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  1. #1
    ehemaliges mitglied
    Gast

    Frage Wie brisant ist (bröseliges) Tritium wirklich?

    Hallo,
    die Fotos, die man von in Würde gealterten Plexis sieht, finden wir alle atemberaubend, klar. Von zart-vanille bis fast schon senfgelb- die Tritium-Zwiebeln sind immer wieder ein Hingucker.

    Blöd wird es nur, wenn man zum Konzi kommt und der Uhr einen Service spendieren will. Dann kommt man regelmäßig in die Diskussion, dass es (neben der rechtlichen Schwierigkeiten entsprechend der EU-Strahlenschutzregelungen) auch technische Bedenken gibt, die Zeiger/das ZB wieder in die Uhr einzubauen: Das Tritium zerfällt, die Leuchtmasse wird bröselig und bröselt in das Uhrwerk hinein, verteilt sich dort und schmirgelt die Lager. Selbst wenn es der Konzi machen würde, würde er es deshalb ablehnen, eine Garantie zu geben.

    Also, das ist zumindest mein Stand. Mein Uhrmacher von W* betet mir das immer wieder her. Ich bin mir unsicher, was daran wirklich real ist und was nur Geschäftstüchtigkeit. Was ist mit all den ollen Zwiebeln, 30, 40, 50 Jahre alt, die immer noch mit teilweise bemitleidenswertem Leuchtmassenzustand ihren Dienst tun?

    Wie ist Eure Meinung? Was habt Ihr von Uhrmachern dazu gehört? Wie macht Ihr das?

    Danke
    Frank

  2. #2
    Yacht-Master
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    Ein Member hat mal ein Strahlenschutz-Seminar an einer Uni besucht. Fazit: Für den Träger absolut unbedenklich. Für den Uhrmacher ist der kleinste Krümel, der in seinen Körper kommt, bereits gefährlich.

    Ich habe eine Ingenieur SL Jumbo Quartz (=eine Uhr mit Datumsfenster), bei der aus einem Index mal eine winzige Menge herausgebröselt ist. Die Uhr bleibt alle paar Monate mal hängen. Man muss ihr einen kleinen Schnick mit dem Finger verpassen und dann läuft sie wieder.
    Alles nicht so toll irgendwie....

    Ich hab selber eine alte 5513 mit T-Ausstattung, die aber nur im Safe liegt. In die andere 5513 hab ich ein 5512 SL Serviceblatt einbauen lassen. Und meine 1675 bekommt auch bald eine SL-Umrüstung verpasst.

    Grüsse,

    Bernd
    "Less is boring" (Paul Smith)

  3. #3
    PREMIUM MEMBER Avatar von usummer
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    Ich habe da von Adriano22 was gelernt. ZITAT:
    Hier noch mal ein wenig Physik: Tritium ist ein Wasserstoffisotop, was bedeutet, daß es in seinem Kern ebenso viele Protonen hat wie "normaler" Wasserstoff, nämlich ein Proton, aber Tritium hat zusätzlich noch zwei Neutronen, wird daher auch "überschwerer Wasserstoff" genannt. Dies hat zur Folge, das der Kern instabil ist, daher ist Tritium radioaktiv. Es ist ein sogenannter Beta-Strahler genauer es findet Beta-minus- Zerfall statt. Ein Neutron des Kerns sendet ein schnelles Elektron und ein Antineutrino aus, nun verwandelt sich durch diesen Vorgang das Neutron in ein Proton. Es entsteht ein neuer Stoff, da ein Element durch sein Protonenzahl definiert ist.

    Nun haben wir einen Stoff mit ZWEI Protonen und einem Neutron. Dies ist nun das stabile, also nicht radioaktive, Heliumisotop Helium 3 ! Normales Helium hat zwei Protonen und zwei Neutronen. Dieses Isotop hat Zwei Protonen und EIN Neutron. Übrigens sind beide Stoffe gasförmig, Tritium und Helium 3 ! Das Tritium ist in einem Lack gebunden. Es leuchtet nicht selbst, sondern regt eine Leuchtmasse, meist Zinksulfid (weiß) oder Zinksilikate (grünlich) zum Leuchten an, dient also lediglich als Anregungs- bzw. Energiequelle. Durch den Elektronenbeschuß wird also das Zinksulfid bzw. Zinksilikat zum Leuchten angeregt, sogenannte Radiolumineszenz.

    Durch den dauerhaften Elektronenbeschuß altert der Lack, in dem das Tritium gebunden ist, er vergilbt. Daher die, manchmal erwünschte, Änderung der Farbe der Indizes und Zeiger. Tritium hat eine Halbwertszeit von 12,26 Jahren, was bedeutet das nach dieser Zeit nur noch die Hälfte des Anregungspotentials vorhanden ist. Das Helium3 steht nicht mehr zur Anregung zur Verfügung da es ja nicht radioaktiv ist. Die Zerfallsreihe endet also hier. Man könnte meinen, daß nach 12,26 Jahren noch die Hälfte der Aktivität, Leuchtkraft vorhanden ist. Dem ist leider nicht so, da das Tritium mit der Zeit ausgast und somit nicht mehr als Energielieferant für die Leuchtmasse zur Verfügung steht. Das Nachlassen der Leuchtkraft geht also schneller als errechnet bzw. erhofft.

    Ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und etwas Licht in die Angelegenheit bringen können !!

    Gruß Adriano22

    Ach, da fällt mir noch etwas ein, die Bezeichnung auf Zifferblättern T<25 bedeutet, daß die Leuchtmasse mit weniger als 25 Millicurie strahlt. Ein Curie, die veraltete Einheit für radioaktiven Zerfall, ist definiert als 37 Milliarden Zerfallsvorgänge pro Sekunde. Dies entspricht der Aktivität von einem Gramm Radium. Das Zifferblatt zeigt also eine Aktivität von weniger als 25 * 10-³ Curie !! Also 0.025 mal 37.000.000.000 Zerfallsvorgänge ! Also 925.000.000 Zerfallsvorgänge pro Sekunde, man staunt, was auf so einem Zifferblatt alles vor sich geht !!

    Adriano22



    Gruss. Ulf

  4. #4
    ehemaliges mitglied
    Gast
    Danke.
    Aber es geht mir nicht um die strahlentechnische Brisanz, sondern ausschließlich um das Risiko von Schleifkrümmelchen (=zerbröseltes Leuchtmasse) im Uhrwerk.

  5. #5
    Gesperrter User
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    Fände ich auch interessant, ich habe wiederholt Brösel auf dem Blatt meiner 16520, hatte das Blatt einmal reinigen lassen.
    Habe mir erstmal NOS Tritium Zeiger für die Uhr besorgt, Patina sehe ich keinen Unterschied, werde ich bei Gelegenheit mal
    den Uhrmacher Fragen, ob es wirklich die Zeiger sind - falls ja lass ich sie wechseln, behalte die alten aber trotzdem....

    Wegen Brösel Gefahr im Werk: Da hat mir Bucherer gesagt, dass so kleine Krümel keinen Stillstand bewirken können, die Abnutzung
    wäre aber höher, evtl. geht irgendwann die Gangreserve runter.

  6. #6
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    Nun ja, wenn ein größerer "Brocken" z.B. in den Gang gerät, also zwischen Gangradzahn und Palette, kann das durchaus einen Stillstand bewirken. Ansonsten ist jeglicher Dreck, der im Werk rumfliegt natürlich verschleißfördernd. Diese Partikel bleiben ja gern da hängen wo Öl ist, also in den Lagern, gut ist das sicher nicht. Die Hauptfeinde eines mechanischen Uhrwerks sind Schmutz und Feuchtigkeit.

    Adriano22

  7. #7
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    Hier gabs doch mal einen Tipp für irgendeinen Lack, mit dem ein feinfühliger und dem Vintage-Gedanken wohlgesonnener Uhrmacher dem Tritium neuen (Zusammen-)halt geben kann.

    Grüsse,

    Bernd
    "Less is boring" (Paul Smith)

  8. #8
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    Zitat Zitat von 1500 Beitrag anzeigen
    Hier gabs doch mal einen Tipp für irgendeinen Lack, mit dem ein feinfühliger und dem Vintage-Gedanken wohlgesonnener Uhrmacher dem Tritium neuen (Zusammen-)halt geben kann.

    Grüsse,

    Bernd
    Das war wohl eher ein Scherz, wenn ich mich richtig dran erinnere.....

  9. #9
    Sea-Dweller Avatar von Xandi
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    Warum, die Leuchtmasse wird doch auch nur von Lack zusammengehalten. Zumindest die Zeiger kann man durch rückseitiges Auftragen von z.B. Serviettenlack stabilisieren.
    Eine gute Zeit,
    Alex

  10. #10
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    Zitat Zitat von Xandi Beitrag anzeigen
    Warum, die Leuchtmasse wird doch auch nur von Lack zusammengehalten. Zumindest die Zeiger kann man durch rückseitiges Auftragen von z.B. Serviettenlack stabilisieren.
    Serviettenlack, genau das war es. Was immer das sein mag.

    Hat das mal jemand versucht? Die Idee, eine poröse, bröckelige Masse eine geringe Menge eines geeigneten Lackes aufsaugen zu lassen ist ja an sich nicht schlecht.

    Grüsse,

    Bernd
    "Less is boring" (Paul Smith)

  11. #11
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    Das würde mich auch interessieren !!

    Schönes Wochenende !! Adriano22

  12. #12
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    Mit praktisch beliebigem Klarlack habe ich schon so manchen Zeiger von hinten verstärkt, aber für Indizes auf Zifferblättern gibt es keine unsichtbare Rettung...

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