Durchsage kommt und siehe da, die Sonne kommt raus. Super schön. Mit Erklingen der Stimme der Kreuzfahrtdirektorin geht’s dann auf Deck 5 ganz nach hinten. Dort stehen die Gummistiefel bereit. Also hinsetzen und anziehen.

Klingt einfach. Isses aber nicht. Habt Ihr jemals diese Reportagen gesehen, in denen junge Leute in so komische Anzüge gesteckt werden, die das Alter simulieren? Mhm, genau so geht’s mir grad. Jede Bewegung ist beschwerlich, ich komme kaum an meine Füße und muss unweigerlich über mich selbst lachen.

Dann noch zwei Paar Handschuhe übereinander und ich bin nicht einmal mehr in der Lage, richtig zu greifen. Auf geht’s zu den Zodiacs. Die warten auf Deck 3. Also zwei Decks runter und dann – warten, dass die gerade ankommende Gruppe aussteigt. Warten unter Infrarot-Strahlern. Eine tolle Idee, wenn man sich grad für Minus 48 Grad angezogen hat.

Bevor man in die Zodiacs steigt, geht man mit seinen Schuhen nochmal durch ein Desinfektionsbad. Auf dass auch ja nichts an Land gebracht wird. Dann auf zur Landing Site. Eine kurze Fahrt im Sonnenschein, die klar macht, was da gleich auf uns wartet: eiskalter, schneidender Wind.

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Die Temperaturen selbst liegen zwar nur ein wenig unter Null, doch der Wind kennt kein Pardon. Also alle Layer wirklich bis ganz oben zuziehen, die Mütze tief ins Gesicht, beide Kapuzen drüber und es passt. Fast schon zu warm. Ein Layer weniger wäre auch ok gewesen. Aber ich will nicht klagen, besser so, als anders.

Die Seabourn Quest ankert heute in der Whalers Bay, einem Seitenkrater von Deception Island. Sie tut dies zum allerersten Mal. Ankern indes ist nicht ganz richtig. Denn einen Anker hat der Kapitän heute nicht gesetzt. Wollte vielleicht den Vulkan nicht unnötig reizen. Stattdessen dümpelt das Schiff also in der Mitte des Kraters und dreht sich den ganzen Tag ein wenig hin und her. Auch das Santorin durchaus nicht unähnlich.

Irgendwie ist es ein seltsames Gefühl, das Land zu betreten, das dampfend warme Wasser zu sehen und zu wissen, auf einem aktiven und unberechenbaren Vulkan zu stehen, dessen letzte Ausbrüche gerade einmal rund 50 Jahre her sind.

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Damals bedeuteten sie das Ende für die zu jener Zeit bereits Forschungszwecken dienende ehemalige norwegische Walfangstation. Deren Überreste haben jedoch bis heute überlebt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Ruinen heute von Robben bewohnt werden. Den Tieren also, die hier, neben den Walen, über Jahrzehnte abgeschlachtet wurden.

Zu nah sollte man sich den Gebäuden nicht nähern, keinesfalls sollte man sie betreten. Das mögen sie nicht so, die Fur Seals. Die meisten zwischen den Gebäuden, Tanks und dem Schiffsdock liegenden Exemplare stören sich heute allerdings nicht an der Invasion der orangenen Jacken. Gelangweilt schauen sie herüber, heben allenfalls kurz einmal den Kopf um sich direkt danach wieder dem Müßiggang hinzugeben. Irgendwie ein Stück weit beneidenswert.

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Ein Pinguin Pärchen kommt angehüpft. Die Besucher bleiben stehen, die Pinguine bleiben stehen. Schwer zu sagen, wer hier gerade wen beobachtet. Irgendwann entdeckt einer der Pinguine eine kleine Schneefläche und entscheidet sich für eine spontane Rutschpartie. Ein herrlich menschlicher Anblick. Es sind übrigens Gentoo Pinguine. Ja, ich habe meine Hausaufgaben gemacht!

Die Zeit an Land geht unglaublich schnell vorbei und so schaffe ich es als einer der letzten Passagiere zurück zur Zodiac Station. Bevor man die Boote betreten kann allerdings, kommt erst der Guanomat zum Einsatz: eine Konstruktion aus Haltegriffen und Bürsten, die im Wasser steht. Hier säubert man seine Stiefel, ehe es in die Zodiacs geht.

Zurück zum Schiff, erneut Schuhe desinfizieren, ausziehen und dann – endlich – eine Lage Kleidung nach der anderen öffnen. Das also war er, mein erster Ausflug als Antarktis-Forscher. Sensationell. Kalt aber glücklich, könnte man sagen.

Gegen 17 Uhr dann lichtet der Kapitän den Anker (so er denn einen gesetzt hätte) und fährt langsam aus der Bucht hinaus zurück in den großen Kratersee Port Foster. Anschließend geht es durch die schmale Öffnung von Neptuns Blasebalg zurück auf die Bransfieldstraße.

Kaum haben wir den Krater verlassen, funktioniert auch das Internet wieder tadellos. Scheinbar haben die hohen Kraterränder die Verbindung zum Satelliten behindert bzw. immer nur dann ermöglicht, wenn das Schiff in einem gewissen Winkel stand. Langsam wird alles klar. Und gibt Hoffnung. Auf eine Zeit mit Netz. Yeeha!

Um 18:30 ist erneut ein Briefing angesetzt. Was haben wir heute gesehen? Was erwartet uns morgen? Wann ist welche Gruppe dran? Und wie hat sich die Antarktis überhaupt entwickelt. Spannende Themen einmal mehr und ich muss gestehen, dass ich mich schon lange nimmer so wissbegierig (oder sollte ich sagen nerdig?) erlebt habe, wie zur Zeit.

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Ach übrigens: wie es mir geht, habe ich noch gar nicht erzählt. Besser. Viel besser. Danke für Eure vielen Genesungswünsche. Auf Essen habe ich derweil noch verzichtet, was Treppensteigen angeht, sind wir heute bei – haltet Euch fest, ich kann es selbst kaum glauben aber das iPhone lügt ja nicht – 44 Stockwerken! Meinen Gürtel, den ich vor ein paar Tagen eine Position weiter schnallen musste, kann ich heute ganze zwei Löcher enger tragen. Und der M-Parka, der sitzt, besser geht’s nicht. Nein, bin stolz auf mich.

Zum Abendessen gönne ich mir heute aber mal was. Ein bisserl Brot und ein paar Kartoffeln. Das Ganze im Patio. Draußen. Ein tolles Erlebnis bei einsetzendem leichten Schneefall und vorbeiziehenden, riesigen Eisbergen. Ja, so in etwa habe ich mir das vorgestellt.

Glücklich und zufrieden sitze ich jetzt noch kurz in der Observation Bar, trinke meine Cola zu Ende (hoffentlich die Letzte mit Zucker, meine Zähne tun schon weh. Wie kann man das Zeugs nur trinken?), schreibe diesen Text und werde danach einmal mehr früh zu Bett gehen. Morgen bin ich in der zweiten Gruppe. 9:45 geht es los. Wenn wir pünktlich ankommen. Das hängt von der Anzahl der Eisberge auf unserem Weg ab, und vom Nebel. Ja, ok. Soll er mal langsam machen, der Captain. Eilig haben wir es ja nun wirklich nicht.

PCS
08.03.2019, 04:55
Sorry für so viel Text und keine Bilder. Aber hier geht auch heute wieder - gar nix!! :mimimi:

Robson
08.03.2019, 07:19
Kopf hoch das wird schon wieder ....

VielNois
08.03.2019, 07:31
Mercy vielmals Percy für die beeindruckende Reisereportage. Freue mich schon auf die Bilder.

Bullit
08.03.2019, 07:43
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und weiterhin viel Spaß!

Gruß

Erik

Feuerzunge
08.03.2019, 07:48
Hallo Percy,

toller Bericht, freue mich ebenfalls auf weitere Bilder - aaaaber... dass es dort kein Internet gibt, finde ich gut! Stell Dir mal vor, man würde in dieser Gegend Funkmasten aufstellen, damit man Surfen kann... neee, geht gar nicht! Ich liebe Funklöcher - je größer, desto besser!

Gruß und weiterhin viel Spaß!

Dietmar

Milou
08.03.2019, 09:22
Es gibt übrigens auch Satelliten Technik.

hadi
08.03.2019, 09:57
:D

Toller Bericht, weiterhin viel Spaß!

Jubilado
08.03.2019, 09:59
Vielen Dank für den überaus aufschlussreichen Bericht. Es wird wohl nicht viele geben die solch eine Reise, oder besser gesagt Expedition, jemals machen werden. Das mit den Bildern finde ich persönlich nicht so schlimm, die können ja nachgeholt werden, wenn der Internetzugang wieder besser ist.
Daher weiterhin viele tolle Erlebnisse und nicht zu vergessen, schön dass es mit Dir gesundheitlich wieder aufwärts geht.:dr:
Freue mich schon auf die weiteren Berichte.

trk1969
08.03.2019, 10:23
Auch ohne Bilder sehr interessant zu lesen. Toll! :gut:

Anhand der Fotos der vorherigen Tage entstehen ja beim Lesen automatisch Bilder im Kopf.

Habe mal aus Neugier im Netz geschaut, wie viel man für eine solche Antarktis-Kreuzfahrt als Normalsterblicher hinblättern muss. Schon ordentlich! Aber auch gut so. So bleibt die Zahl der Touristen dort im erträglichen Rahmen.


Und ja, zuckerhaltige Cola ist in der Tat widerlich. Ich frage mich auch immer, wie man das trinken kann! *würg*

hugo
08.03.2019, 10:31
Grandios,toller Bericht.Wenn man mal Bilder von der Vulkaninsel googelt ist das schon sehr beeindruckend.
Und von wegen schlechtes Internet,der Percy hat schon seine Gründe keine Bilder zu posten :D
Weiterhin viel Spaß und berichte weiter:gut:

Schaut mal den Herren rechts :bgdev:

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Quelle Google

Muigaulwurf
08.03.2019, 10:33
René hats schön getroffen:


Auch ohne Bilder sehr interessant zu lesen. Toll! :gut:

Anhand der Fotos der vorherigen Tage entstehen ja beim Lesen automatisch Bilder im Kopf.

[...]

Danke dafür, Percy :gut:

tigertom
08.03.2019, 10:35
Schön, dass es dir wieder besser geht! :gut:

Träumst du eigentlich schon von der Osterjause mit Reindling? :D

salvatori
08.03.2019, 10:43
Bilder.... keine Bilder - ist doch egal.
Mir und dummerweise auch meiner Frau macht es Spaß deinen Berichten zu folgen. Das Blöde an deinen Ausführungen hier ist nur, das meine Frau immer mehr Argumente bekommt mich von so einer Reise überzeugen zu können. Freunde von uns haben für 2020 eine ähnliche Tour mit der Fridjof Nansen gebucht. Bin jetzt schon auf deren Bericht gespannt.
Bleib weiterhin fit und lass dich nicht vom Internet ärgern

Unruhstifter
08.03.2019, 12:45
Vielen Dank für den überaus aufschlussreichen Bericht. Es wird wohl nicht viele geben die solch eine Reise, oder besser gesagt Expedition, jemals machen werden. Das mit den Bildern finde ich persönlich nicht so schlimm, die können ja nachgeholt werden, wenn der Internetzugang wieder besser ist.
Daher weiterhin viele tolle Erlebnisse und nicht zu vergessen, schön dass es mit Dir gesundheitlich wieder aufwärts geht.:dr:
Freue mich schon auf die weiteren Berichte.

Dachte ich auch, dann habe ich mich mal kundig gemacht. Die Antarktis wird gerade touristisch erschlossen und das nicht unerheblich. Es gibt diverse Anbieter mit vergleichbaren Touren. Viel krasser ist die Reise zum Nordpol, mit einem russischen Atomeisbrecher. Alles reguläre Touren, Kleingeld vorausgesetzt, ab fünfstellig geht es los.

Island war ja auch mal ein Geheimtipp, heute vollkommen überlaufen.

Auf jeden Fall spannend, es gibt viele sehenswerte Videos auf YT zu diesem Thema.

Signore Rossi
08.03.2019, 12:55
Mein tägliches Stückchen Fernwehbefriedigung! Weiter, immer weiter..... :gut:

Muigaulwurf
08.03.2019, 14:45
[...] Die Antarktis wird gerade touristisch erschlossen und das nicht unerheblich. [...]

Dicht und Ergreifend hat das auch schon thematisiert: (übersetzt aus dem Bayrischn)
Der Klimawandel wird ihnen die Suppe versalzen
Ab ins Reisebüro bevor die Eiskappen schmelzen

Alex_rs46
08.03.2019, 18:57
Wahnsinn Percy...:verneig:
Mitunter, wenn nicht sogar DER spannendste Reisebericht von dir!
Sehr amüsant zu lesen!!!

Vielen lieben Dank für‘s mitnehmen!
Sehr geil:dr:

PCS
08.03.2019, 21:05
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Und das Internet. Dessen beide Enden befinden sich definitiv hier. In der Antarktis. Und ich bin irgendwo zwischen diesen Enden. Auf der falschen Seite. Also abseits der Leitung. Es geht definitiv nix. Auch heute nicht, an diesem Donnerstag.

Doch beginnen wir den heutigen Bericht kurz noch etwas früher. Mit Mittwoch Nacht nämlich. Dort also, wo mein letzter Bericht endete. Aschermittwoch, wenn ich recht informiert bin. Denn so richtig viel vom Karneval bekommt man hier ja nun wirklich nicht mit. Gut. Worum geht es? Um – Musik! Die Seabourn Quest hat ein Entertainment System. Lustigerweise ist das das Gleiche wie auf der Europa 2, nur dass der Fernseher hier etwa ein Achtel so groß ist.

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Egal. Auf jeden Fall hat man dort eine gar mannigfaltige Auswahl an In-Suite Entertainment. Etliche CDs hat es da. Und meine liebe Kabinenstewardess schaltet mir zum Turn-Down Service immer was anderes ein.

Als ich an jenem Abend meine Kabine betrete, traue ich meinen Ohren nicht. Denn es läuft: Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei. Allerdings nicht in der Version von Stephan Remmler, nein, in der instrumentalen, Synthesizer-optimierten Variante von Cliff Carpenter.

Kennt jemand von Euch Cliff Carpenter? Bitte sagt jetzt laut und deutlich „Nein“. Ich müsste Euch ansonsten nämlich umgehend sperren. Ich jedenfalls kannte ihn nicht. Bis ich eben an jenem Abend auf meine Kabine kam und ihn dort vorfand. Ich bin wahrscheinlich eine der tolerantesten Personen, was Musik angeht, überhaupt. Aber DAS ist dann auch mir zuviel.

Gleichzeitig allerdings auch so derart faszinierend, dass ich es einfach nicht schaffe, umzuschalten. Weitere Highlights der CD gefällig? Gerne doch. Keine Sterne in Athen (ja, Cliff hat’s scheinbar mit Stephan Remmler), Atlantis is Calling, Brother Louie (Clifff mag auch Dieter Bohlen) und – Haut an Haut. Die Magie eines Roland Kaiser schafft es denn auch Cliff Carpenter nicht zu zerstören. Das rockt einfach. Klassiker halt. Machste nix.

Am nächsten Morgen dann schaue ich nach dem Aufwachen aus der Balkontür und erblicke: einen Eisberg. Dümpelt da einfach so vor dem Fenster. Ein ziemlich skurriler Anblick. Noch.

Meine Tour beginnt heute um 9:45 Uhr. Sprich 9:30 antreten im The Club auf Deck 5. Und wie wir ja wissen: das Ganze bereits Zipped & Clipped.

Zusätzliche Layer heute? Oder welche weg lassen? Nein. Keine Experimente. Hat gestern so wunderbar gepasst, das machen wir heute genauso. Mit den Zodiacs geht es hinüber zum Strand von Cuverville Island. Das Aussteigen ist ein wenig komplizierter als gestern, da der Strand extrem steinig ist.

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Dafür hat es Pinguine. Viele Pinguine. Sehr viele Pinguine. Erwachsene, die gerade in der Mauser sind und entsprechend wie versteinert herumstehen in der Hoffnung, dass das irgendwann auch mal aufhört, und Baby-Pinguine.

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Naja, wirklich Babys sind die nimmer. Dafür sind wir zu spät dran. Sie sind schon eher Teenager. Und entsprechend neugierig. Extrem neugierig. Tieren nicht näher als 5 Meter kommen ist in der Theorie ja gut und schön. Doch wie soll das gehen, wenn die Tiere einem derart auf die Pelle rücken? Sie interessieren sich einfach für alles. Kameras, Gehstöcke, Smartphones. Alles ist spannend. Alles muss angeschaut werden. So süß. So unglaublich süß. Ich bekomm‘ mich gar nicht mehr ein.

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Auch heute haben wir es wieder mit Gentoo Pinguinen zu tun. Und als die ersten von ihnen anfangen, herumzuschreien, kommt mir auch der deutsche Name schlagartig in den Sinn. Eselspinguine! Natürlich! Ich Biologie-Null!

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Pinguine sind lieb, putzig, ein echtes Erlebnis. Man kennt sie von Fotos, aus Videos. Was dort nicht vermittelt wird, nicht vermittelt werden kann, ist der – nun wie nenne ich das jetzt? Der spezielle Geruch, der in so einer Pinguin Kolonie in der Luft liegt. Der ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Teil ziemlich atemberaubend. So ein wenig nach verdautem Fisch eben. Traumhaft.

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Als einer der süßen kleinen Pinguine sich neben mir nach vorne beugt, ich noch überlege, was er jetzt macht und er ganz gepflegt „einen abseilt“, denke ich mir, jetzt definitiv ALLES gesehen zu haben und entscheide, so langsam zu den Zodiacs zurückzukehren. Die Guanomatics nicht vergessen, dann geht es auf Scenic Cruise mit den Zodiacs. Etwa eine halbe Stunde fahren wir zwischen den Eisbergen entlang auf der Suche nach Walen. Die sind allerdings immer gerade wo anders, also zurück zum Schiff.

Dort mache ich es mir in der Obseravtion Lounge gemütlich. Plötzliche Aufregung an der Backbordseite. Ich stürme nach draußen und sehe – einen Wal! Total nah. Direkt am Schiff. Was für ein majestätischer Anblick. Und die Geräusche dazu. Unglaublich. Spontane Glücksgefühle.

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Wenig später erneute Aufruhr. Was passiert da gerade. Wir steuern schnurstracks auf einen gigantischen Eisberg zu. Der Bug des Schiffes kommt ihm immer näher. Die im dortigen Whirlpool planschenden Gäste werden leicht unruhig. Ein irrer Anblick. Wobei ich mich frage, woher der Captain weiß, wie weit er bei diesem Manöver gehen kann. Auf der Steuerbordseite dann des Rätsels Lösung: neben dem Bug beobachtet ein Zodiac das Ganze und informiert die Brücke via Funk, wie viel Platz noch ist. Beruhigend.

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„Should we go between the Icebergs when we leave?“ ruft der Kapitän zu mir nach oben. Ich überlege kurz und antworte mit einem „Sure!“. Und so geschieht es dann auch. Die Seabourn Quest verlässt Cuverville Island, gleitet zwischen zwei großen Eisbergen hindurch. Irre! Einfach irre! Wenig später tauchen dann auch noch Wale auf. Viele von ihnen. Humpback Whales, also Buckelwale. Erst sind sie noch in der Ferne zu sehen, dann kommen sie langsam näher. Immer näher. Vier tauchen plötzlich direkt rechts vom Schiff auf, zwei links.

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Vergessen ist die eisige Kälte, die durch den aufkeimenden Wind herrscht. Diese Szenerie ist einfach unglaublich. Sie ist so unwirklich. Ein weiterer Gänsehautmoment. Vielleicht sogar DER! Nicht zu toppen. Ich habe Tränen in den Augen. Vor Glück. Und vor Kälte. Kein Video, kein Bild der Welt kann das beschreiben, was hier gerade zu erleben ist. Ein Traum. Ein absoluter Traum. Nicht mehr und nicht weniger.

Auch die Expedition Crew ist an Deck, das Briefing wird kurzerhand verschoben. Länger bleiben dürfen wir allerdings sowieso nicht. Wenn Wale gesichtet werden, dürfen Schiffe maximal eine halbe Stunde in deren Nähe verweilen. Dann heißt es Abschied nehmen.

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Es ist ein besonderer Tag und dazu passt auch ein besonderes Dinner. Eines im Steakrestaurant „The Grill“ by Thomas Keller. Hier habe ich heute einen Tisch bekommen, was nicht immer ganz einfach ist und meist nur nach langer Vorreservierung möglich ist. Mit mir am Tisch: ein liebes Ehepaar aus Süddeutschland, welches ich bei der Katamaran Tour in Ushuaia kennen gelernt habe und was, wie ich, den Altersdurchschnitt an Bord deutlich senkt.

Das The Grill ist das Signature Restaurant an Bord. Die am Tisch erfolgende Zubereitung des Caesars Salad ist spannend mitanzuschauen, die Portion hausgemachte Tagliatelle mit Trüffelschaum sehr gut und das Real Rib Eye genau so sensationell, wie ich dies von meiner letzten Reise in Erinnerung hatte. Vom Layer Chocolat Cake schaffe ich dann auch nur noch eine winzige Spitze.

Kurz noch auf ein Getränk zu James an die Observation Bar, dann geht’s zurück in die Kabine. Diesmal ohne Cliff Carpenter. Meine Suche nach einer Roland Kaiser CD bleibt erfolglos, dafür gibt’s Falco. Vienna Calling. Auch nicht schlecht. Gute Nacht.

ein michael
08.03.2019, 21:23
Gute Nacht und danke für das tolle update. Und schöne, dass es mit Bildern geklappt hat. Untermauern deine lebhafte Schreibe:gut:

ROLlingEXport
08.03.2019, 21:27
Grandios - super Bilder, auch die vom Mittwoch! :verneig: Schön, dass es dir wieder besser geht?

kiriumblau
08.03.2019, 22:21
Ich bin sprachlos. :verneig::verneig::verneig:

Hypophyse
08.03.2019, 22:27
Ein Traum, beeindruckend.

harleygraf
08.03.2019, 22:29
Wirklich beeindruckend, Percy!:dr:
Danke, dass Du uns so intensiv teilhaben lässt...

avernas
08.03.2019, 22:36
Das ist der beste Reisebericht ever :verneig::verneig::verneig:

Ich ärgere mich,da wir ab morgen auch auf einem Schiff sind ( und da bin ich aus Prinzip offline) das ich die Fortsetzung erst in zwei Wochen
lesen kann ;)

Ich denk an dich wenn ich am Maho Beach die Flieger betrachte :supercool:

Peterchens Mondfahrt
08.03.2019, 23:16
Das ist der beste Reisebericht ever :verneig::verneig::verneig:

Ich ärgere mich,da wir ab morgen auch auf einem Schiff sind ( und da bin ich aus Prinzip offline) das ich die Fortsetzung erst in zwei Wochen
lesen kann ;)

Ich denk an dich wenn ich am Maho Beach die Flieger betrachte :supercool:


Viel Spaß auf Sint Maarten und in jedem Fall einen Cocktail in der "Drift Wood Boat Bar & Grill" trinken. :dr:

Magul
09.03.2019, 00:03
Herrlich, Percy. Fühle mich mitgenommen und fast so, als wäre ich mit dabei.:gut:

Jubilado
09.03.2019, 01:38
Grandios, macht wirklich Spaß, die Bilder, der Text dazu, einfach alles.

herriflens
09.03.2019, 02:42
Da reihe ich mich doch gerne ein in die Gruppe derer, die sich bestens von Dir unterhalten fühlen. Hast Du schön geschrieben. Nachdem die Diarrhö mittlerweile in die An(n)alen der Reisegeschichte eingegangen zu sein scheint, und die letzten Moleküle der Colakur den Körper wohl mittlerweile auch verlassen haben sollten, wäre es da nicht mal wieder Zeit für einen Negroni? Oder zumindest ein lässiges Glas Champagner im Stehen. In diesem Sinne weiterhin ganz viel Spaß an Bord und viele andächtige Momente beim Blick von Bord. Die ungezähmte Seite von Mutter Natur in dieser gottverlassenen Ecke der Erde zu bestaunen, muss ganz besondere Gefühle auslösen. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung.

AndreasS
09.03.2019, 04:45
Ganz große Klasse, Percy. Weiter so. :verneig:

Robson
09.03.2019, 07:04
Danke Danke fürs Mitnehmen :verneig::verneig:

ThorstenD
09.03.2019, 07:10
Gigantische Bilder, vielen Dank fürs Mitnehmen.

volvic
09.03.2019, 10:24
Mega. Danke Percy:dr:

trk1969
09.03.2019, 10:43
Sen-sa-tio-nell! :gut:

ligthning
09.03.2019, 11:19
:dr::gut::dr:

buchfuchs1
09.03.2019, 11:19
Ganz oben bei den Reiseberichten.

primero
09.03.2019, 13:35
Sensationell Percy, da müssen wir wohl auch mal hin:verneig:

Beste Grüße,
Marion & André

Wirbel
09.03.2019, 13:56
Sehr schön geschrieben, fast so als wäre man mit dabei...
Weiterhin viel Spaß...

orange
09.03.2019, 18:34
Percy, für mich dein mit Abstand bester Reisebericht bisher. Vielleicht auch wegen der wenigen Bilder. Du hast das wunderbar beschrieben. Vielen Dank für diese großartige Reise...:verneig:

frame
09.03.2019, 19:11
Was würd ich geben, dabei sein zu können! Genieß die Tage und erfreue uns weiter! Danke Dir im Namen aller hier!

PCS
09.03.2019, 20:23
Aaaaaaaaargh!!!! Es ist ein Drama! Heute ist nicht mein Tag. Heute ist – definitiv – nicht mein Tag. Das geht soweit, dass ich in der Observation Lounge sitze und noch immer vor mich hin lache, ob des absoluten IDIOTS, der ich bin. Unglaublich. Zu blöd um ausm Bus zu winken. Aber von vorne.

Heute ist Freitag. Paradise Bay steht auf dem Programm. Und meine erste Kajak-Tour. Die beginnt um 12 Uhr. Treffpunkt im The Club: 11:30 Uhr. Diesmal nicht Zipped & Clipped, da man für die Kajaks sowieso in Ganzkörperanzüge gesteckt wird. Also nur die entsprechenden Layer an Kleidung mitnehmen.

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2, 2, 3 hat man mir gesagt. Zwei Paar Socken, zwei Paar Hosen, Shirt, dazu T-Shirt, Hemd und Fleecejacke bzw. Hoodie oder sowas in der Art. Mehr nicht. Alles klar. Ich klemme mir meinen Belstaff Cardigan unter und mache mich auf den Weg. Im Club helfen alle Entertainment Leute mit, die Gäste in die Anzüge zu bekommen. Gar nicht mal so einfach, wenn man darin nicht geübt ist.

Irgendwann bin ich dann auch drin. Und merke, dass das Ding gar nicht über eine Kapuze verfügt. Eine Mütze ist da vielleicht etwas wenig. Also im Zodiac-Anzug (übrigens ein äußerst modisches Accessoire – NOT!) einmal übers ganze Schiff zurück in die Kabine hechten und noch eine zweite Mütze holen. Dabei verlaufe ich mich auch noch (nicht gedacht, dass das überhaupt geht). Gott, ist mir jetzt warm. Aber mal so richtig!

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Ein Glück geht’s dann auch schon direkt aufs Deck. Und da wird es: kalt. Abrupt. Aber sowas von. Na das kann ja was werden. Eine Dame des Expeditions-Teams fragt, ob ich mir ihren Halswärmerrundschalwasauchimmer leihen will. Dankbar sage ich ja.

12:00 Uhr soll es losgehen, doch nichts passiert. Die andere Kajak Gruppe ist noch nicht zurück. Es dauert. Und dauert. Und es ist kalt. Wie kann das sein? Ich habe doch alles nach Anweisung gemacht. Doch eine Lage mehr das nächste Mal? Ganz bestimmt. Aber heute? Heute musst du da nun wohl oder übel durch.

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Nach einer halben Ewigkeit geht es dann hinunter zum Zodiac. Auch dort nochmal warten. Im warmen Treppenhaus. Augenblicklich komme ich wieder ins Schwitzen. Im Zodiac dann: frieren durch den Fahrtwind. Schwierig. Echt schwierig.

Das Zodiac bringt uns zu einem steinigen Hügel. Dort warten die Kajaks. Einmal den Hügel erklimmen, kurze Einweisung, dann auf der anderen Seite runter zu den Booten. Das Alles in den ungewohnten Neoprenschuhen. Es dauert denn auch nur drei bis vier Schritte, ehe ich mein Gleichgewicht verliere und mich gerade noch so fangen kann. Nee, sowas ist echt nix für mich. Der linke Knöchel reagiert auch ein wenig verärgert ob der für ihn ungewohnten Situation. Ja, rein körperlich zumindest passe ich perfekt ins Durchschnittsalter an Bord.

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Das Einsteigen ins Kajak ist nach der Trockenübung von Neulich hingegen ein Leichtes. Und dann geht es auch schon los. Das Wasser fast spiegelglatt, nur leichter Wind, perfekte Bedingungen. Dazu: diese unglaubliche Ruhe. Von der Ferne hört man ein paar Eselspinguine. Ansonsten: einfach nur Nichts.

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Nun, Nichts ist nicht ganz richtig. Ab und an wird die Stille durchbrochen von einem Rauschen, einem leichten Donnern. Dann nämlich, wenn irgendwo ein Teil eines Gletschers abbricht. Ein beeindruckendes Geräusch.

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Neben unseren Kajaks haben wir auch das Zodiac dabei. Ein Mitglied des Expeditionsteams fährt mit diesem voraus, um zu schauen, ob es irgendwo Robben oder sogar Wale gibt.

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To make a longs story short: das Glück ist uns dieses Mal nicht hold. Kein einziges Tier verirrt sich in unsere Nähe. Selbst die eine Robbe, die interessiert unsere Trockenübungen vom Wasser aus beobachtet hat, ist abgedampft. Ja, man kann es nicht anders sagen, das Ganze ist, trotz der tollen Eindrücke, so nah am Wasser, ein klein wenig enttäuschend.

Außerdem sind meine Handschuhe komplett durchnässt, mir ist kalt und die Sonne ist auch wieder weg. Die Kajak Tour endet auf einer Pinguin Insel. Dort wartet das Zodiac. Es ist bereits in Sichtweite als – ein Ruck durch unser Kajak geht. Wir haben es tatsächlich geschafft, zielstrebig den wahrscheinlich einzigen großen Unterwasserstein anzusteuern, den es hier gibt. Links und rechts fahren die anderen Boote an uns vorbei. Nur bei uns geht gar nix mehr.

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Wir kommen nicht vor, wie kommen nicht zurück, sämtliche Bemühungen enden immer nur darin, dass wir uns um die eigene Achse drehen. Ja super. Toll gemacht. Die Guides sind auch schon davongefahren. So endet dann also das Abenteuer Antarktis. Auf einem Stein. In der Paradise Bay.

Die kommenden Stunden werden uns sicher die Pinguine auslachen, und vielleicht sehen wir ja doch noch einen Wal, bevor wir dann endgültig erfrieren. Nein, sicher sehen wir keinen Wal. Dafür ist das hier ja erwiesenermaßen zu seicht. Also noch nicht einmal das. Doof.

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Glücklicherweise ist mein Kajak-Partner ein wenig erfahrener und sagt mir, ich solle mit dem Paddel doch einfach mal versuchen, mich am Grund abzustoßen. Ja, hmm. Gute Idee. Hätte ich auch selbst drauf kommen können. Aber ich und Physik, das war schon zu Schulzeiten immer so eine Sache.....

Klappt dann auch ganz gut mit dem Abstoßen und wir schaffen es zurück zum Ufer. Dort ins Zodiac und zurück zum Schiff. Eine kalte Rückfahrt. Sehr kalt. Bitterkalt. Ich liebe Zodiac fahren, heute allerdings kann ich es kaum erwarten, bis der Ritt zu Ende ist. Zwischenzeitig muss ich mich immer wieder vergewissern, ob meine Finger alle noch da sind, spüren tue ich sie nämlich schon lange nicht mehr.

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Eigentlich wollte ich nach Rückkehr noch eine richtige Zodiac Tour machen, nur geht die gerade los, bevor wir am Schiff ankommen. Das wird also auch nix. Ärgerlich. Auf der anderen Seite sehne ich mich gerade nach nichts mehr denn nach einer heißen, ausgiebigen Dusche.

Also rauf aufs Schiff, rein in den Club, den Ganzkörperanzug loswerden und ab auf die Kabine.

Wie ich ja bereits berichtete, nehme ich seit Tagen ausschließlich die Treppe. Donnerstag waren es 19 Stockwerke, heute derer gar 32. Das nur nebenbei bemerkt. Jedenfalls erklimme ich die Treppen hoch zu meinem Kabinendeck, als ich beim Vorbeigehen an einem Fenster aus dem Augenwinkel einen riesigen Wal sehe, der direkt neben dem Schiff auftaucht, aus dem Wasser springt und sich unter großem Spritzen seitwärts wieder in jenes fallen lässt. Er tut dies direkt neben einem genau der Zodiacs, in dem ich jetzt eigentlich hätte sitzen sollen.

DAS! IST! NICHT! WAHR!

DAS IST JETZT EINFACH NICHT WAHR!! Das kann doch nicht sein! Bitte, wie ungerecht ist das denn? Ich kann es nicht glauben. Wie versteinert blicke ich aus dem Fenster. Es sind übrigens zwei Wale. Mutter und Kind. Und sie treiben dieses Spielchen gleich weitere drei oder vier Male. Die Menschen in den umherdümpelnden fünf Zodiacs bekommen da gerade die Show ihres Lebens geboten. Und ich? Oh ist das gemein. IST DAS GEMEIN!!!

Vollkommen frustriert begebe ich mich in meine Kabine. Am liebsten will ich die heute auch gar nicht mehr verlassen. Sicher werden für den Rest des Tages überall nur noch die „Money Shots“ herumgezeigt. „Hey Percy! Did you get that Whale today?“ Geh, lasst’s mir mei Ruh!!

Nach der heißen Dusche, Gott tut die gut, sieht die Welt allerdings schon wieder ein wenig besser aus. Antarktis erleben heißt auch, sich mit seinem Schicksal abzufinden. Und ja, ein Blick nach draußen und man muss sich trotz aller Frustration eingestehen, es könnte tatsächlich schlimmer sein.

Also anziehen und auf zur Tea Time in die Observation Lounge. Hmmm. Wo ist eigentlich mein Belstaff Cardigan? Wo hab ich den denn hin? Das große Suchen beginnt. So groß ist die Kabine doch gar nicht. Verdammt. Hab‘ ich den schon im Club ausgezogen? Eigentlich nicht. Ich checke mein letztes Selfie: kein Cardigan. Ok. Zurück zum Club und siehe da: da liegt er. Glück gehabt.

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In dem Moment kommt es mir in den Sinn. Den hast du hier nicht ausgezogen, den hast du vorhin gar nicht erst angezogen! Schlagartig wird mir klar, warum es mir so derart kalt war auf der Kajak Tour. Ich OBERDEPP hatte einfach nur ein einfaches Hemd unter dem Anzug! Bitte, wie blöd kann man sein???

Auf dem darauffolgenden Weg zur Obseravtion Lounge folgt ein virtueller Facepalm dem nächsten. Fassungslos, durch die Nacht. Ohne Worte. Echt. Du Idiot!

Ebenfalls bemerke ich, dass ich heute noch gar nichts gegessen habe. Na gut. Dann darf es ein Scone sein. Mit Schlagsahne natürlich. Und Erdbeerkonfitüre aus Österreich. Mmmmmmm.

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Wir brechen auf. Vorbei geht es an Eisbergen. Nicht so großen wie gestern, dafür vielen von ihnen. Der Kapitän steuert die so genannte Iceberg Alley an. Die erreichen wir rechtzeitig zum Abendessen. Doch leider versperren drei riesige Eisberge den Eingang. Der Name kommt eben nicht von ungefähr.

Ein wenig verweilen wir am damit dann zwangsläufig südlichsten Punkt unserer Reise, dann drehen wir um und begeben uns auf den Rückweg. Schade, aber – passt ja auch irgendwie zum Rest des Tages.

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Abendessen heute im Restaurant in großer Deutsch-Österreichisch-Schweizer Runde. Quasi der DACH-Tisch. Den werde ich von nun an öfter aufsuchen. Es gibt Picata Milanaise. Sensationell gut. Dem Nachtisch verweigere ich mich dafür. Nicht übertreiben.

Auf einen Absacker gehe ich anschließend noch an die Observation Bar. Dort kommt es zu für mich leicht irritierenden Bar-Gesprächen. Sie handeln von speziellen Themenkreuzfahrten, von deren Existenz ich bislang nicht einmal wusste. Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht näher erläutern, da es mir ansonsten die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Okay. Auf jeden Fall – man lernt nie aus. Jeder Special Interest Gruppe ihre Kreuzfahrt. Hoffentlich träum‘ ich da jetzt nicht von. Drückt mir die Daumen. Gute Nacht!

slimshady
09.03.2019, 20:55
Danke Percy!; aber mal ganz doof gefragt - könnte so ein Wal nicht relativ einfach eine Kajak umstossen?

PCS
09.03.2019, 21:00
Jep. Deswegen hast halt den Scout, der das erkundet - und im Notfall den wasserdichten Anzug und die Rettungsweste.... :D

slimshady
09.03.2019, 21:17
I see; also doch ein wenig wie bei Pinocchio.

siebensieben
09.03.2019, 21:38
Wieder mal Hammer!!! Nimmst Du die große Kamera mit ins Kajak?

frame
09.03.2019, 22:06
Wieder mal Hammer!!! Nimmst Du die große Kamera mit ins Kajak?

Hab ich mich auch gefragt ...

PCS
09.03.2019, 22:15
Hatte ich für den Fall der Fälle mit dabei. Allerdings in nem Drybag. Ist etwas umständlich die dann rauszufummeln. Aber alle Bilder hier im Thread sind eh mit dem iPhone gemacht.

siebensieben
09.03.2019, 22:32
8o Dann kannste doch das große Teil zu Hause lassen. :op: Tolle Bilder vom Iphone, kann man nicht anders sagen!! :verneig:

tigertom
09.03.2019, 22:49
Super stories und Fotos wieder! :gut:
Nur: die „speziellen Themenkreuzfahrten“, würde mich jetzt doch interessieren, was darunter zu verstehen ist... :grb: :D

Alex_rs46
09.03.2019, 23:46
So wunderschön:verneig: