Liebe Rolex-Fans,
wie jedes Jahr wurde viel und kontrovers über die neuen Rolex-Modelle diskutiert. Bisher hat aber wohl niemand den Versuch unternommen, die neuen Rolex-Modelle einmal aus der Sicht des Unternehmens Rolex SA zu sehen. Ich wage daher nachfolgend einmal einen Erklärungsversuch:

Zur Zeit verfügen die Rolex SA und ihre Konzessionäre weltweit über einen extrem hohen Bestand an Lageruhren. Vor diesem Hintergrund durften möglichst nur Neuheiten präsentiert werden, die die bisherigen Uhren nicht kannibalisieren und den Verkauf der Lageruhren somit nicht behindern. Die Neuheiten sollten daher auch neue Zielgruppen ansprechen, damit die Uhren möglichst direkt abverkauft werden können, ohne aber den Verkauf der Bestandsuhren zu behindern.

Die Datejust II erschließt neue Käuferschichten, denn nun werden bei Rolex auch diejenigen fündig, die eine größere und elegantere Rolex im mittleren Preissegment suchen. Vielen war die Day-Date II zu hochpreisig, die Professional-Modelle zu sportlich und die Datejust mit 36 mm zu klein. Diese Käuferschicht wurde bisher an die Konkurrenz verloren, wird nun aber auch bei Rolex fündig.

Zusätzlich wird in diesem Jahr eine immens wichtige Rolex-Zielgruppe hofiert: Die Damen! Nachdem in den letzten Jahren viele Neuheiten im Herrenbereich vorgestellt wurden, erinnert sich Rolex in diesem Jahr verstärkt der Damen, die Rolex seit Jahrzehnten konstant und allen bisherigen Krisen trotzend die Treue gehalten haben. Als beispielsweise in den 70er und 80er Jahren die Herren massenweise zu den Quartzuhren anderer Hersteller übergelaufen sind, haben die Damen konstant weiter Rolex gekauft und so in Genf Schlimmeres verhindert. Schließlich ist die meistverkaufte Rolex der letzten 40 Jahre nicht etwa die Submariner oder eine andere Herrenuhr, sondern die Lady-Datejust in gelbem Rolesor.

Da die Damen in den letzten Jahren aber eher adipöse Uhren bevorzugen, ist es ein kluger Schachzug diese treue Klientel entsprechend zu bedienen und nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Die Lancierung der Datejust mit 36 mm in Rolesor mit Diamantlünette und femininen Zifferblättern, die weißen Daytonas, als auch die Royal Pink kommen diesem Trend nun gezielt nach. Verständlich, daß dabei eine Durchmischung mit den klassischen Herrengrößen stattfindet, aber bedingt durch die andere Zielgruppe wird der Verkauf der klassischen Datejust bzw. Daytona für Herren wohl kaum beeinflußt.

Mit Ausnahme der Rolesor-Submariner wurden keine Neuheiten im „Professional“-Bereich für Herren lanciert, keine neue Explorer II, keine neuen Lünetten für die GMT-Master II. Der Verkauf der bisherigen Modelle kann vor dem Hintergrund der hohen Lagerbestände also fast „ungestört“ weitergehen.

Mein Fazit daher: Respekt, Herr Meier!

Noch eine frustrierende Nachbemerkung:
Die hier im Forum oftmals vertretenen Meinungen sind für die Rolex-Modellpolitik leider von eher untergeordneter Bedeutung.

Selbst wenn jedes der ca. 13.000 Mitglieder eine neue Rolex pro Jahr kaufen würde, wäre der Marktanteil nur ca. 2% (der Umsatzanteil wäre noch viel geringer, da hier zu ca. 80 % Stahluhren gekauft werden) und es müssten jährlich immer noch ca. 680.000 Uhren anderweitig verkauft werden. Noch schlimmer sieht es für die Vintageliebhaber aus, denn ihr jährlicher Modell- und Umsatzanteil bei der Rolex SA ist ganz oder nahe „Null“. Und auch die Damen als wichtige Rolex-Zielgruppe sind hier leider völlig unterrepräsentiert.

Ihr seht, wir bei R-L-X sind leider nicht der Maßstab………

Viele Grüße
Matthias


PS. Beinahe hätte ich es vergessen! Vielen Dank an die rasenden Reporter Percy und Alex, die uns gestern eine Live-Show der besonderen Art geboten haben.