Verzögern mit eingelegtem Gang und ohne jegliches Gasgeben bedeutet normalerweise, dass der Motor in der Schubabschaltung ist, also überhaupt keinen Kraftstoff benötigt. Es gibt ein paar Ausnahmen, wo doch etwas Kraftstoff eingespritzt wird, aber davon abgesehen ist die Schubabschaltung die sparsamte Fahrweise überhaupt.

Das Segeln macht nur dann Sinn, wenn ich eigentlich gar nicht langsamer werden will. Beispiel: Ich möchte eine Strecke von 1km Länge fahren. Bei normaler Konstantfahrt brauche ich bei 120km/h beispielsweise 6,0l/100km, also absolut 0,06 Liter für die Strecke.
Um jetzt das Segeln effektiv zum Sparen zu nutzen, sollte ich erst eine kurze hochlastige Beschleunigung auf sagen wir 130km/h machen. Dabei braucht das Auto dann mal -sagen wir für 3s- 30l/100km. Während dieser Zeit legst Du ca. 100m zurück, verbrauchst also absolut ca. 0,03 Liter. Für die verbleibenden 900m Strecke gehst Du vom Gas und das Auto segelt. Dabei hast Du einen Leerlaufverbrauch von angenommen 0,7 l/h. Unterstellen wir, dass Du am Ende Deiner Segelphase noch ca. 110km/h fährst (der Motor bremst zwar nicht, aber die übrigen Fahrwiderstände sind unverändert), dann hast Du in etwa die gleiche Durchschnittsgeschwindigkeit von 120km/h und brauchst für die 900m 56s. Dein Motor braucht in diesen 56s also rund 0,01 Liter für seinen Leerlauf. Macht dann in Summe 0,04 Liter für die gesamte Strecke. Ich finde das schon beachtlich, das ist immerhin 1/3 weniger als bei der "echten" Konstantfahrt. Die Zahlen sind natürlich nur geschätzt, passen aber in etwa.

Aber hat man wirklich Lust, so zu fahren, wenn man eigentlich eine längere Strecke konstant fahren möchte und dazu den Tempomaten nutzen könnte? (Übrigens, beobachtet bei BMW im EcoPro-Programm mal den Tempomaten, lässt der genau dieses Pendeln um eine Wunschgeschwindigkeit herum zu.)
Mir wäre jedenfalls die Gefahr zu hoch, dass mein Hintermann mir bei nächster Gelegenheit an die Kehle springt.
Was bleibt dann noch als Anwendungsfall? Ich fahre auf ein mir bekanntes Tempolimit zu, wo ich sehr genau weiß, wann ich vom Gas gehen muss, um dann segelnderweise genau am Schild das richtige Tempo zu haben. Bei BMW z.B. unterstützt einen hierbei die Elektronik mit entsprechenden Hinweisen im Kombi oder HeadUp-Display. Das funktioniert ziemlich gut, aber dem Hintermann gefällt das vermutlich trotzdem nicht besser.
Sobald ich aber zu schnell bin und bremsen muss, wird der Gang natürlich wieder eingelegt, sonst würde man ja alle Nachteile miteinander kombinieren: Der Motor hat statt Nullverbrauch in der Schubabschaltung einen geringen Leerlaufverbrauch und durch die fehlende Bremswirkung des Motors belaste ich die Reibbremse des Autos noch höher.

Apropos Bremswirkung des Motors: Ich weiß nicht, warum Du eigentlich so gern im Leerlauf fahren möchtest. Aber mache doch mal folgenden Versuch: Nimm Dir eine bestimmte Strecke, starte an einen definierten Punkt mit einer bestimmten Geschwindigkeit, rolle ohne Gas zu geben durch die Strecke durch und merke Dir die Endgeschwindigkeit am Schluss. Mache das einmal im Leerlauf und einmal in D. Ich gebe mal einen Tipp ab: Der Unterschied wird nicht groß sein. Je kleiner der Motor und je höher der Gang, in den das Getriebe beim Rollen schaltet, umso geringer ist die Bremswirkung des Motors. Und nachdem der Trend eben immer mehr zu kleinen, aufgeladenen Motoren geht und zu Getrieben die früh in hohe, lang übersetzte Gänge schalten, ist die Motorbremswirkungen heutzutage denn auch sehr überschaubar.
Am Ende musst Du Dir dann die Frage stellen, ob Du für so einen kleinen Unterschied Lust dazu hast, ständig manuell irgendwelche Fahrstufen ein und auszulegen, statt das Getriebe einfach mal das machen zu lassen, für was es da ist: automatisch zu schalten.

Schöne Grüße
Thomas